Aller et retour

Stanze zum Thema Andere Welten

von  Isaban

Im Rattern hinab, durch die Wiesen und Täler,
den Main lang, den Rhein und ins Städterauchgrau
und dort, wo ich war, ist es irgendwie heller,
das Gras so viel grüner, der Himmel so blau
und da, wo ich hin muss, sind Gassen viel schmäler,
vom Regen verwaschen, die Straßen voll Stau.

Mir ist so, als ob ich die Wurzeln verlöre:
Ich wusste noch gestern, wohin ich gehöre.

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Kommentare zu diesem Text


 Peer (28.04.09)
Schön ist das "Städterauchgrau", obwohl ich erst Städterauchgau las, was mir persönlich noch besser gefallen würde. Ansonsten gibts von meiner Seite nichts zu mäkeln.
LG Peer

 Isaban meinte dazu am 28.04.09:
Herzlichen Dank für deine Rückmeldung, Peer
und liebe Grüße,

Sabine

 Bergmann (28.04.09)
Liebe Sabine Drostendorff! Das knüpft ja direkt an romantische Gedichte an... Da rauchte auch schon der ein oder andere Schornstein... Liebe Grüße an Herrn Brentano und Herrn Mörike! Ihr ergebenster Diener Rico Damonte

 Isaban antwortete darauf am 28.04.09:
Schornsteine sind abgegriffen? Mag sein, wir leben darin.
Ach Uli, das Schöne an der Lyrik ist doch, dass es kein Entweder/oder gibt und dass man sich Ausflüge in die Romantik genau so gut leisten kann, wie alle anderen Richtungen, wenn einem grade danach ist.

 Bergmann schrieb daraufhin am 28.04.09:
Das ist der Standpunkt des Hobbyisten!

 Isaban äußerte darauf am 28.04.09:
Nennst du es professionell, sich hin der heutigen Zeit auf eine einzige Facette zu konzentrieren, auch wenn man sie sich alle erschließen kann?

Nein, lieber Uli, wie schon von Anbeginn an werde ich auch zukünftig schreiben, was sich mir in den Sinn legt. Und zwar schreiben aus Liebe zur Sprache, nicht um den Anschein von "Professionalität" zu erlangen. Ich glaube, einen Profi erkennt man nicht nur an der Wirtschaftlichkeit seines Agierens und daran, dass er eben was vom Handwerk versteht, sondern auch daran, dass er es wirklich gern und aus Überzeugung ausübt. Für mich hat es mit Professionalität nur bedingt zu tun, wenn jemand stets der Mode folgt, alles Altgeliebte ablegt und nur noch nach Kundenwunsch arbeitet.

 Bergmann ergänzte dazu am 28.04.09:
Es ist auch das immer noch der Standpunkt des Hobbyisten.
Literatur muss nach Neuem streben. Professionalität ist Humbug, ich meine Profession! Bekennen. Etwas sagen. Aber doch nicht alte Gefühlsmoden. Das ist doch Kitsch! Ich sage dir seit Jahren, dass viele deiner Gedichte die Grenze zum Kitsch übertreten. Solange du das gern tust, kommst du nicht zu der Freude auf einer ganz anderen Ebene als der, die du ansprichst: Es ist die Freude am gelingenden Imitieren. Die KV-Beifallsstürme sollten dir da egal sein. Ich erwarte mehr von dir! Mir tut es eben weh, wenn du immer nur nach-spielst.

 Isaban meinte dazu am 28.04.09:
Uli, glaubst du ernsthaft, ich müsste noch nachspielen?

Warum sollte ich mir allerdings die Freude an klassischen Gedichtformen nehmen. Wenn ich sage, dass ich sie schätze, untertreibe ich drastisch. Sie nehmen mir weder Raum noch Zeit, noch schaden sie Arbeit an neuen Wegen, im Gegenteil, sie sind Erholung und Entspannung, sind das, was mich meine Konzentration immer wiederfinden und die konzentrierten Arbeitsphasen trotz aller Widrigkeiten genießen und aus dem Schreiben Spiel (und damit ist kein Bühnenstück gemeint) werden lässt.

Mag sein, dass es deine Art ist, dich auf einen einzigen Weg, eine einzige Richtung zu konzentrieren. Ich erarbeite mir lieber das Alte immer wieder neu, immer weider anders, um immer wieder neue Facetten zu entdecken, auszutesten, weiter zu entwickeln, nach eigenen Anforderungen umgestaltet in völlig Neues einzufügen, neue Schritte für neue Pfade zu suchen. Ohne die Liebe zur Sprache und die Begeisterung für das Spiel mit klassischen und neuen Formen bleibt auch jede lyrische Innovation reines Handwerk. Mein Weg führte immer schon kreuz und quer durch alle Text-Genres. Wie gesagt: mein Weg.

 Bergmann meinte dazu am 29.04.09:
Mein Weg... (Weg?) Well, jeder nach seiner Fasson!

 AZU20 (28.04.09)
Empfehlung: Vielleicht nicht retour, sondern bleiben. Weckt wieder Reiselust. LG

 loslosch meinte dazu am 28.04.09:
Versteckte (und wohlbegründete) Sehnsucht nach dem Gestern. "Aller et retour" ist genau der richtige Titel. Wir haben verstanden. Oder doch nicht alle? Lothar
(Antwort korrigiert am 28.04.2009)

 Isaban meinte dazu am 28.04.09:
@ AZU und loslosch:

Vielen Dank für die Rückmeldungen. Zwei sehr schöne und in sich stimmige Interpretationen.

Liebe Grüße,

Sabine
(Antwort korrigiert am 28.04.2009)

 loslosch meinte dazu am 28.04.09:
Aber mit unterschiedlichen Ergebnissen! Lothar

 Isaban meinte dazu am 28.04.09:
Das haben Interpretationen so an sich, lieber Lothar, es geht ja dabei nicht um eine Prüfungsaufgabe, nicht um richtig oder falsch. Jeder Leser kann, darf und muss seine eigene Interpretation finden, seine ganz ureigene, subjektive Auslegung des Textes, die sich auf eigenes Erleben, ganz persönliche Erfahrungswerte, Wahrnehmungen und Assoziationen gründet und nicht zwingend mit den Intentionen des Autoren übereinstimmen muss. Genau das ist ja das Schöne an Lyrik. Dass jeder jeden einzelnen Text für sich selbst bebildern und erfühlen kann und darf und auf diese Weise seine eigene Lyrik in sich trägt.

 loslosch meinte dazu am 28.04.09:
Na klar. Das LI weiß aber sehr wohl, wohin die "Reise" geht, kann und darf das auch offen aussprechen. Lothar

 Isaban meinte dazu am 28.04.09:
Wenn es denn vom Autoren für den Text so vorgesehen ist.

 loslosch meinte dazu am 28.04.09:
Es gibt vom berühmten Journalismus-Experten Wolf Schneider den Prüfsatz "Dem Autoren einen Bär aufbinden". Gehört nicht hierhin, eigentlich aber doch! Sprich jetzt ein Machtwort mit Dir! Lo
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