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Parodie zum Thema Fiktion

von  Dart

11.

  Rod gähnte. Seit zwei Tagen rasten sie schon durch den Hyperraum. Blieben also noch acht Tage. Der Höflichkeit halber hatte er wieder im Cockpit seine Zelte aufgeschlagen. Zurzeit vertrieb er seine Langeweile mit dem Legen von Patiencen. Er seufzte. Plötzlich gab es ein Zischen der Pneumatiktür hinter ihm. Er drehte sich um. Obacht-Bahn stand hinter ihm. Verschlafen rieb er sich die Augen:
    „Hi, Rod. Oh, sind wir schon wieder von dieser Raumstation weggeflogen?“
    „Das haben wir vor zwei Tagen getan!“
    „Ach? Wirklich interessant!“
    „Ich habe eine Frage an euch.“
    „So? Was denn?“
    „Auf dieser Raumstation, da … da habe ich so ein merkwürdiges Gefühl gekriegt. Ich konnte auf einmal richtig mit dem Lichtschwert umgehen. Meine körperliche Leistung war auf einmal viel höher. Ich war schneller als je zuvor! Wisst ihr, was das sein könnte?“
    „Natürlich! Das war die Macht!“
    „Die Macht? Aber von der verstehe ich doch gar nichts!“
    „Na und? Hast du immer noch nicht verstanden, was das Geheimnis von Macht und Power ist?“
    „Nein.“
    „Tja, es eigentlich ziemlich einfach. Adrenalin.“
    „Adrenalin?“
    „Ja, noch nie davon gehört?“
    „Doch, aber ich weiß nicht, was Adrenalin damit zu tun hat.“
    „Ganz einfach, Adrenalin lässt deinen Körper schneller reagieren. Wer die Macht beherrscht, beherrscht ganz einfach seinen Adrenalinausstoß.“
    „Das glaube ich nicht.“
    „Wieso?“
    „Weil mich Adrenalin nicht in die Lage versetzt, Dinge schweben zu lassen!“
    „Oh, das macht ja auch nicht das Adrenalin!“
    „Ach ne. Und was dann?“
    „Das ist die Macht der Kraft.“
    „Der Kraft?“
    „Ja, sie ist es, die dem Lederritter seine Stärke gibt. Sie umgibt alles. Doch nicht jeder kann sie nutzen!“
    „Und wie beherrsche ich die Kraft?“
    „Keine Ahnung. Breyder und ich konnten es einfach. Wir mussten es nicht üben.“
    „Na Klasse. Hilft mir echt weiter.“
  Beide schwiegen eine Weile. Dann fiel Rod etwas ein:
    „Obacht-Bahn, könntet ihr mir beibringen mit dem Lichtschwert zu kämpfen? Es ist eine ziemlich nützliche Waffe.“
    „Na klar, warum nicht?“
  Wieder herrschte Schweigen. Und wieder wurde es von Rod gebrochen:
    „Warum bekämpfen sie eigentlich nicht den Diktator und Breyder?“
    „… Sind diese Sternenlinien nicht faszinierend?“

  Later fühlte sich miserabel. Er stand direkt neben Breyder, der mal wieder einen Heiserkeitsanfall hatte. Deswegen hielt er auch wieder sein Megaphon in der Hand. Auf der Papiertüte war ein feierliches Gesicht gemalt. Sie standen gemeinsam in einem riesigen Hangar, auf die Fähre des Diktators wartend. Nervös kratzte er sich am Kinn. Zum wiederholten Male blickte er sich um. Zwanzig Reihen an weiß gepanzerten Soldaten auf jeder Seite flankierten sie und präsentierten das Gewehr. Eine Blaskapelle bezog Stellung auf seiner rechten Seite. Eine Punkband auf seiner linken Seite. Plötzlich begann der Kommunikator an seinem Gürtel zu summen – das Zeichen. Later drehte sich zu Breyder um und flüsterte ihm etwas ins Ohr. Breyder nickte und spannte sich. Sein schwarzes Outfit glänzte im Licht der Neonröhren. Offenbar hatte er es in der letzten Zeit gut gebürstet. Later drehte sich wieder zur Magnetschleuse und straffte sich innerlich. Dann kam sie. Die Fähre des Diktators.
  Die Fähre war gerade dabei, ihre zwei Seitenflügel zusammenzuklappen und die Geschwindigkeit zu drosseln. Ein schönes Schiff, dachte Later. Es war völlig weiß, abgesehen von der Cockpitscheibe. Es sah aus wie ein Katamaran für den Weltraum. Mit einem Zischen setzte der Pilot das Schiff auf dem Boden auf. Mit einem weiteren Zischen öffnete sich die Einstiegsluke am Boden der Fähre. Dann kamen je zwei rot gepanzerte Soldaten mit hübschen blauen Federn auf den Helmen heraus. In exakt den gleichen Abständen postierten sie sich im Gang zwischen den normalen Soldaten. Later holte tief Luft. Die Blaskapelle begann zu blasen, die Punkband begann zu punken.
  Dann trat der Diktator aus der Fähre. Eiskalte Augen zierten sein ansonsten blasses Gesicht, das vor Furchen nur so gähnte. Er trug eine schwarze Robe und langes graues Haar fiel von seinem Haupt. In seiner knochigen Hand hielt er einen ebenso knochigen Stock, auf dem er gerade begeistert Luftgitarre spielte, selbstverständlich im Takt der Punkband. Later starrte ihn zweifelnd an. Schließlich, nach ein paar Minuten hörte die Blaskapelle auf zu blasen, die Punkband aber nicht auf zu punken. Der Diktator zertrümmerte gerade eine imaginäre Gitarre, als Breyder sich räusperte. Die Punkband hörte schlagartig auf zu spielen, wobei sich Later fragte, wie sie Breyder eigentlich verstanden hatten. Der Diktator ordnete indes seine Kleidung ein wenig und trat dann vor Breyder und Later, die rechte Hand erhoben:
    „Cool, Mann! Gib mir fünf!“
  Verwirrt starrte Breyder zu Later, der nur mit den Schultern zuckte. Breyder wandte sich wieder zum Diktator und hob das Megaphon:
    „Ich freue mich, euch wieder zu sehen, mein Diktator,“ flüsterte er in das Megaphon.
    „Cool, euch mal wieder zu sehen, mein Freund. Was geht ab?“
  Erneut schaute Breyder zu Later. Wieder zuckte der mit den Schultern.
    „Wir haben für euch ein hübsches Zimmer mit Raumblick eingerichtet. Und mit einer kleinen Kuschelecke!“
    „Hey, yo! Echt lässig von euch!“
    „Wir haben außerdem den Stützpunkt der Rebellinnen gefunden.“
  Das Gesicht des Diktators verwandelte sich urplötzlich zu Eis, genau wie seine Stimme:
    „Wirklich, mein Freund?“
    „Ja, auch der junge Emdoy ist dort!“
    „Hervorragend, Earl Breyder. Alles entwickelt sich genauso, wie ich es vorhergesagt habe!“
  Mit diesen Worten holte er einen kleinen Kasten aus einer versteckten Tasche seiner Robe. Er zog an einem kleinen Ring und sprach dann in das kleine Metallgehäuse:
    „Sag, werden wir die Rebellinnen vernichten?“
  Erst passierte nichts, dann erklang eine ziemlich mechanische Stimme aus dem Metallkasten:
    „Meine ätherischen Quellen sagen: Ja!“
  Der Diktator hüpfte einen kleinen Tanz vor Freude. Breyder und Later schauten sich verwirrt an. Offensichtlich hatten sich beide gerade eine negative Meinung über den Diktator gebildet. Der hörte mit der Tanzerei auf und wandte sich wieder an Breyder:
    „Schickt die Flotte los! Heute wird ein großer Tag!“

  Die Besatzung der Halo II konnte sich ebenfalls ablenken, da nun das Training für Rod anfing. Als Übungsplatz diente der Frachtraum in der unteren Ebene, in der auch der Maschinenraum lag. Han hatte sogar eine Bank aus seiner Kabine heruntergetragen, damit alle das Spektakel bewundern konnten. Dann kamen Obacht-Bahn und Rod herunter, allerdings hatten sie sehr merkwürdige Kostüme an.
    „Entschuldigt vielmals, Meister Obacht Bahn, aber warum tragen wir diese lächerlichen roten Kostüme? Ist irgendwo in der Nähe ein Maskenball?“ fragte Rod zweifelnd.
    „Natürlich nicht, mein Schüler. Das sind traditionelle Gewänder der Lederritter während ihrer Kampfübungen.“
    „Echt? Wir sehen aus wie die Weihnachtsmänner. Auf unserem Rücken steht sogar Santa Klaus.“
    „Santa Klaus ist der Erfinder der Kampftechnik der Lederritter, weswegen er auf unseren Trainingsklamotten steht. Er war wirklich nett, hat häufig Geschenke verteilt.“
    „Ach. Was ist mit ihm weiter passiert?“
    „Eines Tages verschwanden er und sein Raumschiff spurlos, niemand hat ihn je wieder gesehen. Das war wirklich schade, er hatte nämlich unsere Maskottchen an Bord.“
    „Maskottchen für eine Truppe von Schwert schwingenden Elitekäpfern?“
    „Natürlich!“
    „Und was waren das für Maskottchen? Laserpointer mit Flügeln und Grinsegesischtern?“
    „Nein, selbstverständlich nicht. Es waren fliegende Rentiere.“
    „…“
    „Was?“
    „Nichts, gar nichts,“ stammelte Rod hervor. Dann schüttelte er den Kopf und murmelte irgendwas von wegen „Das ist mir zu bescheuert!“ oder so. Es war jedenfalls nichts Nettes.
    „Fangen wir jetzt endlich an?“
    „Na klar, nach den Aufwärmübungen.“
    „Was sind das für Übungen?“
    „Du rennst zehnmal um den Block!“
    „Was für ein Block?“
    „Hör auf deinen Lehrer und renn jetzt zehnmal um den Block!“
    „Was für ein Block? Hier ist nichts, was einem Block auch nur annähernd ähnlich ist!“
  Man kann Rod ruhig glauben, der gesamte Laderaum war völlig leer und sauber. Han hatte am Tag zuvor vorsichtshalber alles geputzt und chemisch gereinigt. Deshalb war Obacht-Bahn etwas verlegen, fand aber schnell eine Ersatzlösung:
    „Dann rennst du halt zehnmal um die Bank auf der Han und Gail sitzen!“
    „Zehnmal um die Bank? Das sind vielleicht fünfzig Meter, aber nicht mehr!“
    „Na und? Wenn dir das zuviel ist, kannst du ja auch gehen!“
    „Es ist nicht zuviel, es ist einfach nur ein bisschen wenig zum Aufwärmen, finden sie nicht?“
    „Na gut, dann halt elf mal! Los jetzt!“
  Rod schüttelte den Kopf und lief seine elf Runden um die Bank. Als er fertig war, klatschte Obacht-Bahn in die Hände und rief:
    „Perfekt, dann können wir ja mit dem richtigen Training anfangen!“
    „Wie, das war es schon mit dem Warmmachen?“
    „Was soll das heißen?“
    „Nun ja, warum soll ich meine Arme nicht erwärmen?“
    „Wozu sollten wir die denn brauchen?“
    „Weil sie mir beibringen wollten, wie man mit einem Schwert umgeht!“
    „Nicht in diesem Ton! Zur Strafe machst du jetzt eine Liegestütze!“
    „Eine?“
    „Na gut, eine halbe.“
    „Sind sie sicher, dass sie was vom Unterrichten verstehen?“
    „Natürlich, ich hatte viele Schüler!“
    „Wie viele genau?“
    „Einer.“
    „Einer?“
    „Ja, manche hatten nie einen Schüler.“
    „Haben sie mich jetzt noch dazugezählt?“
    „Nein, du wärst der Zweite, aber deine Ausbildung ist ja noch nicht beendet:“
    „So gesehen, hat sie noch nicht mal angefangen. Moment mal, kann es sein, dass ihr einziger Schüler Earl Breyder war?“
    „Ja, warum?“
    „Ist er nicht ein bisschen danebengeraten? Von wegen dunkle Seite und so?“
    „Das lag an der Pubertät!“
    „Ist ihnen schon einmal in den Sinn gekommen, dass sie dazu vielleicht beigetragen haben könnten durch ihr völlig beknacktes Training?“
    „He, du kennst mein Training doch gar nicht!“
    „Na gut, tut mir leid. Können wir jetzt richtig anfangen?“
    „Selbstverständlich, als Erstes setzt du diesen Helm auf!“
  Mit diesen Worten zog er Rod eine Papiertüte über den Kopf.
    „Das ist doch gar kein Helm, das ist eine Papiertüte!“
    „Völlig egal, benutz deine Fantasie. Die Hauptsache ist nämlich, dass du nichts sehen kannst!“
    „Ich kann aber noch etwas sehen. Vor meinen Augen sind kleine Sehschlitze eingelassen.“
    „Was? Verdammt, das muss Breyder damals getan haben, als ich noch ihn unterrichtet habe.“
    „Breyder hatte diese Tüte auf?“
    „Ja, wegen seinen Pickeln.“
  Rod riss sich die Papiertüte vom Kopf und zerschneidete sie mit seinem Lichtschwert in kleinste Papierschnipsel.
    „Es reicht! Han, hol einen der Pilotenhelme aus der Besenkammer. Die haben ein Visier gegen Sonneneinstrahlung. Hier unten dürfte man damit nichts sehen können. Ist das in Ordnung, Meister Obacht-Bahn?“ fragte Rod, irgendwie ziemlich sauer. Der Lederritter nickte und Han rannte nach oben und kam wenig später mit einem Putzeimer wieder. Da Rod allerdings die Schnauze mittlerweile gestrichen voll hatte, überging er den Fehlgriff des Xylaten und setzte sich den Putzeimer auf.
    „So, können wir jetzt anfangen?“
    „Ja, jetzt wirst du deine Sinne schärfen und deine Intuition perfektionieren. So könntest du praktisch blind kämpfen.“
    „Wirklich?“
    „Nein, das ist nur eine Floskel, die wir immer unseren Schülern erzählen. Dann gehen sie mit mehr Elan an die Sache ran.“
    „Toll. Und was soll ich jetzt machen?“
    „Du wirst gegen mich kämpfen.“
    „Was? Mit einem Lichtschwert?“
    „Ja.“
    „Kämpfen sie auch blind?“
    „Nein, das letzte Mal habe ich dabei jemandem die Genitalien abgeschnitten.“
    „WAS??? Können sie mir nicht erst mal beibringen, wie man überhaupt mit einer Klinge umgeht?“
    „Ist ja merkwürdig, Breyder hatte bei unserer ersten Trainingsstunde genau dasselbe gefragt. Zufälle gibt’s.“
    „Das reicht!“ brüllte Rod. Er warf den Eimer auf den Boden. Dann drehte er sich wütend um und lief zurück zu seinem Schlafplatz, also dem Cockpit. Dabei  ließ er einen völlig verdutzten Obacht-Bahn zurück:
    „Was hat er denn? Will er nun doch nichts mehr lernen?“

  Das Bell'Gan-System bestand insgesamt nur aus sechs Planeten, wovon zwei gigantische Gasriesen waren. Dann waren da noch drei kleine Zwergplaneten, die so nahe an der Sonne waren, dass kein Leben existieren konnte. Der letzte Planet zwischen ihnen war ein kleiner Asteroid ohne Atmosphäre. Irgendein Astronom hatte das System entdeckt, Planet für Planet kartografiert und in den Archiven der Republik gespeichert. Als er jedoch den dritten Zwergplaneten fertig ausgemessen hatte, gönnte er sich vor Freude ein kleines Gläschen Wein. Und dann noch eins. Und noch eins. Bis er jedoch so betrunken war, dass er selbst eine Fliege für ein Flugzeug gehalten hätte. Dabei entdeckte er den Asteroiden, den er kurzerhand als vierten Planeten registrieren ließ und ihm den Namen „Hicks" gab. Danach hatte der komische Astronom jedoch merkwürdigerweise nie wieder Arbeit gefunden. Wer weiß wieso.
Natürlich bestand das Bell’Gan-System nicht nur aus toten Planeten, sondern auch aus ein paar toten Monden. Der erste Gasriese hatte sogar einen Mond mit einer Atmosphäre, die unserer nicht unähnlich ist. Auf diesem Mond, er hieß „Hicks V“, hatten die Rebellinnen ihren Stützpunkt aufgeschlagen. Von hier aus steuerten sie ihre Operationen gegen den Diktator, nur um ihr Ziel zu erreichen: Endlich als Lebewesen anerkannt zu werden.
  In einer Entfernung von einer Million Kilometer fiel die Halo II aus dem Hyperraum. Rod und Gail saßen noch immer im Cockpit. Mittlerweile hatten es sich Han und Obacht-Bahn auch dort gemütlich gemacht. Howie hatte es sich auf Gail's Schoß gemütlich gemacht, die ihn eher widerwärtig streichelte. Han aktivierte den Sublichtantrieb und flog das Schiff in einer eleganten Kurve Richtung Hicks V. Nach einer Viertelstunde hatten sie den kleinen Mond erreicht. Gail gab über einen Kommunikationskanal das Passwort an die Bodenstation weiter und sie erhielten Landeerlaubnis. Nach einer weiteren Viertelstunde setzten sie auf natürlichem Boden auf. Han öffnete die Einstiegsluke und zusammen verließen sie das Schiff. Das ASS verabschiedete sich noch einmal herzlich, indem es irgendwelche Trauermärsche auf einem unbekannten Instrument spielte. Dazwischen schluchzte es geräuschvoll vor sich hin.
  Rod, Han, Gail, Obacht-Bahn und Howie wurden indes von einer Gruppe aus weiblichen Leibwächtern in glänzend grauen Rüstungen flankiert und zu einem Gleiter gebracht. Sie flogen durch einen kleinen Wald, kleine Lichtungen und kleine Täler, vorbei an riesigen Panzerechsen, die sich schwerfällig nach ihnen umdrehten. Nach einer Stunde hatten sie einen riesigen Kuppelbau erreicht. Die Leibwächterinnen stiegen ab und die anderen folgten ihrem Beispiel. Sie befanden sich vor einem gigantischen Tor, das in einen noch gewaltigeren Hangar zeigte. Riesige Kampfschiffe wurden dort gewartet und für den Start vorbereitet. Rod hatte noch nie so gewaltige Raumschiffe gesehen.
  Vor dem Tor stand eine alte Frau, begleitet von zwei weiteren Leibwächterinnen. Gail ging geradewegs auf sie zu. Sie blieb vor ihr stehen und verbeugte sich. Han, Rod und Obacht-Bahn machten zögernd dasselbe. Die Alte nickte mit einem eher verwirrten Blick und richtete sich dann an Gail:
    „Ich freue mich, dich wiederzusehen, Gail. Du konntest entfliehen?“
    „Ja, dieser junge Mann und dieser Außerirdische haben mir dabei geholfen!“
  Die Alte sagte nichts und schätzte Han und Rod mit äußerst abschätzenden Blicken ab. Dann schaute sie wieder zu Gail:
    „Die beiden?“
    „Ja!“
    „Männer haben dir geholfen?“
    „Ja!“
  Die Leibwächterinnen und die Alte fingen gleichzeitig an, in lautem Gelächter auszubrechen. Nach einer Weile fingen sie sich wieder die alte Frau holte keuchend Luft:
    „Haha, Entschuldigung, Gail. Ich habe nur gedacht, dass du gesagt hattest, dass dir zwei Männer geholfen haben."
    „Aber das habe ich doch.“
  Innerhalb von Sekunden fror das Gesicht der alten Frau ein.
    „Sie haben mir wirklich geholfen! Der da hat sogar gegen Breyder gekämpft!“
  Alle Blicke richteten sich plötzlich auf Rod, der sich irgendwie komisch dabei fühlte. Er mühte sich zu einem Lächeln ab:
    „Hi.“
  Die Alte schüttelte den Kopf und schaute zu Gail. Sie schüttelte wieder den Kopf und schaute dann zu Obacht-Bahn:
    „Schön, schön. Nehmen wir mal für einen Augenblick an, sie haben dich gerettet. Wer ist dann der da?“
    „Das ist Obacht-Bahn Die-Gerade-Einfährt.“
  Ein Raunen ging durch die Leibwächterinnen. Die Stimme der Alten nahm einen ehrfurchtsvollen Ton an:
    „Der Lederritter?“ wandte sie sich an Obacht-Bahn.
  Der nickte und grinste dabei ein äußerst künstliches Lächeln. Offenbar fühlte er sich nicht wohl. Um es ehrlich zu sagen, war ihm kotzübel. Ich hätte nicht den gesamten Quarkkuchen essen sollen, dachte er im Stillen.
  Die Alte richtete sich nun etwas freundlicher an das kleine Grüppchen:
    „Nun gut, ich will euch glauben, dass ihr Gail gerettet habt. Ich denke, dass ihr euch erstmal ausruhen solltet. Wir haben ein paar hübsche Zimmer mit Meerblick.“

    „Lord Breyder!" rief ein Brückenoffizier durch den gewaltigen Saal. Breyder nickte und lief herüber. Later folgte ihm in wenigen Metern Entfernung. Der Brückenoffizier, Wendell Brandt, salutierte zackig. Breyder's Papiertüte zeigte keine Regung.
    „Sir, es steht jetzt mit Sicherheit fest: Der Rebellenstützpunkt befindet sich auf einem Planeten des Bell’Gan-Systems. Das Signal der Halo II ist eindeutig!“
    „Warum Lord?“
    „Entschuldigung, was meinen sie?“
    „Warum haben sie mich mit Lord angeredet?“
  Mit einem Mal wurde es sehr still im Raum. Die Anwesenden reckten ihre Köpfe. Brandt schluckte schwer. Schweißtropfen liefen von seiner Stirn.
    „Äh, Earl Breyder, das war ein Versehen! Ich … ich wollte das nicht.“
  Seine Stimme versagte, als Breyder’s Gesicht näher kam. Brandt fing an zu zittern. Sein Gesicht war vollständig durchnässt. Nur Breyder’s Keuchen und Brandt’s Zähnegeklapper war zu hören. Irgendetwas schnürte seine Kehle zu.
    „Nur … ein … Versehen?“ keuchte Breyder. Brandt atmete zischend ein. Die Spannung im Raum hätte eine Glühbirne anschalten können. Das Keuschen von Breyder schien jedes Geräusch im Saal zu verbieten. Brandt verspannte sich stärker als eine Stahlstange.
    „NUR … EIN … VERSEHEN?“
    „Ja,“ jammerte Brandt.
    „Okay, wenn es nur ein Versehen war.“ Er zuckte kurz mit den Schultern und ging wieder zu seiner Fensterscheibe.
    „Sagt dem Diktator Bescheid!“ rief Later in den Raum. Sofort fingen alle an, wild durch den Raum zu laufen. Alles versuchte sich zu entspannen. Later atmete zischend aus

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