Lebensmelodie

Sonett zum Thema Vergänglichkeit

von  Kuschelmuschel

Lebensmelodie

Und wieder griff die kalte Knochenhand
ganz unvermittelt neben mir in’s Leben.
Vor ihr - da kann es keine Zuflucht geben.
Und niemand sieht die Zeichen an der Wand!

Ein Lebenslied - verklungen im Diskant,
mit schrillem Mißton einfach aufgegeben.
Kein hehres „aufwärts-nach-dem-Himmel-Streben“
nur dumpfe Ängste, Schmerz und Seelenbrand.

So dissonant will ich dereinst nicht gehen.
Mein Lied soll’n sanfte Harmonien tragen,
wenn es einmal mit mir ein Ende nimmt.

Hört man zum Schluß den letzten Ton verwehen,
sollt über meine Melodie ihr sagen:
... die Seele war in Harmonie gestimmt!

Möchtest Du einen Kommentar abgeben?
Diesen Text kommentieren

Kommentare zu diesem Text

Lachmalwieder (43)
(27.02.07)
Dieser Kommentar ist nur für eingeloggte Benutzer lesbar.

 Isaban (27.02.07)
Ich glaube, es ist sehr schwer, seine Lebensmelodie in Harmonie ausklingen zu lassen. Wenn man nicht gerade schon sehr lange sehr schlimme Schmerzen hat, dann scheint doch jeder Zeitpunkt zu früh, ganz egal, wie erfüllt, wie aufregend, wie kämfperisch ein Leben war. Als man mir letzten Monat sagte, es sieht nicht gut aus, da war mein erster Gedanke: Nee, ne? Ich doch nicht. Doch nicht jetzt. Hab doch noch so viel zu erledigen, zu erleben, hab doch noch so vieles nicht gemacht, muss mich noch um so vieles kümmern.
Es war auch nur ein Warnschuss. Das Leben geht weiter. Nur bewusster. Aber ich bin fast sicher, dass ich auch in 10 oder 20 oder 30 Jahren noch das Gefühl hätte, dass es zu früh zum Abtreten sei, dass das Beste vielleicht noch kommt, dass ich noch nicht fertig bin hier. Ich weiß, was du meinst, Helmut. Und ich glaube, jeder wünscht es sich, in Frieden mit sich und der Welt abzutreten. Nur ob es machbar ist? Ich weiß nicht, für mich weiß ich es nicht. Dein Sonett ist auf jeden Fall großartig geworden.

Liebe, herzliche Grüße

Sabine

 tulpenrot (27.02.07)
Von ganzem Herzen ein Ja zu deinem Text!

Als am 5.12.o7 in den Schulen Baden-Württembergs Amoklaufalarm war, hab ich mir auch überlegt, wie soll dein letzter Unterrichtstag sein, wenn es denn dieser Tag ist - und ich dachte mir, wenn es denn schon der letzte sein soll, dann soll er besonders gut sein - ich will mir Mühe mit meinen Schülern machen. Es war ein sher intensiver Morgen - die Tage danach auch... Und da ich selbst schon früher einmal auf der Schwelle zum Tod stand, bin ich froh um jeden Tag, den ich lebe und leb ihn bewusst.
Ich denke, du tust es genauso, so wie ich dich kenne. Und so lese ich deinen gut geformten Text sehr gerne.

LG Angelika
Nunny (73)
(06.03.07)
Dieser Kommentar ist nur für eingeloggte Benutzer lesbar.

 Alazán (11.03.07)
Wow, lyrisch und literarisch sehr wertvoll, wie ich finde. Gefällt mir sehr gut!

vlG
Philipp
Amada (38)
(24.04.07)
Dieser Kommentar ist nur für eingeloggte Benutzer lesbar.
Möchtest Du einen Kommentar abgeben?
Diesen Text kommentieren
Zur Zeit online:
keinVerlag.de auf Facebook keinVerlag.de auf Twitter keinVerlag.de auf Instagram