Bald erreichen wir Le Somail. Dieser Ort besitzt mehrere Sehenswürdigkeiten. Deshalb unterbrechen wir unsere Fahrt ein weiteres Mal.
Im 18. Jahruhundert zählte Le Somail zu den vier Poststationen in dieser Gegend: Le somail, Trèbes, Castelnaudary und Negra. Damals brauchten die Postschiffe vier lange Tage, um die Strecke von Agde nach Toulouse zu bewältigen.
In Le Somail sieht man eine solche Station und zudem noch einen runden Turm, in dem den ganzen Sommer über Eis aufbewahrt wurde.
Wir legen an, vor uns als romantischen Blickfang eine kleine Brücke, die über den Kanal führt. Bei einem ersten Spaziergang an Land entdecken wir kurz darauf einen alten Kahn, der fest vor Anker liegt. Ein schmaler Holzsteg, der an Bord führt, weckt unsere Neugierde. Gespannt betreten wir das Boot. Es bietet sich uns ein anheimelndes Bild:
Ganz offensichtlich dient dieses Boot als Laden für Spezialitäten wie für Weine, spezielle Wurstsorten und selbstgemachte typische Marmelade (Feigenmarmelade) aus dieser Region. Aber auch das von den Franzosen heiß geliebte Baguette fehlt nicht. Alles wird sehr einladend in hübschen Bastkörben präsentiert und lockt so die Feinschmecker an.
Am nächsten Morgen werden wir uns ein typisch südländisches Frühstück gönnen.
Aber jetzt wollen wir uns den Sehenswürdigkeiten von Le Somail ansehen.
Da gibt es ein Hutmuseum. Doch weitaus mehr interessiert uns das weithin bekannte Antiquariat der Madame Gourgues. Literaturfans sollten sich das wirklich nicht entgehen lassen.
In dem alten, zweigeschossigen Holzhaus stehen auf deckenhohen Regalen ringsum längs der Wände dichtgedrängt Werke jeglichen Literaturgenres. Sie finden wirklich alles: Vom Taschenbuch bis zum Sammlerstück.
Eine breite, mittig platzierte Holztreppe führt zur Empore und verbindet so die beiden Ebenen miteinander. Tausende von Büchern bis hin zum Dachfirst!
Fasziniert stöbern wir herum. Dabei finde ich auf einem der Tische einige alte Stiche. Sie sind teils coloriert, teils aber auch schwarzweiß gehalten, so wie ich persönlich sie lieber mag.
Der Besuch dieses Antiquariats ist ein ganz besonderes Erlebnis für uns, das wir bestimmt so schnell nicht wieder vergessen werden.
Tags darauf nehmen wir nach einem wahren Festtagsfrühstück Abschied von Le Somail und gleiten bald danach an dem Dorf Ventenac-en-Minervois mit seinem Chateau de Ventenac Weinmuseum vorbei.
Als nächstes erwartet uns Paraza, ein etwas größerer Ort. Kurz vor Paraza macht der Kanal eine enge Biegung und leitet uns zu der historischen Kananlbrücke über das Flüsschen Répudre. Diese Brücke zählt zu den wenigen, die Riquet selbst gebaut hat, um Schäden vorzubeugen, die der Répudre bei Hochwasser anrichtete. Die Kanalbrücke wurde 1676 fertiggestellt. Sie war die erste in Frankreich, angeblich die zweite in der ganzen Welt.
Gleich Ventenac-en-Minervois besitzt auch Paraza ein Weinmuseum.
Vorbei an der rechtsseitig gelegenen Ortschaft Roubia nähern wir uns langsam unserem Zielhafen Argens-Minervois und damit dem Ende dieser wunderschönen Reise.
Argens-Minervois präsentiert sich uns als ein sehr schönes, für die Minervois-Gegend typisches Dorf, das sich rund um ein Schloss aus dem 14. Jahrhundert drängt und gleichzeitig den Kanal sowie den Fluß Aude überblickt.
Im Port Occitanie gibt es ein Hebewerk für Boote bis zu 10 Tonnen.
Ein wenig wehmütig trennen wir uns von der glitzernden Märchenallee mit ihren angrenzenden, romantischen Dörfern und der geheimnisvoll-wilden Landschaft der Camargue mit ihrer exotischen Tier- und Pflanzenwelt. Etwas sträubt sich in uns, in unsere alte, rauhere Welt zurückzukehren.
Vorsichtig biegen wir um die letzte Kurve und laufen in den Hafen ein. Dort übergeben wir das Boot wieder an Locaboat und starten nach der überaus herzlichen Verabschiedung zu der langen Autofahrt gen Heimat.
Canal du Midi, wir sehen uns wieder!
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Kommentare zu diesem Text
javasiwa (53)
(25.09.06)
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