Jenseitige Nachricht

Gleichnis zum Thema Andere Welten

von  FrankReich

Botschaften vom gegenüberliegenden Ufer der Existenz haben eine lange und geschichtsträchtige Tradition, früher manifestierten sie sich über Schloss-, bzw. Waldgeister, Madonnenerscheinungen und sogar menschliche Medien bei sogenannten Seancen, wobei dies auch immer wieder zu Teufelsabtreibungen führte; in den 70er, 80er und frühen 90er Jahren des 20. Jahrhunderts wurden sie zumeist durch Ton,- sowie Kassetten, Schallplattenaufnahmen und als Nebengeräusche in Telefonleitungen übermittelt; die Möglichkeiten mit der anderen Seite in Kontakt zu treten scheinen somit schier unerschöpflich, allerdings auch ausbaufähig zu sein, denn mittlerweile ist die Dunkelziffer dieser Phänomene auch bei sozialen Netzwerken wie Facebook, Twitter und etlichen Internetportalen als auch Foren nicht mehr auszuschließen, was jedoch keineswegs gegen altbewährte Methoden wie E-Mails oder SMS spricht, so erhielt ich neulich eine Sendung mit folgendem Wortlaut:

Lieber Karl,

kürzlich bist Du mir im Traume erschienen und wirktest nicht sehr glücklich, dass ich Dir viel zu lange keine Nachricht habe zukommen lassen. So dachte ich, dass, auch kurz vor Ostern, endlich der Zeitpunkt gekommen ist, lang Versäumtes nachzuholen. Hoffentlich ist es Dir bisher gut gegangen.

Liebste Grüße,
Ralf

09. April 2020 18:55


Im ersten Moment scheint an dieser Mitteilung nichts Ungewöhnliches zu sein, bis auf die etwas archaischen Formulierungen, das wirklich Merkwürdige daran ist jedoch, dass die Kontaktaufnahme offensichtlich auch invers funktioniert, denn ich bin bereits seit mehr als drei Jahren tot.


Anmerkung von FrankReich:

Diese Message ist übrigens bis auf einige evtl. aufgetretene Fehler in der Übertragung absolut authentisch, der Ghostwriter hat lediglich die Namen etwas umstrukturiert.

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Kommentare zu diesem Text


 loslosch (10.04.20)
ich bejahe die erkenntnisse rundheraus mit einem ja.

 FrankReich meinte dazu am 10.04.20:
Danke loschi,

auch für Deine Empfehlung und schon Bolleband Meistersiegel betonte im ausgehenden Jahrhundert der letzten Vergangenheit, dass dem Wort anfangs nichts entgegenstand. Das macht doch Sinn, oder?

Ciao, Frank

 Dieter_Rotmund (10.04.20)
Ich würde die Nachricht an den Anfang stellen, dann diese etwas arg theoretischen Teil in die Mitte schieben, bevor dann "Im Moment ..." kommt. Die Anmerkung würde ich weglassen, das klingt so nach Entschuldigung und der Ghostwriter-Witz zündet nicht so richtig...

 FrankReich antwortete darauf am 10.04.20:
Sorry, Dieter, im Moment kann ich Dir da leider nicht weiterhelfen, denn aus irgendeinem unerfindlichen Grund habe ich den Kontakt zu meinem Alter Ego verloren, am besten versuchst Du es mal direkt, obwohl ich mir sicher bin, dass es sich auf die künstlerische Freiheit und darauf berufen wird, dass Stil eh nicht Dein Ding ist.

Antwort geändert am 10.04.2020 um 12:40 Uhr

 EkkehartMittelberg (10.04.20)
Hallo Frank, eine zünftige Nachricht aus dem Jenseits erkennt man daran, dass sie jenseitig wirkt. :)
Grüße aus Ultra
Ekki

 FrankReich schrieb daraufhin am 10.04.20:
Hi Ekki,

und danke auch für Grüße sowie Empfehlung. Im Allgemeinen bin ich ja mehr jenseits von Gut und Böse, inzwischen ist Deutschland zwar eben so gut isoliert wie die Schweiz, aber eine Option bleibt die auch weiterhin für mich.

Ciao, Frank

 EkkehartMittelberg (10.04.20)
Der ursprüngliche Kommentar wurde am 10.04.2020 um 12:28 Uhr wieder zurückgezogen.
Sin (55)
(10.04.20)
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 FrankReich äußerte darauf am 11.04.20:
Keine Sorge, Sin, zur Not kann ich immer noch einen Ghostbuster rekrutieren.

Ciao, Frank

P.S.: Danke auch für Deine Empfehlung.

Antwort geändert am 11.04.2020 um 13:16 Uhr

 AchterZwerg (11.04.20)
Du heißt nicht Ralf, sondern Ralfi.
Die Nachricht ist also gefaked! :)

 FrankReich ergänzte dazu am 11.04.20:
Danke auch für den Hinweis, mein 8lfchen, aber ich befürchte, dass Du da gerade etwas mit der Nachricht von Sam verwechselst.
Stelzie (55)
(12.04.20)
Dieser Kommentar ist nur für eingeloggte Benutzer lesbar.

 FrankReich meinte dazu am 12.04.20:
Ha, ha, Kerstin, aber nein, Karl, also der Erzähler, ist tot, der Ralf hat die SMS offensichtlich in das Jenseits geschickt, im Grunde besteht die Einleitung lediglich aus Erinnerungen aus Karls Leben im Diesseits.
In Edgar Alan Poes Kurzgeschichte "A Predicament" schaut die Erzählerin sich während ihrer Enthauptung durch den Zeiger einer Turmuhr sogar "über die Schulter", Sprache ist wirklich ein interessantes Instrument, insofern dürfte das Jenseits auf keinen Fall komplizierter sein als das Diesseits, aber auch ich möchte lieber hierbleiben, ich stelle mir das auf der anderen Seite todlangweilig vor.

Ciao, Frank

P.S.: Danke auch für Deine Empfehlung.

 BeBa (12.04.20)
Das ist doch mal ganz nach meinem Geschmack!

LG
BeBa

 FrankReich meinte dazu am 12.04.20:
Danke BeBa,

das freut mich ungemein, dass Dir dieser Text gefällt, um allerdings an so schräge Pointen wie die von bspw. Poe auch nur annähernd heranzukommen muss ich jedoch noch lange üben. :D

Ciao, Frank

 Regina (12.04.20)
Tot? Selbsterkenntnis pur. Seit drei Jahren erst?

 FrankReich meinte dazu am 12.04.20:
Tja, Regina, ich denke, dass Du folgende Erweiterung des verfälschten Spruches von Platon ebenfalls kennst: "Ich weiß, dass ich nichts weiß, doch die meisten können nicht einmal das von sich behaupten.", und wie lange kennen wir uns eigentlich schon?

Ciao, Frank

P.S.: Danke auch für Deine Empfehlung.

Antwort geändert am 12.04.2020 um 15:19 Uhr

 Regina meinte dazu am 12.04.20:
Wir kennen uns nicht, nur die schreibe, mein komm. bezieht sich auf die Ansicht, dass der Mensch im Körper tot ist, im körperlosen Zustand erwacht. Das jenseits ist nicht das Nirwana noch Himmel und solche Séancen bringen nichts.

 FrankReich meinte dazu am 04.07.20:
Sorry Gina, ich hielt es für eine lustig sarkastische Bemerkung, die mich als solche nur peripher tangiert. Immer wieder interessant, wie unterschiedlich die Wahrnehmung doch funktioniert. Ciao, Frank
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