Ja, überall

Minnesang zum Thema Augenblick

von  Isaban

Perlmutt meine Lider
mit Wimpern aus Tang:

Ich wohne im Tiefsten,
im Grunde versunken.
Hoch über mir teilen,
wie lichtgrauer Stahl,

Kondensstreifenschwäne
das Ungefährblau.

Siehst du ihn wieder?
fragt die Rallenfrau
rhetorisch, sie kennt doch
die Antwort genau.

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Kommentare zu diesem Text


 DanceWith1Life (15.04.08)

 Isaban meinte dazu am 15.04.08:
Ja, lieber Robert,
ich weiß, was eine Ralle ist - wobei mir beim schreiben vielmehr die flugunfähigen Arten dieser Gattung vorschwebten.
Besonders bildlich würde die Mauritius-Ralle meinem Gedanken entsprechen.

 Mauritius-Ralle/Wikipedia

Liebe Grüße,
Sabine
(Antwort korrigiert am 15.04.2008)

 DanceWith1Life antwortete darauf am 15.04.08:
i beg your pardon, ich wusste es nicht, und suchte, und dachte der link wäre für andere Unwissende nützlich, ich versteh dieses Teil noch nicht ganz, gefällt mir trotzdem.

 Isaban schrieb daraufhin am 15.04.08:
Es freut mich, dass dich Melodie und Stimmung des Textes einfangen konnten, lieber Robert. Danke für deine Rückmeldung.

Liebe Grüße,
Sabine

 styraxx (15.04.08)
Wer ist diese Rallenfrau, geheimnisvoll mutet sie an. Vielleicht ein Mischwesen, ein Vogelmensch, kreatürlich einst dem Wasser entstiegen. Sind ihre Lider doch Perlmutt und die Wimpern aus Seetang. Aber auch bodenverhaftet, „im Grunde versunken“ könnte man als erdverbunden deuten. Und schon folgt der Gegensatz: „Hoch über mir teilen, …“, sind die Kondensstreifen am Himmel Schwäne, die wiederum das königliche, adlige symbolisieren.
Sie sehnt sich nach dem Fliegen, doch ihre Konstitution verunmöglicht es und sie bleibt auf dem Boden. Dann zum Schluss die rhetorische Frage, ob sie „ihn“ je wieder sehen wird, die Frage lässt Sehnsucht vermuten.
Eine rhetorische Frage, die sie sich selber stellt, - eine Art Selbsttrost, so wie ich das verstehe. Diese Minne lässt den Leser nicht sogleich wieder los, bleibt doch vieles offen, was ich spannend finde. Man hat das Gefühl, dass das LI gegen den Schluss hin die Rallenfrau selbst ist .
Hier wird nichts wehleidig heraus geplärrt, kein Kitsch, nur mit feinem Strich angedeutet, wirkt der Text kompakt und zugleich sehr atmosphärisch. Zudem ist der Text nicht mit Gereimtem überhäuft. Nur zu gut kann ich mir diese Landschaft vorstellen, in der dieser Augenblick stattfindet. Das so meine Gedanken zu diesem Minnesang, die vielleicht da und dort zutreffen.

Liebe Grüsse c.
(Kommentar korrigiert am 15.04.2008)
(Kommentar korrigiert am 15.04.2008)

 Isaban äußerte darauf am 15.04.08:
Lieber Cornel,
ich finde es toll, wie du dir den Text gedanklich erschließt, wie du dir die gezeigten Bilder zu eigen machst. Es ist eine sehr schöne Interpretation geworden, die in vielen Punkten meine Gedanken zu diesem Gedicht berührt.
Hab vielen Dank dafür, dass auch dieser nicht ganz so leicht zu erschließende Text dich nicht davon abgehalten hat, zwischen die Zeilen zu schlüpfen und dafür, dass du dich trotzdem so in meine Verse vertiefen mochtest und zu dieser schönen Auslegung gekommen bist.

Liebe Grüße,
Sabine
steyk. (55)
(16.04.08)
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 Isaban ergänzte dazu am 16.04.08:
Gute Besserung, Stefan!
Liebe Grüße,
Sabine

 AZU20 (16.04.08)
Mal wieder was zum Knabbern von dir. Geht es hier um Unerreichbares? Um Augenblicke. die man dennoch nicht missen möchte? LG

 Isaban meinte dazu am 19.04.08:
Die Interpretation obliegt natürlich, wie immer, dem Leser, Armin. Für mich geht es um ein vorsichtiges Blinzeln ins Glück, Mut fassen, zaudern und Entscheidungsfindung. Eine Entscheidung, die sich selber fand, schon im Titel.

Hab vielen Dank für dein Hineintauchen in die Muschelgründe meiner Verse, lieber Armin.

Ich wünsche dir ein wundervolles WE.
Liebe Grüße,
Sabine
orsoy (56)
(17.04.08)
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 Isaban meinte dazu am 19.04.08:
Danke du!
Ich wünsche dir ein traumhaftes WE - und ne nette Zugfahrt!

Liebe Grüße,
Sabine
Alcedo (45)
(19.04.08)
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 Isaban meinte dazu am 19.04.08:
Hallo Walter,

was soll man zu so einer Interpretation noch sagen, außer danke?
Ich hätte nicht damit gerechnet, dass gerade bei diesem Gedicht jemand meinen eigenen Intentionen so nahe kommt, wie deine Auslegung meiner Bilder. Deine Assoziationen spiegeln viele meiner Gedanken so empathisch wieder, dass es beinahe unheimlich ist. Hut ab und vielen Dank, auch für deine märchenhaft einfühlsame Sichtweise.
Über einen neuen Titel werde ich in Ruhe nachdenken, womöglich hast du recht, dein "Wasserhühnchen" würde sich an der Stelle vielleicht auch ganz gut machen.
Der "weckende" Schnitt/Schritt zur letzten Strophe ist allerdings von mir beabsichtigt, ein Auftauchen der Rallenfrau aus der ganz eigenen (Welt/Sicht/Perspektive), dem versunkenen Reich, in die Realität, ein Blinzeln ans Ufer, was ich auch mit dem punktuell "andockenden" (Rallen-)Frau/genau-Reim zu unterstreichen hoffte. Eventuell sollte ich auch diese Stelle noch einmal überdenken, auch wenn ich finde, dass gerade dieser Perspektivwechsel, die Ambivalenz zwischen innen und außen, einen besonderen Reiz hat - auch für Schwebewesen mit Rallenzehen.
Ich danke dir noch einmal sehr für deine Auseinandersetzung mit meinem Text, die schmeichelhaften Vergleiche, die hervorragende Interpretation und die konstruktiven Gedankenanregungen.

Liebe Grüße,
Sabine
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