Ich versuchte mich zu trösten. [... dass mit 25 alles vorbei sei.]

Text zum Thema Schmerz

von  ZornDerFinsternis

Ich verließ also das Haus. Und bei "Gott", diese Schritte fielen nicht leicht.
Auch nicht unbedingt schwer. Egal.
Die Schauffenster zeigten mir deutlich, was ich die letzten 11 Monate verdrängt hatte.
Es war vorbei. Vielleicht, ja sogar, auch mit der Einsamkeit.
Die Zeit hat sich unweigerlich im Kreis gedreht. Bis wieder das aus mir wurde, was ich einst war.
Ein fettes, verabscheuungswürdiges Etwas. Namenlos.
Zumindest für mich. Und damit hatte ich wieder verloren.
Der Park tauchte mickrig zwischen den grauen Hochhausklötzen aus.
Alle Bänke mit Paaren sämtlicher Altersklassen belegt. Kinder. Enkelkinder.
Keiner dieser schönen Fremden, schien schweren Herzens.
Und während die Gedanken so lustig-schmerzend Purzelbäume schlugen, verschluckte der Wald mit jedem Schritt
ein bisschen mehr des Parks.
In meinem Kopf machte sich die zerstörende Realtität breit. Es fiel schwer unter diesem bedrückenden Himmel, nicht den Tränen nachzugeben.
Tränen drückten sich langsam, quälend hervor. Schwäche. Verachtung.
Einen Augenaufschlag ferner, schnürte sich der Himmel zu.
Als hätte der liebe "Herrgott" persönlich beschlossen, die Nächstenliebe an den Nagel zu hängen.
Die Schritte schienen der Landschaft die Schönheit zuentziehen. Vor meinem inneren Augen sah ich bereits, wie die Blumen und Büsche zu meinen (Breit-) Seiten
welkten.
Zu intensiv. Das alles hier. Vielleicht auch bloß diese verfahrene, kleine, nichtige Welt in meinem gottverdammten Schädel.
Krampfhaft hielt ich mich an den verschlammten Feldweg, zurück in den Wald. Hielt daran fest, den Moment, den "Gott" mir damals vor 20 Jahren "geschenkt" hatte, auszukosten.
Vergebens. Schönheit fand ich zwischen all den Bäumen, der Stille und den Tierlauten nicht.
Wahrscheinlich lag es direkt vor mir. Dieses "Glück".
Aber viel sicherer war wohl, dass Schönheit für mich nichts weiter war, als das Stück Scheiße unter meinen frischgeputzten Springerstiefeln.
Die Zigarette war aufgeweicht und die Glut kurz vorm erlischen. Hastig zog ich die letzten erheiternden Dunstwolken in meine Lunge auf.
Während ich zusah, wie der fädige Regen sämtliche Register der Zauberei zog. In winzigen Perlen legte er sich schützend auf den Klee.
In einem anderen Bundesland wartete jemand. Auf meinen unbedeutenden Anruf. In dem ich nur wieder sagen müsste, wie super doch alles liefe und wie gut es mir ginge.
Noch immer lief der Regen über meinen Kopf, so wie die Zeit. Hinterließ mit jedem Tag schütteres Haar.
Ich nahm das Messer aus meiner Tasche. Lies es aufklappen und sah weg, als es sich in meine Haut vorfraß.
Willkommen am Anfang vom Ende - chapeau.

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