Alle 485 Texte von Peer

Dies ist ein kleines Teegedicht. Ich schrieb es, weil ich Tee so liebe. Am liebsten jenen aus Darjeeling, den brühe ich mir auf im Siebe. Steht er dann vor mir goldgelb leuchtend, wie eine zarte Morgensonne, entzündet schon das erste...

Wir sitzen Tag um Tag am Fluss und fischen in den trüben Fluten, weil wir dort unsern Lebenstraum oder ein kleines Glück vermuten. Der Fluss gibt uns von seinem Schatz, nur was - liegt nicht in unsern Händen. Wir werfen aus und holen ein und...

Goethe sah ein Blümchen stehn, wie Sternlein leuchtend, wie Äuglein schön. Schiller mit der tollen Locke hing es an die große Glocke. Heine dachte nachts an D., und mit Schlafen war's passè. Brecht sah ungeheuer oben weiße Wolken, die...

Wenn der Himmel Augen hat und die Lüfte Ohren, wenn die Welt in Glas erstarrt, gehst du dir verloren. Wenn ein Spiegel Lachen misst und bestraft dein Weinen; wenn der Zwang die Seele frisst, bleibt dir nur das Scheinen. Wenn, was heute du...

Es war der letzte Tag im Jahr. Von See her böte rauer Wind. Im dichten Schilf klang sein Gesaus, als wimmerte von fern ein Kind. Es war der Tag, da du dem Ruf im Herzen nicht mehr widerstandst, und mit der Flut, die auswärts lief, aus meinem...

Die Träume schlagen wieder aus. Das macht ein windiger Geselle. Der treibt die Sehnsucht aus dem Haus und schaltet sie auf grüne Welle. Die Welt stürmt er im Pollenflug und rührt ihr Aug' und Nas' zu Tränen. Er spannt das Um vor...

Unstet kreuzt du durchs Meer der Nacht, weckst Geister, die schon lange schliefen. Und während still die Zeit verrinnt, durchlotest du des Tages Tiefen. Und wie ein Strudel kreist dein Sinn um das, was dir die Zeit genommen. Und zieht hinab und...

Der Säulenapfelbaum ist ab! Der Nachbar fällte ihn heut Früh. Er meinte nur gehässig knapp, dass er ihm nichts gebracht als Mü;h. Nun ja, die Äpfel waren klein und schmeckten wirklich etwas sauer, doch schützte...

Leider hab ich's ohrtogravisch und grammatisch gar nicht drauf, und Majuskel, Punkt und Komma streue ich gekonnt zu Hauf. Schreibe oft und gern humorig, anzüglich vielleicht, auch derb, helfe mir mit Adjektiven, und vergreife mich im Verb....

Auf einem kahlen Felsvorsprung wuchs eine kleine Blume, und hatte nicht viel Platz daselbst und wenig Erdenkrume. Sie träumte von dem Sonnental auf andrer Bergesseite, sah bloß, vom kalten Wind umweht, auf eine karge Weite. Da kam ein Vogel...

Der Frühling wurde oft bedichtet, desgleichen Sommer, Herbst und Winter. Doch wer lieh Lingsom, Merherb, Stwin und Terfrüh schon die Stimme, Kinder? Die zwischen allen Stühlen sitzen und nirgends ganz dazugehören. Die, weder eines noch das...

Manchmal sieht man in Containern ihn nach Wasserflaschen graben, manchmal auf der Bank am Hafen, sich am Sonnenschein erlaben. Dann träumt er von fernen Ländern, lauen Nächten, Wein und Frauen, und vergisst im Rotweindämmer all sein...

Im Sonntagsfrieden ruht das Dorf, und nur der Brunnen plätschert leise. Vom Nest hebt sich der letzte Storch und macht sich auf die weite Reise. Die Not der Zeit sehr wohl im Blick, dreht er zum Abschied eine Runde. Hört, wie die Turmuhr...

Der Januar beginnt das Jahr, der Februar will's schalten. Der März, der sät auf Hoffnung aus, April will's frei gestalten. Der Mai bringt es zum Blühen gar, der Juni tut's halbieren. Der Juli brütet manches aus, August neigt...

Herzallerliebstes Mädchen, entflohen ist dein Seelchen, Doch nie werd ich vergessen des Glücks das wir besessen. So viele trübe Tage führ' ich schon bittre Klage und weinte oft alleine an deinem kalten Steine....

Nur Frieden, nichts als Frieden, Ist was ich noch begehr, Doch Sturm um Sturm erhebt sich, Und braust über mich her. Ich gehe, gehe, geh bis Es nicht mehr weiter geht, Und nur noch sanftes Sausen Mein mattes Haupt umweht. Dort lege ich mich...

Dorf Wo alles penibel parzelliert ist. Das Grün der Gärten, das Grau der Äcker, die letzte Ruhe. Wo Münzen im Brunnen vergangene Hoffnung widerspiegeln, und der Wasserstrahl das ewige Lied plätschert. Wo Stille sich wie ein Leichentuch über...

Das Windrad dort an jenem Ort, das läuft so fort und immerfort, und schlägt der Wind dann einmal um, dreht es sich eben andersrum. Und steht er still, so hält es an, weil´s sich von selbst nicht drehen kann. So lauf auch ich...

Wieder hüllt die Nacht mich Stillen In ihr düsteres Gewand, Und der Geist löst sich vom Willen Für den Zug ins dunkle Land. Fliegt entlang der Küstensäume, Halb noch Land und halb schon Meer, Über tags durchmessne Räume, Die nun fremd und...

Der Herbst, der färbt des Sommers Kleid, denn er mag warme Töne. Der Winter liebt es nackt und kalt und stahl dem Herbst die Schöne. Dem Frühling schwebt ein Neues vor, er ist des Lebens Meister. Der Sommer mocht es saftig grün, vertrieb die...

Wenn die Sonne bald nach Mittag hinterm Grat entflieht, und in Lärchenzweigen bange Wehmut schaukelt, wenn der Rauch in Schwaden abends über Dächer zieht, hat dein Herz dir längstens Sommer vorgegaukelt. Eng und einsam wird es jetzt um...

I Ich lese ungern ein Gedicht, das länger als vier Zeilen. Und dass ich dieses nochmals les, beende ich\'s einstweilen. II Und fange hier ein Neues an, doch was soll ich euch schreiben? Wenn wiederum das Ende naht, drum lass ich\'s dabei...

Sankt Silvester, guter Vater, reiche mir dein Mäntelein, denn schon hagelt's Feuerfunken und ein Rauchwind fegt darein. Sankt Silvester, lieber Vater, gib auch deine Stiefel her, denn bald pflastern Müll und Scherben alle...

Dem Wind warst du von Anbeginn versprochen, und tags pfiff er vergnügt in grünen Zimmern. Des Nachts kam er durchs Schlüsselloch gekrochen und sang dich in den Schlaf mit wirrem Wimmern. Und überallhin folgte er dir leise. Blies Lieder, die...

In Ulm, und um Ulm, und um Ulm herum, Fällt ein Stein lange, und wenn, fällt er krumm. Denn gleich am Münster, dem Spatzengezelt, kam einer relativ praktisch zur Welt. Wie dem auch sei, ob geteilt oder nicht, Durch jene Ader, die bläulich...

Ich suche dich, weil mich dein Blick bis auf den tiefsten Grund durchschaut, und weil du mir, wie sonst kein Mensch, als wäre ich es selbst, vertraut. Ich suche dich, weil mir dein Wort so tief in meine Seele reicht, und weil es mir unsagbar...

Es springt ein kapitaler Bock Noch immer über Stein und Stock. Und ob er oft geschossen, Lebt er noch unverdrossen. Es war mal eine Wanze, die brach für wen 'ne Lanze. Nun schlug man sie - echt bitter, zu Mus anstatt zum Ritter. Es war...

An der Straße saß der Hase, Mümmelte so vor sich hin. Da kam Meister Fuchs gelaufen, wollte sich den Hasen kaufen. Das ward sein Ruin. Denn der Hase war ein alter, und so wurde es ein Kalter. Sprang er doch mit voller Tücke just in jenem...

Müsst man das Üpsilon entbehren, gerieten Jin und Jang in Not. Die Psüche würde phüsisch leiden, und sprachidüllisch wär's der Tod. Die Lürik ging verkrüptet flöten, die Bundeswehr käm auf den Hund. Der schräge Tüp wirkte noch...

Siehst du den Mond dort stehn? Er dient als Licht der Nacht und hält umrundend sie, über die Erde wacht. Auch sie lebt nicht sich selbst. Kreist wie er um die Kraft, die schicksalhaft und fern, ihr Licht und Leben schafft. Wer kennt der...

Die Spatzen pfeifen's von den Dächern, dass heute Vogelhochzeit ist. Und dass es auch die Tauben hören, kräht dazu noch der Hahn vom Mist. Die lahme Ente muss sich sputen, die dumme Gans vergaß den Weg. Das blinde Huhn hat sich...

Der Himmel liegt wie ein durchscheinend Band aus lichtem Blau auf unbewegten Feldern. Kein Wölkchen schwebt am Mittag über Land, kein Lü;ftchen weht in schattig grünen Wäldern. Fast Totenstille, nur entfernt und leise,...

Der Mann im Mond hat nebst der hellen auch eine dunkle Seite. Er hält sich dabei gern bedeckt und sucht im Grund das Weite. Der Mann im Mond bleibt hart wie Stein, wie auch die Wölfe heulen. Sein Antlitz, hell, doch kampfbespurt, zeigt Furchen...

In die Bar zum "Blanken Hans" gehn Matrosen gern zum Tanz, um bei Shanty-Weisen Frauen aufzureißen. Sind dann bei der Herrenwahl Damen in der Unterzahl, streiten raue Kerle hart um jede Perle. Dann fliegt auch einmal, was klar, neben...

Es war einmal ein Pflasterstein, der fügte sich so gar nicht ein, doch eine Straße weiter, da passte er dann, leider. Es war einmal ein Pflasterstein, der schaute recht betreten drein, denn keiner tat ihn grüßen, man trat ihn gar mit Füßen....