Bleikammern

Gedicht zum Thema Ende

von  RainerMScholz

Grau sind die Tage nun.
Gegen den Horizont
donnert der Krieg
in der Ferne.
In stummer Gebrechlichkeit
stehen Baumskelette
an der hohlen Straße,
die schier endlos
schlangengleich verschlungen
sich an den Berg drückt,
um in den schwarzen
Wolken zu verschwinden.

In Trümmer
liegt die Stadt.
Betongerüste
stehen entblößt und nackt
aus dem geborstenen Asphalt.
Zitternd flackert
blauer Neon
an verlassenen
Gekreuzungen.

Alleine
zwischen Kratern und
Klüften der Seele
haucht ein letzter Mensch
ein  finales Gebet.
Bläulichweiß
wie adrige Milch
wabert dann die
Todesstille
durch stillgemachte Unterführungen,
krallt sich an Mauern
verschütteter Minen,
streicht die Katakomben
rot.
Das Schweigen beißt in das Pflaster.

Auf galoppierenden Hufen
donnert das bleierne Schreien
durch das Gas
und mäht das Leben dahin.
Der Sensenmann der Einsamkeit
brüllt aus den Augenhöhlen
seiner zementenen bläulichen Opfer.
Die Exekutierten
baumeln an den Laternenmasten
leichtfüßig
im Wind der Hölle.
Ihre Körper
knistern wie Papier
zwischen den Polen
einer andersartigen
Welt der Würmer.

Der Horizont
schimmerte in gleißendem Rot.
Als die Geschütze zu feuern begannen,
waren schon alle tot.


© Rainer M. Scholz

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Kommentare zu diesem Text

Alegra (41)
(18.03.10)
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 RainerMScholz meinte dazu am 19.03.10:
Das Wetter wird schon wieder dunkler. Jeden Tag wird es Nacht.
Grüße,
R.
stimulanzia (48)
(21.03.10)
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 RainerMScholz antwortete darauf am 21.03.10:
Danke für die Aufmerksamkeit.
Die letzten 4 Zeilen... - muss ich mir anschauen. Ich wollte sagen, dass selbst das Kriegführen vergeblich werden wird, wenn keiner mehr übriggeblieben ist am Ende.
Grüße,
R.
icemoonlight (40) schrieb daraufhin am 22.03.10:
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 RainerMScholz äußerte darauf am 22.03.10:
Na, da danke ich aber.
Grüße,
R.
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