Professionelles Eis!

Innerer Monolog zum Thema Denken und Fühlen

von  tastifix

Der 11. September 2001 ist wohl niemandem unbekannt. Es war der Tag, an dem wahnsinnige Terroristen auf Mörder- und Selbstmördertrip mit Flugzeugen ins World Trade Center rasten und -zig unschuldige Menschen für ihre Ideologien mit dem Leben bezahlen ließen.

Die beiden Türme standen in Flammen, Menschen waren eingeschlossen, durchlitten erbarmungslose, schreckliche Minuten und Stunden der Panik in dem sicheren Bewusstsein, jener Hölle nicht entkommen zu können und dem Tode geweiht zu sein.

Sie hingen keuchend nach Luft schnappend aus den Fenstern, winkten mit Fahnen und schickten ihre Verzweiflungsschreie nach draußen. Fassungslos starrten die Feuerwehr und unter Schock wie gelähmt stehende Passanten zurück, die grauenhafte Wahrheit wissend, für die da oben gäbe es kein Entrinnen.

Den Eingeschlossenen blieb die Wahl: Entweder sie würden langsam ersticken oder sie entschlossen sich für den schnelleren Tod durch einen Sprung aus dem Fenster in die Tiefe. Nur zehn Sekunden würde der Fall ins Nichts dauern, ins Ende.

Ich glaube, man kann die Gefühle und Gedanken der Passanten und der unmächtigen Helfer gar nicht nachvollziehen. Die Helfer gaben ihr Bestes, um noch Leute dort heraus zu holen - vergeblich. In ihren Ohren dröhnten die Schreie, sie sahen, wie die Todgeweihten an den Fenstern ihre Gesichter und konnten nichts mehr für sie tun.

Dann sprangen tatsächlich die ersten, zogen den Fall in die Tiefe dem Erstickungstod vor. Es war schrecklich, diese Menschenkörper aus jener Höhe an der Hauswand entlang herabsausen zu sehen, zu wissen, gleich kommt der auslöschende Aufprall, der Tod.

Unter jenen war auch ein junger Mann. Seine verkrampfte Körperhaltung während des Falles sprach überdeutlich von der Angst, die er - sehr wohl noch bei Sinnen - in diesen letzten Sekunden seines Lebens empfand.

Bei jede Katastrophe auf der Welt sind Leute zur Stelle, die das Grauen auf Fotos festhalten, die es in all dem Entsetzen noch fertig bringen, eben jenes dutzendfach festzuhalten. Je schrecklicher die Bilder, umso besser für den Umsatz ihrer Zeitungen beziehungsweise Zeitschriften oder gar für das eigene Ansehen.

Nun ist meiner Meinung nach Berichterstattung in Extremsituationen das Eine, was für die Information der Allgemeinheit erforderlich und auch ausgesprochen wichtig ist. Das Andere, das mich als normalen Mensch einfach nur noch fassungslos da stehen lässt, weil ich es am liebsten gar nicht glauben würde, dass es dies gibt, ist es, aus einem solchen Grauen noch persönlichen Profit ziehen zu wollen.

Gestern folgte ich einem Bericht über die damaligen Geschehnisse. Das, was mir da vor Augen geführt wurde, hatte, obwohl mir bereits bekannt, für mich nichts von seinem Schrecken verloren. Doch die dann folgende Aussage eines Profi-Fotografen wirkte bei mir wie der absolute Hammerschlag gegen mitmenschliches Fühlen und ließ fast mein Herz stehen:

"Ja, wissen Sie, ich bin der Meinung, dieses Foto von dem fallenden Manne hat eine solch dichte Aussagekraft wie kein anderes aus der Serie. Das musste einfach unbedingt veröffentlicht werden. Damit konnte man Furore machen. Einiger Zeit zuvor hatte jemand mit einem ähnlichen Foto sogar den Pulitzer-Preis gewonnen!"

Eiskalt und mit lächelnder Miene sagte er das.

Da frage ich mich:
Wo bleibt die Achtung vor der Verzweiflung jenes Mannes, wo die Menschenwürde??


Ich möchte es aber dennoch nicht unerwähnt lassen, dass es starke Proteste gegen dieses Foto gab und viele Zeitungen das Bild zurückzogen.

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