02 – Drei Mariachis und ein Goldfisch
Schauspiel zum Thema Humor
von Dart
02 – Drei Mariachis und ein Goldfisch
Personen und Farbcodierung:
Alpha
Beta
Gamma
Delta
Epsilon
+Gruppe/Komparsen
Schnitt zu einer Straße, auf der ein Polizist ein Auto stoppt.
[/color]POLIZIST:
Schönen guten Tag. Sie wissen warum ich sie angehalten habe?
FAHRER:
Nein, eigentlich nicht. War ich zu schnell?
POLIZIST:
Nein, nein. Es hat mich einfach nur interessiert, warum sie ihr Seitenfenster mitten in der Fahrt demontiert und in den Straßengraben geworfen haben. Und wie sie das bei einhundertzwanzig Stundenkilometern geschafft haben.
FAHRER:
Sie meinen dieses Fenster hier? Also während der Fahrt hatte ich es einen Spalt weit offen und meinen Mitfahrern gesagt, wenn sie das Fenster stört, sollen sie ruhig Bescheid sagen. Tja…das war’s.
POLIZIST:
Mitfahrer? Können sie sich ausweisen?
FAHRER:
Natürlich, ich bin ein Stahlträger, und das dort…
[Blick ins Fahrzeugheck, wo drei Mariachis mit ihren Instrumenten sitzen. Der Mittlere hat zwischen seinen Beinen ein Goldfischglas eingeklemmt.]
…und das sind drei Mariachis und ein Goldfisch.
SCHRIFTZUG: Drei Mariachis und ein Goldfisch
[/color]POLIZIST:
Aha…dann sieht das ja okay aus.
FAHRER:
Das freut mich. Sagen sie, kennen sie hier in der Nähe ein vernünftiges Restaurant?
POLIZIST:
Ja, die Straße runter, irgendwann links und dann immer im Kreis. Es heißt Georg und ist von Beruf Schaffner.
FAHRER:
Sehr schön, danke.
Schnitt in ein Restaurant, das gerade von einem Pärchen betreten wird. Alle Kellner sehen aus wie Schaffner und tragen „Georg“-Namensschilder. Das Pärchen setzt sich an einen Tisch, ein Kellner kommt mit zwei Menükarten, die er vor den zweien ablegt.
[/color]KELLNER:
Guten Abend, mein Name ist Georg und ich bin für heute ihr Kellner. Ihre Karten.
[Die zwei holen aus ihren Taschen jeweils eine Fahrkarte und geben sie dem Kellner, der sie entwertet.]
[/color]Ah ja, nach Moskau. Passen sie beim Umsteigen in Lissabon bitte auf die Bahnsteigkanten auf. Die tarnen sich da ganz gut an den Bahnsteigen und da kann es mal passieren, dass man auf eine drauf tritt. Und dann beißen die auch mal zu. Und wir müssen dann wieder ran…sie jagen…sie erlegen…Aber nicht dieses Mal!
FRAU:
Sie erlegen Bahnsteigkanten?
KELLNER:
Oh ja. Erst steinigen wir sie und danach bauen wir eine Brücke zu ihren Ehren.
FRAU:
Ach was? Die können sie wiederverwerten?
KELLNER:
Fast. Die Reste verkaufen wir als großkalibrige ballistisch unbestimmbare Wurfelemente bei Demonstrationen.
FRAU:
Wie umweltfreundlich.
Schnitt zu einer Straße, auf der sich der Polizist und ein Demonstrant gegenüberstehen.
[/color]DEMONSTRANT:
Verschwinde! Hier demonstriere ich!
POLIZIST:
Aha. Warum?
DEMONSTRANT:
Ich bin dagegen!
[Pause.]
[/color]POLIZIST:
Wogegen?
[Pause.]
[/color]DEMONSTRANT:
Dass ich dafür bin!
POLIZIST:
Echt? Okay, dann mache ich mit.
[Er geht auf dieselbe Seite wie der Demonstrant.]
[/color]Wir sind dagegen, wir sind dagegen, dass wir dafür sind!
DEMONSTRANT:
Und wer ist jetzt gegen uns?
POLIZIST:
Wie…gegen uns?
DEMONSTRANT:
Ich meine die uniformierte Staatsgewalt. Wer stellt jetzt die Polizei dar?
POLIZIST:
Ein anarchischer Staat braucht keine Bullenschweine!
[Pause.]
[/color]Und…wie geht’s jetzt weiter?
DEMONSTRANT:
Keine Ahnung, So ganz ohne staatliche Gegengewalt bin ich mir nicht so ganz sicher.
POLIZIST:
Hm…das ist aber langweilig.
DEMONSTRANT:
Ich habe mir anarchisches Chaos auch anders vorgestellt.
[Pause.]
[/color]Wollen wir was spielen? Ich kenne ein tolles Spiel für vier Personen.
Schnitt an einen Pokertisch, diffuses Licht, Raucherqualm. Vier Spieler und ein Geber sind um den Tisch verteilt.
[/color]SPIELER 1:
Sagt mal…weiß einer von euch, wie dieses Spiel eigentlich funktioniert?
SPIELER 2:
Keine Ahnung. Was mache ich mit vier Königen?
SPIELER 3:
Wollen wir nicht was anderes machen?
SPIELER 4:
Und was?
GEBER:
Ich habe gehört, dass Demonstrieren ganz großen Spaß machen soll.
DIE ANDEREN:
Okay, dann machen wir das.
Schnitt in ein Fernsehstudio, ein Moderator lehnt an einen Tresen.
[/color]SCHRIFTZUG: KONFRONTATION – DISKUSSION – FREMDWÖRTERINFLATION
[/color]VOICE OVER:
Hier ist Konfrontation – Diskussion – Fremdwörterinflation, ihr Argumentationsforum mit dessen Hilfe sie sich ihre Meinungsbildung ersparen können.
MODERATOR:
Guten Abend, meine Damen und Herren. Kadaver, Drogentest, Fleischerei – alles Schicksale, die Tierschutzorganisationen Tieren ersparen wollen. Bei Kellerasseln, Dackeln und Faultieren wurde dies bereits größtenteils bewerkstelligt. Nun soll ein neues Tierchen dazu kommen: Die Bahnsteigkante.
[Im Hintergrund wird eine Bahnsteigkante eingeblendet.]
[/color]Die Bahnsteigkante führt ein immer gefährlicheres Dasein, menschliche Bebauungswut treibt sie immer tiefer in den Untergrund, wo sie nur noch U-Bahnhöfe als Rückzugsmöglichkeit vorfinden. Die Zahlen sprechen eine deutliche Sprache: Allein im letzten Jahr starb rund ein Fünftel des Bestandes. Alarmierend, findet man in den Gemeinden, doch häufig fehlt das Geld für unterstützende Sanierungsarbeiten. Umweltorganisationen fordern nun mehr Subventionen vom Staat. Wir sprachen dazu mit Karl Daniel Freimann vom Interessenverband Kampf den Fliesenlegern.
Schnitt zu Freimann.
[/color]FREIMANN:
Die Bahnsteigkante muss unter allen Umständen geschützt werden! Und wir werden ihre Gegner bekämpfen! Wir werden sie auf den Bahnsteigen bekämpfen, in unseren Häfen, auf unseren Flughäfen, auf unseren Wiesen und Feldern! Ja, wir bekämpfen sie zu Wasser, zu Lande und in der Luft! Wir lassen ihnen nichts als Blut, Schweiß und Tränen!
Schnitt zurück zum Moderator.
[/color]MODERATOR:
Wir danken für das freundliche und aufschlussreiche Gespräch. Der Fairness halber müssen wir aber auch auf die katastrophal dekadente faschistoide Gegenseite hören. Dazu ein Kommentar von Kurt dem Freiwildjäger. Er gehört zu den Bösen.
Schnitt zu Kurt, der in Jagdmontur vor der Kamera steht.
[/color]KURT:
Tut uns echt leid. Kommt auch demnächst nicht wieder vor. Wir wollen uns schließlich wieder eine weiße Weste erarbeiten.
Schnitt zu einem Verkäufer, der vor einem Tisch steht, auf dem sich zwei Schüsseln befinden. In der Mitte ist ein Stapel an Hemden.
[/color]VERKÄUFER:
Guten Abend, kennen sie das auch? Sie wollen eine weiße Weste haben, doch ihr Waschmittel kann nicht den gesamten Schmutz entfernen? Ihre Hemden haben nach der Wäsche immer noch graue Stellen? Nun, amerikanische Klempner haben herausgefunden, dass es in mindestens sechsundzwanzig Prozent aller Fälle um schlechtes Waschmittel handelt. Vorausgesetzt, es wurde mit Wasser gewaschen. Doch wir von der Firma Hopsdiekuh haben nun ein Waschmittel herausgebracht, das all diese Fragen und Probleme größtenteils beantwortet. Denn mit unserem neuen Produkt Waschrein Wundervoll werden sie waschen wie noch nie zuvor!
SCHRIFTZUG: WASCHREIN WUNDERVOLL – Für reichlich reine Wäsche
[/color]VERKÄUFER:
Natürlich wird sie das nicht sofort überzeugen. Deswegen haben wir von der Firma Hopsdiekuh uns einen einfachen Test für sie ausgedacht. Wir haben zwei Hemden gewaschen, eines mit unserem neuen Waschrein Wundervoll…
[Er präsentiert ein weißes Hemd aus der rechten Schüssel.]
[/color]Wie sie sehen, wundervoll rein und weiß. Doch nun ein anderes Hemd, das wir zum Vergleich mit einem herkömmlichen schweren Maschinenöl eines anderen herkömmlichen Herstellers gewaschen haben. Aber sehen sie selbst.
[Er präsentiert aus der anderen Schüssel ein Hemd, das jedoch ebenfalls völlig sauber ist. Verwirrt starrt er das Hemd an und wendet es immer wieder.]
[/color]Schnitt zurück zum Polizisten.
[/color]POLIZIST:
Ja, es ist in letzter Zeit ziemlich häufig vorgekommen, dass freundliche Verkäufer ihre Produkte nicht mehr verkaufen können, da die zum Vergleich herangezogenen Rivalitätsprodukte von höherer Qualität sind. Was mir im Moment aber ziemlich egal ist.
[Es wird rausgezoomt. Der Polizist steht immer noch neben dem Demonstranten.]
[/color]DEMONSTRANT:
Irgendwas Merkwürdiges geht hier vor.
POLIZIST:
Meinen sie?
DEMONSTRANT:
Na ja…Liegt das Wesen einer Demonstration nicht darin, dass man gegen etwas demonstriert?
POLIZIST:
Und?
DEMONSTRANT:
Uns steht niemand gegenüber!
POLIZIST:
Da hinten liegt eine Katze.
DEMONSTRANT:
Eine Katze ist kein Hindernis!
POLIZIST:
Das ist die richtige Einstellung!
Schnitt zurück zum Verkäufer, neben dem nun ein paar andere Leute stehen, mit denen er über das weiße Hemd diskutiert.
[/color]Schnitt in ein Fernsehstudio, in dem sich Moderator Fragviel und Gast Antwortwenig gegenüber sitzen.
[/color]SCHRIFTZUG: FRAGVIEL VS. ANTWORTWENIG – Die politische Debatte!
[/color]FRAGVIEL:
Guten Abend, meine Damen und Herren, mein Name ist Ferdinand Fragviel und bei mir zu Gast wie immer Arnold Antwortwenig. Unser heutiges Thema: Die Bahnsteigkante im politischen Diskurs. Herr Antwortwenig, was denken sie?
ANTWORTWENIG:
Ich denke da nicht, ich kann nur wiederholen, was bereits gesagt wurde.
FRAGVIEL:
Und was wurde bereits gesagt?
ANTWORTWENIG:
Qualitativ oder Quantitativ?
FRAGVIEL:
Verbal.
ANTWORTWENIG:
Nun, qualitativ zu Thematik betrachtet wurde bisher seit dem Aufkommen der Diskussion um die Existenzfrage der Bahnsteigkante verbal eindeutig ein antipositives Ergebnis erreicht. Im quantitativen Sinne derselben Thematik können wir sogar von einem eindeutigen Plus sprechen.
FRAGVIEL:
Interessant. Und was wurde bislang praktisch erreicht?
ANTWORTWENIG:
Nun, bevor ich weiter auf diese Frage eingehe, muss ich darauf hinweisen, dass ich extra für diese Sendung meine braunen Wildlederschuhe angezogen habe und sie sind bis jetzt noch nicht einmal darauf zu sprechen gekommen!
FRAGVIEL:
Wie sollte ich? Sie tragen weiße Turnschuhe!
ANTWORTWENIG:
Das mag ja aus ihrer Sicht so sein, aber…
[Pause.]
[/color]Verzeihung, aber lief nicht gerade schon einmal eine Diskussionssendung zum Thema Bahnsteigkanten?
FRAGVIEL:
Versuchen sie nicht, vom Thema abzulenken! Sie tragen ganz eindeutig weiße Turnschuhe!
ANTWORTWENIG:
Und wenn schon – finden sie etwa nicht, dass etwas Merkwürdiges vorgeht.
Schnitt zu einer Wahrsagerin. Ein Kunde tritt ein.
[/color]WAHRSAGERIN:
Guten Tag, Herr von Glauben, ich habe sie bereits erwartet.
VON GLAUBEN:
Sie…sie wissen, warum ich hier bin?
WAHRSAGERIN:
Ich weiß alles, was passiert!
VON GLAUBEN:
Unglaublich.
WAHRSAGERIN:
Das Geheimnis liegt in einem guten Drehbuch.
VON GLAUBEN:
Ach was? Nun, ich bin hier, weil…
WAHRSAGERIN:
Ich weiß, warum sie hier sind! Und die Antwort ist…Dienstag!
[Pause.]
[/color]VON GLAUBEN:
Dienstag?
WAHRSAGERIN:
Dienstag! Nächster bitte.
VON GLAUBEN:
Moment, Moment! Was meinen sie mit Dienstag?
WAHRSAGERIN:
Das wissen sie genau! Nächster.
[Ein Clown mit einer Maschinenpistole tritt ein.]
[/color]Nicht sie! Der Andere.
[Der Clown geht wieder.]
[/color]VON GLAUBEN:
Was meinen sie mit Dienstag? Sagen sie mir sofort, was sie mit Dienstag meinen!
[Ein Schaffner mit einem Tablett tritt ein.]
[/color]WAHRSAGERIN:
Die Straße runter, irgendwann links und dann immer im Kreis. Es heißt Georg.
SCHAFFNER:
Danke schön.
[Er geht wieder.]
[/color]VON GLAUBEN:
Wieso Dienstag? Es könnte doch auch Mittwoch sein!
Schnitt zurück ins Restaurant. Der Schaffner im Vordergrund.
[/color]SCHAFFNER:
[In die Kamera.]
[/color]Sie glauben gar nicht, wie leicht man sich in unserer Küche verlaufen kann.
[Er geht wieder. Der Kellner kommt zum Pärchen.]
[/color]KELLNER:
Nun, haben die Herrschaften gewählt?
FRAU:
Ja, ich hätte gerne den frittierten Salat mit den tranchierten Kroketten.
KELLNER:
Und was wünscht die Dame als Getränk?
FRAU:
Einen Rotwein, bitte.
KELLNER:
Eine ausgezeichnete Wahl. Und was wünscht der Herr?
HERR:
Nun, ich denke, ich nehme das Tagesangebot und dazu ebenfalls einen Rotwein.
KELLNER:
Verzeihung – das Tagesangebot, der Herr?
HERR:
Ja, Hirschragout mit Prinzesskartoffeln, Rotkohl und Steinpilzen.
KELLNER:
Wenn sie mich einen Moment entschuldigen würden.
[Er geht eilig.]
[/color]HERR:
Was für ein freundliches Personal.
[Der Kellner kommt mit dem Manager zurück. Die beiden tuscheln aufgeregt miteinander, wobei der Kellner immer wieder auf den Herr zeigt.]
[/color]Verzeihen sie, gibt es ein Problem mit der Bestellung?
MANAGER:
Sie…sie haben das Hirschragout bestellt?
HERR:
Ja.
MANAGER:
Sie…Sie…Sie Bastard!
HERR:
Was?
KELLNER:
Sie verdammter Dreckskerl haben ganz genau verstanden!
HERR:
Verzeihen sie?
MANAGER:
Wie können sie es nur wagen?
KELLNER:
Wir sind ein ehrbares Restaurant und ihre Bestellung beleidigt uns aufs Tiefste!
HERR:
Ich fürchte, ich verstehe nicht ganz.
MANAGER:
Denken sie etwa, dass wir es mit unserem Gewissen vereinbaren können, nur für ihre kulinarischen Gelüste einen Hirsch zu opfern?
KELLNER:
Mörder!
HERR:
Aber das ist doch ihr Tagesangebot!
KELLNER:
Lenken sie nicht ab!
MANAGER:
Wie kommen sie nur darauf, ein unschuldiges Tier töten zu wollen?
HERR:
Ich will es doch nicht töten, ich will es essen.
KELLNER:
Das ist dasselbe!
FRAU:
Du Schwein!
[Sie bewirft ihn mit Brot.]
[/color]HERR:
Was soll denn das?
[Der Koch kommt mit einem Jagdgewehr.]
[/color]KOCH:
Wo ist der Mistkerl, der Blut sehen will?
HERR:
Ich will kein Blut sehen, ich will nur ein Ragout zum Abendessen.
KOCH:
Ragout? RAGOUT? Gleich mache ich Ragout aus dir!
HERR:
Waren sie nicht gerade noch ein Kellner?
MANAGER:
Lenken sie nicht ab!
HERR:
Wieso haben sie überhaupt Hirschragout im Angebot?
KOCH:
Chef, der lernt es nie! Lassen sie mich abdrücken – ich lasse es diesmal auch wie einen Unfall aussehen!
KELLNER:
[Schreiend.]
[/color]NIEDER MIT DEM FLEISCHFRESSER!
HERR:
Irgendetwas Merkwürdiges geht hier vor!
Schnitt in ein Fernsehstudio.
[/color]SCHRIFTZUG: DUELL – Die Diskussion um aktuelle Themen.
[/color]DUELLMODERATOR:
Guten Abend, meine Damen und Herren, das Thema heute Abend: Die Gefährdung der Bahnsteigkante – Menschlicher Größenwahn oder natürliche Auslese? Dazu bei mir im Studio Professor Fahrenheit, Experte für Anthropologie und Professor von Solzingen, Experte für Materialforschung.
[Die zwei Professoren treten ein und nehmen vor dem Duellmoderator Platz.]
[/color]FAHRENHEIT:
Guten Abend.
VON SOLZINGEN:
Guten Abend.
DUELLMODERATOR:
Nun, Professor von Solzingen ist für die Interessen der Bahnsteigkante, Professor Fahrenheit dagegen. Um nun herauszufinden, wer von den beiden nun Recht hat, wurde per Losverfahren entschieden, die Entscheidung mit Waffengewalt auszufechten.
[Ein Schiedsrichter kommt mit einer Kiste.]
[/color]SCHIEDSRICHTER:
Okay, die Herren, ich will einen fairen Schusswechsel. Jeder von ihnen bekommt eine Pistole mit einem Schuss. Stellen sie sich mit dem Rücken aneinander und dann zähle ich bis siebenunddreißig. Bei jeder Zahl machen sie einen Schritt nach vorn. Wenn ich mit Zählen fertig bin, drehen sie sich um und feuern auf den Moderator. Wer trifft, hat gewonnen. Haben sie das verstanden?
FAHRENHEIT:
Ja.
VON SOLZINGEN:
Ja.
SCHIEDSRICHTER:
Hervorragend, dann wie abgesprochen.
[Die zwei Professoren nehmen je eine Steinschlosspistole aus der Kiste und stellen sich mit dem Rücken aneinander. Der Schiedsrichter fängt an zu zählen, die zwei Professoren gehen auseinander. Kurz darauf tritt Antwortwenig, der sich fragend umschaut, zum Duellmoderator.]
[/color]ANTWORTWENIG:
Verzeihung, aber ist das hier auch eine Diskussionssendung zum Thema Bahnsteigkante?
DUELLMODERATOR:
Ja, warum?
ANTWORTWENIG:
Ich komme gerade von einer aus so einer! Und davor wurde noch eine gesendet!
DUELLMODERATOR:
Und?
ANTWORTWENIG:
Finden sie nicht auch, dass etwas Merkwürdiges vor sich geht?
DUELLMODERATOR:
Wieso sollte ich?
SCHIEDSRICHTER:
Siebenunddreißig!
[Zwei Schüsse, der Duellmoderator fällt getroffen um.]
[/color]DUELLMODERATOR:
Wagh!!
SCHIEDSRICHTER:
Unentschieden!
VON SOLZINGEN:
Ach, verdammt!
Schnitt zu zwei Schachspielern. Der Verkäufer kommt mit einem sauberen Hemd und redet aufgeregt mit den Spielern, die erstaunt das Hemd betrachten.
[/color]Schnitt zu einem Passanten:
[/color]PASSANT:
Meine Meinung zu schwerem Motoröl? Nun, mein Arzt hat mir leider geraten, den Konsum auf ein Glas pro Monat vorerst einzuschränken…das fällt mir schon nicht ganz leicht.
Schnitt in die Klinik eines Arztes.
[/color]ARZT:
Ja, als der freundliche Passant von eben zum ersten Mal in meine Praxis kam, war er noch völlig ölabstinent. Doch mit Hilfe einer sechstägigen Aufbaukur konnten wir ihn schnell auf vorerst ein Glas pro Quartal bringen und forcierten Trainingsübungen ist es zu verdanken, dass er nun bei besagtem vollen Glas pro Monat ist. Schon bald wird er völlig geheilt sein.
Schnitt zurück zum Passanten.
[/color]PASSANT:
Nie waren meine Hemden sauberer.
Schnitt zurück in die Klinik, der Arzt hat jetzt Kotletten.
[/color]ARZT:
An dieser Stelle muss angemerkt werden, dass der Mann vor mir kein staatlich anerkannter Arzt, sondern ein staatlich anerkannter Betrüger war! Es ist aus medizinischer Sicht nicht zu verantworten, in sechs Tagen eine solche Behandlung durchzuziehen. So etwas muss so schnell wie möglich erreicht werden, also in höchstens vier Tagen!
Schnitt wieder in die Klinik, der Arzt hat nun neben den Kotletten auch einen Schnauzer.
[/color]ARZT:
An dieser Stelle muss angemerkt werden, dass der Mann vor mir kein staatlich anerkannter Betrüger, sondern ein staatlich anerkannter Arzt war. Es ist aus gaunerischer Sicht nicht zu verantworten, nur eine so geringe Menge an schwerem Maschinenöl als Wochendosis nach vier Tagen zu erreichen. Wirtschaftlich ist erst eine Menge von mindestens drei Gläsern!
Schnitt wieder in die Klinik, der Arzt hat nun auch einen Ziegenbart.
[/color]ARZT:
An dieser Stelle muss angemerkt werden, dass ich weder ein staatlich anerkannter Betrüger, noch ein staatlich anerkannter Arzt bin. Es ist aus meiner Sicht nicht zu verantworten, mit diesem Sketch in irgendeiner Art und Weise fortzufahren.
Schnitt wieder in die Klinik, der Arzt hat nun einen leichten Vollbart.
[/color]ARZT:
An dieser Stelle muss angemerkt werden, dass ich als Sprecher der Ärztekammer durchaus weiß, wovon ich rede. Und ich denke, dass das Behandlungsziel mindestens ein Fass schweres Maschinenöl pro Mahlzeit sein sollte.
Schnitt wieder in die Klinik, der Arzt hat nun einen dichten Vollbart und schaut sich verwirrt um.
[/color]ARZT:
Irgendetwas Merkwürdiges geht hier vor.
Schnitt zurück zum Passanten, neben dem nun ein Fass steht, das er ungläubig anschaut. Eine Hand hält ein Schild ins Bild auf dem „Satire“ steht.
[/color]Schnitt in ein Fernsehstudio, in dem sich ein Moderator und Antwortwenig gegenüber sitzen. Antwortwenig schaut sich erschrocken um.
[/color]SCHRIFTZUG: GRUNDSATZ – Die Debatte ums Aktuelle
[/color]SCHRIFTZUG: Heute: Die Bahnsteigkante
[/color]ANTWORTWENIG:
[Er rennt schreiend davon.]
[/color]Sie verfolgen mich!!
Schnitt zu Fahrenheit, der in einer Straße steht.
[/color]FAHRENHEIT:
Ich als Experte für Anthropologie stehe unglaublich darauf, wenn man mich mit meinem vollen Titel anspricht – Sir Fahrenheit! Sir Fahrenheit, Experte für Anthropologie, Entdecker des klein geschriebenen f und der Quelle des Oberen Nordpols. Sir Fahrenheit, grandioseste Persönlichkeit, seit Erfindung des Farbfernsehens!
Schnitt zu von Glauben.
[/color]VON GLAUBEN:
Dienstag?
Schnitt zu einer Dose Maschinenöl.
[/color]SCHRIFTZUG: Für saubere Wäsche – Maschinenwasch Maschinenöl!
[/color]CHOR:
Ein weißes Hemd, ein saub’rer Schuh,
Dank der Firma Hopsdiekuh!
VOICE OVER:
Damit auch ihre Wäsche wieder strahlen kann – Maschinenwasch Maschinenöl. Wahlweise auch mit Himbeer- oder Waldmeistergeschmack.
CHOR:
Ein weißes Hemd, ein saub’rer Schuh,
Dank der Firma Hopsdiekuh!
Schnitt in ein Fernsehstudio, in dem ein Interviewer und der Demonstrant sitzen.
[/color]INTERVIEWER:
Guten Abend, meine Damen und Herren, bei mir zu Gast ist ein Demonstrant, der uns vor einer neuen polizeilichen Waffe warnen will – psychologischer Verwirrung. Herr Demonstrant, könnten sie uns dazu mehr erzählen?
DEMONSTRANT:
Also, es war letzten Dienstag…
INTERVIEWER:
[Er zeigt bedeutungsvoll in die Kamera.]
[/color]Dienstag!
DEMONSTRANT:
Verzeihung?
INTERVIEWER:
Nichts, fahren sie ruhig fort.
DEMONSTRANT:
Ja, also…also letzten Dienstag…
SCHRIFTZUG: Dienstag
[/color]DEMONSTRANT:
Verzeihung, was war das?
INTERVIEWER:
Was war was?
DEMONSTRANT:
Das war gerade eine Schrifteinblendung auf der Dienstag stand!
INTERVIEWER:
Also ich habe nichts gesehen. Fahren sie doch bitte mit ihrer Geschichte fort. Wir waren bei Dienstag?
DEMONSTRANT:
Äh…ja…Dienstag…
[Im Hintergrund blinkt eine „Dienstag“-LED-Anzeige.]
[/color]Also an besagtem Dienstag…
[Er dreht sich um, die Anzeige verschwindet.]
[/color]Da hat was geblinkt!
INTERVIEWER:
Am Dienstag…
[Er hält ein Blatt mit der Aufschrift „Dienstag“ in die Kamera.]
…hat also etwas geblinkt?
[/color]DEMONSTRANT:
Nein, es…Irgendetwas Merkwürdiges geht hier vor!
[Der Interviewer fängt an, sein Jackett auszuziehen, auf dem Hemd darunter steht groß „Dienstag“.]
[/color]INTERVIEWER:
Wie kommen sie denn nur darauf? Alles hier ist doch ganz normal.
[Er steht auf und verlässt kurz den Bildschirm, dabei kann man auf der Rückseite seines Hemdes die Aufschrift „Kauft Maschinenwasch Maschinenöl!“ lesen.]
[/color]Alles hier verläuft in völlig normalen Bahnen. Glauben sie etwa, wir wollen sie irgendwie verwirren? Ich kann ihnen versichern, dass das nicht in unserer Absicht liegt!
[Er kommt in einem Nonnenkostüm zurück.]
[/color]Aber lassen sie mich dazu etwas weiter ausholen…
[Er zieht ein Flipchart heran, auf dem die Wahlergebnisse der BRD von 1949 zu sehen sind. Jedes Wort ist durch Dienstag ersetzt.]
[/color]1948 wurde die Bundesrepublik Dienstag gegründet und infolge des Wahlsieges des Dienstages…
[Im Hintergrund tauchen acht Menschen auf, die jeweils ein Pappschild mit einem Buchstaben von Dienstag hochhalten.]
[/color]DEMONSTRANT:
Jetzt reicht es! Das hier ist ja lächerlich! Dann…dann ist das Ganze halt Mittwoch passiert! Mittwoch! Mittwoch, Mittwoch, Mittwoch!
INTERVIEWER:
Mittwoch?
DEMONSTRANT:
Mittwoch!
[Die Personen im Hintergrund drehen die Schilder, jetzt ist Mittwoch zu lesen.]
[/color]INTERVIEWER:
Also, in wie weit wurde denn nun am Mittwoch ihre These der psychologischen Verwirrung bestätigt?
DEMONSTRANT:
Als…Also…Also als ich am Dien…Mittwoch…
INTERVIEWER:
Montag.
DEMONSTRANT:
Was?
INTERVIEWER:
Nichts, ich habe nur Freitag gesagt.
DEMONSTRANT:
Von wegen! Sie haben Montag gesagt, als ich Mittwoch gesagt habe, aber Dienstag meinte…
INTERVIEWER:
[Er setzt sich eine rote Pappnase auf.]
[/color]Wissen sie eigentlich, wie lächerlich sie gerade klingen?
[Der Koch tritt mit einem Hackmesser in der Hand auf.]
[/color]KOCH:
Verzeihung, wir wollen nebenan jemanden öffentlich verbrennen, haben aber kein Feuerzeug…
INTERVIEWER:
Einen Moment, bitte.
[Er erschießt den Demonstranten, der während des Folgenden sehr theatralisch stirbt.]
[/color]Also irgendwo hatte ich mal Streichhölzer…
KOCH:
Warum haben sie ihn erschossen?
INTERVIEWER:
Ich wollte den Sketch beenden.
KOCH:
Indem sie aus völlig unsinnigen Gründen jemanden erschießen?
INTERVIEWER:
Ja.
[Eine Hand hält ein Schild mit der Aufschrift „Satire“ ins Bild. Nach wenigen Sekunden dreht sie das Schild, nun steht „Dienstag“ drauf.]
[/color]KOCH:
Ich finde, so etwas sollte im Fernsehen nicht gezeigt werden! Geben sie mir bitte die Streichhölzer.
Schnitt zurück in die Klinik, der Arzt hat nun einen extrem dichten Vollbart.
[/color]ARZT:
An dieser Stelle muss angemerkt werden, dass ich als staatlich anerkannter Bartallergiker es nicht gut finde, mit einer Pistole Menschen zu erschießen. Das Verletzungsrisiko ist viel zu hoch!
Schnitt zurück ins Studio mit dem Schiedsrichter. In der Mitte steht ein neuer Moderator neben einem Haufen erschossener Moderatoren.
[/color]SCHIEDSRICHTER:
Siebenunddreißig!
[Zwei Schüsse, der Moderator fällt getroffen auf den Haufen.]
[/color]SCHRIFTZUG: von Solzingen : 13 – 12 : Fahrenheit
[/color]VOICE OVER:
Ja, es bleibt spannend, meine Damen und Herren, Satzschuss für von Solzingen. Wenn er jetzt als einziger trifft, ist diese Debatte zugunsten der Bahnsteigkante entschieden und ihr sinnloses Dahinsiechen hat ein Ende!
Schnitt zu einem Brief.
[/color]VOICE OVER:
Sehr geehrte Damen und Herren, mit Entsetzen musste ich die sinnlose Gewalt in ihrer Sendung verfolgen und darf feststellen, dass ich komischerweise in genau dieser Sendung plötzlich auftauche. Und da ich im Fernsehen bin – Busen! Mit freundlichen Grüßen – Arnold Schwarzenegger.
Schnitt zu einem anderen Brief.
[/color]VOICE OVER:
Sehr begehrte Damen und Herren, mit Entsetzen musste ich die zusammenhangslose Erwähnung sekundärer weiblicher Geschlechtsmerkmale in ihrer Sendung verfolgen und bin der Meinung, dass man Titten in einem viel besseren Kontext einbinden sollte. Zur besseren Veranschaulichung auch mit Bildmaterial. Es schreibt ihnen – ein Mensch mit primären Geschlechtsmerkmalen.
Schnitt zu einem anderen Brief.
[/color]VOICE OVER:
Sehr verheerter Sender, mit Entsetzen musste ich feststellen, dass heute Donnerstag ist. Mit freundlichen Grüßen, Dienstag.
Schnitt zu einem sehr langen Brief.
[/color]VOICE OVER:
Guten… Ta... Tag, mei…mein…meine! See…sehr fähre… verehrten… Damm… Dammen… Damen! U…un…und! Und Heere…Herren! Guten Tag, meine sehr verehrten Damen und Herren. Ich sch…schra…schreibe? Schreibe. Ich schreibe ich…in…innen…ihnen!
Schnitt zu einem anderen Brief.
[/color]VOICE OVER:
Verstörte Damen und Herren, in Ermangelung weiterer sinnloser Zuschauerpost bitte ich darum, mit der ebenso sinnlosen Gewalt der Sendung fortzusetzen. Mit freundlichen Grüßen, Micky Maus.
Schnitt zum Kellner, hinter dem gerade der Herr auf den Scheiterhaufen gebunden wird.
[/color]KELLNER:
Der Sender möchte an dieser Stelle wieder einmal betonen, dass Gewalt - auch im Fernsehen – keinesfalls geduldet werden sollte. Sie könnte zu Intoleranz gegenüber Fleischessern, Bahnsteigkantengegnern oder dem Dienstag führen. Deswegen helfen sie uns beim Kampf gegen die Gewalt!
SCHRIFTZUG: Kampf der Gewalt!
[/color]SCHRIFTZUG: Verjagt die Intoleranten!
[/color]SCHRIFTZUG: Rettet die Bahnsteigkanten!
[/color][Schwarzer Bildschirm.]
[/color]VOICE OVER:
Der Sender möchte an dieser Stelle nun zu einem gewaltfreien Programm übergehen. In diesem werden folgende Dinge nicht vorkommen:
SCHRIFTZUG: Sex
[/color]VOICE OVER:
Sex.
SCHRIFTZUG: Gewalt
[/color]VOICE OVER:
Gewalt.
SCHRIFTZUG: Drogen
[/color]VOICE OVER:
Drogen.
SCHRIFTZUG: Clint Eastwood.
[/color]VOICE OVER:
Clint Eastwood.
SCHRIFTZUG: Religiöse Indoktrination
[/color]VOICE OVER:
Buddhisten.
SCHRIFTZUG: Dienstag
[/color]VOICE OVER:
Dienstag.
[Pause.]
[/color]Der Sender beendet an dieser Stelle das gewaltfreie Programm und zeigt jetzt einen AusSchnitt aus einem Aus[/color]Schnitt.
[/color][Pause.]
[/color]Das war der AusSchnitt aus dem Aus[/color]Schnitt und nun zurück zur Sendung.
[/color]Schnitt zu Antwortwenig, der gerade versucht, sich in einer Mülltonne zu verstecken.
[/color]ANTWORTWENIG:
Glauben sie es oder nicht, aber ich werde von Talkshows verfolgt, die Bahnsteigkanten zum Thema haben!
[Der Verkäufer kommt und redet aufgebracht mit Antwortwenig über ein sauberes Hemd, das er in den Händen hält.]
[/color]Schnitt zu Fahrenheit.
[/color]FAHRENHEIT:
King Fahrenheit, der Erste! Größter aller Anthropologen, Entdecker von nur Wichtigem, erfolgreicher Weltenverbesserer, Bescheidenster der Bescheidensten, Uneigennützigster der Uneigennützigen, der neue Heiland, Messias und Erlöser!
Schnitt zu einer Dschungellandschaft, vor der Lustig im Tropenanzug steht.
[/color]LUSTIG:
Hallo und herzlich willkommen zu einer neuen Ausgabe von „Dill Weiv“, ich bin Abenteurer Lustig und nehme sie wie immer mit auf Entdeckungsreise. Kommen sie mit.
Schnitt zu einem Bahnsteig, auf dem Lustig jetzt steht.
[/color]LUSTIG:
Heute wollen wir unser Augenmerk auf eine sehr bedrohte Tierart richten: Die Bahnsteigkante. Die Bahnsteigkante ist normalerweise ein sehr ruhiger Zeitgenosse, träge und still genießt sie das Leben.
[Aus mehreren Perspektiven sieht man eine Bahnsteigkante.]
[/color]Hier sehen wir ein besonderes Exemplar, das sich gerade in der Sonne aufwärmt. Ist sie nicht herzallerliebst?
[Nun sieht man ein Bild von zwei gegenüberliegenden Bahnsteigkanten.]
[/color]Hier werden wir gerade Zeuge eines Revierkampfes zweier Bahnsteigkanten. Beide fixieren sich so lange, bis eine von ihnen vor Langeweile stirbt. Die hat dann auch gewonnen.
[Nun sieht man ein Bild eines kompletten Bahnsteigs.]
[/color]In diesen Aufnahmen können wir sehr gut den Geschlechtsakt dieser zwei Bahnsteigkanten beobachten. Das Weibchen hat das Männchen als Partner akzeptiert und beide legen sich nun mit dem Rücken aneinander, um sich sexuell zu stimulieren. Wenn sie genug erregt sind, geht der eigentliche Akt sehr schnell vorbei. Das Männchen dringt in das Weibchen ein…
[Ein Zug fährt ein und die Passagiere steigen aus.]
[/color]…und besamt es praktisch sofort.
[Das Bild der zwei gegenüberliegenden Bahnsteigkanten wird wieder eingeblendet.]
[/color]Hier sehen wir noch einmal den Kampf der zwei Bahnsteigkanten, siebzehn Jahre später. Die rechte ist mittlerweile vor Aufregung an einem Herzinfarkt gestorben, jedoch nicht vor Langeweile. Dieser brutal ausgeführte Nervenkampf geht also in gewohnt spannender Eintönigkeit weiter.
Schnitt zurück zum Pokertisch. Die Spieler tragen jetzt alle käseförmige Hüte.
[/color]SPIELER 2:
Ich glaube immer noch nicht, dass wir es jetzt richtig spielen.
Schnitt in ein Nachrichtenstudio.
[/color]NACHRICHTENSPRECHER:
Guten Abend, meine Damen und Herren, dies sind die Nachrichten, dieses Mal mit gewaltfreien Beiträgen.
[Pause.]
[/color]Pff…joa…
[Pause, er schaut auf seine Armbanduhr.]
[/color]Schnitt zurück zum sehr langen Brief.
[/color]VOICE OVER:
…i…ist äääs….es…w…wie…mir! Mir sä…sehr wik…wikt? Wichtig!...Ist es mir sehr wichtig, da…da? Dass!
Schnitt zu einem Intro von „Weltgeschichte – Historie im Kontext“, danach sieht man den Moderator in einer verlassenen Lagerhalle langsam herumlaufen.
[/color]MODERATOR:
Guten Abend, wir wollen uns heute in „Weltgeschichte – Historie im Kontext“ mit einer eher unbekannten, nichtsdestotrotz wichtigen Figur des zwanzigsten Jahrhunderts beschäftigen: Erich Honecker. Man kennt ihn als großen Demokraten und Freiheitsliebhaber, doch neue Quellen förderten jetzt ein fürchterliches Geheimnis zutage: Erich Honecker war ein Spion der ehemaligen Sowjetunion!
Schnitt zu einem Wissenschaftler, der mit einem Zeigestock vor einem Bild steht, auf dem Honecker Breschnew küsst.
[/color]WISSENSCHAFTLER:
Um die Übergabe von Dokumenten so geheim wie möglich zu gestalten, wurden ausgeklügelte Systeme entwickelt. Was zum Beispiel auf diesem Bild wie eine alltägliche Begrüßung zweier Staatsmänner erscheint, ist in Wirklichkeit ein Übermittelungsverfahren von Staatsgeheimnissen. Der Übermittler benutzt dabei den Morsecode und schlägt mit seiner Zunge entsprechend gegen die Zähne des Empfängers. Auf diese Weise lassen sich sogar ganze Gespräche völlig abhörsicher führen. Doch im Laufe der Zeit musste diese Methode verbessert werden.
[Das Bild ändert sich so, dass man die Mundhöhlen von innen sieht. Auf Honeckers Zunge liegt etwas.]
[/color]Wie nun zu sehen ist, wurde das alte Verfahren schließlich dadurch ersetzt, dass der Übermittler einfach einen Datenträger in seinem Mund verwahrte und ihn dann dem Empfänger überreichte. Jahrelang wusste die Sowjetunion so Bescheid über die staatlichen Aktivitäten der DDR. Doch mit dem Amtsantritt von Michail Gorbatschow flog alles auf! Während eines Staatsbesuches wollte Honecker wie üblich die geheimen Daten übergeben, doch Gorbatschow kannte das Verfahren gar nicht!
[Im Bild im Hintergrund ist nun die Szene zu sehen, in der Honecker Gorbatschow den in der DDR entwickelten Chip überreicht.]
[/color]Vor laufenden Kameras präsentierte Gorbatschow den neu entwickelten 500 Terabyte-Datenträger der DDR – der Skandal war perfekt. Wegen dieser Staatsaffäre konnten sich beide Staatsoberhäupter nicht mehr an der Macht halten und mussten abtreten. In den Ruhestand durften sie nur noch die UdSSR und die DDR mitnehmen.
Schnitt zu einer idyllischen Landschaft. In einiger Entfernung sitzen Gorbatschow und Honecker auf einer Bank und wedeln mit kleinen Fähnchen ihrer ehemaligen Staaten.
[/color]HONECKER:
Mir ist langweilig.
GORBATSCHOW:
Hm…
HONECKER:
Wie wäre es mal mit Partnertausch?
GORBATSCHOW:
Okay.
[Beide tauschen die Fähnchen und wedeln mit ihnen.]
[/color]HONECKER:
Schön…schön, schön…
[Im Hintergrund rennt Antwortwenig schreiend vorbei.]
[/color]ANTWORTWENIG:
Sie verflogen mich! Werft Frauen und Kinder zuerst in ihren Weg!
HONECKER:
Irgendetwas Merkwürdiges geht hier vor.
Schnitt zurück zum Polizisten, der alleine und ziemlich traurig auf dem Boden sitzt. Er hält ein Schild hoch mit der Aufschrift „Ich bin dagegen, dass ich das alleine machen muss!“. Plötzlich tritt Fahrenheit auf.
[/color]FAHRENHEIT:
Kaiser von Fahrenheit, Beschützer von Witwen und Weisen! Master and Commander! Größter Staatsmann, der je gelebt hat und nebenbei die Anthropologie revolutionierte!
POLIZIST:
Kennen wir uns?
FAHRENHEIT:
Wie kann man mich nicht kennen? Ich bin schließlich das perfekte Lebewesen. Ach was, das perfekteste Lebewesen unter den perfekten natürlich! Und deswegen befehle ich sofort mehr Disco!
[Discomusik, eine Discokugel kommt ins Bild.]
[/color]POLIZIST:
Irgendetwas Merkwürdiges geht hier vor!
Schnitt zurück ins Nachrichtenstudio. Der Nachrichtensprecher liest in Ruhe Zeitung und trinkt Kaffee. Im Hintergrund erscheint plötzlich ein Bild vom Clown mit der Maschinenpistole. Ein langer Stock stupst den Nachrichtensprecher an, der sich erschrocken umschaut und das Bild bemerkt.
[/color]NACHRICHTENSPRECHER:
Oh…oh, mein Gott, wir dürfen wieder senden!
[Es fallen Luftballons von der Decke, mehrere Studiomitarbeiter rennen herbei und umarmen euphorisch den Nachrichtensprecher.]
[/color]Wir dürfen wieder, wir dürfen wieder!
[Slow-Motion-Bilder der Feiernden. Schließlich beruhigen sich langsam alle wieder, die Studiomitarbeiter gehen, der Nachrichtensprecher ordnet seine Kleidung. Im Hintergrund sind aber immer noch die feiernden Studiomitarbeiter zu hören. Man versteht daher nichts, als der Nachrichtensprecher beginnt, die Nachrichten zu verlesen.]
[/color]Schnitt zurück zum sehr langen Brief.
[/color]VOICE OVER:
…und…so…so…so soll…so sollte äh…es…s…seh…sein! Und so sollte es sein! Ja! Ich habe es geschafft! Ich habe es geschafft!
[Eine Hand kommt ins Bild und nimmt den Brief weg, darunter kommt eine weitere Seite zum Vorschein.]
[/color]Ach, verdammt!
Schnitt zu einem Rednerpult, an dem der Präsident eine Rede hält. Auf jeder Seite neben ihm stehen zwei Bodyguards.
[/color]VOICE OVER:
Dies ist die Geschichte eines Mannes. Des Mannes, der geistesgegenwärtig reagierte und das Leben des Präsidenten rettete.
[Währenddessen zoomt die Kamera auf den ganz rechten Bodyguard, der plötzlich etwas bemerkt. In Slow-Motion dreht und bewegt er sich Richtung Rednerpult. Anstatt jedoch vorwärts zu sprinten, schubst er stattdessen seinen Nebenmann zum Rednerpult. Der fängt dadurch statt dem Präsidenten die Kugel ab und fällt zu Boden.]
[/color]PRÄSIDENT:
[Zum ganz rechten Bodyguard.]
Oh, danke schön.
[/color]BODYGUARD:
Immer wieder gerne, Mister President.
PRÄSIDENT:
Sie sind ein wahrer Held!
BODYGUARD:
Das ist zuviel der Ehre, Mister President.
BODYGUARD AM BODEN:
Ich bräuchte hier unten mal eine medizinische Fachmeinung!
PRÄSIDENT:
Ruhe da unten, wir ehren gerade einen echten Helden!
BODYGUARD AM BODEN:
Kein Problem, ich kann warten.
Schnitt zu einer Hausfrau, die vor einer Waschmaschine steht. In der Hand hält sie eine Dose Maschinenöl. Aus der Waschmaschine holt sie ein von Öl völlig ruiniertes Hemd.
[/color]HAUSFRAU:
Warum kann die Werbung nie das einhalten, was sie verspricht? Blödes Motoröl!
Schnitt zu einem Ehepaar, er ziemlich hässlich und ungepflegt, in einem Sessel sitzend. Die Szene ist in Schwarz-Weiß, im Hintergrund ist klassische Musik zu hören. Die Frau läuft gestelzt theatralisch zu ihm, sie hält ein Flakon in den Händen. Als sie bei ihm ist, besprüht sie ihn damit. Er grunzt kurz und fällt dann vom Sessel. Der linke Bildschirmrand wird schwarz überdeckt.
[/color]VOICE OVER:
Le Mortal…du Morgue…pour l’homme.
[Plötzlich kommt der Mann wieder hoch, nun ebenfalls mit einem Flakon in den Händen. Er besprüht damit die Frau.]
[/color]…et pour la femme.
[Es passiert nichts.]
[/color]…öh…Rien – pour l’homme et pour la femme.
[Die Wahrsagerin kommt und zeigt in die Kamera.]
[/color]WAHRSAGERIN:
Dienstag!
[Im Hintergrund läuft der Demonstrant schreiend herum.]
[/color]Schnitt zurück zum Interviewer, der seinen Revolver fragend anschaut.
[/color]Schnitt zur Eröffnung einer Brücke.
[/color]REDNER:
…und daher ist es mir eine besondere Ehre, diese neue Brücke für den Schwertransportverkehr zu eröffnen. Es ist eine besondere Brücke. Eine Brücke, bei der Sicherheit nicht nur groß geschrieben wird, sondern auch die entsprechenden Bestimmungen gesichtet wurden.
[Er hält einen Ziegelstein hoch.]
[/color]Und dieser Ziegelstein nimmt dabei eine besondere Rolle ein! Denn ohne ihn würde diese Brücke sofort zusammenfallen. Daher werden wir diesen speziellen Ziegelstein besonders schützen und in diesem Tresor aufbewahren.
[Er legt den Stein in einen kleinen Safe. Pause.]
[/color]Moment mal, das ist doch völlig bescheuert!
Schnitt zum Herrn, der immer noch auf dem Scheiterhaufen liegt.
[/color]HERR:
Ja, das erscheint mir auch nicht sehr sinnvoll.
Schnitt zurück ins Studio mit dem Schiedsrichter. Es ist wieder ein neuer Moderator zu sehen.
[/color]MODERATOR:
Ach, wir haben alle mal eine Fehlentscheidung in unserem Beruf getroffen, oder?
SCHIEDSRICHTER:
Siebenunddreißig!
[Zwei Schüsse, der Moderator fällt getroffen um. Von Solzingen und Fahrenheit treten nach vorn.]
[/color]Treffer für unseren Kaiser, seine Gottheit, der unberührbare Fahrenheit!
[Der Schiedsrichter wirft sich ehrfurchtsvoll vor Fahrenheit auf den Boden. Von Solzingen nimmt seine Pistole und erschießt Fahrenheit.]
[/color]Ich korrigiere – Professor von Solzingen gewinnt das Politikduell zugunsten der Bahnsteigkante!
VON SOLZINGEN:
Dagegen.
SCHIEDSRICHTER:
Dagegen?
VON SOLZINGEN:
Dagegen. Ich habe mich spontan umentschieden.
FAHRENHEIT:
Dann sterbe ich hier gerade völlig sinnlos?
VON SOLZINGEN:
Eventuell.
SCHIEDSRICHTER:
Tja, es gibt schon verrückte Donnerstage, nicht wahr?
Schnitt zu einer Kindersendung, die Credits laufen ab.
[/color]KINDERMODERATOR:
Nun, liebe Kinder, was habt ihr heute aus dem Ganzen gelernt?
[Er hält ein weißes Hemd hoch.]
[/color]Mit Maschinenwasch Motoröl geht auch der gröbste Dreck raus. Aus jeder Kleidung! Dafür stehen wir mit unseren Fernsehauftritten!
Et c’est le fin.
Personen und Farbcodierung:
Alpha
Beta
Gamma
Delta
Epsilon
+Gruppe/Komparsen
Schnitt zu einer Straße, auf der ein Polizist ein Auto stoppt.
[/color]POLIZIST:
Schönen guten Tag. Sie wissen warum ich sie angehalten habe?
FAHRER:
Nein, eigentlich nicht. War ich zu schnell?
POLIZIST:
Nein, nein. Es hat mich einfach nur interessiert, warum sie ihr Seitenfenster mitten in der Fahrt demontiert und in den Straßengraben geworfen haben. Und wie sie das bei einhundertzwanzig Stundenkilometern geschafft haben.
FAHRER:
Sie meinen dieses Fenster hier? Also während der Fahrt hatte ich es einen Spalt weit offen und meinen Mitfahrern gesagt, wenn sie das Fenster stört, sollen sie ruhig Bescheid sagen. Tja…das war’s.
POLIZIST:
Mitfahrer? Können sie sich ausweisen?
FAHRER:
Natürlich, ich bin ein Stahlträger, und das dort…
[Blick ins Fahrzeugheck, wo drei Mariachis mit ihren Instrumenten sitzen. Der Mittlere hat zwischen seinen Beinen ein Goldfischglas eingeklemmt.]
…und das sind drei Mariachis und ein Goldfisch.
SCHRIFTZUG: Drei Mariachis und ein Goldfisch
[/color]POLIZIST:
Aha…dann sieht das ja okay aus.
FAHRER:
Das freut mich. Sagen sie, kennen sie hier in der Nähe ein vernünftiges Restaurant?
POLIZIST:
Ja, die Straße runter, irgendwann links und dann immer im Kreis. Es heißt Georg und ist von Beruf Schaffner.
FAHRER:
Sehr schön, danke.
Schnitt in ein Restaurant, das gerade von einem Pärchen betreten wird. Alle Kellner sehen aus wie Schaffner und tragen „Georg“-Namensschilder. Das Pärchen setzt sich an einen Tisch, ein Kellner kommt mit zwei Menükarten, die er vor den zweien ablegt.
[/color]KELLNER:
Guten Abend, mein Name ist Georg und ich bin für heute ihr Kellner. Ihre Karten.
[Die zwei holen aus ihren Taschen jeweils eine Fahrkarte und geben sie dem Kellner, der sie entwertet.]
[/color]Ah ja, nach Moskau. Passen sie beim Umsteigen in Lissabon bitte auf die Bahnsteigkanten auf. Die tarnen sich da ganz gut an den Bahnsteigen und da kann es mal passieren, dass man auf eine drauf tritt. Und dann beißen die auch mal zu. Und wir müssen dann wieder ran…sie jagen…sie erlegen…Aber nicht dieses Mal!
FRAU:
Sie erlegen Bahnsteigkanten?
KELLNER:
Oh ja. Erst steinigen wir sie und danach bauen wir eine Brücke zu ihren Ehren.
FRAU:
Ach was? Die können sie wiederverwerten?
KELLNER:
Fast. Die Reste verkaufen wir als großkalibrige ballistisch unbestimmbare Wurfelemente bei Demonstrationen.
FRAU:
Wie umweltfreundlich.
Schnitt zu einer Straße, auf der sich der Polizist und ein Demonstrant gegenüberstehen.
[/color]DEMONSTRANT:
Verschwinde! Hier demonstriere ich!
POLIZIST:
Aha. Warum?
DEMONSTRANT:
Ich bin dagegen!
[Pause.]
[/color]POLIZIST:
Wogegen?
[Pause.]
[/color]DEMONSTRANT:
Dass ich dafür bin!
POLIZIST:
Echt? Okay, dann mache ich mit.
[Er geht auf dieselbe Seite wie der Demonstrant.]
[/color]Wir sind dagegen, wir sind dagegen, dass wir dafür sind!
DEMONSTRANT:
Und wer ist jetzt gegen uns?
POLIZIST:
Wie…gegen uns?
DEMONSTRANT:
Ich meine die uniformierte Staatsgewalt. Wer stellt jetzt die Polizei dar?
POLIZIST:
Ein anarchischer Staat braucht keine Bullenschweine!
[Pause.]
[/color]Und…wie geht’s jetzt weiter?
DEMONSTRANT:
Keine Ahnung, So ganz ohne staatliche Gegengewalt bin ich mir nicht so ganz sicher.
POLIZIST:
Hm…das ist aber langweilig.
DEMONSTRANT:
Ich habe mir anarchisches Chaos auch anders vorgestellt.
[Pause.]
[/color]Wollen wir was spielen? Ich kenne ein tolles Spiel für vier Personen.
Schnitt an einen Pokertisch, diffuses Licht, Raucherqualm. Vier Spieler und ein Geber sind um den Tisch verteilt.
[/color]SPIELER 1:
Sagt mal…weiß einer von euch, wie dieses Spiel eigentlich funktioniert?
SPIELER 2:
Keine Ahnung. Was mache ich mit vier Königen?
SPIELER 3:
Wollen wir nicht was anderes machen?
SPIELER 4:
Und was?
GEBER:
Ich habe gehört, dass Demonstrieren ganz großen Spaß machen soll.
DIE ANDEREN:
Okay, dann machen wir das.
Schnitt in ein Fernsehstudio, ein Moderator lehnt an einen Tresen.
[/color]SCHRIFTZUG: KONFRONTATION – DISKUSSION – FREMDWÖRTERINFLATION
[/color]VOICE OVER:
Hier ist Konfrontation – Diskussion – Fremdwörterinflation, ihr Argumentationsforum mit dessen Hilfe sie sich ihre Meinungsbildung ersparen können.
MODERATOR:
Guten Abend, meine Damen und Herren. Kadaver, Drogentest, Fleischerei – alles Schicksale, die Tierschutzorganisationen Tieren ersparen wollen. Bei Kellerasseln, Dackeln und Faultieren wurde dies bereits größtenteils bewerkstelligt. Nun soll ein neues Tierchen dazu kommen: Die Bahnsteigkante.
[Im Hintergrund wird eine Bahnsteigkante eingeblendet.]
[/color]Die Bahnsteigkante führt ein immer gefährlicheres Dasein, menschliche Bebauungswut treibt sie immer tiefer in den Untergrund, wo sie nur noch U-Bahnhöfe als Rückzugsmöglichkeit vorfinden. Die Zahlen sprechen eine deutliche Sprache: Allein im letzten Jahr starb rund ein Fünftel des Bestandes. Alarmierend, findet man in den Gemeinden, doch häufig fehlt das Geld für unterstützende Sanierungsarbeiten. Umweltorganisationen fordern nun mehr Subventionen vom Staat. Wir sprachen dazu mit Karl Daniel Freimann vom Interessenverband Kampf den Fliesenlegern.
Schnitt zu Freimann.
[/color]FREIMANN:
Die Bahnsteigkante muss unter allen Umständen geschützt werden! Und wir werden ihre Gegner bekämpfen! Wir werden sie auf den Bahnsteigen bekämpfen, in unseren Häfen, auf unseren Flughäfen, auf unseren Wiesen und Feldern! Ja, wir bekämpfen sie zu Wasser, zu Lande und in der Luft! Wir lassen ihnen nichts als Blut, Schweiß und Tränen!
Schnitt zurück zum Moderator.
[/color]MODERATOR:
Wir danken für das freundliche und aufschlussreiche Gespräch. Der Fairness halber müssen wir aber auch auf die katastrophal dekadente faschistoide Gegenseite hören. Dazu ein Kommentar von Kurt dem Freiwildjäger. Er gehört zu den Bösen.
Schnitt zu Kurt, der in Jagdmontur vor der Kamera steht.
[/color]KURT:
Tut uns echt leid. Kommt auch demnächst nicht wieder vor. Wir wollen uns schließlich wieder eine weiße Weste erarbeiten.
Schnitt zu einem Verkäufer, der vor einem Tisch steht, auf dem sich zwei Schüsseln befinden. In der Mitte ist ein Stapel an Hemden.
[/color]VERKÄUFER:
Guten Abend, kennen sie das auch? Sie wollen eine weiße Weste haben, doch ihr Waschmittel kann nicht den gesamten Schmutz entfernen? Ihre Hemden haben nach der Wäsche immer noch graue Stellen? Nun, amerikanische Klempner haben herausgefunden, dass es in mindestens sechsundzwanzig Prozent aller Fälle um schlechtes Waschmittel handelt. Vorausgesetzt, es wurde mit Wasser gewaschen. Doch wir von der Firma Hopsdiekuh haben nun ein Waschmittel herausgebracht, das all diese Fragen und Probleme größtenteils beantwortet. Denn mit unserem neuen Produkt Waschrein Wundervoll werden sie waschen wie noch nie zuvor!
SCHRIFTZUG: WASCHREIN WUNDERVOLL – Für reichlich reine Wäsche
[/color]VERKÄUFER:
Natürlich wird sie das nicht sofort überzeugen. Deswegen haben wir von der Firma Hopsdiekuh uns einen einfachen Test für sie ausgedacht. Wir haben zwei Hemden gewaschen, eines mit unserem neuen Waschrein Wundervoll…
[Er präsentiert ein weißes Hemd aus der rechten Schüssel.]
[/color]Wie sie sehen, wundervoll rein und weiß. Doch nun ein anderes Hemd, das wir zum Vergleich mit einem herkömmlichen schweren Maschinenöl eines anderen herkömmlichen Herstellers gewaschen haben. Aber sehen sie selbst.
[Er präsentiert aus der anderen Schüssel ein Hemd, das jedoch ebenfalls völlig sauber ist. Verwirrt starrt er das Hemd an und wendet es immer wieder.]
[/color]Schnitt zurück zum Polizisten.
[/color]POLIZIST:
Ja, es ist in letzter Zeit ziemlich häufig vorgekommen, dass freundliche Verkäufer ihre Produkte nicht mehr verkaufen können, da die zum Vergleich herangezogenen Rivalitätsprodukte von höherer Qualität sind. Was mir im Moment aber ziemlich egal ist.
[Es wird rausgezoomt. Der Polizist steht immer noch neben dem Demonstranten.]
[/color]DEMONSTRANT:
Irgendwas Merkwürdiges geht hier vor.
POLIZIST:
Meinen sie?
DEMONSTRANT:
Na ja…Liegt das Wesen einer Demonstration nicht darin, dass man gegen etwas demonstriert?
POLIZIST:
Und?
DEMONSTRANT:
Uns steht niemand gegenüber!
POLIZIST:
Da hinten liegt eine Katze.
DEMONSTRANT:
Eine Katze ist kein Hindernis!
POLIZIST:
Das ist die richtige Einstellung!
Schnitt zurück zum Verkäufer, neben dem nun ein paar andere Leute stehen, mit denen er über das weiße Hemd diskutiert.
[/color]Schnitt in ein Fernsehstudio, in dem sich Moderator Fragviel und Gast Antwortwenig gegenüber sitzen.
[/color]SCHRIFTZUG: FRAGVIEL VS. ANTWORTWENIG – Die politische Debatte!
[/color]FRAGVIEL:
Guten Abend, meine Damen und Herren, mein Name ist Ferdinand Fragviel und bei mir zu Gast wie immer Arnold Antwortwenig. Unser heutiges Thema: Die Bahnsteigkante im politischen Diskurs. Herr Antwortwenig, was denken sie?
ANTWORTWENIG:
Ich denke da nicht, ich kann nur wiederholen, was bereits gesagt wurde.
FRAGVIEL:
Und was wurde bereits gesagt?
ANTWORTWENIG:
Qualitativ oder Quantitativ?
FRAGVIEL:
Verbal.
ANTWORTWENIG:
Nun, qualitativ zu Thematik betrachtet wurde bisher seit dem Aufkommen der Diskussion um die Existenzfrage der Bahnsteigkante verbal eindeutig ein antipositives Ergebnis erreicht. Im quantitativen Sinne derselben Thematik können wir sogar von einem eindeutigen Plus sprechen.
FRAGVIEL:
Interessant. Und was wurde bislang praktisch erreicht?
ANTWORTWENIG:
Nun, bevor ich weiter auf diese Frage eingehe, muss ich darauf hinweisen, dass ich extra für diese Sendung meine braunen Wildlederschuhe angezogen habe und sie sind bis jetzt noch nicht einmal darauf zu sprechen gekommen!
FRAGVIEL:
Wie sollte ich? Sie tragen weiße Turnschuhe!
ANTWORTWENIG:
Das mag ja aus ihrer Sicht so sein, aber…
[Pause.]
[/color]Verzeihung, aber lief nicht gerade schon einmal eine Diskussionssendung zum Thema Bahnsteigkanten?
FRAGVIEL:
Versuchen sie nicht, vom Thema abzulenken! Sie tragen ganz eindeutig weiße Turnschuhe!
ANTWORTWENIG:
Und wenn schon – finden sie etwa nicht, dass etwas Merkwürdiges vorgeht.
Schnitt zu einer Wahrsagerin. Ein Kunde tritt ein.
[/color]WAHRSAGERIN:
Guten Tag, Herr von Glauben, ich habe sie bereits erwartet.
VON GLAUBEN:
Sie…sie wissen, warum ich hier bin?
WAHRSAGERIN:
Ich weiß alles, was passiert!
VON GLAUBEN:
Unglaublich.
WAHRSAGERIN:
Das Geheimnis liegt in einem guten Drehbuch.
VON GLAUBEN:
Ach was? Nun, ich bin hier, weil…
WAHRSAGERIN:
Ich weiß, warum sie hier sind! Und die Antwort ist…Dienstag!
[Pause.]
[/color]VON GLAUBEN:
Dienstag?
WAHRSAGERIN:
Dienstag! Nächster bitte.
VON GLAUBEN:
Moment, Moment! Was meinen sie mit Dienstag?
WAHRSAGERIN:
Das wissen sie genau! Nächster.
[Ein Clown mit einer Maschinenpistole tritt ein.]
[/color]Nicht sie! Der Andere.
[Der Clown geht wieder.]
[/color]VON GLAUBEN:
Was meinen sie mit Dienstag? Sagen sie mir sofort, was sie mit Dienstag meinen!
[Ein Schaffner mit einem Tablett tritt ein.]
[/color]WAHRSAGERIN:
Die Straße runter, irgendwann links und dann immer im Kreis. Es heißt Georg.
SCHAFFNER:
Danke schön.
[Er geht wieder.]
[/color]VON GLAUBEN:
Wieso Dienstag? Es könnte doch auch Mittwoch sein!
Schnitt zurück ins Restaurant. Der Schaffner im Vordergrund.
[/color]SCHAFFNER:
[In die Kamera.]
[/color]Sie glauben gar nicht, wie leicht man sich in unserer Küche verlaufen kann.
[Er geht wieder. Der Kellner kommt zum Pärchen.]
[/color]KELLNER:
Nun, haben die Herrschaften gewählt?
FRAU:
Ja, ich hätte gerne den frittierten Salat mit den tranchierten Kroketten.
KELLNER:
Und was wünscht die Dame als Getränk?
FRAU:
Einen Rotwein, bitte.
KELLNER:
Eine ausgezeichnete Wahl. Und was wünscht der Herr?
HERR:
Nun, ich denke, ich nehme das Tagesangebot und dazu ebenfalls einen Rotwein.
KELLNER:
Verzeihung – das Tagesangebot, der Herr?
HERR:
Ja, Hirschragout mit Prinzesskartoffeln, Rotkohl und Steinpilzen.
KELLNER:
Wenn sie mich einen Moment entschuldigen würden.
[Er geht eilig.]
[/color]HERR:
Was für ein freundliches Personal.
[Der Kellner kommt mit dem Manager zurück. Die beiden tuscheln aufgeregt miteinander, wobei der Kellner immer wieder auf den Herr zeigt.]
[/color]Verzeihen sie, gibt es ein Problem mit der Bestellung?
MANAGER:
Sie…sie haben das Hirschragout bestellt?
HERR:
Ja.
MANAGER:
Sie…Sie…Sie Bastard!
HERR:
Was?
KELLNER:
Sie verdammter Dreckskerl haben ganz genau verstanden!
HERR:
Verzeihen sie?
MANAGER:
Wie können sie es nur wagen?
KELLNER:
Wir sind ein ehrbares Restaurant und ihre Bestellung beleidigt uns aufs Tiefste!
HERR:
Ich fürchte, ich verstehe nicht ganz.
MANAGER:
Denken sie etwa, dass wir es mit unserem Gewissen vereinbaren können, nur für ihre kulinarischen Gelüste einen Hirsch zu opfern?
KELLNER:
Mörder!
HERR:
Aber das ist doch ihr Tagesangebot!
KELLNER:
Lenken sie nicht ab!
MANAGER:
Wie kommen sie nur darauf, ein unschuldiges Tier töten zu wollen?
HERR:
Ich will es doch nicht töten, ich will es essen.
KELLNER:
Das ist dasselbe!
FRAU:
Du Schwein!
[Sie bewirft ihn mit Brot.]
[/color]HERR:
Was soll denn das?
[Der Koch kommt mit einem Jagdgewehr.]
[/color]KOCH:
Wo ist der Mistkerl, der Blut sehen will?
HERR:
Ich will kein Blut sehen, ich will nur ein Ragout zum Abendessen.
KOCH:
Ragout? RAGOUT? Gleich mache ich Ragout aus dir!
HERR:
Waren sie nicht gerade noch ein Kellner?
MANAGER:
Lenken sie nicht ab!
HERR:
Wieso haben sie überhaupt Hirschragout im Angebot?
KOCH:
Chef, der lernt es nie! Lassen sie mich abdrücken – ich lasse es diesmal auch wie einen Unfall aussehen!
KELLNER:
[Schreiend.]
[/color]NIEDER MIT DEM FLEISCHFRESSER!
HERR:
Irgendetwas Merkwürdiges geht hier vor!
Schnitt in ein Fernsehstudio.
[/color]SCHRIFTZUG: DUELL – Die Diskussion um aktuelle Themen.
[/color]DUELLMODERATOR:
Guten Abend, meine Damen und Herren, das Thema heute Abend: Die Gefährdung der Bahnsteigkante – Menschlicher Größenwahn oder natürliche Auslese? Dazu bei mir im Studio Professor Fahrenheit, Experte für Anthropologie und Professor von Solzingen, Experte für Materialforschung.
[Die zwei Professoren treten ein und nehmen vor dem Duellmoderator Platz.]
[/color]FAHRENHEIT:
Guten Abend.
VON SOLZINGEN:
Guten Abend.
DUELLMODERATOR:
Nun, Professor von Solzingen ist für die Interessen der Bahnsteigkante, Professor Fahrenheit dagegen. Um nun herauszufinden, wer von den beiden nun Recht hat, wurde per Losverfahren entschieden, die Entscheidung mit Waffengewalt auszufechten.
[Ein Schiedsrichter kommt mit einer Kiste.]
[/color]SCHIEDSRICHTER:
Okay, die Herren, ich will einen fairen Schusswechsel. Jeder von ihnen bekommt eine Pistole mit einem Schuss. Stellen sie sich mit dem Rücken aneinander und dann zähle ich bis siebenunddreißig. Bei jeder Zahl machen sie einen Schritt nach vorn. Wenn ich mit Zählen fertig bin, drehen sie sich um und feuern auf den Moderator. Wer trifft, hat gewonnen. Haben sie das verstanden?
FAHRENHEIT:
Ja.
VON SOLZINGEN:
Ja.
SCHIEDSRICHTER:
Hervorragend, dann wie abgesprochen.
[Die zwei Professoren nehmen je eine Steinschlosspistole aus der Kiste und stellen sich mit dem Rücken aneinander. Der Schiedsrichter fängt an zu zählen, die zwei Professoren gehen auseinander. Kurz darauf tritt Antwortwenig, der sich fragend umschaut, zum Duellmoderator.]
[/color]ANTWORTWENIG:
Verzeihung, aber ist das hier auch eine Diskussionssendung zum Thema Bahnsteigkante?
DUELLMODERATOR:
Ja, warum?
ANTWORTWENIG:
Ich komme gerade von einer aus so einer! Und davor wurde noch eine gesendet!
DUELLMODERATOR:
Und?
ANTWORTWENIG:
Finden sie nicht auch, dass etwas Merkwürdiges vor sich geht?
DUELLMODERATOR:
Wieso sollte ich?
SCHIEDSRICHTER:
Siebenunddreißig!
[Zwei Schüsse, der Duellmoderator fällt getroffen um.]
[/color]DUELLMODERATOR:
Wagh!!
SCHIEDSRICHTER:
Unentschieden!
VON SOLZINGEN:
Ach, verdammt!
Schnitt zu zwei Schachspielern. Der Verkäufer kommt mit einem sauberen Hemd und redet aufgeregt mit den Spielern, die erstaunt das Hemd betrachten.
[/color]Schnitt zu einem Passanten:
[/color]PASSANT:
Meine Meinung zu schwerem Motoröl? Nun, mein Arzt hat mir leider geraten, den Konsum auf ein Glas pro Monat vorerst einzuschränken…das fällt mir schon nicht ganz leicht.
Schnitt in die Klinik eines Arztes.
[/color]ARZT:
Ja, als der freundliche Passant von eben zum ersten Mal in meine Praxis kam, war er noch völlig ölabstinent. Doch mit Hilfe einer sechstägigen Aufbaukur konnten wir ihn schnell auf vorerst ein Glas pro Quartal bringen und forcierten Trainingsübungen ist es zu verdanken, dass er nun bei besagtem vollen Glas pro Monat ist. Schon bald wird er völlig geheilt sein.
Schnitt zurück zum Passanten.
[/color]PASSANT:
Nie waren meine Hemden sauberer.
Schnitt zurück in die Klinik, der Arzt hat jetzt Kotletten.
[/color]ARZT:
An dieser Stelle muss angemerkt werden, dass der Mann vor mir kein staatlich anerkannter Arzt, sondern ein staatlich anerkannter Betrüger war! Es ist aus medizinischer Sicht nicht zu verantworten, in sechs Tagen eine solche Behandlung durchzuziehen. So etwas muss so schnell wie möglich erreicht werden, also in höchstens vier Tagen!
Schnitt wieder in die Klinik, der Arzt hat nun neben den Kotletten auch einen Schnauzer.
[/color]ARZT:
An dieser Stelle muss angemerkt werden, dass der Mann vor mir kein staatlich anerkannter Betrüger, sondern ein staatlich anerkannter Arzt war. Es ist aus gaunerischer Sicht nicht zu verantworten, nur eine so geringe Menge an schwerem Maschinenöl als Wochendosis nach vier Tagen zu erreichen. Wirtschaftlich ist erst eine Menge von mindestens drei Gläsern!
Schnitt wieder in die Klinik, der Arzt hat nun auch einen Ziegenbart.
[/color]ARZT:
An dieser Stelle muss angemerkt werden, dass ich weder ein staatlich anerkannter Betrüger, noch ein staatlich anerkannter Arzt bin. Es ist aus meiner Sicht nicht zu verantworten, mit diesem Sketch in irgendeiner Art und Weise fortzufahren.
Schnitt wieder in die Klinik, der Arzt hat nun einen leichten Vollbart.
[/color]ARZT:
An dieser Stelle muss angemerkt werden, dass ich als Sprecher der Ärztekammer durchaus weiß, wovon ich rede. Und ich denke, dass das Behandlungsziel mindestens ein Fass schweres Maschinenöl pro Mahlzeit sein sollte.
Schnitt wieder in die Klinik, der Arzt hat nun einen dichten Vollbart und schaut sich verwirrt um.
[/color]ARZT:
Irgendetwas Merkwürdiges geht hier vor.
Schnitt zurück zum Passanten, neben dem nun ein Fass steht, das er ungläubig anschaut. Eine Hand hält ein Schild ins Bild auf dem „Satire“ steht.
[/color]Schnitt in ein Fernsehstudio, in dem sich ein Moderator und Antwortwenig gegenüber sitzen. Antwortwenig schaut sich erschrocken um.
[/color]SCHRIFTZUG: GRUNDSATZ – Die Debatte ums Aktuelle
[/color]SCHRIFTZUG: Heute: Die Bahnsteigkante
[/color]ANTWORTWENIG:
[Er rennt schreiend davon.]
[/color]Sie verfolgen mich!!
Schnitt zu Fahrenheit, der in einer Straße steht.
[/color]FAHRENHEIT:
Ich als Experte für Anthropologie stehe unglaublich darauf, wenn man mich mit meinem vollen Titel anspricht – Sir Fahrenheit! Sir Fahrenheit, Experte für Anthropologie, Entdecker des klein geschriebenen f und der Quelle des Oberen Nordpols. Sir Fahrenheit, grandioseste Persönlichkeit, seit Erfindung des Farbfernsehens!
Schnitt zu von Glauben.
[/color]VON GLAUBEN:
Dienstag?
Schnitt zu einer Dose Maschinenöl.
[/color]SCHRIFTZUG: Für saubere Wäsche – Maschinenwasch Maschinenöl!
[/color]CHOR:
Ein weißes Hemd, ein saub’rer Schuh,
Dank der Firma Hopsdiekuh!
VOICE OVER:
Damit auch ihre Wäsche wieder strahlen kann – Maschinenwasch Maschinenöl. Wahlweise auch mit Himbeer- oder Waldmeistergeschmack.
CHOR:
Ein weißes Hemd, ein saub’rer Schuh,
Dank der Firma Hopsdiekuh!
Schnitt in ein Fernsehstudio, in dem ein Interviewer und der Demonstrant sitzen.
[/color]INTERVIEWER:
Guten Abend, meine Damen und Herren, bei mir zu Gast ist ein Demonstrant, der uns vor einer neuen polizeilichen Waffe warnen will – psychologischer Verwirrung. Herr Demonstrant, könnten sie uns dazu mehr erzählen?
DEMONSTRANT:
Also, es war letzten Dienstag…
INTERVIEWER:
[Er zeigt bedeutungsvoll in die Kamera.]
[/color]Dienstag!
DEMONSTRANT:
Verzeihung?
INTERVIEWER:
Nichts, fahren sie ruhig fort.
DEMONSTRANT:
Ja, also…also letzten Dienstag…
SCHRIFTZUG: Dienstag
[/color]DEMONSTRANT:
Verzeihung, was war das?
INTERVIEWER:
Was war was?
DEMONSTRANT:
Das war gerade eine Schrifteinblendung auf der Dienstag stand!
INTERVIEWER:
Also ich habe nichts gesehen. Fahren sie doch bitte mit ihrer Geschichte fort. Wir waren bei Dienstag?
DEMONSTRANT:
Äh…ja…Dienstag…
[Im Hintergrund blinkt eine „Dienstag“-LED-Anzeige.]
[/color]Also an besagtem Dienstag…
[Er dreht sich um, die Anzeige verschwindet.]
[/color]Da hat was geblinkt!
INTERVIEWER:
Am Dienstag…
[Er hält ein Blatt mit der Aufschrift „Dienstag“ in die Kamera.]
…hat also etwas geblinkt?
[/color]DEMONSTRANT:
Nein, es…Irgendetwas Merkwürdiges geht hier vor!
[Der Interviewer fängt an, sein Jackett auszuziehen, auf dem Hemd darunter steht groß „Dienstag“.]
[/color]INTERVIEWER:
Wie kommen sie denn nur darauf? Alles hier ist doch ganz normal.
[Er steht auf und verlässt kurz den Bildschirm, dabei kann man auf der Rückseite seines Hemdes die Aufschrift „Kauft Maschinenwasch Maschinenöl!“ lesen.]
[/color]Alles hier verläuft in völlig normalen Bahnen. Glauben sie etwa, wir wollen sie irgendwie verwirren? Ich kann ihnen versichern, dass das nicht in unserer Absicht liegt!
[Er kommt in einem Nonnenkostüm zurück.]
[/color]Aber lassen sie mich dazu etwas weiter ausholen…
[Er zieht ein Flipchart heran, auf dem die Wahlergebnisse der BRD von 1949 zu sehen sind. Jedes Wort ist durch Dienstag ersetzt.]
[/color]1948 wurde die Bundesrepublik Dienstag gegründet und infolge des Wahlsieges des Dienstages…
[Im Hintergrund tauchen acht Menschen auf, die jeweils ein Pappschild mit einem Buchstaben von Dienstag hochhalten.]
[/color]DEMONSTRANT:
Jetzt reicht es! Das hier ist ja lächerlich! Dann…dann ist das Ganze halt Mittwoch passiert! Mittwoch! Mittwoch, Mittwoch, Mittwoch!
INTERVIEWER:
Mittwoch?
DEMONSTRANT:
Mittwoch!
[Die Personen im Hintergrund drehen die Schilder, jetzt ist Mittwoch zu lesen.]
[/color]INTERVIEWER:
Also, in wie weit wurde denn nun am Mittwoch ihre These der psychologischen Verwirrung bestätigt?
DEMONSTRANT:
Als…Also…Also als ich am Dien…Mittwoch…
INTERVIEWER:
Montag.
DEMONSTRANT:
Was?
INTERVIEWER:
Nichts, ich habe nur Freitag gesagt.
DEMONSTRANT:
Von wegen! Sie haben Montag gesagt, als ich Mittwoch gesagt habe, aber Dienstag meinte…
INTERVIEWER:
[Er setzt sich eine rote Pappnase auf.]
[/color]Wissen sie eigentlich, wie lächerlich sie gerade klingen?
[Der Koch tritt mit einem Hackmesser in der Hand auf.]
[/color]KOCH:
Verzeihung, wir wollen nebenan jemanden öffentlich verbrennen, haben aber kein Feuerzeug…
INTERVIEWER:
Einen Moment, bitte.
[Er erschießt den Demonstranten, der während des Folgenden sehr theatralisch stirbt.]
[/color]Also irgendwo hatte ich mal Streichhölzer…
KOCH:
Warum haben sie ihn erschossen?
INTERVIEWER:
Ich wollte den Sketch beenden.
KOCH:
Indem sie aus völlig unsinnigen Gründen jemanden erschießen?
INTERVIEWER:
Ja.
[Eine Hand hält ein Schild mit der Aufschrift „Satire“ ins Bild. Nach wenigen Sekunden dreht sie das Schild, nun steht „Dienstag“ drauf.]
[/color]KOCH:
Ich finde, so etwas sollte im Fernsehen nicht gezeigt werden! Geben sie mir bitte die Streichhölzer.
Schnitt zurück in die Klinik, der Arzt hat nun einen extrem dichten Vollbart.
[/color]ARZT:
An dieser Stelle muss angemerkt werden, dass ich als staatlich anerkannter Bartallergiker es nicht gut finde, mit einer Pistole Menschen zu erschießen. Das Verletzungsrisiko ist viel zu hoch!
Schnitt zurück ins Studio mit dem Schiedsrichter. In der Mitte steht ein neuer Moderator neben einem Haufen erschossener Moderatoren.
[/color]SCHIEDSRICHTER:
Siebenunddreißig!
[Zwei Schüsse, der Moderator fällt getroffen auf den Haufen.]
[/color]SCHRIFTZUG: von Solzingen : 13 – 12 : Fahrenheit
[/color]VOICE OVER:
Ja, es bleibt spannend, meine Damen und Herren, Satzschuss für von Solzingen. Wenn er jetzt als einziger trifft, ist diese Debatte zugunsten der Bahnsteigkante entschieden und ihr sinnloses Dahinsiechen hat ein Ende!
Schnitt zu einem Brief.
[/color]VOICE OVER:
Sehr geehrte Damen und Herren, mit Entsetzen musste ich die sinnlose Gewalt in ihrer Sendung verfolgen und darf feststellen, dass ich komischerweise in genau dieser Sendung plötzlich auftauche. Und da ich im Fernsehen bin – Busen! Mit freundlichen Grüßen – Arnold Schwarzenegger.
Schnitt zu einem anderen Brief.
[/color]VOICE OVER:
Sehr begehrte Damen und Herren, mit Entsetzen musste ich die zusammenhangslose Erwähnung sekundärer weiblicher Geschlechtsmerkmale in ihrer Sendung verfolgen und bin der Meinung, dass man Titten in einem viel besseren Kontext einbinden sollte. Zur besseren Veranschaulichung auch mit Bildmaterial. Es schreibt ihnen – ein Mensch mit primären Geschlechtsmerkmalen.
Schnitt zu einem anderen Brief.
[/color]VOICE OVER:
Sehr verheerter Sender, mit Entsetzen musste ich feststellen, dass heute Donnerstag ist. Mit freundlichen Grüßen, Dienstag.
Schnitt zu einem sehr langen Brief.
[/color]VOICE OVER:
Guten… Ta... Tag, mei…mein…meine! See…sehr fähre… verehrten… Damm… Dammen… Damen! U…un…und! Und Heere…Herren! Guten Tag, meine sehr verehrten Damen und Herren. Ich sch…schra…schreibe? Schreibe. Ich schreibe ich…in…innen…ihnen!
Schnitt zu einem anderen Brief.
[/color]VOICE OVER:
Verstörte Damen und Herren, in Ermangelung weiterer sinnloser Zuschauerpost bitte ich darum, mit der ebenso sinnlosen Gewalt der Sendung fortzusetzen. Mit freundlichen Grüßen, Micky Maus.
Schnitt zum Kellner, hinter dem gerade der Herr auf den Scheiterhaufen gebunden wird.
[/color]KELLNER:
Der Sender möchte an dieser Stelle wieder einmal betonen, dass Gewalt - auch im Fernsehen – keinesfalls geduldet werden sollte. Sie könnte zu Intoleranz gegenüber Fleischessern, Bahnsteigkantengegnern oder dem Dienstag führen. Deswegen helfen sie uns beim Kampf gegen die Gewalt!
SCHRIFTZUG: Kampf der Gewalt!
[/color]SCHRIFTZUG: Verjagt die Intoleranten!
[/color]SCHRIFTZUG: Rettet die Bahnsteigkanten!
[/color][Schwarzer Bildschirm.]
[/color]VOICE OVER:
Der Sender möchte an dieser Stelle nun zu einem gewaltfreien Programm übergehen. In diesem werden folgende Dinge nicht vorkommen:
SCHRIFTZUG: Sex
[/color]VOICE OVER:
Sex.
SCHRIFTZUG: Gewalt
[/color]VOICE OVER:
Gewalt.
SCHRIFTZUG: Drogen
[/color]VOICE OVER:
Drogen.
SCHRIFTZUG: Clint Eastwood.
[/color]VOICE OVER:
Clint Eastwood.
SCHRIFTZUG: Religiöse Indoktrination
[/color]VOICE OVER:
Buddhisten.
SCHRIFTZUG: Dienstag
[/color]VOICE OVER:
Dienstag.
[Pause.]
[/color]Der Sender beendet an dieser Stelle das gewaltfreie Programm und zeigt jetzt einen AusSchnitt aus einem Aus[/color]Schnitt.
[/color][Pause.]
[/color]Das war der AusSchnitt aus dem Aus[/color]Schnitt und nun zurück zur Sendung.
[/color]Schnitt zu Antwortwenig, der gerade versucht, sich in einer Mülltonne zu verstecken.
[/color]ANTWORTWENIG:
Glauben sie es oder nicht, aber ich werde von Talkshows verfolgt, die Bahnsteigkanten zum Thema haben!
[Der Verkäufer kommt und redet aufgebracht mit Antwortwenig über ein sauberes Hemd, das er in den Händen hält.]
[/color]Schnitt zu Fahrenheit.
[/color]FAHRENHEIT:
King Fahrenheit, der Erste! Größter aller Anthropologen, Entdecker von nur Wichtigem, erfolgreicher Weltenverbesserer, Bescheidenster der Bescheidensten, Uneigennützigster der Uneigennützigen, der neue Heiland, Messias und Erlöser!
Schnitt zu einer Dschungellandschaft, vor der Lustig im Tropenanzug steht.
[/color]LUSTIG:
Hallo und herzlich willkommen zu einer neuen Ausgabe von „Dill Weiv“, ich bin Abenteurer Lustig und nehme sie wie immer mit auf Entdeckungsreise. Kommen sie mit.
Schnitt zu einem Bahnsteig, auf dem Lustig jetzt steht.
[/color]LUSTIG:
Heute wollen wir unser Augenmerk auf eine sehr bedrohte Tierart richten: Die Bahnsteigkante. Die Bahnsteigkante ist normalerweise ein sehr ruhiger Zeitgenosse, träge und still genießt sie das Leben.
[Aus mehreren Perspektiven sieht man eine Bahnsteigkante.]
[/color]Hier sehen wir ein besonderes Exemplar, das sich gerade in der Sonne aufwärmt. Ist sie nicht herzallerliebst?
[Nun sieht man ein Bild von zwei gegenüberliegenden Bahnsteigkanten.]
[/color]Hier werden wir gerade Zeuge eines Revierkampfes zweier Bahnsteigkanten. Beide fixieren sich so lange, bis eine von ihnen vor Langeweile stirbt. Die hat dann auch gewonnen.
[Nun sieht man ein Bild eines kompletten Bahnsteigs.]
[/color]In diesen Aufnahmen können wir sehr gut den Geschlechtsakt dieser zwei Bahnsteigkanten beobachten. Das Weibchen hat das Männchen als Partner akzeptiert und beide legen sich nun mit dem Rücken aneinander, um sich sexuell zu stimulieren. Wenn sie genug erregt sind, geht der eigentliche Akt sehr schnell vorbei. Das Männchen dringt in das Weibchen ein…
[Ein Zug fährt ein und die Passagiere steigen aus.]
[/color]…und besamt es praktisch sofort.
[Das Bild der zwei gegenüberliegenden Bahnsteigkanten wird wieder eingeblendet.]
[/color]Hier sehen wir noch einmal den Kampf der zwei Bahnsteigkanten, siebzehn Jahre später. Die rechte ist mittlerweile vor Aufregung an einem Herzinfarkt gestorben, jedoch nicht vor Langeweile. Dieser brutal ausgeführte Nervenkampf geht also in gewohnt spannender Eintönigkeit weiter.
Schnitt zurück zum Pokertisch. Die Spieler tragen jetzt alle käseförmige Hüte.
[/color]SPIELER 2:
Ich glaube immer noch nicht, dass wir es jetzt richtig spielen.
Schnitt in ein Nachrichtenstudio.
[/color]NACHRICHTENSPRECHER:
Guten Abend, meine Damen und Herren, dies sind die Nachrichten, dieses Mal mit gewaltfreien Beiträgen.
[Pause.]
[/color]Pff…joa…
[Pause, er schaut auf seine Armbanduhr.]
[/color]Schnitt zurück zum sehr langen Brief.
[/color]VOICE OVER:
…i…ist äääs….es…w…wie…mir! Mir sä…sehr wik…wikt? Wichtig!...Ist es mir sehr wichtig, da…da? Dass!
Schnitt zu einem Intro von „Weltgeschichte – Historie im Kontext“, danach sieht man den Moderator in einer verlassenen Lagerhalle langsam herumlaufen.
[/color]MODERATOR:
Guten Abend, wir wollen uns heute in „Weltgeschichte – Historie im Kontext“ mit einer eher unbekannten, nichtsdestotrotz wichtigen Figur des zwanzigsten Jahrhunderts beschäftigen: Erich Honecker. Man kennt ihn als großen Demokraten und Freiheitsliebhaber, doch neue Quellen förderten jetzt ein fürchterliches Geheimnis zutage: Erich Honecker war ein Spion der ehemaligen Sowjetunion!
Schnitt zu einem Wissenschaftler, der mit einem Zeigestock vor einem Bild steht, auf dem Honecker Breschnew küsst.
[/color]WISSENSCHAFTLER:
Um die Übergabe von Dokumenten so geheim wie möglich zu gestalten, wurden ausgeklügelte Systeme entwickelt. Was zum Beispiel auf diesem Bild wie eine alltägliche Begrüßung zweier Staatsmänner erscheint, ist in Wirklichkeit ein Übermittelungsverfahren von Staatsgeheimnissen. Der Übermittler benutzt dabei den Morsecode und schlägt mit seiner Zunge entsprechend gegen die Zähne des Empfängers. Auf diese Weise lassen sich sogar ganze Gespräche völlig abhörsicher führen. Doch im Laufe der Zeit musste diese Methode verbessert werden.
[Das Bild ändert sich so, dass man die Mundhöhlen von innen sieht. Auf Honeckers Zunge liegt etwas.]
[/color]Wie nun zu sehen ist, wurde das alte Verfahren schließlich dadurch ersetzt, dass der Übermittler einfach einen Datenträger in seinem Mund verwahrte und ihn dann dem Empfänger überreichte. Jahrelang wusste die Sowjetunion so Bescheid über die staatlichen Aktivitäten der DDR. Doch mit dem Amtsantritt von Michail Gorbatschow flog alles auf! Während eines Staatsbesuches wollte Honecker wie üblich die geheimen Daten übergeben, doch Gorbatschow kannte das Verfahren gar nicht!
[Im Bild im Hintergrund ist nun die Szene zu sehen, in der Honecker Gorbatschow den in der DDR entwickelten Chip überreicht.]
[/color]Vor laufenden Kameras präsentierte Gorbatschow den neu entwickelten 500 Terabyte-Datenträger der DDR – der Skandal war perfekt. Wegen dieser Staatsaffäre konnten sich beide Staatsoberhäupter nicht mehr an der Macht halten und mussten abtreten. In den Ruhestand durften sie nur noch die UdSSR und die DDR mitnehmen.
Schnitt zu einer idyllischen Landschaft. In einiger Entfernung sitzen Gorbatschow und Honecker auf einer Bank und wedeln mit kleinen Fähnchen ihrer ehemaligen Staaten.
[/color]HONECKER:
Mir ist langweilig.
GORBATSCHOW:
Hm…
HONECKER:
Wie wäre es mal mit Partnertausch?
GORBATSCHOW:
Okay.
[Beide tauschen die Fähnchen und wedeln mit ihnen.]
[/color]HONECKER:
Schön…schön, schön…
[Im Hintergrund rennt Antwortwenig schreiend vorbei.]
[/color]ANTWORTWENIG:
Sie verflogen mich! Werft Frauen und Kinder zuerst in ihren Weg!
HONECKER:
Irgendetwas Merkwürdiges geht hier vor.
Schnitt zurück zum Polizisten, der alleine und ziemlich traurig auf dem Boden sitzt. Er hält ein Schild hoch mit der Aufschrift „Ich bin dagegen, dass ich das alleine machen muss!“. Plötzlich tritt Fahrenheit auf.
[/color]FAHRENHEIT:
Kaiser von Fahrenheit, Beschützer von Witwen und Weisen! Master and Commander! Größter Staatsmann, der je gelebt hat und nebenbei die Anthropologie revolutionierte!
POLIZIST:
Kennen wir uns?
FAHRENHEIT:
Wie kann man mich nicht kennen? Ich bin schließlich das perfekte Lebewesen. Ach was, das perfekteste Lebewesen unter den perfekten natürlich! Und deswegen befehle ich sofort mehr Disco!
[Discomusik, eine Discokugel kommt ins Bild.]
[/color]POLIZIST:
Irgendetwas Merkwürdiges geht hier vor!
Schnitt zurück ins Nachrichtenstudio. Der Nachrichtensprecher liest in Ruhe Zeitung und trinkt Kaffee. Im Hintergrund erscheint plötzlich ein Bild vom Clown mit der Maschinenpistole. Ein langer Stock stupst den Nachrichtensprecher an, der sich erschrocken umschaut und das Bild bemerkt.
[/color]NACHRICHTENSPRECHER:
Oh…oh, mein Gott, wir dürfen wieder senden!
[Es fallen Luftballons von der Decke, mehrere Studiomitarbeiter rennen herbei und umarmen euphorisch den Nachrichtensprecher.]
[/color]Wir dürfen wieder, wir dürfen wieder!
[Slow-Motion-Bilder der Feiernden. Schließlich beruhigen sich langsam alle wieder, die Studiomitarbeiter gehen, der Nachrichtensprecher ordnet seine Kleidung. Im Hintergrund sind aber immer noch die feiernden Studiomitarbeiter zu hören. Man versteht daher nichts, als der Nachrichtensprecher beginnt, die Nachrichten zu verlesen.]
[/color]Schnitt zurück zum sehr langen Brief.
[/color]VOICE OVER:
…und…so…so…so soll…so sollte äh…es…s…seh…sein! Und so sollte es sein! Ja! Ich habe es geschafft! Ich habe es geschafft!
[Eine Hand kommt ins Bild und nimmt den Brief weg, darunter kommt eine weitere Seite zum Vorschein.]
[/color]Ach, verdammt!
Schnitt zu einem Rednerpult, an dem der Präsident eine Rede hält. Auf jeder Seite neben ihm stehen zwei Bodyguards.
[/color]VOICE OVER:
Dies ist die Geschichte eines Mannes. Des Mannes, der geistesgegenwärtig reagierte und das Leben des Präsidenten rettete.
[Währenddessen zoomt die Kamera auf den ganz rechten Bodyguard, der plötzlich etwas bemerkt. In Slow-Motion dreht und bewegt er sich Richtung Rednerpult. Anstatt jedoch vorwärts zu sprinten, schubst er stattdessen seinen Nebenmann zum Rednerpult. Der fängt dadurch statt dem Präsidenten die Kugel ab und fällt zu Boden.]
[/color]PRÄSIDENT:
[Zum ganz rechten Bodyguard.]
Oh, danke schön.
[/color]BODYGUARD:
Immer wieder gerne, Mister President.
PRÄSIDENT:
Sie sind ein wahrer Held!
BODYGUARD:
Das ist zuviel der Ehre, Mister President.
BODYGUARD AM BODEN:
Ich bräuchte hier unten mal eine medizinische Fachmeinung!
PRÄSIDENT:
Ruhe da unten, wir ehren gerade einen echten Helden!
BODYGUARD AM BODEN:
Kein Problem, ich kann warten.
Schnitt zu einer Hausfrau, die vor einer Waschmaschine steht. In der Hand hält sie eine Dose Maschinenöl. Aus der Waschmaschine holt sie ein von Öl völlig ruiniertes Hemd.
[/color]HAUSFRAU:
Warum kann die Werbung nie das einhalten, was sie verspricht? Blödes Motoröl!
Schnitt zu einem Ehepaar, er ziemlich hässlich und ungepflegt, in einem Sessel sitzend. Die Szene ist in Schwarz-Weiß, im Hintergrund ist klassische Musik zu hören. Die Frau läuft gestelzt theatralisch zu ihm, sie hält ein Flakon in den Händen. Als sie bei ihm ist, besprüht sie ihn damit. Er grunzt kurz und fällt dann vom Sessel. Der linke Bildschirmrand wird schwarz überdeckt.
[/color]VOICE OVER:
Le Mortal…du Morgue…pour l’homme.
[Plötzlich kommt der Mann wieder hoch, nun ebenfalls mit einem Flakon in den Händen. Er besprüht damit die Frau.]
[/color]…et pour la femme.
[Es passiert nichts.]
[/color]…öh…Rien – pour l’homme et pour la femme.
[Die Wahrsagerin kommt und zeigt in die Kamera.]
[/color]WAHRSAGERIN:
Dienstag!
[Im Hintergrund läuft der Demonstrant schreiend herum.]
[/color]Schnitt zurück zum Interviewer, der seinen Revolver fragend anschaut.
[/color]Schnitt zur Eröffnung einer Brücke.
[/color]REDNER:
…und daher ist es mir eine besondere Ehre, diese neue Brücke für den Schwertransportverkehr zu eröffnen. Es ist eine besondere Brücke. Eine Brücke, bei der Sicherheit nicht nur groß geschrieben wird, sondern auch die entsprechenden Bestimmungen gesichtet wurden.
[Er hält einen Ziegelstein hoch.]
[/color]Und dieser Ziegelstein nimmt dabei eine besondere Rolle ein! Denn ohne ihn würde diese Brücke sofort zusammenfallen. Daher werden wir diesen speziellen Ziegelstein besonders schützen und in diesem Tresor aufbewahren.
[Er legt den Stein in einen kleinen Safe. Pause.]
[/color]Moment mal, das ist doch völlig bescheuert!
Schnitt zum Herrn, der immer noch auf dem Scheiterhaufen liegt.
[/color]HERR:
Ja, das erscheint mir auch nicht sehr sinnvoll.
Schnitt zurück ins Studio mit dem Schiedsrichter. Es ist wieder ein neuer Moderator zu sehen.
[/color]MODERATOR:
Ach, wir haben alle mal eine Fehlentscheidung in unserem Beruf getroffen, oder?
SCHIEDSRICHTER:
Siebenunddreißig!
[Zwei Schüsse, der Moderator fällt getroffen um. Von Solzingen und Fahrenheit treten nach vorn.]
[/color]Treffer für unseren Kaiser, seine Gottheit, der unberührbare Fahrenheit!
[Der Schiedsrichter wirft sich ehrfurchtsvoll vor Fahrenheit auf den Boden. Von Solzingen nimmt seine Pistole und erschießt Fahrenheit.]
[/color]Ich korrigiere – Professor von Solzingen gewinnt das Politikduell zugunsten der Bahnsteigkante!
VON SOLZINGEN:
Dagegen.
SCHIEDSRICHTER:
Dagegen?
VON SOLZINGEN:
Dagegen. Ich habe mich spontan umentschieden.
FAHRENHEIT:
Dann sterbe ich hier gerade völlig sinnlos?
VON SOLZINGEN:
Eventuell.
SCHIEDSRICHTER:
Tja, es gibt schon verrückte Donnerstage, nicht wahr?
Schnitt zu einer Kindersendung, die Credits laufen ab.
[/color]KINDERMODERATOR:
Nun, liebe Kinder, was habt ihr heute aus dem Ganzen gelernt?
[Er hält ein weißes Hemd hoch.]
[/color]Mit Maschinenwasch Motoröl geht auch der gröbste Dreck raus. Aus jeder Kleidung! Dafür stehen wir mit unseren Fernsehauftritten!
Et c’est le fin.