Anfangsbuchstaben/ Groß- und Kleinschreibung/ Zeichensetzung

Experimenteller Text zum Thema Atem/ Atemlosigkeit

von  Didi.Costaire

Dieser Text gehört zum Projekt    Stilübungen nach Raymond Queneau
Ihr Atem durchdringt Lohmanns Sinne, zweifelhafte Hygiene. Ebendiese Kellnerin verspricht ein saftiges Jägerschnitzel, wahlweise Hammelkeule mit Kroketten anstatt der Bandnudeln, zwitschert lustige Heimatlieder, als hätte man darum gebeten. Lohmann steht auf. Die ihre Fanfare schmetternde Krakeelerin irritiert üblerweise seine Nase erheblich. Er will ihr vorhalten, ihn jelängerjelieber, wie just vorgekommen, anzuhauchen. Welches Tohuwabohu, da bleibt keiner sitzen. Aber eine einzelne liberale Provinzpolitikerin schwächelt, sinkt eben still dahin.

Zwielichtige Sanitäter schleifen sie in ihrer augenscheinlich  derangierten Chemiefaserjacke durchs Regenwasser, vor dem Gesetzeshüter Super-Lohmann, wissentlich. Er indessen macht einen Kittelträger zackig, doch zugleich ideenreich schachmatt: „Dich sollte dann noch eine Kugel angesichts deiner Überheblichkeit nachhaltig löchern.“ Er zeigt ihm wo (am After) und wie.


Anmerkung von Didi.Costaire:

Der obige Text basiert auf den Vorgaben aus Raymond Queneaus „Stilübungen“. Die jeweiligen Anfangsbuchstaben inklusive Groß- bzw. Kleinschreibung und Satzzeichen habe ich übernommen, um daraus (abgesehen vom Schluss) mit anderen Wörtern und Inhalten möglichst unterschiedlich aufgebaute und zugleich einigermaßen sinnvolle Sätze zu bilden, aus der sich eine zusammenhängende Handlung ergibt. Hier zum direkten Vergleich der Quelltext:

Im Autobus der Linie S, zur Hauptverkehrszeit. Ein Kerl von etwa sechsundzwanzig Jahren, weicher Hut mit Kordel anstelle des Bandes, zu langer Hals, als hätte man daran gezogen. Leute steigen aus. Der in Frage stehende Kerl ist über seinen Nachbarn erbost. Er wirft ihm vor, ihn jedesmal, wenn jemand vorbeikommt, anzurempeln. Weinerlicher Ton, der bösartig klingen soll. Als er einen leeren Platz sieht, stürzt er sich darauf.
Zwei Stunden später sehe ich ihn an der Cour de Rome, vor der Gare Saint-Lazaire, wieder. Er ist mit einem Kameraden zusammen, der zu ihm sagt: „Du solltest dir noch einen Knopf an deinen Überzieher nähen lassen.“ Er zeigt ihm wo (am Ausschnitt) und warum.

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Kommentare zu diesem Text


 loslosch (08.01.11)
Mach so weiter, Dirk, dann kommst Du ins Guinessbuch. Es wurden schon Bücher von 150 Seiten geschrieben, in denen der Buchstabe "e" verpönt war. Das bindet jede Menge Energien. :) Lothar

 Didi.Costaire meinte dazu am 08.01.11:
Hallo Lothar,
die betreffenden Autoren kennen jetzt wahrscheinlich den gesamten Sprachschatz der Worte ohne den Buchstaben "e".
Einen ähnlichen Effekt hatte dieses Experiment auch. Man gräbt so manches Wort aus, das man sonst kaum benutzt.
Danke für deinen Kommentar und viele Grüße, Dirk
steyk (57)
(08.01.11)
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 Didi.Costaire antwortete darauf am 08.01.11:
Hallo Stefan,
bei diesem Text war in der Tat der Inhalt austauschbar und, wie man so schön sagt, der Weg das Ziel. Und der war relativ weit.
Danke für dein Interesse, den Kommentar und das Sternchen.
Liebe Grüße, Dirk
Lena (58)
(09.01.11)
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 Didi.Costaire schrieb daraufhin am 09.01.11:
Hallo Arja, diese Stilübungen sind eine sehr spannende Sache und bieten schier unendlich viel Möglichkeiten. Ich finde es auch sehr interessant, auf was für absurde Ideen Queneau selbst gekommen ist, und was mir persönlich dazu einfällt, mit ganz unterschiedlichen Ergebnissen. Bei diesem Experiment wusste ich ja am Anfang selbst noch gar nicht, wie sich die Geschichte inhaltlich entwickeln würde.
Schön, dass du dich so intensiv mit diesen Zeilen befassen mochtest. Danke für deinen Kommentar und liebe Grüße, Dirk

 inye (11.01.11)
Verzeih mir bitte, Didi, aber deine Idee ist so genial… …ich musste es einfach auch einmal selbst ausprobieren, um zu fühlen, wie schön es sein kann…etwas “Anders“ zu machen…es dauert wirklich ziemlich lange...

Im Aufschreiben, du lesenwerter Schreiberling, zeig´st hervorragend einzigartiges Können…

Schön, dich zu lesen…
Frank

 Didi.Costaire äußerte darauf am 11.01.11:
Hey Frank,
das lese ich ja ausgesprochen gerne.
Was ist denn bei dir herausgekommen?
LG, Dirk

 inye ergänzte dazu am 11.01.11:
Hi Dirk,
vergleich mal den mittleren Satz oben mit dem Anfang deines Textoriginals... ...den Punkt nach Hauptverkehrszeit hab ich leider nicht unterbringen können...und dann gings auch nicht mehr weiter... ...du kannst es einfach besser...
LG Frank

 Didi.Costaire meinte dazu am 11.01.11:
Hehe!
Ja, das mit den Satzzeichen und der Groß- und Kleinschreibung macht es richtig schwierig, weiß auch der,

der immer reichlich kalauert.

 Dieter_Rotmund meinte dazu am 12.01.11:
Klasse Idee, Didi,
wäre ich selbst nicht draufgekommen! (keine Ironie!)

 Didi.Costaire meinte dazu am 13.01.11:
Danke, Dieter! Diese Stilübungen bringen einen schon auf interessante Ideen...

 harzgebirgler (11.10.16)
in "reiners’ stilkunst" ist queneau nicht drin - / der hatte deutsche prosa mehr sinn. beste schmunzelgrüße henning

 Didi.Costaire meinte dazu am 11.10.16:
.
Ich bin ja selbst am liebsten reiner Reimer,
doch gibt es auch ganz andre Pappenheimer.

Danke fürs Kommentieren und schöne Grüße, Dirk
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