ich halte noch

Gedicht zum Thema Leben

von  Erebus

.

Ich halte noch die Felder in den Armen
in deren Wogen einst mein Blick ertrank,
bis jeder Halm, zu oft gebogen, sank.
Die Ernte kam und kannte kein Erbarmen.

Mir spielt noch eine Weise in den Ohren
aus deren Strophen all mein Sinnen sprach,
bis dann der Ton, zu leicht gewogen, brach.
Das Lied erstarb, kaum wurde es geboren.

Mir spülen noch die Flüsse um die Füße
in denen ich bis zu den Hüften stand,
doch niemals ganz und gar und ich verschwand
nicht aus der Zeit, die ich allein verbüße.

Ich trage Stoppelfelder durch das Land,
verbringe Tage auf die Deponie.
Ein Ohrwurm summt, ich kenn die Melodie:
ich habe sie bis heute nicht erkannt.

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Kommentare zu diesem Text


 Traumreisende (14.05.08)
So viele Felder brauchen ihre Zeit,
um neues Korn und andre Saat zu tragen,
es fordert Mut durch Brache sich zu wagen,
darin liegt oftmals neue Möglichkeit.

Und manchmal ist es nur der rote Mohn,
der durch die Stille seine Farben breitet
und der den Blick zum Neubestellen leitet,
die roten Tränen tragen keinen Hohn.


du machst mir derzeit viel Mut zum schreiben mit deinen wunderbar tiefen, wenn auch oft traurigen zeilen. aber ich spüre die verbundenheit zum wort und mag dieses säen.

dir einen farbtupfer in den tag pustend
silvi

 Erebus meinte dazu am 14.05.08:
Liebe Silvi,

wie schön ist es doch, etwas derartiges über die eigenen Verse zu lesen!
Ich danke dir sehr für dieses Lob und deine Zeilen, die ebenfalls Mut machen.

Traurig, ja, ich weiß, jedoch n.M. auch wahr, zumindest für Perioden, die aber immer wieder durch Lichtblicke durchbrochen werden.

Auch dein inspiriertes Gedicht finde ich sehr schön. Ich fühle mich beschenkt!

Liebe Grüße

 Traumreisende antwortete darauf am 14.05.08:
oft beredet , und doch genau hier ist es passiert dieses schreiben nachdem ein impuls an bildern durch die gedanken zieht...:-)
lg silvi
Caty (71)
(14.05.08)
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 Erebus schrieb daraufhin am 14.05.08:
Hallo Caty,

na, da bedanke ich mich aber! Sei gewiss, du hast keinen Grund zum Neid, denn ich kenne meine Wurzeln nur zu gut und weiß genau, dass ich nur kleinste Fitzelchen zu bekannten Bilder selbst (hinzu er)finde.

Liebe Grüße,
Uli
(Antwort korrigiert am 14.05.2008)

 Isaban (14.05.08)
Traurig ist es und gleichzeitig sehr, sehr schön in allen seinen Bildern, Uli. Formal habe ich hier nichts zu bemängeln, die Stimmung wird durch Wortwahl und Melodie wunderbar auf den Leser übertragen.
Besonders gefallen mir die erste und die dritte Strophe. In S2 nagt der dritte Vers ein wenig an mir, weil das "wiegen" nicht in mein "Klangbild" passt, weil in meiner Vorstellung Töne nicht gewogen werden, auch wenn man natürlich erfasst, was du meinst. So ähnlich geht es mir in S4 mit dem "kennen" im vorletzten und letzten Vers. "Ich kenn die Melodie: ich habe sie bis heute nicht erkannt."
"Kennen" beinhaltet eigentlich auch "erkennen" bzw. "wiedererkennen". Natürlich weiß der Leser sofort, was du meinst, hat die Suche nach einem Schlagertitel im Kopf, den man schon hundert mal gehört hat, den man kennt und bei dem einem nur temporär der Titel entfallen ist. Nur irritiert in deinem Text an dieser Stelle das "doppelte" kennen ein bisschen. Insgesamt stören diese beiden kleinen Stellen aber in keiner Weise den Genuß deiner grandios bebilderten Zeilen und die nachfühlbare Melancholie.

Liebe Grüße,
Sabine
(Kommentar korrigiert am 14.05.2008)

 Erebus äußerte darauf am 14.05.08:
Liebe Sabine,

die von dir angesprochenen Verse waren in der Tat die "spätbearbeiteten" dieses Gedichtes. Im ersten Fall könnte ich noch zurückrudern, dort hatte ich zunächst "zu lang gehalten" stehen, fand aber dann den dunkleren Klang schöner, der hier die Versmitten zusammenhält, auch wenn das Bild ungewöhnlicher ist.
Das Kennen-und-doch-nicht-Kennen-Spiel fand ich allerdings verführerisch, drückt es doch eine zugrunde liegende Haltung aus, die ich dem LI gerne andichte.
Ich bedanke mich sehr für deine detaillierte Textarbeit. Bevor ich aber etwas ändere warte ich noch, bis ich mir auch sicher bin

Herzlichen Dank und liebe Grüße
Uli
Nunny (73)
(14.05.08)
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 Erebus ergänzte dazu am 15.05.08:
Liebe Gisela,

ich freue mich sehr über deinen Kommentar!
Du nennst ein Beispiel für den unwiederbringlichen Verlust, an die Stelle der Weite tritt eine Nähe, die beengend und aussichtslos ist. Darüber gibt es ja noch einen Himmel, dachte ich mir, als ich über deine Nachbarschaft blickte.
Himmel gibt es beinahe überall, aber wenn der Himmel keinen fernen Horizont mehr hat, dann geht er doch verloren. Er wird zum bloßen Hintergrund, vor dem eine Nähe aufragt, beengende Überbauung vor statischer Weite.

Herzlichen Dank und Liebe Grüße
Uli

 tulpenrot (15.05.08)
Ein Text, ganz wundersam zart in seinem Schmerz.
Das geht nicht einfach an mir vorbei.
LG
Angelika

 Erebus meinte dazu am 16.05.08:
.
Hallo Angelika,

Es kommt mir angesichts der Stimmung komisch vor, aber: danke sehr!
Liebe Grüße
Uli
joanna777 (50)
(20.05.08)
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 Erebus meinte dazu am 20.05.08:
Hallo joanna777,

ich freue mich sehr über deinen Kommentar und bedanke mich ganz herzlich!
Gerne würde ich noch etwas dazu sagen, aber mir fällt nichts ein ...
ich sende dir liebe Grüße
Uli
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