Schnurzpiepegal?

Innerer Monolog zum Thema Verantwortung

von  eiskimo

Es ist mir sehr viel egal. Fürchterlich viel. Fast alles ist mir egal.
Egal, so sag ich mir,  ist dir nämlich, wofür du nicht streitest.
Es gibt wenig, wofür ich streite. Fürchterlich wenig. Fast nichts.
Streite ich für eine ökologische Landwirtschaft, für mehr Tierwohl, gesünderes Essen?
Okay, ich bin dafür. Ich kaufe auch schon mal Bio. Aber streiten? Richtig mich ins Zeug legen, eine Lippe riskieren? Vielleicht sogar zur Demo gehen am Samstag Morgen?
Nein. So gesehen ist es mir also egal.
Streite ich für die Verkehrswende, den Kohleausstieg, die Besteuerung von Flugbenzin, Abgas befreite Innenstädte?
Okay, ich bin dafür. Der Strom in meiner Wohnung ist grün. Ich fahre auch schon mal tapfer Fahrrad und auch gerne mit der Bahn. Aber streiten? Richtig mich ins Zeug legen, eine Lippe riskieren? Vielleicht sogar …
Nein. So gesehen ist es mir egal.
Streite ich für die Rettung der Flüchtlinge aus Moria? Für eine konsequente Bekämpfung der Fluchtursachen generell? Für ein Verbot deutscher Waffengeschäfte?
Okay, ich unterstütze das... verbal. Nicke, wenn im Fernsehen ein Aktivist die Missstände anprangert. Zu den immer wieder schrecklichen Bildern seufze ich verhalten.
Aber streiten, richtig mich ins Zeug legen?
Nein. So gesehen ist es mir egal.
Streite ich für eine bessere Ausstattung unserer Schulen, mehr Chancengerechtigkeit, einen höheren Stellenwert der Kultur?
Nein.  Streiten?
Nicht wirklich. Es ist mir somit egal.
.. für die Gleichstellung der Frau, für ein Ende der Zwei-Klassen-Medizin, für das Dritte Geschlecht?
Nein. Ist mir auch egal.
…. schnelleres Internet, die neue Langsamkeit im Bett, den Friedhof für alle?
…..  egal..
Nein, ich streite nicht. Ich werde nicht politisch aktiv. Obwohl ich zu den meisten Themen eine Meinung hätte. Aber ob meine Wenigkeit zu irgend etwas „eine Meinung hat“  oder nicht, das ist für die real existierende Welt und deren Anführer dann wirklich schnurzpiepegal.

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Kommentare zu diesem Text

Stelzie (55)
(25.04.20)
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 eiskimo meinte dazu am 25.04.20:
Eine feine Unterscheidung, das trifft es!
Meckern ist die Billig-Version von Engagement. Man lässt Dampf ab, unverbindlich. Selber gehtr es einem dann besser, die Missständse bleiben.
LG
Eiskimo

 Regina (25.04.20)
Ja, dann. Ganztägig sieben Tage die Woche protestieren, demonstrieren, kämpfen und hinter der Maske das Maul aufreißen.

 eiskimo antwortete darauf am 25.04.20:
Maul aufreißen ist gut, aber vorher auswählen und begrenzen auf bestimmte Projekte!

 Regina schrieb daraufhin am 25.04.20:
Da hast du anscheinend die richtige Anleitung, wie die Weltrettung geht. Aber hast du gemerkt, dass trotz der großen Proteste seit den 70igern alles immer grotesker wird und die an den Schaltstellen nichts ändern wollen oder auch nicht können.

 Dieter_Rotmund (25.04.20)
"Moria" - Ist das nicht aus dem "Herr der Ringe"? Lustig!

 Fuchsiberlin äußerte darauf am 25.04.20:
Ich glaube, in den Text findet sich so manch einer wieder.
Dennoch: Wenn jeder denken würde, dass ein Aufschrei nichts bringt, dann würde es keine grossen Demonstrationen geben. Demonstrationen, die durchaua politisch einiges in den letzten Jahrzehnten in Bewegung setzten.
LG
Fuchsi

 AchterZwerg ergänzte dazu am 25.04.20:
Mit Mundschutz isses jetzt aber schwierig ...
Al-Badri_Sigrun (61)
(25.04.20)
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 eiskimo meinte dazu am 25.04.20:
Liebe Sigrun!
Ich habe die Messlatte etwas höher gehängt und meine, wir müssten früher und lauter reagieren.
Im eigenen Umfeld stellt sich m.E. die Frage etwas anders, nämlich noch kritischer, mit noch mehr Verantwortung.
Danke für Deine Rückmeldung
Eiskimo

 Teichhüpfer (25.04.20)
Streitpunkte, entweder nimmst Du an, oder läßt es lieber sein.
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