Wort-Wege

Gedanke zum Thema Verantwortung

von  tastifix

So Vieles gibt es auf der Welt. So Vieles ereignet sich. Einfach deshalb, weil es schon immer so war. Niemand kommt auf den Gedanken, sich deswegen Gedanken zu machen. Etwas in Frage zu stellen, strengt ja an. Und Anstrengung setzt Willenskraft voraus. Und die fehlt meistens. Erst
recht dafür.
Außerdem: Finge man wirklich an zu grübeln, täten sich Abgründe auf. Abgründe in der menschlichen Seele, die man lieber zugedeckt hält. Es wäre von Nachteil, ihnen die Deckung zu nehmen. Und dann notgedrungen dazu zu stehen. Unweigerlich käme es zur Beschneidung des eigenen Images. Der Verlust von Image aber bedeutete Demaskierung. Übrig bliebe allein der Mensch ohne Maske. Und das wäre schlecht! Schlecht für die Maske und erst recht arg für den Menschen, der, dann in seiner Psyche entblättert, verletzbar, manipulierbar und sogar erpressbar da stünde.
Darum besser nicht nachdenken. Alles seinen gewohnten Gang nehmen lassen. Nur ja keinen Prestigeverlust riskieren. Imageaufbau und -pflege sind übrigens gar nicht so einfach. Teilweise stellt man Eigenschaften zur Schau, die gar nicht dem eigenen Selbst entsprechen. Aufgesetzte Eigenschaften als Versteck des wahren Charakters. Die führt man vor. Mehr oder weniger perfekt. Der Mensch wärmt sich an dem selbstgestrickten Schutzmäntelchen. Rafft es eng um sich, damit er nicht durchsichtig werde. Durchsichtig und durchschaut von seiner Umwelt. Im schlimmsten Falle tatsächlich sogar von der engsten, der Familie. Und das wäre blamabel für ihn. Denn dann hätte er zu seinem wahren Ich zu stehen. Oh wie peinlich, oh wie vernichtend!

Der Charakter offenbart sich nicht nur erst in Taten. Wozu verlieh Gott uns die Sprache? Doch nicht allein zum Wohle der lieben Mitmenschen. Nicht allein für Small talk. Für erfundene Geschichten, die amüsieren können. Je nachdem, wer(!) sie erzählt! Nicht allein, damit wir unsere Anteilnahme am Schicksal Anderer, in welcher Ausprägung auch immer, zum Ausdruck bringen. Nein, die Sprache wird oftmals zu einer nicht zu unterschätzenden Waffe. Zeigt dann ein erschreckend anderes, negatives Gesicht. Die Falten dieses Gesichtes: Schimpfen, Verhöhnen, Beleidigen, Lügen und Ränkeschmieden. Wie gesagt: Mehr oder weniger geschickt auch das.
Mit unserer Sprache lässt sich der gerade, ohne Umschweife ins Positive führende Weg beschreiten. Oder aber auch der gebogene, niederträchtige Pfad, der in letzter Konsequenz bis zur Vernichtung des Opfers führen kann. Ist der negative Weg erst einmal beschritten, gibt es kein Zaudern. Vor Augen steht nur noch das Ziel. Ungeachtet der Auswirkungen bzw. der Schäden, die unsere Handlungsweise auf dem Wege bis dorthin nach sich ziehen könnte. Und meistens auch tut. Selbst das Positive erfährt dann negative Reaktionen. Durch Gutes wird dem Schlechten verdeutlicht, dass es schlecht ist. Das Schlechte gibt aber um keinen Preis in der Welt seine Niederträchtigkeit zu. Sonst wäre es demaskiert. Es wäre ihm der Wind aus den Segeln genommen. Es verlöre ja seine Macht. Und das will es nicht!
Worte können Wahrheit aufzeigen, Informationen geben, aufbauend und unterstützend wirken, Gefühle ausdrücken. Aber: Worte können Lügen in den Raum stellen, verletzend sein, niederdrückend, vernichtend bis zum Tod.

Welchen Wort-Weg wählen Sie??


                  Gaby Schumacher, 22. April 2004

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Kommentare zu diesem Text

Tara (43)
(09.07.04)
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 tastifix meinte dazu am 09.07.04:
Hallo, Tara!
Ich freue mich riesig über diese tolle Bewertung. Ja, damals ging es um die liebe Genforschung. Und was in jenem Bericht alles so zu Tage kam, hat mich total aufgewühlt. So kam es dazu, dass ich zum x-ten Male meine arme Computertastatur quälte.
Übrigens überarbeite ich gerade ene Tiererzählung; eher schon fast ein kleiner Roman.Sie heißt: "Fürs Stricken denkbar ungeeignet -Wollknäuel mit Charme.(Sie hat ja "nur" niedliche 89 Seiten!).
So, Deiner Bewertung wegen klebe ich jetzt fast oben unter der Zimemrdecke. (Grins!).
LG
tastifix

 Sonnenaufgang (20.07.04)
liebe gaby, wenn ich dir jetzt keine punkte gebe, sieh es bitte als kompliment an, denn so viele punkte gibt es nicht für *wege-worte*
und ich bin froh, beim verlag zu sein um dies, also dich, zu lesen. mir kamen beim lesen die tränen und jaaaa, sollen sich doch viele menschen oft, ganz oft die frage stellen " warum gab Gott uns die Sprache ? "
um dan die sprache zu lieben, sanften klängen zu nutzen, doch dankbar zu sein, über die stimme die gott uns gab
was ich hier las, ist ein geschenk
herzlichst felicitas

 tastifix antwortete darauf am 20.07.04:
Liebe Felicitas!
Jetzt bin ich ganz gerührt. Und wenn ich Dir jetzt ganz ehrlich verrate, wie es zu diesen zeilen gekommen ist, wirst du das vielleicht gar nicht glauben wollen.
Ich hatte nämlich an einer Buchstabensatire gearbeitet. Da fielen mir plötzlich diese Gedanken ein. Und sagte mir: Na ja, ich setze sie ´mal einfach auch ins Netz!
Erst, als ich sie nach ein paar tagen(sozusagen mit ein wenig Abstand!) dann nochmals gelesen habe, da fand ich selber sie auch nicht schlecht.

Ich möchte dir nochmals für Deinen süssen Eintrag in mein Gästebuch herzlich danken. Ich finde das toll von Dir.
Du musst damit rechnen, von mir gelesen zu werden!!

LG
Gaby
Andreas (37)
(20.07.04)
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 tastifix schrieb daraufhin am 20.07.04:
Lieber AndreaS!

Ich freue mich natürlich sehr über diese tolle Beurteilung und sage Dir herzlichen Dank dafür.

Gerade habe ich lachen müssen: Ränkeschmieden ist ein Verb! Das bedeutet: Intrigen spinnen.

Wort-Wege ist mir eingefallen, als ich an einer Buchstaben-Staire gearbeitet habe. Wenn Du meineGeschichten durchsiehst, wirst Du sie bestimmt finden. Ich bin ´mal auf Deinen Kommentar gespannt!

LG
Gaby
ecceHomo (31)
(08.08.04)
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 tastifix äußerte darauf am 08.08.04:
Lieber ecceHomo!

Das würde ich nur zu gerne. Denn das bringt uns ja beide weiter. Gute Idee!

Vielen Dank für die vielen Pünktchen.(die Wort-Wege pflastern sich gerne damit, grins!)

Gruß
Gaby
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