Veränderungen ...

Erzählung zum Thema Freundschaft

von  Triton

Regelmäßig alle paar Wochen trifft er mal jemanden, den er früher zu seinen Freunden zählte, oder wenigstens zu seinen guten Bekannten. Mal beim Einkaufen oder Bummeln, oder auch sonstwie zufällig.
Schon das Zusammenzucken seines Gegenübers zeigt, dass es der- oder demjenigen unangenehm, fast peinlich ist bzw. dass ein schlechtes Gewissen vorherrscht. Um es kurz zu erläutern, eigentlich besteht dazu kein Grund, niemand kann etwas für seine Trennung, aber trotzdem hat dieses Ereignis alles verändert. Natürlich hat er sich anfangs ein wenig verkrochen, wollte nicht ständig ausgefragt werden, hat sich geweigert, darüber zu reden. Inwieweit das seine ehemalige Partnerin getan hat weiß er bis heute nicht, interessiert ihn auch nicht, aber er weiß, dass deren Kontakt zu diesen Freunden und Bekannten nach wie vor besteht.
Na ja, er kann es nachvollziehen, irgendwie traut man sich nicht, dann beide einzuladen, will möglichen unangenehmen Ereignissen vorbeugen, und muss sich dann vermeintlich entscheiden. Die Bindung der Frauen untereinander ist meist die stärkere, Männer sind da gleichgültiger, und so kam es dann auch, dass er weitestgehend auf der Strecke blieb. Und das bei einem Freundeskreis, den eigentlich er über sein Hobby aufgebaut hatte. Tja, dumm gelaufen.

Aber nun steht er wieder einem von ihnen gegenüber, und es spielt sich eine Szene ab, die bereits Ritual zu sein scheint. Er kennt es bereits, könnte es problemlos beenden, aber irgendwie packt ihn dann doch ein wenig die sadistische Ader, und er lässt sein Gegenüber sich winden.
Es beginnt wie üblich:
„Hallo, lange nicht gesehen, wie geht es Dir?“
„Danke, gut, und selbst?“
Da sein Gegenüber nun aber diese unangenehme Situation kurz halten möchte beginnt man nun die übliche Strategie anzuwenden:
„Weißt Du, ich hab´ grad wenig Zeit, aber wir können uns ja demnächst mal treffen und was zusammen unternehmen.“
„Klar, kein Problem.“
Verzwickte Situation, konkreter will sein Gegenüber nicht werden, und nach Möglichkeit sich auch nicht festnageln lassen, und schon gar nicht wirklich was ausmachen. Also heißt es am Ball zu bleiben, Ihn so wenig wie möglich zu Wort kommen lassen. Den Verlauf des Gesprächs in der Hand behalten.
Also geht es weiter:
„Ich ruf´ Dich an.“
„Ja, kannst Du machen, wenn es mal passt.“
Und nun fällt seinem Gegenüber der vermeintlich rettende Gedanke ein, der ihn in einem besseren Licht erscheinen lässt:
„Das hab´ ich allerdings schon ab und zu mal probiert, ein paar von den anderen übrigens auch. Grad letztens haben wir uns unterhalten, dass bei dir fast immer besetzt ist. Und wenn nicht, bist Du nicht zu Hause.“
Grinsend fügt er dann hinzu:
„Immer noch so viel im Internet?“
Die Ablenkung vom Thema scheint geglückt und nun muss man lediglich schnell zum Ende kommen:
„Also, ich pack´s dann, hab´ noch einiges zu erledigen, bis dann, man sieht sich.“
„Ok, ciao, mach´s gut.”
Während sich sein Gegenüber nun erleichtert eiligen Schrittes entfernt, kann nun er sich ein Grinsen nicht verkneifen:
„Irgendwann werde ich ihnen vielleicht mal sagen, dass ich bereits seit fast 2 Jahren über DSL verfüge, und mein Telefon durch Internet schon lange nicht mehr blockiert wird ....
Und seltsam, dass ich zusätzlich noch über ein Handy verfüge, daran scheint sich niemand mehr zu erinnern.“


Anmerkung von Triton:

Nach einigen eigenen gescheiterten Versuchen bzw. etlichen leeren Versprechungen das Thema inzwischen zu den Akten gelegt. Dennoch wiederholt sich das Erlebnis so oder ähnlich immer mal wieder.

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Kommentare zu diesem Text


 redangel (03.09.05)
das hast du gut beschrieben, die peinlichkeit und das winden ist voll rübergekommen. warum machen wir uns eigentlich immer soviel vor.
ist es schutzhaltung. die wahrheit ist meistens schmerzlich. sie sagen kann
es auch sein. als ich noch keine kontaktlinsen trug traf ich viel weniger leute auf der strasse. und kaum auf solche situationen. hm ..........übersehen ich hab wohl die meisten davon übersehen.

 Triton meinte dazu am 03.09.05:
Wahrscheinlich kommt es schon aus dem Antrieb heraus, vermeintlich sanfter mit jemandem umzugehen, ihm eine gewisse harte Realität ersparen zu wollen. Aber ich frage mich, was schmerzlicher ist, zusätzlich noch für doof gehalten zu werden, oder halten sich einige für soooo überzeugend. Was soll´s. Danke für Deinen Kommentar, LG Triton
ines (36)
(03.09.05)
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 Triton antwortete darauf am 03.09.05:
Stimmt Ines, diese Floskel drückt bereits die entsprechende Distanz aus, die sich gebildet hat. LG Triton
fairytale (22)
(03.09.05)
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 Triton schrieb daraufhin am 03.09.05:
Dankeschön für Deine Meinung, und die Empfehlung. Mir kam letztens die Idee, als es zum wiederholten Male passierte, dachte mir, das gibt was her. LG Triton

 BrigitteG (03.09.05)
Hallo Triton. Ich habe mir jetzt den Dialog dreimal durchgelesen und ich nehme ihn wohl ganz anders wahr als Du.
Für mich ist eindeutig der Bekannte (also in Deinem Text der rot-Sprechende) der Überlegene im Dialog. Er beginnt das Gespräch und ist bei dem, was er sagt, immer der Aktive (wie geht es Dir - ich habe wenig Zeit - ich ruf Dich an - ich habe versucht, Dich anzurufen - noch so viel im Internet - man sieht sich). Entweder stellt der "Rote" Fragen oder er treibt das Gespräch voran. Der "Blaue" dagegen (das Lyrische Ich) re-agiert im Wesentlichen nur auf das, was der andere tut. Und er hat wesentlich weniger Gesprächsanteile, die teilweise eher anbiedernd wirken (klar, kein Problem - ja, kannst Du machen, wenn Du willst).
D.h. nach außen hin, wenn ich es geschrieben lese, ist der Rote der Starke und der Blaue der Schwache. Ob das innerlich in den beiden auch so ist, ist natürlich eine ganz andere Sache. Da mag es durchaus umgekehrt sein. Hinzu kommt bei einem Gespräch ja auch noch die Körperhaltung, die Sprachbetonung etc. Ich bin einfach nur von den geschriebenen Worten ausgegangen. Liebe Grüße und noch einen sonnigen Tag (hier in Dortmund gibt sich die Sonne alle Mühe), Brigitte.

 Triton äußerte darauf am 03.09.05:
Hallo Brigitte, danke fürs Lesen und Deine Analyse dazu. Zuerst einmal geht es in diesem Text nicht um eine Überlegenheit, und der Dialog ist zu kurz, um ohne erklärende Worte auszukommen. Die habe ich deshalb mitgeliefert und ich dachte eigentlich, daß beider Haltung deutlich rüberkommt.
Der "Rote" führt bewußt das Gespräch um es zu kontrollieren, und der "Blaue" gestattet es, weil er ohnehin genau weiß, wie es abläuft und kein weiteres Interesse daran hat, ihm eine Wendung zu geben. Er hat es deutlich häufiger mit verschiedenen "Roten" geführt.
Die Gedanken des "Blauen" machen am Schluß deutlich, daß er ohnehin oft genug leere Vesprechungen geerntet hat, und auch genug davon hat, ständig belogen zu werden. Inzwischen amüsiert es ihn eher. Dazu der Hinweis, dass sein Telefon angeblich ständig wg. Internet blockiert sei, was schon ewig nicht mehr der Fall ist.
Körpersprache und Haltung ist hier nicht im Einsatz, weil sich die Personen gut kennen, also sich locker geben können, hier kommt es nur auf die Worte an.
LG Triton (hier hat es die Sonne erst am Spätnachmittag geschafft, aber immerhin).
snoopy (22)
(02.10.05)
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 Triton ergänzte dazu am 03.10.05:
Danke für Deine Zustimmung und daß es Dich amüsiert hat. Das ist wohl eine Verhaltensweise, die relativ weit verbreitet ist. Wenn man es einmal akzeptiert hat, belastet es einen auch irgendwann nicht mehr, weil man seine Erwartungen den Realitäten des Lebens anpaßt, wie in vielen anderen Dingen auch. Aber das Miteinander der Menschenund ihre Ehrlichkeit leidet natürlich sehr darunter. LG Triton
AliseaAvery (32)
(07.10.05)
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 Triton meinte dazu am 07.10.05:
Nun, es gibt zu diesem Thema schon gewisse Unterschiede. Es kommt immer auch darauf an, wie lange und wie tief der Kontakt war. Speziell diese leeren Versprechungen und die durchsichtigen Lügen stören mich dabei. Aber ich glaube, niemand ist frei davon, wir sollten nur daran arbeiten, daß es keine Gewohnheit wird, sonst wird Gleichgültig sich noch weiter ausbreiten, als sie es ohnehin schon geschafft hat. LG Triton
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