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Brief zum Thema Abschied

von  Erdbeerkeks

Irgendwann muss man einfach aussortieren im unordentlichen Gewusel eines Lebens. Den Kopf räumen und all die hartnäckigen Gedanken von den Synapsen lösen. Ich kratze mir das Herz aus und verteile den Inhalt auf meiner Fensterbank. Ziehe Aschekreise in Rotweinlachen und Linien aus Buntglas. Zerpflücke Jahre, Tagebuchseiten; Beweise.

Captain,

jeder stirbt einmal in anderen, also sollte dir das nicht leidtun. Irgendwann war dieses Bisschen, das du mir gabst, von dem ich lebte nicht mehr genug ,(damit gingst du schon immer sehr sparsam um) und irgendwann reichte es nicht mehr, um dich weiter am Leben zu erhalten. Zeit kompensiert weder Leiden noch Fehler. Ich weiß nicht, was du glaubtest, aber nein, nicht mal deine.


Die Straßen sind nass, Straßenlaternen aus. Ich hatte schon immer Angst vor diesen zwei Schatten.

Du warst ein Held mit deiner Jacke um meinen Schultern und deiner Hand in meinen Haaren, Captain. Ich weiß noch, wie wir im Regen standen und ich hasste, was ich war. Klein und nur halb, mit Moor in den Augen und diesen vertrockneten Wünschen in der Jackentasche.
Heute hast du an jeglicher Stärke verloren und endlich sind wir auf Augenhöhe.


Die Türen stehen offen und es zieht, die Wände saugen den Rauch auf. Wir vergilben wie altes Papier und altes Papier brennt so furchtbar gut.

Da gibt es nichts mehr, was mir noch den Atem raubt, Captain. Weder dein Gang, noch deine Stimme ganz nah an meinem Ohr, deine besorgten Blicke oder Vorwürfe. Lächeln, Geheimnisse, Gespräche um halb 3 oder Umarmungen. Solche Dinge wirft man anscheinend irgendwann über Bord, wenn es zu spät zum Umkehren ist.
Ich hoffe, du hast, was du brauchst.
Unsere Zeiger stehen auf zwölf.


Anmerkung von Erdbeerkeks:

letzter text.

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Kommentare zu diesem Text

Christianna (49)
(08.10.11)
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 SunnySchwanbeck (08.10.11)
ich kann dazu nicht viel sagen, weil du weißt was ich denke und fühle, schwesterntele-party, eben.
aber ich will, dass du weißt, dass du großartig bist.
und nur das zählt.

ichliebedich.
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