Ein Abschied ohne Brief

Hättest du vor deinem Tod
einen Abschiedsbrief schreiben können,
welche Worte wären dann
der Nachwelt erhalten geblieben?

Vielleicht würde der Anfang aus dem
"Es-gibt-nichts mehr-im-Leben,
- worauf-meine -hoffnungsvolle-Sehnsucht-begründet-erscheint"
-Satz
bestehen.

Und zwischen diesem Schmerz an Buchstaben
bildete sich ein letztes schönes und dennoch trauriges Bild
deines Lächelns der Liebe.

Liebe,
die dein zerfetztes Herz zu oft und zu sehr vermisste.

Die Uhr blieb stehen,
dennoch versuchtest du verzweifelt die Zeiger
auf den Anfang der Zeit zu drehen.

Vergebens, denn du warst
ein gefallener Engel der Einsamkeit.

In einem Abschiedsbrief wäre deine zerrissene Realität,
die sich zwischen den verlorenen Träumen
und der tagtäglichen Spritze mit Heroin befand,
in einer letzten Träne erfroren.

Irgendwann begann die Uhr ihren letzten Lauf,
eine Überholung der Zeit erschien unmöglich,
die Einsamkeit grub sich tief
in das unendlich große Land der Verzweifelung ein.

Die Endgültigkeit kennt keinen Anfang,
nicht im Tod, vielleicht im Leben, manchmal.

Wie viele Fragezeichen
tauchen in einem Abschiedsbrief auf,
und wer kennt die Antworten?

Welche Wellen der Gefühle begraben mit ihrer Flut
die Inseln der Hoffnung?

Die Höhe veränderte sich,
und der tiefe Abgrund griff nach dir.

Ein erloschenes Feuer kennt keine Glut,
die Asche weht das letzte Wort des Abschieds hinfort.

Du starbst,
ohne einen Abschiedsbrief zu hinterlassen.

Jörg S.