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Parodie zum Thema Fiktion

von  Dart

9.

  Rod erwachte mit einem Hämmern in seinen Schläfen. Schon wieder! Jedes Mal wenn er in letzter Zeit erwachte, hatte er fürchterliche Kopfschmerzen. Langsam richtete sich Rod auf und öffnete die Augen. Er befand sich in seiner Kabine. Gail saß neben ihm auf einem Stuhl, die Augen geschlossen. Offenbar schlief sie. Leise stand er auf und ging aus dem Zimmer. Auf dem Korridor stieß er plötzlich mit Han zusammen. Der Xylat fiel völlig überrascht auf den Boden.
    „Rod? Du bist schon wieder wach?“
    „Ja, was ist denn passiert?“
    „Keine Ahnung. Als ich mit Gail an Bord kam, hast du und dieser komische Alte den Boden abgewischt. Du hattest noch irgendwas von Gail geflüstert und dann haben wir euch in die Kabinen gebracht.“
    „Au Mann! Das war dieses verfluchte ASS! Es hat im gesamten Schiff über Lautsprecher nach Gail gerufen und uns damit ausgeknockt,“ stöhnte Rod hervor:
    „Da fällt mir ein, wo war Gail eigentlich?“
    „Die? Die war Pilze sammeln.“
    „Pilze sammeln?“
    „Pilze sammeln!“
    „Pilze sammeln!“ Rod schüttelte den Kopf.
    „Wer ist eigentlich dieser alte Mann, der bei dir war?“
    „Das ist Obacht-Bahn, ein Lederritter.“
    „Ein was?“
    „Vergiss es einfach. Hast du das Schiff startklar gekriegt?“
    „Ja klar, wir können sofort los.“
    „Hast du noch die Koordinaten von Gail?“
    „Ja, der Navigationscomputer hat bereits den Weg berechnet.“
    „Dann lass uns von hier verschwinden!“

  Langsam wachte Gail auf. Sie streckte sich kurz und schaute auf Rod’s Bett. Es war leer. Sie schaute sich in der Kabine um. Auch sie war leer. Plötzlich öffnete sich die Tür und Han trat ein.
    „Ah, du bist auch wieder wach?“
  Gail gähnte kurz und antwortete dann:
    „Ja, wo ist Rod?“
    „Im Cockpit. Wir fliegen noch im Hyperraum.“
    „Was? Wir sind schon gestartet? Wann?“
    „Bleib ruhig. Wir kommen in einer Stunde an.“
    „Gut,“ sagte sie und ging langsam aus dem Zimmer in Richtung Cockpit. Wie Han gesagt hatte, saß Rod dort. Er beschaute ein merkwürdiges Band um seinen Arm. Er sah ziemlich traurig aus. Mit einem Räuspern trat Gail ein. Erschrocken drehte er sich um, den Ärmel seines Hemdes über seinen Arm ziehend.
    „Ahh, wieder wach?“
    „Ja, was ist das?“
    „Was?“
    „Das komische Band um deinen Arm“
    „Ach das. Das ist eine Digitaluhr.“
    „Hä?“
    „Das ist eine kleine Uhr, die man um den Arm trägt. Für mich ist sie sehr wertvoll.“
    „Wieso?“
    „Sie ist mein einziges Erinnerungsstück an die Erde.“
    „Dein Heimatplanet?“
    „Ja. Ich habe mit Han gesprochen. Er weiß noch nicht, wie wir jemals wieder zurückkehren können. Er weiß nicht mal, in welche Richtung wir müssten.“
    „Das tut mir Leid.“
  Eine Minute des Schweigens trat ein. Dann ergriff Gail wieder das Wort:
    „Warum hast du das getan?“
    „Was?“
    „Warum hast du mich geküsst?“
    „Ach so. Ich hab's gemacht, um dir zu zeigen, wie bescheuert du dich eigentlich aufführst. Glaub mir einfach. Ich habe nicht vor, dich zu vergewaltigen oder so was Ähnliches."
    „Schon gut."
    „Jaja. Alles schon vergessen und vergeben!"
    „Hast du was dagegen, es noch einmal zu tun?"
    „Was meinst du?“
    „Würdest du mich noch einmal küssen?“
  Erstaunt starrte Rod Gail an. Sie schaute verlegen zurück. Dann lächelte sie.
    „Das ist kein Trick?“
    „Nein, das ist kein Trick,“ antwortete sie.
  Rod fing ebenfalls an zu lächeln und nahm sie fest in die Arme. Dann küssten sich beide leidenschaftlich. Von alledem kriegte nur ein äußerst eifersüchtiges automatisches Störsystem etwas mit. Und das war stinksauer.

  Die Computer an Bord des Worg-Wahnsinnswürfels hatten mit Sicherheit den Fluchtvektor der Halo II berechnet und konnten daher die Planeten bestimmen, die die Halo II ansteuern würde. Gail wäre also ziemlich dumm gewesen, wenn sie die exakten Daten des Stützpunktes in den Nav-Computer eingegeben hätte. Sie hatten also die Koordinaten einer Raumhafenstation angeflogen. Hier wollten sie Sprit für die weiteren zehn Tage Flug kaufen, sowie genug Nahrungsmittel.
  Die Raumstation selbst schwebte um einen riesigen Gasplaneten namens Gigar X. Sie bestand aus einem gigantischen Titanring, der allein 400 Kilometer im Durchmesser besaß. Mehrere kleinere Querverbindungen führten zum Zentralbau des Raumhafens: Eine gewaltige Kugel im Innern des Titanringes. Millionen von kleinen und großen Frachtern, Kampffregatten oder Raumjägern rasten durch das All. Breyder’s Kampfstation war zwar wesentlich größer als dieser Raumhafen, aber der Anblick hier war wesentlich imposanter. Han und Rod schafften es nicht, ihre Münder, beziehungsweise Schnauzen, zu schließen. Obacht-Bahn unterdrückte ein Gähnen.
    „Wie viele Dinger gibt es denn bis jetzt?“ stammelte Rod.
    „Ungefähr 500,“ brachte Gail gelangweilt hervor:
    „Han, würdest du bitte auf die Instrumente achten?“
    „Ja,“ erwiderte der gedehnt.
  Gail stieß ihm in die Rippen:
    „Dann schau die blöden Dinger gefälligst auch an!“

  Nicht nur der Raumhafen war gigantisch, auch die einzelnen Landeplattformen waren es. Von der Halo II hätten mindestens fünfzig Stück hier landen können. Han öffnete die Eingangsluke und die Gruppe verließ das Schiff. Gail winkte einen nichtmenschlichen Tankwart heran und ließ das Raumschiff auftanken.
    „Rod, ihr bezahlt den Tankwart, wenn wir genug Treibstoff haben, klar?“ wandte sie sich an Rod.
    „Und womit?“ fragte der:
    „Ich habe doch gar kein Geld!“
    „Aber Obacht-Bahn hat welches. Frage ihn einfach, wenn du Geld brauchst. Wo ist der eigentlich?“ Sie schaute sich um, vermutlich nach Obacht-Bahn, aber wer weiß das schon.
    „Der pennt schon wieder und liegt im Gemeinschaftsraum,“ rief Han dazwischen.
    „Wir haben einen Gemeinschaftsraum in der Halo II?“ fragte Gail verwirrt. Rod räusperte sich kurz, bevor er darauf antwortete:
    „Um ehrlich zu sein, wir haben keinen Gemeinschaftsraum!“
    „Was? Ja, aber wo schläft Obacht-Bahn denn dann?“
    „Vermutlich in der Besenkammer.“
    „Besenkammer?“
    „Wir haben eine Besenkammer?“ fragte Han erstaunt:
    „Wo denn?“
    „Dort, wo bei dir dein Gemeinschaftsraum ist.“
    „Ich habe einen Gemeinschaftsraum?“
    „Ach, vergiss es einfach.“
  Offenbar hatte der Xylat ein paar Schwierigkeiten mit gewissen Floskeln der menschlichen Sprache. Was vermutlich auch kein Wunder war, da die xylatische Sprache nur aus vier Lauten besteht, nämlich Blubb, Blubbl, Blabb und Platsch. Es ist also nicht weiter verwunderlich, warum Han eine linguale Niete war.
    „Han, du kommst mit mir, einverstanden?“ sprach ihn Gail jetzt von der Seite an.
    „Warum?“
    „Weil du mit deinem Techniktalent als einziger von uns in der Lage bist, einen Hovergleiter zu fliegen!“
    „Was heißt Techniktalent?“
  Es ist wirklich erstaunlich, wie fortschrittlich die xylatische Rasse ist, obwohl sie keinen einzigen Satz verstehen kann. Aber wie heißt es so schön, des Autors Wege sind unergründlich (Für alle, die jetzt denken, dass ich mich hier zum Gott ernenne, kann ich nur sagen, dass ihr völlig falsch liegt. Aber so was von falsch, so falsch, dass es… Tja, keine Ahnung, mir fällt kein passender Vergleich ein. Im Übrigen heißt der xylatische Gott des Schicksals Autor. Und deswegen wird auch dieses Sprichwort so ausgesprochen, kapiert? Dann ist ja gut. Und nur für die Leute, die es interessiert, Autor ist auch der Gott für Naturgesetze, weswegen er eher selten anerkannt wird.)
  Auf jeden Fall gingen Han und Gail zu einer Fahrzeugvermietung, die gleich gegenüber von ihrem Raumschiff lag. Dort mieteten sie sich einen Hoverfrachter, mit dem sie weiter unten in der Raumstation Nahrungsmittel und einige Ersatzteile besorgen wollten. Han schaute sich kurz auf den Bedienungselementen um, dann drückte er ein paar Schalter und sie fuhren in die Richtung, die Gail ihm angab. Einmal mehr staunte sie über sein Talent, die Bedienung von Maschinen sofort zu verstehen.
  Rod schaute ihnen kurz nach, dann ging er zu dem Tankwart, ein gebückt laufendes, stark behaartes Wesen mit vier armen, das ständig zwischen den Worten fauchte. Nach einer Viertelstunde zog er den Treibstoffschlauch aus der Tanköffnung und raunte Rod irgendetwas zu. Verwirrt blickte Rod das Wesen an. Er verstand kein Wort. Offensichtlich wollte er jetzt bezahlt werden. Also musste er wohl Obacht-Bahn wecken. Als er jedoch zu ihm gehen wollte, fing der Tankwart an, mit einem sehr lauten Fauchen auf Rod einzureden. Zur dramatischen Untermalung hielt er in jeder Pfote einen sehr großen Blaster, die alle auf Rod’s Kopf zielten.
  In einer wirklich blitzschnellen Bewegung waren Rod’s Hände oben. Sie waren sogar zwanzig Zentimeter höher als je zuvor. Bei seiner ruckartigen Bewegung wurde ein Stück seiner Weste nach oben geschoben und gab einen freien Blick auf einen Teil von Rod’s Gürtel. Um genau zu sein, war es der Teil des Gürtels, an dem Breyder’s ehemaliges Lichtschwert hing. Der Tankwart warf nur einen kurzen Blick darauf, dann rannte er mit wild herumwedelnden Armen und laut schreiend davon. Seine Blaster ließ er liegen. Rod zögerte kurz, bis er die Arme wieder herunternahm. Er sammelte die Blaster des Tankwarts ein und beschloss, Obacht-Bahn ein paar Fragen zu stellen. In der Besenkammer war er jedoch nicht. Er fand ihn im Cockpit. Offensichtlich war er im Kapitänssessel eingeschlafen. Rod stupste ihn kurz an und Obacht-Bahn schreckte auf.
    „Oh, Rod. Ist irgendetwas passiert?“
    „Erzählen sie mir ein bisschen mehr über die Lederritter!“
    „Warum das denn?“
    „Weil gerade ein Tankwart in Panik davongelaufen ist, als er mein Lichtschwert gesehen hatte.“
    „Hach tja, das haben wir alles Breyder zu verdanken. Als er zur dunklen Seite der Macht überlief, holte ihn der Diktator und machte ihn zu seinem Stellvertreter. Allerdings sah er seine Position von anderen Lederrittern gefährdet und begann damit, uns auszurotten. Wenn ein Ritter mal stärker war, als Breyder, dann pustete er einfach den Planeten weg. Auf die Weise entwickelten die Leute eine natürliche Angst vor Lederrittern. Einzig ich überlebte. Ach ja, du auch.“
    „Ich? Ich verstehe doch gar nichts von dieser Macht und dieser Power und so weiter und so fort.“
    „Und? Deswegen kannst du trotzdem Breyder besiegen! Du musst nur auf die Macht vertrauen!“
    „Ich verstehe davon aber nichts!“
    „Zieh dein Schwert!“
    „Warum?“
    „Egal, tu es einfach!“
Rod zuckte mit den Schultern und zündete die Lichtklinge. Obacht-Bahn nickte und erhob sich:
    „Das Plasma … das Lichtschwert ist eine traditionelle und ehrwürdige Waffe. Sie verbindet Anmut und Grazie."
    „Das ist Ballett, wovon du redest.“
    „Ruhe! Ein Lichtschwert ist in seiner Schärfe nicht zu übertreffen. Es kann alles schneiden!“
    „Falsch!“
    „Was?“
    „Na, eine andere Lichtklinge kann es zum Beispiel nicht schneiden. Warum eigentlich?“
    „… Schau mal, da liegt ein blauer Stift.“

  Gail und Han hatten mittlerweile die Hälfte ihrer Liste abgearbeitet, als Gail bemerkte, dass sie verfolgt wurden. Es war ein anderer Hovergleiter, drei Personen an Bord, zwei offenbar Menschen, der andere schien ein Nichtmensch zu sein.
    „Han, siehst du den Gleiter hinter uns?“ fragte sie, während sie sich durch die Einkaufspassagen drängelten. Der Xylat sah kurz in den Rückspiegel und nickte:
    „Was denkst du?“
    „Sie verfolgen uns schon seit einer Ewigkeit! Wahrscheinlich Kopfgeldjäger.“
  Han grunzte. Von Technik verstand er was, von Kämpfen nicht. Selbst Rod konnte sich besser verteidigen. Vorsichtig betätigte er eine Konsole, und gab etwas in ein Display ein. Gail achtete nicht auf ihn. Han atmete vorsichtig aus. Hoffentlich würde seine kleine Technikspielerei ihnen helfen.
  Der letzte Stopp auf ihrer Liste war bei einem Fischmarkt, da der Xylat eigentlich nur Fisch aß. Gail hatte deshalb beschlossen, dass jeder mal Fisch essen sollte. Somit bestand die Hälfte des Proviants aus Fisch und Meeresfrüchten. Während Han im Geschäft war, passte Gail auf den Gleiter auf. Merkwürdig, dachte sie. Sie war allein, die Straße nicht sehr stark belebt, niemand achtete auf den kleinen Transporter. Warum kamen sie nicht einfach und entführten sie?
  Schon während sie sich die Frage stellte, kam ihr die Antwort: Sie suchten auch Rod! Warum nicht? Breyder hatte Rod gleich zweimal nicht besiegen können, garantiert hatte er ein hohes Kopfgeld auf ihn ausgesetzt, weil er stinkig war. Ihre Verfolger hatten sie wahrscheinlich nur zufällig getroffen und fuhren ihnen nun hinterher, um auch Rod zu kriegen. Leise fluchte sie vor sich hin! Hätte sie doch nur einen Kommunikator mitgenommen, dann hätte sie ihn warnen können. Nach zehn Minuten kam Han aus dem Laden und verstaute mehrere Kisten auf der Ladefläche des Gleiters. Dann stieg er zu Gail und sie fuhren los.
  Han versuchte, mehrere Haken zu schlagen, konnte seine Verfolger allerdings nicht loswerden. Dann hatte Gail eine Idee:
    „Obacht-Bahn!“
    „Was? Wo?“ Der Xylat bremste instinktiv ab.
    „Fahr weiter! Was ich meine, ist, dass Obacht-Bahn ein sehr mächtiger Lederritter ist! Er wird bemerken, dass wir uns in Gefahr befinden und sich vorbereiten!"

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