Im Dichterhimmel

Erlebnisgedicht

von  EkkehartMittelberg

Vielleicht gehen wir einmal
ins Nichts
ein.

Vielleicht schweben wir einmal
als Atome
im Universum.

Vielleicht gibt es ihn doch,
den Dichterhimmel.

Was gäbe ich darum, dort
einmal Tolstoi
aus der „Auferstehung“
lesen zu hören

einmal mit Dostojewski
„Schuld und Sühne“
zu erleben

einmal mir mit Sartre
die Hände schmutzig
zu machen

einmal  Else Lasker-Schüler
auf dem blauen Klavier
zu lauschen

einmal mich mit Schiller
der Ode an die Freude
hinzugeben

einmal mein Herz
mit Goethe
geschwind zu Pferde reiten zu lassen

einmal in die Hymnen an die Nacht
mit Novalis
zu versinken

einmal mich mit Hölderlin
vom Rhythmus seiner Oden
tragen zu lassen

einmal mit Heinrich Heine
im literarischen Salon
zu spotten und zu lachen.

Ich wäre gern
der letzte Mundschenk,
dürfte ich einmal
der Droste das Wasser reichen.

© Ekkehart Mittelberg, Januar 2011

Hinweis: Du kannst diesen Text leider nicht kommentieren, da der Verfasser keine Kommentare von nicht angemeldeten Nutzern erlaubt.

Kommentare zu diesem Text


 loslosch (23.01.11)
Annette hat aus meiner Sicht einen zu hohen Stellenwert erhalten (als letzte Strophe). Sie hat sich nicht ausleben dürfen/ können, wenn sie auch punktuell eine starke Frau war. Aber das ist Dir ja bekannt. Schön, dieser Heinrich Heine - beinah wäre er in die Schlussstrophe gerutscht. :) Lothar

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 23.01.11:
Lothar, ich habe Annette in die Schlusstrophe genommen, weil die Dichterinnen im Vergleich zu ihren männlichen Kollegen in bisschen zu kurz kommen. Aber ich hoffe, dass Kommentatorinnen das Gedicht noch fortspinnen und ihre Favoritinnen nennen.
Frauen haben aus meiner Sicht u.a. in der englischsprachighen Kriminalliteratur Großartiges geleistet. Ich sage nur Elizabeth George, Minette Walters und Ruth Rendell.
Ekki
*Frieda* (48) antwortete darauf am 05.02.11:
Diese Antwort ist nur für eingeloggte Benutzer lesbar.

 loslosch schrieb daraufhin am 05.02.11:
Ja. Maschas "Memento" werde ich am Montag nach einer traurigen Beisetzung dem 90-jährigen Witwer übergeben. Weißt Du, in welchem Jahr sie das geschrieben hat? Würde mich interessieren. Lo
*Frieda* (48) äußerte darauf am 05.02.11:
Diese Antwort ist nur für eingeloggte Benutzer lesbar.
SigrunAl-Badri (52)
(23.01.11)
Dieser Kommentar ist nur für eingeloggte Benutzer lesbar.

 EkkehartMittelberg ergänzte dazu am 23.01.11:
Wunderschön deine Beispiele, Sigrun. Ist es nicht eine Freude, welche Renaissance Hölderlin in unserer den Göttern so fernen Zeit erlebt. - Ich habe eine private Sammlung von Herbstgedichten. Darin wird das mir bisher unbekannte Gedicht von Friedrich Rückert einen Ehrenplatz erhalten.
Vielen lieben Dank
Ekki
ichbinelvis1951 (64)
(23.01.11)
Dieser Kommentar ist nur für eingeloggte Benutzer lesbar.

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 23.01.11:
O ja Klaus, und die alte Dame als Kiebiz. Wenn wir sie abschleppen würden, gäbe es garaniert ein Panne.
Danke und schmunzelnde Grüße von Ekki
wa Bash (47)
(23.01.11)
Dieser Kommentar ist nur für eingeloggte Benutzer lesbar.

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 23.01.11:
Ja, vielen Dank, wa Bash, an das Mitnehmen habe ich vor allem gedacht; denn was wären die Dichterinnen und Dichter ohne uns als Publikum?
Liebe Grüße von Ekki

 irakulani (23.01.11)
Lieber Ekki,

ich habe deinen Dichterhimmel ja schon an anderer Stelle gelesen und kommentiert - und ich freue mich besonders, dass nun auch Else Lasker Schüler dort Einzug halten durfte!

Selbst in deinem wunderbaren Gedichtbändchen "Tag und Jahr", Verlagshaus Schlosser 2010, müssen die Herren im Dichterhimmel mit der Gesellschaft nur ei n e r Dame vorlieb nehmen.:-))

...vielleicht rücken ja noch ein paar Damen nach...:-))

Herzlichst
Ira

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 23.01.11:
Liebe Ira, du meinst das mit dem Nachrücken augenzwinkernd und gibst mir die Gelegenheit, ein bisschen auszugleichen. Ich antworte deshalb ernsthaft. Die von mir aufgeführten Dichter haben meine Jugendjahre geprägt und sind mir deswegen in tiefer Erninnerung,. In den 50er und 60er Jahren waren selbst bei internationaler Sicht große Dichterinnen noch nicht so im Blick. Das änderte sich erst entscheidend Anfang der 70er Jahre. Aber eine ist mir noch aus meinem Studium nachhaltig in Erinnerung: Anna Seghers, eine Kommunistin, der selbst politische Gegner nicht absprachen, eine Humanistin gewesen zu sein. Wollte ich die Lyrikerinnen aufzählen, die mich später beeindruckt haben, würde das den Rahmen sprengen. Jede gute Anthologie zeigt, dass die wie auch immer bedingte Vorherrschaft der Herren zuende ist. - Als Romanschreiberinnen haben mir noch Isabell Allende und Doris Lessing besonders imponiert.
Herzlichst
Ekki

 Prinky (23.01.11)
Mit Mascha Kaleko
über Alt Berlin diskutieren,
eben sehr gerne mit einer Frau.
;-) Micha

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 23.01.11:
Vielen Dank, Micha, ja, die Mascha Kaleko ist eine ganz feine Adresse. Gut, dass du sie erwähnt hast.
Liebe Grüße
Ekki

 ViktorVanHynthersin (23.01.11)
Kästner, Tucholsky, Böll, Borchert, Seghers, Nin ... wären meine Favoriten... - tolle Idee, gelungene Umsetzung!!
Herzlichst
Viktor

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 23.01.11:
Du rufst sie wieder in Erinnerung, Viktor, Erich Kästner mit seinen wundervollen Kinderbüchern und dem "Fabian", Tucholsky, einen der wenigen bedeutenden politischen Lyriker Deutschlands, Böll mit seiner "Fürsorglichen Belagerung", Borchert, da draußen vor der Tür, mit der der Hundeblume in den Trümmern, der Küchenuhr und dem Brot und Anna Seghers mit der Weltliteratur "Das siebte Kreuz". Wie wunderbar, dass du, eine Generation nach mir, diese Autoren so schätzt. Damke!!!
Ekki
seelenliebe (52)
(24.01.11)
Dieser Kommentar ist nur für eingeloggte Benutzer lesbar.

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 24.01.11:
Wer mag deine Fovoriten nicht, Anne. Ihr versöhnlicher Humor ist bekannt. Sie konnten aber auch eckig sein und Erich kästner hat sich darüber amüsiert, dass er gefragt wurde, wo denn das Positive in seiner Dichtung bleibe. Das sagt alles.
Vielen Dank und liebe Grüße
Ekki

 AZU20 (24.01.11)
einmal mit Hermann Hesse
die Stufen hoch
zum Steppenwolf. LG

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 24.01.11:
Schön, deine Anspielung auf das Sternstundengedicht "Stufen", Armin, und "Der Steppenwolf", ein Symbol für antibürgeerliche Kunst.
Vielen Dank, Ekki

 moonlighting (24.01.11)
Else Lasker-Schüler zu lauschen da wäre ich dabei ....

LÖG
Moonlight

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 24.01.11:
Nicht wahr, Moonlight, die war zugleich nicht und doch von dieser Welt. Großartig!
Herzlichen Dank
Ekki
steyk (57)
(28.01.11)
Dieser Kommentar ist nur für eingeloggte Benutzer lesbar.

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 28.01.11:
o nein, Stefan, ich kenne noch nicht viele Vertonungen von dir, vermute aber, dass du dich musikalisch in sehr unterschiedlichen Sphären bewegen kannst.
Liebe Grüße
Ekki
Martok (44) meinte dazu am 31.01.11:
Diese Antwort ist nur für eingeloggte Benutzer lesbar.
gaby.merci (61)
(15.03.13)
Dieser Kommentar ist nur für eingeloggte Benutzer lesbar.

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 15.03.13:
Merci, Gaby, es gibt wohl bedeutendere Schriftsteller als ihn, aber ich denke mit keinem könnte man so amüsant scherzen, die Dinge relativieren und letztlich doch ernst bleiben.
Ich finde es schön; dass wir ihn gemeinsam schätzen.
Liebe Grüße
Ekki
Schrybyr† (67)
(14.01.14)
Dieser Kommentar ist nur für eingeloggte Benutzer lesbar.

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 14.01.14:
Ich danke dir für deinen witzigen kommentar, Karlheinz. Stellen wir uns doch den Rock'n'Roll-Himmel neben dem Dichterhimmel vor, mit Verbindungstür, die auf Wunsch geöffnet wird.
Schmunzelnde Grüße
Ekki
Schrybyr† (67) meinte dazu am 15.01.14:
Diese Antwort ist nur für eingeloggte Benutzer lesbar.

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 15.01.14:
Genau das dachte ich auch.
Festil (59)
(22.04.16)
Dieser Kommentar ist nur für eingeloggte Benutzer lesbar.

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 22.04.16:
Merci, Festil, ich finde, dass deine Kommentare in letzter Zeit auf eine angenehme Art locker werden. Mir gefällt das.
Liebe Grüße
Ekki
Zur Zeit online:
keinVerlag.de auf Facebook keinVerlag.de auf Twitter keinVerlag.de auf Instagram