"Sie kommen hier nicht rein"
Bericht zum Thema Aktuelles
von Momo
Anmerkung von Momo:
Anmerkung:
Der Anlass für das Konzert der Bundeswehr im Schlossgarten ist nicht der 8. Mai als Tag der Befreiung vom Nationalsozialismus, sondern die Patenschaft der Stadt mit der Bundeswehr.
In einem Zitat aus dem Verteidigungsministerium heißt es: „Patenschaften … sollen das Verständnis der Bürger für die Bundeswehr als Instrument einer wehrhaften Demokratie zur Friedenssicherung fördern.“
Auf jeden Fall weiß ich jetzt, was unter einer wehrhaften Demokratie zu verstehen ist.
Kommentare zu diesem Text
Hallo Momo, der Text steht erst einmal auf meiner Merkliste. Ich möchte schon gern kommentieren, aber ersteinmal hat es mir die Sprache verschlagen.
Gruß, Barbara
Gruß, Barbara
Mit Demokratie natürlich nichts, mit unserer bundesrepublikanischen Befindlichkeit eine ganze Menge. LG
Die bundesrepublikanische Befindlichkeit, ein Sensibelchen, hm?
Danke, Azu.
Liebe Grüße, Momo
Danke, Azu.
Liebe Grüße, Momo
Caty (71)
(08.05.11)
(08.05.11)
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Doch, doch, ich denke, es war meine sehr legere Kleidung heute, ein wenig unkonventionell, vllt zu unkonventionell, ein „Signalements“ sozusagen. Ja, das dachte ich mir im Nachhinein auch, dass die Polizei die Leute nach bestimmten Kennzeichen einordnet, und ich blieb im Raster hängen.
Ich sah einmal einen Bericht über Guantanamohäftlinge, die einfach nur zur falschen Zeit am falschen Ort gewesen waren, und weil sie bestimmte Kennzeichen und Merkmale trugen, für Terroristen, zumindest aber für Sympathisanten gehalten wurden, in Wirklichkeit aber nichts mit El-Kaida zu tun haben.
Danke für Deinen Kommentar, Caty.
Liebe Grüße, Momo
Ich sah einmal einen Bericht über Guantanamohäftlinge, die einfach nur zur falschen Zeit am falschen Ort gewesen waren, und weil sie bestimmte Kennzeichen und Merkmale trugen, für Terroristen, zumindest aber für Sympathisanten gehalten wurden, in Wirklichkeit aber nichts mit El-Kaida zu tun haben.
Danke für Deinen Kommentar, Caty.
Liebe Grüße, Momo
Anne (56)
(08.05.11)
(08.05.11)
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Hallo Momo, als ich hier noch neu war, stand in meinem Autorenprofil, dass ich Juristin bin. Ich habe die Berufsangabe inzwischen entfernt. Zu deinem Text möchte ich mich aber in meiner Eigenschaft als Juristin äußern.
Du nennst den Text zwar einen Bericht; er liest sich aber leicht und locker wie eine Erzählung über etwas Alltägliches.
Natürlich geht es nicht um deine Kleidung. Das Ereignis, das du schilderst, ist deshalb so brisant, weil es einen Akt haarsträubender Willkür aufzeigt, den es in einem Rechtsstaat eigentlich nicht geben darf.
Die Formulierung „ ... einen bestimmten Personenkreis nicht zuzulassen“ verschleiert, dass das Gegenteil der Fall ist: der Personenkreis, der nicht zugelassen wird, ist tatsächlich vollkommen unbestimmt.
Den Polizisten wird doch lediglich gesagt, dass es gilt, zu befürchtende Proteste möglichst zu verhindern. Zu entscheiden, wer nicht rein gelassen wird, bleibt den einzelnen Polizisten überlassen.
Jeder Psychologe (oder welche professionellen Menschenkenner gibt es noch?), dem man ansinnen würde, nach einem einzigen flüchtigen Blick auf eine ihm unbekannte Person einzuschätzen, ob es sich um einen potentiellen Demonstranten oder eine Demonstrantin handelt, würde sagen: „tut mir leid, das kann ich nicht.“ Eine derartige Qualifikation gibt es nämlich nicht.
Aber ein Polizist kann das?
Ein Polizist ist ein Vertreter der Exekutive, mithin der Staatsgewalt. Die Exekutive kann ihre Macht am effektivsten ausüben, wenn kein demokratisches Brimborium sie dabei stört.
Oder soll etwa jemand, den ein Polizist auf den allerersten Blick als Krawallmacher erkennt, denn auch noch Rechte haben? Wo kämen wir denn da hin? Ein bisschen Willkür muss schon sein, wenn man Macht wirksam ausüben will.
Es ist immer eine schleichende Entwicklung, die zu einer Willkürherrschaft führt. Ich denke mir schon seit Jahren, dass wir wieder auf dem Weg in eine Diktatur sind. Viele meiner ehemaligen Kollegen teilen diese Meinung (und das sind keineswegs nur die „linken“). Denn auch ein demokratisch gesinnter Rechtsanwalt, dem du diesen Bericht vorlegst, wird sich machtlos sehen. Nachträglich den Zutritt zu einer Veranstaltung, die schon vorbei ist, zu erzwingen, geht nicht.
Und eines Tages ist so etwas dann alltäglich und ganz normal. Ich fürchte, dies ist heute schon der Fall. Die Entwicklung vollzieht sich unbemerkt. Was ist denn schon passiert? Du hast doch keinen Schaden erlitten! Der Tageszeitung ist dein Erlebnis sicher keine Schlagzeile wert. Erzähl es deiner Nachbarin oder deinem Gegenüber in der Straßenbahn: niemand wird sich dafür interessieren! Manch einer mag heimlich denken: „Wird schon was dran sein, wenn die Polizei das so entschieden hat.“
Übrigens: der 8. Mai war dieses Jahr auch keine Zeitungsmeldung wert. Ich habe nicht alle Texte gelesen, die am „Tag der Befreiung“ hier bei kV erschienen sind. Soweit für mich ersichtlich, ist dein Text der einzige, der daran erinnert. Dafür reich ich dir die Hand.
Gruß, Barbara
PS: Ich konnte heute keinen zweiten Kommentar senden, deshalb hab ich angehängt.
Du nennst den Text zwar einen Bericht; er liest sich aber leicht und locker wie eine Erzählung über etwas Alltägliches.
Natürlich geht es nicht um deine Kleidung. Das Ereignis, das du schilderst, ist deshalb so brisant, weil es einen Akt haarsträubender Willkür aufzeigt, den es in einem Rechtsstaat eigentlich nicht geben darf.
Die Formulierung „ ... einen bestimmten Personenkreis nicht zuzulassen“ verschleiert, dass das Gegenteil der Fall ist: der Personenkreis, der nicht zugelassen wird, ist tatsächlich vollkommen unbestimmt.
Den Polizisten wird doch lediglich gesagt, dass es gilt, zu befürchtende Proteste möglichst zu verhindern. Zu entscheiden, wer nicht rein gelassen wird, bleibt den einzelnen Polizisten überlassen.
Jeder Psychologe (oder welche professionellen Menschenkenner gibt es noch?), dem man ansinnen würde, nach einem einzigen flüchtigen Blick auf eine ihm unbekannte Person einzuschätzen, ob es sich um einen potentiellen Demonstranten oder eine Demonstrantin handelt, würde sagen: „tut mir leid, das kann ich nicht.“ Eine derartige Qualifikation gibt es nämlich nicht.
Aber ein Polizist kann das?
Ein Polizist ist ein Vertreter der Exekutive, mithin der Staatsgewalt. Die Exekutive kann ihre Macht am effektivsten ausüben, wenn kein demokratisches Brimborium sie dabei stört.
Oder soll etwa jemand, den ein Polizist auf den allerersten Blick als Krawallmacher erkennt, denn auch noch Rechte haben? Wo kämen wir denn da hin? Ein bisschen Willkür muss schon sein, wenn man Macht wirksam ausüben will.
Es ist immer eine schleichende Entwicklung, die zu einer Willkürherrschaft führt. Ich denke mir schon seit Jahren, dass wir wieder auf dem Weg in eine Diktatur sind. Viele meiner ehemaligen Kollegen teilen diese Meinung (und das sind keineswegs nur die „linken“). Denn auch ein demokratisch gesinnter Rechtsanwalt, dem du diesen Bericht vorlegst, wird sich machtlos sehen. Nachträglich den Zutritt zu einer Veranstaltung, die schon vorbei ist, zu erzwingen, geht nicht.
Und eines Tages ist so etwas dann alltäglich und ganz normal. Ich fürchte, dies ist heute schon der Fall. Die Entwicklung vollzieht sich unbemerkt. Was ist denn schon passiert? Du hast doch keinen Schaden erlitten! Der Tageszeitung ist dein Erlebnis sicher keine Schlagzeile wert. Erzähl es deiner Nachbarin oder deinem Gegenüber in der Straßenbahn: niemand wird sich dafür interessieren! Manch einer mag heimlich denken: „Wird schon was dran sein, wenn die Polizei das so entschieden hat.“
Übrigens: der 8. Mai war dieses Jahr auch keine Zeitungsmeldung wert. Ich habe nicht alle Texte gelesen, die am „Tag der Befreiung“ hier bei kV erschienen sind. Soweit für mich ersichtlich, ist dein Text der einzige, der daran erinnert. Dafür reich ich dir die Hand.
Gruß, Barbara
PS: Ich konnte heute keinen zweiten Kommentar senden, deshalb hab ich angehängt.
@Anne
Aber dir sind doch Worte eingefallen, liebe Anne, für die ich dir danke!
Grüße ich deinen Abend
Momo
@Sanchina
„Haarsträubende Willkür“ – so habe ich es empfunden.
Wenn mir ein Polizist sagt, er brauche keinen Grund, um mich daran zu hindern, einen öffentlichen Park zu betreten (von dem Konzert habe ich zu diesem Zeitpunkt ja noch gar nichts gewusst und hätte ich – es hätte mich sowieso nicht interessiert) und es brauche dafür keine Rechtfertigung, dann ist das krasseste Willkür.
Aber wahrscheinlich trug ich, wie bei Catys Rekomm schon erwähnt, bestimmte Merkmale, die auf jenen Personenkreis zutraf, der nicht erwünscht war. Natürlich kann das nur an Äußerlichkeiten festgemacht werden, und damit beginnt es, gefährlich zu werden.
„Und eines Tages ist so etwas dann alltäglich und ganz normal. Ich fürchte, dies ist heute schon der Fall.“
Das fürchte ich auch!
Ich danke dir sehr für deinen ausführlichen Kommentar, Barbara, der meinen Bericht einer nicht ganz alltäglichen Erfahrung durch wichtige und nachdenklich machende Gedanken ergänzt.
Ich grüß dich
Momo
Aber dir sind doch Worte eingefallen, liebe Anne, für die ich dir danke!
Grüße ich deinen Abend
Momo
@Sanchina
„Haarsträubende Willkür“ – so habe ich es empfunden.
Wenn mir ein Polizist sagt, er brauche keinen Grund, um mich daran zu hindern, einen öffentlichen Park zu betreten (von dem Konzert habe ich zu diesem Zeitpunkt ja noch gar nichts gewusst und hätte ich – es hätte mich sowieso nicht interessiert) und es brauche dafür keine Rechtfertigung, dann ist das krasseste Willkür.
Aber wahrscheinlich trug ich, wie bei Catys Rekomm schon erwähnt, bestimmte Merkmale, die auf jenen Personenkreis zutraf, der nicht erwünscht war. Natürlich kann das nur an Äußerlichkeiten festgemacht werden, und damit beginnt es, gefährlich zu werden.
„Und eines Tages ist so etwas dann alltäglich und ganz normal. Ich fürchte, dies ist heute schon der Fall.“
Das fürchte ich auch!
Ich danke dir sehr für deinen ausführlichen Kommentar, Barbara, der meinen Bericht einer nicht ganz alltäglichen Erfahrung durch wichtige und nachdenklich machende Gedanken ergänzt.
Ich grüß dich
Momo
baerin (53)
(08.05.11)
(08.05.11)
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Hallo Chris,
meinst du DEN in Stuttgart? Ja, du liegst richtig, kennst dich aus in Oldenburg.
Ich war eigentlich weniger sauer, als tatsächlich erstaunt und verwundert. So etwas ist mir noch nie passiert. Aber mein Herz schlägt links, das konnte man vllt schon von weitem pochen sehen.
Zum Runterziehen braucht’s mehr, so wichtig war der Gang durch den Schlossgarten für mich nicht.
Liebe Grüße, Momo
meinst du DEN in Stuttgart? Ja, du liegst richtig, kennst dich aus in Oldenburg.
Ich war eigentlich weniger sauer, als tatsächlich erstaunt und verwundert. So etwas ist mir noch nie passiert. Aber mein Herz schlägt links, das konnte man vllt schon von weitem pochen sehen.
Zum Runterziehen braucht’s mehr, so wichtig war der Gang durch den Schlossgarten für mich nicht.
Liebe Grüße, Momo
baerin (53) meinte dazu am 09.05.11:
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steyk (57)
(09.05.11)
(09.05.11)
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Wenn Demokratie Auslegungssache ist, dann ist es der Rechtsstaat wohl auch? Und die Menschenrechte, und …
Liebe Grüße, Momo
Liebe Grüße, Momo
Ach, das waren noch Zeiten, als Bundeswehrkonzerte Aufreger waren.... Sehr nostalgischer Text, nolens volens.
Dennnoch gerne gelesen.
Dennnoch gerne gelesen.