und wem

Kurzgedicht

von  Erebus

.

Manchmal enthüllt sich ein altes Gesicht
ein junges erscheint und das lächelt dich an.
Wer ist das, wer bist du und wer bist du nicht,
wo ist dieses Lächeln und wem bist du wann?

.


Anmerkung von Erebus:

mit Dank an LudwigJansen wegen eines wichtigen Hinweises

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Kommentare zu diesem Text


 Isaban (20.11.08)
Manchmal sind es gerade die sehr kurzen Gedichte, die sehr viel Tiefsinn bergen. Hier ist es das philosophische Spiel mit dem Augenblick, mit der immer wieder neuen Bedeutung jeder Begegnung, mit der Frage "Ich weiß, was du gestern für mich warst, was bist du mir heute, was bedeutest du für mich, was bedeutest du mir - und was anderen?"

Winzige Unterschiede in der Fragestellung, die so viel umfassen - und von uns bei jedem Zusammentreffen, bei jedem Gegenüberstehen, bei jeder Berührung, vor, bei und nach jeder Aktion oder Reaktion des Gegenübers immer wieder neu stellen können/müssen, ganz gleich ob dieses Gegenüber jetzt eine Person, ein Tag, ein Ort, Arbeitsplatz oder das Leben selbst ist.

Leben ist Entwicklung, besteht aus Erwartetem und Unerwartetem und ist praktisch jede Sekunde neu. Schon beeindruckend, dass das so gut in vier gereimte Verse passt. Sehr dicht, sehr gedankenanregend.

Liebe Grüße,
Sabine
Caty (71)
(20.11.08)
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 Isaban meinte dazu am 20.11.08:
Für den Autor scheint es aber nur beachtenswert zu sein, weil etwas Junges aufscheint. Nämlich erst, als er Junges in dem alten Gesicht entdeckt, wird es für ihn interessant, da erst fragt er, wer dieser Mensch ist. Für ihn verbindet sich offensichtlich Altsein mit Abstoßendem. Mir scheint bei diesen vier Zeilen doch etwas die Überheblichkeit des Jüngeren durch

Kennst du das, wenn du dich mit einem alten Menschen unterhältst, ganz gleich, ob es ein dir vertrauter oder ein ganz unbekannter ist, dass in dem Gesicht, das du anschaust ganz plötzlich was durchschimmert, das dir etwas von dem zeigt, was diesen Menschen ausgemacht hat, als er ganz jung war?

Gar nicht abwertend, einfach nur erstaunt, wie viel ein Lächeln, ein Augenstrahlen, ein verträumter Blick, ein schelmisches Brauen hochziehen ausmachen kann , wie deutlich man als Gegenüber plötzlich sehen kann, was die "Verwitterungserscheinungen" des Alters, die uns ja alle treffen, sonst verdecken. Wie das Lächeln des ganz jungen Mädchens plötzlich um die Mundwinkel der Großmutter tanzt, wie der Übermut eines jungen, unbekümmerten Burschen auch noch aus Großvaters Gesicht blinzeln kann, den man sonst nur so ernst und ruhig kennt -und man weiß auf einmal: So war er früher, so haben ihn die Leute gesehen, damals, als er erst zwanzig war. Das waren die ersten Bilder, die mir vorschwebten, bei dem Text.

Deine Interpretation ist natürlich auch eine mögliche, liebe Caty, aber eben nur eine - und zwar deine (ebenso, wie meine oben, im Kommentar eher philosophisch angelegte auch nur eine von vielen Möglichkeiten ist, wie man die Verse auslegen kann) - aber man darf nie den Fehler machen, seine eigene Interpretation als Sicht des Autors zu betrachten - und sie ihm gar vorzuwerfen oder/und Betrachtungen über dessen Charakter oder Empfinden anzustellen.

Die eigene Interpretation spiegelt immer die eigene Auffassung, die eigene Betrachtungsweise, die eigene Einstellung - das vom Leser subjektiv Erfasste. Das muss nicht unbedingt mit den Intentionen des Autoren übereinstimmen. Das, was er heraus liest spiegelt den Leser, nicht den Autoren wieder.

Liebe Grüße,
Sabine
(Antwort korrigiert am 20.11.2008)
janna (60) antwortete darauf am 20.11.08:
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janna (60)
(20.11.08)
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Caterina (46)
(20.11.08)
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 Ingmar (23.11.08)
kunderas 'die unsterblichkeit' fällt mir dazu ein. dort ist es eine geste, die eine alte frau macht. aber es ist eben nicht die geste einer alten, sondern die einer jungen frau. diese geste zeigt, entdeckt also in einem augenblick die junge in der alten frau.
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