Der letzte Kahn

Gedicht zum Thema Leben/Tod

von  Fuchsiberlin

Solange ich meinen Atem spüre,
bleibt das letzte Schiff am Horizont,
und liegt dort wartend vor Anker.

Wie eine Schlange wartet es auf den richtigen Zeitpunkt.
Ein Raubtier beißt sich dann ins Leben hinein.
Auf dem letzten Kahn weht in dem Moment eine zerfetzte schwarze Flagge.

Piraten erbeuten das Wertvollste:
Das Leben.

Der jahrhundertalte Todesschwamm hinterließ auf dem letzten Kahn
unzählige morsche Bretter und Balken.
Der Schatten legt sich in der Leichtigkeit des Ablebens auf das Holz.

Die letzte rote Welle greift irgendwann nach diesem Schiff.
Das Wasser legt einen schlammigen Bodensatz des Abschieds
auf das hölzerne Gefährt das Unausweichlichen.

Blumen verwelken,
das Vergessen bewirkt ein Verblühen.

Schatten können tanzen, ruhen, schweigen, reden,
und mit der Wahrheit ein Gefecht austragen.

Wer lenkt nur dieses verdammte Schiff?
Engel und Gott sind anders,
oder wer fragt schon im Spiegel des Todes
nach dem Steuermann!?

Leben und Tod kennen keine Fairness.

Wann befiehlt der Kapitän den Anker einzuholen,
um mit dem Wind der tausend Fledermausflügel in Richtung Festland zu segeln?

An dem Tag, an dem meine Hand den Pinsel nicht mehr halten kann,
bleibt ein stummes Bild zurück.
Die Vergangenheit kreuzt die Gegenwart.
Farbe trocknet,
und dem malerischen Puzzle fehlt vielleicht das eine oder andere Teil.

Ich suchte in der Dunkelheit nach etwas
zwischen sternerfüllter Lebenspracht
und Mondkratern, in denen sich Antworten verbergen.

Zwischen dem Traum und der Wirklichkeit befindet sich das Unerklärliche,
und die Hoffnung erteilt dem Selbstmitleid einen Fausthieb.

Ein Kampf der Gefühle,
und die Regie der Gedanken versucht eines Tages
einen Film zu Ende zu bringen.

Ein Nebel über dem schwarzen Kahn
lässt die feuchte Luft wie Würmer durch das Holz kriechen.
Unter der Erde ists modrig und kalt.

Irgendwann legt das Schiff vom Hafen ab.
Die Wellen erobern die letzten Spuren.

Ein Licht am Horizont greift
nach der Einsamkeit des Sterbens.
Zerrissene Seiten eines Tagebuchs schwimmen
als Vermächtnis auf dem Meer.

Ich mag das Meer,
aber nicht diesen verfluchten Holzkahn am Horizont,
der auf seine Chance zum Anlegen an meinem Hafen wartet.

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Kommentare zu diesem Text

holzköpfchen. (30)
(01.11.11)
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janna (66)
(01.11.11)
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 Fuchsiberlin meinte dazu am 02.11.11:
Holzkoepfchen und janna,

ich danke Euch fuer Euer kritisches Statement, wie dieser Text insbesondere bezueglich seiner Laenge auf Euch als Lesende wirkt.

Aus kreativschutzlosbequemlichen und icke/personality Gruenden lasse ich diesen Text jetzt so stehen.

GlG
Joergg
janna (66) antwortete darauf am 02.11.11:
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