Bücher, Bücher und kein Ende!

Bericht zum Thema Literatur

von  tastifix

Eine Tochter ist schon seit Jahren verheiratet. Netterweise ließ sie ihre gesamte Kinderbuchliteratur hier zu hause. Als sie so dreizehn Jahre alt war, schwärmte sie plötzlich wie verrückt für so berühmte Schmalzwerke wie ´Heidi`, ´Hanni und Nanni` und - man höre und staune - für die ´Pucki-Reihe`, die nun wirklich für viel Jüngere geschrieben wurde. Allein, ihr wars schnuppe. Jene Bände standen auf dem Regal direkt über ihrem Bett und sorgten für manch` sentimentalen Traum.

Meine Zweite lebt - ebenfalls seit Jahren - mit ihrem Freund zusammen und legt keinen Wert mehr auf ihre gleichfalls umfangreiche Kleinkind-Teenager-Biobliothek. Auch deren Bücher füllen unsere Regale.

Dann kamen noch zwei Töchter und damit noch massenweise Kinderkrimis, Abenteuerbücher, Pferderomane und noch mehr Kinderbuchklassiker hinzu.

Nun haben unsere lieben Kleinen ihre Lesewut ja von ihren Eltern geerbt. Ihr Papa schwärmt für englische Krimis, Mama eigentlich für´ Quer-durch-den-Garten`. Ich allerdings habe zusätzlich noch eine besondere Schwäche für Bilderbuch-Klassiker. Entdecke ich irgendwo einen, ist er mein. Ich kann nicht anders.

So in etwa haben Sie wahrscheinlich jetzt schon eine Vorstellung davon, wie es bei mir im Hause aussieht. Richtig: Heben Sie bloß die Beine beim Laufen richtig hoch, sonst fliegen Sie bereits am Eingang übers erste Buch, *g*!

Falls Sie sich erst langsam an den Bücherrummel bei uns gewöhnen wollen, empfehle ich Ihnen einen Besuch der Jugendetage, in der auch ich mein recht großes Zimmer habe. Sie steigen also die Treppe hoch und an der gegenüberliegenden Wand begrüßen Sie zwei zum Bersten volle Regale. So ähnlich sieht es dann in jedem der vier Zimmer aus. Alt und neu steht munter gemixt durcheinander.

Nach dieser Besichtigungstour durchs obere Geschoß mute ich Ihnen unser Wohnzimmer zu. Das kann ich ohne größere Bedenken tun, denn dort ist der Bücherwald nicht ganz so dicht. Da stehen nur Schiller, Goethe und Shakespeare plus einige Lexika herum.
"Na", sagen Sie jetzt. "So schlimm ist es doch gar nicht!"
Hihi ... , sagen Sie!!

Mit freundlich-harmlosem Gesichtsausdruck geleite ich sie in den Keller. Mit gemischten Gefühlen folgen Sie mir - zumindest als Frau - denn Sie wissen natürlich: Keller sind Lieblingsaufenthalte schwarzer Spinnen und riesiger Mäuse von der Größe einer Haselmaus. Leider muss ich Sie enttäuschen: Ausschließlich Spinnenfamilie Obelix bevölkert die unteren Gefilde. Enttäuscht?? Ich guck`Ihnen zuliebe gleich mal unterm Wohnzimmersessel nach. Vielleicht habe ich ja Glück und finde extra für Sie noch eines dieser pelzigen Streicheltierchen.

Voller Stolz öffne ich die Türe zu unserem 30 qm großen Hobbyraum.
"Bitte, kriegen Sie keinen Schlag!", warne ich Sie fürsorglich, denn ich befürchte das Schlimmste.
Im nächsten Moment ist Ihnen klar, weshalb ich mir diesen Raum als Endstation der "Schlossführung" aufgespart habe. Entgeistert wandert Ihr Blick von einer Wand zur nächsten. Fast deckenhohe Regale, egal, wohin Sie sehen und auf jedem dieser Regale ...

Sie glauben zu träumen, fassen es nicht: Bilderbücher, Kinderbücher jeden Genres und das auf jedem Regal von oben bis unten. Um Sie zu schonen, verrate ich Ihnen lieber nicht, wieviele es insgesamt sind, kann es allerdings auch selber nur schätzen.

Sie verlassen fluchtartig das Haus, Ihre Nerven zittern, Sie wandern in die nächste Pinte und genehmigen sich zur Beruhigung erst einmal einen Schnaps. Danach geht es Ihnen wieder besser und Sie kehren gelassen in Ihr eigenes, Ihnen in jeder Hinsicht vertrautes Heim zurück und atmen auf.

Doch für uns Zurückgebliebene schlägt dann kurz darauf der Tag der Wahrheit, an dem wir uns dummerweise dazu entschliessen, die meisten Kinderbücher der Stadtbücherei zu schenken, damit wir in ihnen nicht untergehen. Zunächst sortieren wir aus, welche noch in Ordnung sind und welche wahrlich nur noch weggeworfen werden können. Vorsichtshalber schleppen wir fünf große Reisetaschen und mehrere Klappkisten herbei. Uns schwant Böses.

Wir prüfen nach, überlegen, verwerfen und stapeln dann die Lieblinge aus Kindertagen in die besagten Behältnisse. Eine Tasche, zwei Taschen, die nächste folgt, dann Nummer Vier und schließlich auch die fünfte. Wir sind schon halb groggy, doch es nimmt und nimmt kein Ende. Eine Klappkiste, zwei Klappkisten und ein großer Wäschekorb müssen auch noch dran glauben.
Nur die Kinderbuchklassiker bleiben da - nur!! Wie wir später nachzählen, sind es um die hundert Bände.

Wir räumen den ganzen Kram in Martinas kleines Auto. Das erträgt die ungewohnte Last mit Gelassenheit:
"Bald bin ich ja den Mist wieder los!"
Sie müssen wissen: Es ist natürlich ein ungewöhnlich kluges Auto. Sagt meine Tochter.

Dann stehen wir fassungslos davor. Es stellt sich heraus, dass es mindestens vierhundert Bücher sind, von denen wir uns da trennen. Wahnsinn!!

"Hoffentlich nehmen sie die überhaupt alle an!", zweifelt meine Tochter und ich auch.
Aber wir haben Glück. Wir kriegen zwar ein breites Grinsen zu sehen, aber dann springen alle auf und helfen uns beim Hineintragen. Ein letzter wehmütiger Blick zurück und wir verschwinden.

Zuhause schauen wir mit einem eigenartigen Gefühl in der Magengrube auf den "kümmerlichen" Reststapel. Wir trösten uns mit dem Gedanken, dass wir so immens viel Platz gewonnen haben, um sämtliche CDs usw. horten zu können.
Leer bleiben die Regale bestimmt nicht!

Hinweis: Du kannst diesen Text leider nicht kommentieren, da der Verfasser keine Kommentare von nicht angemeldeten Nutzern erlaubt.

Kommentare zu diesem Text

shadowhunter (28)
(08.06.07)
Dieser Kommentar ist nur für eingeloggte Benutzer lesbar.

 tastifix meinte dazu am 08.06.07:
Hallo Shadowhunter!

Mein drittes Töchterlein hat ihr erstes kleines Auto. Das haben wir vollgepackt und sind zur nächsten Stadtbücherei-Filiale gefahren. Die haben doch tatsächlich alle Bücher angenommen. Am nächsten Tag stellte ich beim nochmaligen Durchforsten sämtlicher Zimmer fest, dass da noch ein weiter Wäschekorb mit Büchern den anderen folgen konnte. Diese Bücher hatten wir glatt übersehen, weil sie nicht auf den Regalen, sondern in den Regalschränken standen und das noch doppelreihig. Auch die sind wir noch los geworden, puuh! Einen lieben Gruß tastifix
Zur Zeit online:
keinVerlag.de auf Facebook keinVerlag.de auf Twitter keinVerlag.de auf Instagram