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Parodie zum Thema Fiktion

von  Dart

8.

    Rod erwachte mit einem ziemlichen Hämmern in den Schläfen. Langsam richtete er sich auf und blinzelte ein paar Mal. Er zog sich um und betrat den Korridor, der von hellem Licht durchflutet war. Den Geräuschen aus dem Maschinenraum zufolge war Han bereits wieder an der Arbeit. Rod überlegte und entschied sich dann, dem Xylaten erst mal Gesellschaft zu leisten.
  Der Maschinenraum war nun mit noch mehr Kabeln gepflastert. Eigentlich gab es nur noch Kabel im gesamten Raum. Rod blickte sich verwirrt um. Wie fand sich der Xylat hier bloß zurecht?
    „Han?“
  Ein ölverschmierter Kopf eines Xylaten schreckte aus dem Kabelgewirr hervor:
    „Hey, Rod. Guten Morgen. Gut geschlafen?“
    „Na ja. Ich habe ziemliche Kopfschmerzen.“
    „Oh, das sind nur die Nachwirkungen von den Drogen.“
    „Drogen? Was denn für Drogen?“
    „Ach, Gail hat dich nur zu ihrer Sicherheit unter Drogen gesetzt. Sie hatte Angst, du fällst nachts über sie her.“
    „Nee, oder?“
    „Doch. Aber keine Angst. Die Kopfschmerzen verschwinden nach einer Weile.“
    „Trotzdem. Wieso hasst sie mich so sehr?“
    „Du willst sie ins Bett kriegen!“
    „Aber doch nicht ständig. Ich glaube, es liegt noch an etwas anderem.“
  Der Xylat musterte Rod von oben bis unten. Dann überlegte er kurz und antwortete dann:
    „Ist doch ziemlich einfach.“
    „Was?“
    „Der Grund, warum sie dich hasst.“
    „Ach. Und was soll das für ein toller Grund sein?“
    „Du bist größer als sie.“
    „Wie bitte?“
    „Ja, kennst du das nicht? Kleine Menschen haben Angst vor großen Menschen und große Menschen haben Angst vor kleinen Menschen. Sie hat ihre Angst einfach nur in Hass gegen dich umgewandelt.“
    „Und wieso habe ich dann keine Angst vor ihr?“
    „Du willst mit ihr ins Bett. Das überlagert das einfach.“
    „Interessant. Ist das bei euch Xylaten auch so?“
    „Nein, wir haben alle das gleiche Genmaterial. Kein ausgewachsener Xylat wird kleiner oder größer als ein Standardmeter. Wusstest du das nicht?“
    „Nein.“
    „Da fällt mir ein, hast du eigentlich schon gefrühstückt?“
    „Nein, hatte noch keine Gelegenheit dazu. Haben wir denn was?“
    „Ja, ich habe ein paar Schnittchen geschmiert. Sie liegen im Gemeinschaftsraum.“
    „Es gibt einen Gemeinschaftsraum?“
    „Ja, gleich gegenüber vom Cockpit.“
  Den Kopf schüttelnd verließ Rod das Kabelgewirr. Han hatte recht, es gab einen Gemeinschaftsraum. Allerdings hatte der doch eher kurzsichtige Xylat ihn mit einer Besenkammer verwechselt. Am Boden lag ein Tablett mit vier kleinen Schnittchen drauf. Rod nahm das Tablett und ein Schnittchen und verließ das Schiff durch die Eingangsluke. Hell schien die Sonne am Himmel.
  Rod nickte zufrieden. Han wusste, wie man kleine Schnittchen macht. Und seine Kopfschmerzen ließen auch langsam nach. Die frische Luft tat ihm gut. Er blickte zu dem Hügel, hinter dem Gail ihr Zelt aufgeschlagen hatte. Ob sie Schnittchen wollte? Es wäre zumindestens höflich, entschied sich Rod.
  Also stapfte er los und erklomm den Hügel. Gail saß vor ihrem Zelt und aß irgendeinen grünen Riegel. Als Rod über den Hügel kam, blickte sie auf:
    „Guten Morgen. Was willst du?“
    „Bleib ruhig. Willst du ein paar Schnittchen?“
    „Was ist drauf?“
    „Keine Ahnung. Han hat sie gemacht.“
    „Warst du dir zu fein dafür? Wolltest du mich das machen lassen?“
    „Nein, ich habe noch geschlafen, irgendjemand hat mich wohl heute Nacht unter Drogen gesetzt!"
    „Ohh, stimmt ja. Habe ich ganz vergessen.“
    „Hör zu, ich werde schon nicht über dich herfallen, okay? Du könntest ruhig mal etwas netter sein.“
  Bei diesen Worten musterte er sie sehr genau. Der Xylat hatte recht, sie war einen halben Kopf kleiner als er. Hasste sie ich wirklich wegen seiner Körpergröße?“
    „Warum schaust du so komisch?“
    „Nichts.“
    „Du hattest schon wieder so einen komischen Blick! Denkst du schon wieder nur das eine?“
    „Nein, ich hatte nur auf deine Körpergröße geachtet.“
    „Ach so, nur auf meine Körpergröße? Und wieso, wenn ich fragen darf?“
    „Weil du kleiner bist als ich. Deswegen hast du Angst vor mir. Und diese Angst hat sich in Hass gegen mich gewandelt.“
    „Wahnsinnig blöde Theorie!“
    „Hm, stimmt das etwa nicht?“
    „Nein, natürlich nicht, du Idiot. Wer kommt bloß auf so einen Blödsinn?“
    „Han.“
    „Klar, gib dem Fisch die Schuld.“
    „Er ist ein Xylat, kein Fisch. Das ist ein großer Unterschied!“
    „Ist mir völlig Schnuppe! Heute Abend kriegst du auf jeden Fall die doppelte Dosis!"
    „An Drogen?“
    „Ja!“
    „Nur, damit ich nicht über dich herfalle?“
    „Ja!“
  Rod war nun endgültig baff. Wieso hasste sie ihn so sehr? Sie sollte wirklich mal eine Lektion erteilt kriegen, dachte Rod. Er lächelte grimmig, wartete kurz auf einen Moment ihrer Unachtsamkeit und ergriff die Gelegenheit.
  Blitzschnell griff er mit seiner rechten Hand nach ihrer Taille, zog sie an sich heran und spürte für einen Herzschlag lang ihren Atem an seiner Brust. Dann hob er ihren Kopf und küsste sie leidenschaftlich. Nach ein paar Sekunden ließ er sie los. Gail keuchte verwirrt, mit erschrockenen Augen schaute sie Rod an. Der drehte sich um und lief gemächlich wieder zur
Halo II. Auf dem Hügel dazwischen schaute er noch einmal zurück:
    „So würde es übrigens aussehen, wenn ich über dich herfalle.“
  Dann verschwand er hinter dem Hügel und ließ eine völlig überrumpelte Gail zurück, die keinen Augenblick später in Ohnmacht fiel. Rod bemerkte davon natürlich nichts und betrat das Raumschiff.
    „Hallo, Meister Rod. Ich wünsche einen guten Morgen!“
  Verwirrt sprang Rod zurück. Was war denn das gewesen? Langsam schaute er in den Korridor. Niemand da. Wollte ihm Han einen Streich spielen?
    „Hallo?“
    „Ja, Meister Rod? Wollen sie etwas Bestimmtes?"
  Jetzt erkannte er die Stimme, es war das ASS.
    „Ähh, ja wo ist Han?“
    „Nun, Meister Han befindet sich immer noch im Maschinenraum und schließt den Navigationscomputer an.“
    „Danke.“
  Nunmehr völlig verwirrt, ging Rod nach unten in den Maschinenraum. Dort war die Kabelage ziemlich zurückgegangen. Offensichtlich war Han ziemlich schnell weitergekommen.
    „Han?“
  Wie eine Kasperlepuppe schaute der Kopf des Xylaten aus dem Kabelgewirr rechts von Rod. Er schaute sich verwirrt um, bis er Rod entdeckte. Han machte ein ziemlich zufriedenes Gesicht:
    „Ah, hey, Rod. Ich hab’s geschafft.“
    „Du hast den Nav-Computer wieder angeschlossen gekriegt?“
    „Nein, aber fast. Ich meine das Störsystem. Er hilft uns jetzt.“
    „Wie bitte? Was soll denn das heißen?“
    „Das war so: Ich habe versucht, den Nav-Computer anzuschließen und dieses dämliche Störsystem hat mich ständig genervt. Also habe ich ihm gesagt, wenn es nicht still sein will, schalte ich halt den Hauptcomputer aus. Da ist er plötzlich leise geworden und hat gewimmert: „Bloß nicht! Bitte.“ Offensichtlich hat er eine eigene Persönlichkeit entwickelt. Auf jeden Fall ist das System in der Lage, mit unserem Hauptrechner zu kommunizieren. Er ist praktisch die Stimme der Halo II. So kann er mir auch sagen, wohin ich welches Kabel stecken muss. Das heißt, dass wir morgen schon wieder von hier verschwinden können.“
    „Ist ja irre.“
    „Ja, nicht wahr?“
    „Wow, das war nicht schlecht. Ich gehe raus und sage Gail Bescheid!“
  Rod drehte sich auf der Stelle um und rannte nach draußen. Er überquerte den Hügel und blieb abrupt stehen. Die Stelle um das Zelt war leer. Gail war nicht mehr da. Rod lief den Hügel herunter und rief sie. Keine Antwort. Er schaute ins Zelt, doch da lag sie nicht. Wo war sie? Plötzlich raschelte etwas vor ihm im Gebüsch. Blitzschnell zog Rod seinen Blaster, entsicherte ihn und zielte auf das Gebüsch.
    „Halt! Wer da?“
  Nichts passierte. Plötzlich raschelte es wieder, doch diesmal entfernte sich das Geräusch. Rod wechselte den Blaster in die linke Hand und zog seinen Laserpointer. Mit einem Summen schaltete sich das Plasma-/Laser-/Sonst-was-Schwert mit rotem Leuchten ein. Er zerteilte das Gebüsch und stürmte in das morastige Unterholz.
  Er rannte durch den Urwald, immer dem Rascheln hinterher. Nach einer Weile war er völlig außer Atem und blieb keuchend stehen. Das Geraschele verschwand irgendwo im Unterholz. Rod schaltete das Schwert aus. Schwer atmend schaute er sich um. Von wo war er eigentlich gekommen? In Panik sah er sich noch einmal um. Wenn er sich verlaufen hatte? Langsam ging sein Atem wieder regelmäßiger.
  Plötzlich war vor ihm das Knacken eines Astes zu hören. Sofort zündete Rod wieder sein Schwert und hob den Blaster. Er hörte ein erneutes Rascheln und irgendetwas sauste gegen seine Blasterhand. Durch den plötzlichen Schmerz ließ Rod reflexartig den Blaster fallen. Was war das bloß gewesen? Langsam kniete er sich nieder, um sich den Blaster wiederzuholen. Kaum hatte er ihn berührt, war schon ein neues Rascheln zu holen. Instinktiv riss er das Schwert hoch, damit er das vermutlich anfliegende Objekt abwehren konnte. Allerdings hatte Rod ja keine Ahnung, wie man mit so einem Schwert umgehen sollte. Deshalb verfehlte er und wurde an der Stirn hart getroffen, sodass ein kleines Blutrinnsal herunterlief. Er sprang einen Schritt zurück und wechselte das Schwert in die rechte Hand.
    „Wer ist da? Bist du es, Gail? Wenn, ja, das ist nicht komisch!“
  Er erhielt keine Antwort. Er wollte noch einmal anfangen, als plötzlich ein weiteres Astknicken zu hören war. Dann tauchte auf einmal eine Gestalt in einer abgetragenen, braunen Robe in den Bäumen auf. Die Gestalt trug eine Kapuze über seinem Gesicht. Sie war vielleicht 1,75 Meter groß (Die Person, nicht die Kapuze!). Rod musterte sie eindeutig und stutzte auf einmal. Am Gürtel der Robe hing ein kleiner Metallzylinder – ein Laserpointer?
    „Wer bist du? Wo hast du Gail versteckt?“
  Die Person reagierte nicht, sondern nahm den Metallzylinder in die Hand. Mit einem Zischen formte sich ein blauer Lichtstreifen. Also doch ein Laserpointer, dachte Rod grimmig. Er nahm sein Schwert in beide Hände und hielt es direkt vor sich. Der Unbekannte tat das Gleiche und sie kreuzten die Klingen. Sirrend gerieten sie aneinander. Rod fragte sich, ob sein Gegenüber ihn ernstlich verletzen würde. Dann hätte er ein Problem, schließlich konnte Rod mit einem Schwert, egal mit welcher Klinge,  nicht kämpfen. Wenn er doch nur noch seinen Blaster hätte!
  Plötzlich riss der Unbekannte sein Schwert in einem eleganten Bogen herum und hieb damit gegen Rod. Der konnte gerade noch so parieren. Allerdings hatte er schon ein weiteres Problem, denn der Unbekannte holte schon zum nächsten Schlag aus. Immer und immer wieder hieb der Fremde auf Rod ein und zwang ihn immer weiter zurück. Rod bekam immer mehr Schwierigkeiten mit dem Parieren, da der Unbekannte mit wirklich sehr viel Kraft zuschlug. Es war klar, wer in dem Duell die Oberhand hatte. Plötzlich jedoch trat der Unbekannte einen Schritt zurück. Dann sprang er in einem wahnsinnig hohen Bogen (6 Meter Höhenunterschied zu Rod und insgesamt 10 Haltungspunkte.) nach hinten. Zur Verschönerung der Figur machte er sogar noch einen Salto dazwischen. Irgendwann zwischen Absprung und Landung schaltete er sein Schwert aus und verstaute es wieder in seinem Gürtel. Verblüfft starrte Rod den Fremden an. Was sollte das denn gerade? Ein Rascheln an seiner rechten Seite ließ ihn herumfahren. Gerade noch so konnte er den kleinen Stein, der auf ihn zuraste, abwehren. Jedoch wurde ihm keine Pause gegönnt, denn irgendwie schienen von allen Seiten kleine Steine auf ihn herabzuprasseln. Rod versuchte, so gut es ging, sie abzuwehren. Leider blieb es nur bei dem Versuch.
  Plötzlich hielt Rod inne und schaute zu dem Unbekannten. Den Trick kannte er doch! Breyder hatte genau dasselbe an Bord der Kampfstation getan. War es Breyder, gegen den er gerade kämpfte? Blitzschnell packte Rod einen der kleinen Steine, die auf ständig auf ihn zuflogen, und warf ihn mit so viel Kraft wie möglich nach dem Kapuzenträger. Der Stein erreichte nie sein Ziel, sondern blieb stattdessen einen halben Meter vor dem Unbekannten einfach in der Luft stehen. Rod zögerte keine Sekunde und sprintete nach vorne, sein Schwert zum Schlag bereit. Der Fremde schlug den Stein mit der flachen Hand weg und registrierte plötzlich, wie Rod mit schlagbereitem Schwert auf ihn zueilte. Rod erreichte ihn und schlug zu. Doch mit einer kaum sehbaren Bewegung riss der Fremde sein eigenes Schwert nach oben, zündete es und parierte damit Rod's Schlag.
  Rod starrte ihn voller Verblüffung an. Wie hatte er das so schnell hingekriegt? Der Fremde wich einen Schritt zurück und schaltete sein Schwert aus. Dann erhob er zum ersten Mal die Stimme:
    „Bravo, nicht schlecht, dein Trick.“
    „Wer sind sie?“
    „Bleib mal immer schön ruhig und schalte erst Mal dein Plasmaschwert ab. Meines ist ja auch aus. Oder willst du weiterkämpfen?“
  Rod schätzte seine Möglichkeiten ab, schaltete dann ebenfalls seine Lichtklinge aus und steckte das Schwert in seinen Gürtel. Dann bückte er sich nach seinem Blaster und hob ihn auf. Allerdings steckte er den nicht in den Gürtel. Er zielte aber auch nicht auf den Unbekannten.
    „Wer sind sie? Wieso können sie das Gleiche wie Breyder?“
    „Oh. Du hast Lars Breyder kennen gelernt?“
    „Ja. Er hat genau das Gleiche gemacht wie sie und mich mit Schraubschlüsseln beworfen!"
    „Und du hast nicht verloren?“
    „Nein, ich habe ihn mit meiner Faust bekannt gemacht.“
    „Ach, der Trick funktioniert immer noch bei ihm? Wie interessant.“
    „Er hat behauptet, dass ich sein Sohn sei!“
    „Wie bitte? Wie heißt du denn?“
    „He, Moment mal! Das habe ich sie doch zuerst gefragt!“
    „Hm, stimmt,“ murmelte der Fremde. Dann seufzte er und nahm die Kapuze ab. Darunter kam das gütige Gesicht eines alten Mannes. Ein Bart schmückte sein Gesicht:
    „Mein Name ist Obacht-Bahn Die-Gerade-Einfährt.“
    „Wie war der Name? Obacht-Bahn Die Gerade-Einfährt??“
    „Hast du was meinem Namen auszusetzen?“
    „Ach nichts … Moment mal! Obacht-Bahn? Breyder hat von ihnen gesprochen!"
    „Ach? Ist das so? Wie interessant. Aber solltest du mir nicht erst mal deinen Namen nennen?“
    „Ohh, Entschuldigung. Ich heiße Rodney McCoy, sie können mich aber auch die Brille nennen.“
    „Die Brille? Klingt irgendwie schräg. Aber na ja, mein Name ist auch nicht besser.“
Argwöhnisch betrachtete Rod den alten Mann. Er steckte endgültig seinen Blaster in seinen Gürtel zurück und zuckte mit den Schultern.
    „Woher kennen sie Breyder denn?“
    „Oh, Breyder. Weißt du, früher, in den Zeiten der Republik, als die Lederritter noch das Universum beschützten, war Lars Breyder mein Schüler. Doch er wurde von der dunklen Seite der Macht verführt. Seitdem ist er der dunkle Earl vom Sitz.“
    „Lederritter?“
    „Eigentlich heißen wir Ritter des Lichts oder so ähnlich. Ist schon zu lange her. Auf jeden Fall hat früher jeder Lederritter eine hübsche braune Lederjacke getragen. Deswegen hat man uns so genannt."
    „Ach … das ist … interessant."
    „Mir fällt ein, du hast gesagt, dass dich Breyder für deinen Sohn hält?“
    „Ja, er denkt, dass mein Name Rodney Emdoy ist.“
    „Hm, ja, das ist sein Familienname,“ murmelte der Alte vor sich hin.
    „Was? Aber er heißt doch Lars Breyder. Oder?“
    „Stimmt schon. Aber das ist nicht sein voller Name. Insgesamt heißt er Lars Breyder Walker Teppich Nussbaum Treasor Emdoy vom Sitz.“
    „…“
    „Aber trotzdem ist eins merkwürdig. Soweit ich weiß, ist Breyder eigentlich zeugungsunfähig. Er dürfte keinen Sohn haben!“
    „Er ist zeugungsunfähig?“
    „Ja, das war ein Unfall mit mein … seinem Plasmaschwert.“
    „Mit seinem Plasmaschwert?“
    „… Ja!“
    „Sie haben aber zuerst gesagt, dass es ihr Plasmaschwert war!“
    „…“
    „Und?“
    „Schau mal! Ein Vogel!“
  Obacht-Bahn zeigte mit seinem Arm irgendwo in den Himmel. Rod schaute nicht in dorthin. Er fixierte den komischen Mann an. Nach einer Minute peinlichen Schweigens entspannte sich Rod und zuckte erneut mit den Schultern. Dann fiel ihm etwas anderes ein:
    „Wieso die Papiertüte?“
    „Was?“
    „Wieso hat Breyder eine Papiertüte auf seinem Kopf?“
    „Oh, das war eine Entscheidung seinerseits. Als er am Anfang mein Schüler war, da war er wirklich etwas Besonderes. Er lernte blitzschnell, er war ein hervorragender Taktiker, der fähigste Pilot in der gesamten Galaxis. Alle mochten ihn.“
    „Und? Was ist passiert?“
    „Dann kam eine schlimme Zeit. Die Zeit der Finsternis!“
    „Echt? Wie meinen sie das?“
    „Nun ja, er kam in die Pubertät.“
    „Wie bitte?“
    „Jaja, nur, dass sie beim ihm sehr stark ausgeprägt war. Sein Gesicht sah aus wie ein Streuselkuchen. Er fand sich schließlich so hässlich, dass er irgendwann eine Papiertüte nahm und sie auf seinen Kopf setzte. Anfangs ging das auch gut, doch leider wuchs mit jedem Tag sein Zorn."
    „Wieso das denn?“
    „Nun ja, an was würdest du denn denken, wenn du ein paar Jahre ’ne Papiertüte auf deinem Kopf hast? An Blumen und Pferde?“
    „Nein, ich verstehe schon. Und dieser Zorn hat ihn dann auf … auf die dunkle Seite dieser Macht gebracht?“
    „Ganz genau! Er wurde von ihr heimtückisch verführt und stellte sich auf die Seite des Diktators. Dann begann er, die Lederritter einen nach dem anderen abzuschlachten!“
    „Und das bloß, weil er eine Papiertüte auf dem Kopf hatte?“
    „Ja.“
    „Okay, okay. Mag ja alles gehen. Aber wieso hat er das Ding immer noch?“
    „Was?“
    „Die Papiertüte.“
    „Tja, keine Ahnung. Vielleicht hat er ganz einfach immer noch Pickel.“
    „Wie … wie alt ist er denn?"
    „Hm, mal kurz überlegen … 48!"
    „Sie denken, dass er mit 48 noch Pickel hat?“
    „Wäre möglich!“
    „Okay, oh mein Gott, mir fällt gerade etwas ein. Gail!“
    „Hää?“
    „Haben sie eine Frau hier herumrennen sehen?“
    „Nein, eigentlich nicht.“
    „Auch nicht in der Nähe unseres Raumschiffes?“
    „Nein, ich war nur zufällig dort. Du hast mich entdeckt und bist mir gefolgt.“
    „Dann müssen wir so schnell wie möglich zurück zur Halo II! Vielleicht ist sie schon wieder dort!“
  Obacht-Bahn kratzte sich am Hinterkopf und schaute sich kurz um. Dann richtete er den Blick wieder auf Rod.
    „Gut, ich komme mit dir!“
  Gemeinsam eilten sie durch den Urwald. Nach einiger Zeit erreichten sie Gail’s Zelt. Der Platz war immer noch verlassen. Obacht-Bahn hinter sich lassend, stürmte Rod über den Hügel in Richtung Halo II. Völlig atemlos stürmte er in den Maschinenraum. Das Kabelgewirr war größtenteils verschwunden. Hastig blickte er sich um:
    „Han?“
  Keine Antwort. Panik stieg in Rod auf. Wo waren alle?
    „ASS!“
  Die fröhliche Stimme des Störsystems ertönte aus der Schiffskommunikationsanlage (Ganz schön langes Wort: Schiffskommunikationsanlage.):
    „Hallo, Meister Rod, ich begrüße sie an Bord der Halo II. Was kann ich für sie tun? Und wer ist der Neuankömmling?“
  Rod drehte sich um. Ein ziemlich verdutzt dreinblickender Obacht-Bahn stand im Eingang des Maschinenraums. Rod wandte sich wieder zur Schiffskommunikationsanlage.
  Langsam fange ich an, dieses Wort zu lieben. Sprecht es doch mal ganz langsam aus: SCHIFFS-KOM-MU-NI-KA-TI-ONS-AN-LA-GE. Das klingt doch wahnsinnig Klasse, oder?
Aber zurück zur Geschichte: Rod wandte sich in Richtung der Schiffskommunikationsanlage (…), zumindestens glaubte Rod, dass es die richtige Richtung war, denn er hatte keine Ahnung, wo sich die Schiffskommunikationsanlage (…) befand:
    „Das ist Obacht-Bahn Die-Gerade-Einfährt. Weißt du, wo sich Han oder Gail befinden?“
    „GAIL? IST SIE HIER?“
    „Das habe ich dich gerade gefragt.“
    „Sie ist nicht hier?“
    „Weiß ich doch nicht! Frag doch mal über die Schiffskommunikationsanlage nach, ob sich Han oder Gail an Bord befinden.“
  Innerhalb weniger Sekunden bereute Rod seine Worte.
  Es ist ja ein bekanntes Naturgesetz, dass selbst das leiseste Geräusch in einem richtigen Raum das lauteste Brüllen sein kann. Das beste Beispiel dafür sind eine Gitarre und ihr Resonanzkörper. Jeder Missklang wird sofort ins Hörbare verstärkt und malträtiert schließlich das Gehör. Scheußlich, diese Schallverstärkung.
  Auch Rod machte gerade diese Erfahrung. Die Halo II war von seinem Designer so entworfen, dass eigentlich an jeder Stelle im Raumschiff der Schall doppelt so laut zurückgeworfen wurde. Und genau diese Eigenschaft der Halo II zertrümmerte gerade Rod’s und Obacht-Bahn’s Trommelfelle. Dass ASS hatte nämlich die wunderbare Idee, alle Schifflautsprecher gleichzeitig anzuschalten, die Lautstärke auf das Maximum zu schieben und in einer Endlosschleife Gail’s Namen durch das Raumschiff zu jagen.
  Rod versuchte durch Brüllen, das ASS zur Raison zu bringen, doch der Lärm übertönte ihn spielend einfach. Ganze zwei Minuten brüllte, das sich ständig überlagernde „Gail“ im gesamten Schiff umher. Dann hörte es plötzlich auf. Alles war still. Nur ein ekelhaftes Piepsen war zu hören. Rod blickte sich um. Obacht-Bahn schien etwas zu sagen, doch Rod hörte nichts. Sein Kopf hämmerte. Von irgendwo schien ein verschwommenes Wummern zu kommen. Dann begann sich seine Sicht zu verschwimmen. Er sah noch, wie Obacht-Bahn vor ihm umherschwankte. Dann wurde alles Schwarz vor seinen Augen und er stürzte auf den Boden.

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