Muss das denn unbedingt sein...??

Kurzgeschichte zum Thema Familie

von  tastifix

Wir hatten sie zu einem gemütlichen Kaffeetrinken eingeladen. Und alle kamen: Sandra mit Ehemann, Nicki mit Freund, Katja und Tina ebenfalls in männlicher Obhut. Falls ich an jenem Nachmittag irgendwann das Bedürfnis gehabt hätte, mir aus irgendeinem dann für das jeweilige Töchterchen sicher relativ unangenehmen Grunde eines von ihnen zur Seite zu nehmen, um es einer garantiert äußerst wichtigen Angelegenheit wegen zusammenzustauchen, wäre ich arm dran gewesen. No chance! Beim auch nur leisest gehauchten Vorwurf in Richtung dieser erwachsenen bzw. halberwachsenen Unschuldsengel wären mir deren Kavaliere erbosten Gesichtes direkt an die Gurgel gesprungen. Deshalb verkniff ich mir jede der mir auf der Zunge liegenden gehässigen Bemerkungen für passende spätere Gelegenheiten. Zufrieden sagte ich mir: "Die kommen bestimmt...und dann ohne Leibwächter!"

Da Mama sich zu dieser klugen Taktik entschlossen hatte, saß da eine sehr fröhliche Runde, die gespannt und irre hungrig auf mein Selbstgebackenes wartete. Ich hatte vorsichtshalber die beiden Lieblingskuchen meiner Mannschaft fabriziert. "Oh" und "hm..lecker" war die brave Reaktion erst vom Schwiegersöhnchen mit nach Lob heischendem Blick auf mich(hatte er das nicht charmant angebracht?!), dann auch die meiner Töchter. Deren drei noch nicht an die Ehekette gelegten Verehrer schlossen sich hastig an.

Anscheinend schmeckte der Kuchen wirklich gut.  Die männliche Hälfte der Runde langte kräftig zu. Stück für Stück verschwand wie von Zauberhand. Eins nach dem anderen und es war auch kein "Aufgeben" abzusehen. Allerdings fiel mir auf:

Sandra plus Ehemann saßen Katja plus relativ neuem Freund(noch verknallt bis über beide Ohren!) direkt gegenüber. Nun muss man wissen, dass meine Jüngste sich in ganz vielen Dingen an ihrer ältesten Schwester, mit der sie sich ausnehmend gut versteht, orientierte. (Nebenbei: Die Beiden ähneln sich im Aussehen und Wesen mehr als die echten Zwillinge Tina und Katja).

Nach dem dritten Stück Torte, dass Sandras Ehemann mit immer größeren Kulleraugen voll Wonne verspeiste, wurde sein Eheweib zusehens unruhiger, hampelte schließlich regelrecht nervös auf ihrem Stuhl herum. Sie sah ihm liebevoll strafend in die Augen:"Karli, muss das denn sein?" Sie hatte die Rechnung ohne den Wirt gemacht. Mit unterdrücktem Grinsen gab er die trockene Antwort: "Schatz, Deine Mutter backt wirklich ausgezeichnet!" Sandras Blick sprach Bände, wechselte zwischen ´sauer` zu ihm und dann ´gespielt munter` lächelnd zu mir, die ich das Ganze amüsiert beobachtete.

Dann glitt mein Blick hinüber zu Katja. In der nächsten Minute hatte ich extreme Schwierigkeiten damit, ernst zu bleiben. Denn Kati hatte konzentriertest Schwesterchens Mimik und Vorgehen registriert und sich so ihre Gedanken gemacht. Sich gesagt: " Aha, soo geht das!" Bei dieser sehr schwerschwiegenden stillen Erkenntnis blieb es dann natürlich nicht. Katja ihrerseits wollte nun beweisen, das, was Sandra konnte, das könnte sie auch. Auch sie schaute ihren Freund von der Seite prüfend an. Auch er musste sich sagen lassen, ob ´das` denn nötig wäre. Naja, der futterte nicht wie Karli(Karli ist fast 1.90m!) das dritte, sondern war bereits beim vierten Stück Torte angelangt.

Doch so ganz doof war der auch nicht, hatte seinerseits aufmerksamst Karlis Reaktin dessen Liebsten gegenüber registriert...und imitierte. Er war im Vorteil. Seine Freundin war ja noch unerfahrener, was solche Erziehungsversuche anging. Also hatte er ein leichtes Spiel und nickte nur begeisterte Zustimmung, als sie ihm dann ebenfalls die wahrlich furchtbare Frage stellte: "Sag`´mal, muss das denn sein?" Katja war sichtlich unsicher, was nun zu tun sei. Sie konnte in dem Moment ja nicht gut ihre Schwester um Rat interviewen. Die liebevollen Fußtritte, die meine Beiden dann unterm Tisch austeilten, wurden vom jeweiligen Schatz mit zusammen gebissenen Zähnen einfach ignoriert.
So war meinen beiden Töchtern auf simpelste Art und Weise der Wind aus den Segeln genommen worden. Ich las es in ihren Gesichtern: Für Schwesterchen 1 und auch Schwesterchen 4 war der Nachmittag gelaufen.

Ob den betreffenden Herren der Schöpfung auf dem Heimweg dann noch die Ohren geklingelt haben??

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