Der dritte Wolf - Teil 3
Kurzgeschichte zum Thema Hunger
von MrDurden
„Guten Tag, Sir. Kann ich Ihnen vielleicht weiterhelfen?“
Skepsis in der Stimme einer jungen Frau ist markanter als ein Schlag ins Gesicht. Sie betrachtet mich wie ein Tier, und ein Tier bin ich auch. Nicht mehr ganz so hungrig, seit ich den Schatz eines sterbenden verhökert habe, doch mindestens genauso verwildert. Die Mitarbeiterin des Kopiergeschäfts im Herzen Detroits starrt mich an, als sei gerade ein Wolf durch die Ladentür spaziert. Und vielleicht ist genau das der Fall. Ungeduldig und beschämt lege ich ihr die schmutzigen und faltigen 160 Seiten meines Manuskripts vor die Nase und ungläubig führt sie mir ihre Lesekünste vor.
„Der dritte Wolf. Seien Sie mir nicht böse, Sir. Aber was soll ich damit anfangen?“
Das kleine Namensschild an ihrer Brust verrät, dass ihr Name Sandra ist. Also nenne ich sie beim Vornamen und erkläre ihr meine Vorstellungen von einem Erstdruck meines Buches. Der Platinring brachte mir magere 500 Dollar ein. Für einen Seriendruck ist das niemals genug und mit meinem jetzigen Erscheinungsbild kann ich die Hoffnung auf eine Verlagszusage wohl auch in den Wind schießen. Doch es reicht, um mich einige Wochen lang über Wasser zu halten und die losen Skriptseiten binden zu lassen.
„Ich habe mir ein dunkles Hardcover vorgestellt. Mit dem Buchtitel als Relief. Und starkes Papier. Es wird einiges aushalten müssen in der kalten Jahreszeit.“
Ungläubig und mitleidig sieht Sandra in meine müden Augen, bittet mich um einen Augenblick geduld und verschwindet im Hinterzimmer des kleinen Ladens. Vermutlich kommt sie mit dem Geschäftsführer zurück, der mich auffordern wird, zu gehen. Ich kann es ihnen kaum verübeln, den Menschen um mich herum. Ablehnung ist in meinem Fall eine natürliche Reaktion und ich würde genauso handeln. Entmutigt und misstrauisch schnappe ich mir meine Geschichte und stapfe in Richtung Ausgang, als Sandra mich zu sich ruft.
„Sir, ein einzelner Druck ihres Werks wird an ihrer Situation wohl kaum etwas ändern. Aber unser Geschäft steht in Kontakt mit dem Besitzer eines großen Verlags, hier in Detroit. Wenden Sie sich an diese Adresse. Wenn Sie möchten, sage ich Mister Carson gleich bescheid, dass Sie auf dem Weg zu ihm sind. Ich denke, eine kurze Dusche wäre für Sie ebenfalls von Vorteil.“
Keine Skepsis mehr in der Stimme dieser jungen Frau. Sie vertraut mir und ich habe es nicht verdient. Nichts von alledem. Eine Gravur auf der Innenseite des Platinrings hatte den Preis gedrückt. Für Michael. Nur diese zwei Worte, sonst nichts. Ich würde alles tun, um es rückgängig machen zu können. Diesen Mann zu retten und ihn nach Michael zu fragen. Ihn kennenzulernen. Ihn mein Buch lesen zu lassen. Ihn Freund nennen zu dürfen. Doch nichts davon wird jemals geschehen.
„Ich danke Ihnen, Sandra. Werde mich sofort auf den Weg machen.“
Ein Lächeln. Wie lange ist es her, dass irgendjemand mir ein Lächeln schenkte? Sie vertraut mir und ich habe es nicht verdient.
Skepsis in der Stimme einer jungen Frau ist markanter als ein Schlag ins Gesicht. Sie betrachtet mich wie ein Tier, und ein Tier bin ich auch. Nicht mehr ganz so hungrig, seit ich den Schatz eines sterbenden verhökert habe, doch mindestens genauso verwildert. Die Mitarbeiterin des Kopiergeschäfts im Herzen Detroits starrt mich an, als sei gerade ein Wolf durch die Ladentür spaziert. Und vielleicht ist genau das der Fall. Ungeduldig und beschämt lege ich ihr die schmutzigen und faltigen 160 Seiten meines Manuskripts vor die Nase und ungläubig führt sie mir ihre Lesekünste vor.
„Der dritte Wolf. Seien Sie mir nicht böse, Sir. Aber was soll ich damit anfangen?“
Das kleine Namensschild an ihrer Brust verrät, dass ihr Name Sandra ist. Also nenne ich sie beim Vornamen und erkläre ihr meine Vorstellungen von einem Erstdruck meines Buches. Der Platinring brachte mir magere 500 Dollar ein. Für einen Seriendruck ist das niemals genug und mit meinem jetzigen Erscheinungsbild kann ich die Hoffnung auf eine Verlagszusage wohl auch in den Wind schießen. Doch es reicht, um mich einige Wochen lang über Wasser zu halten und die losen Skriptseiten binden zu lassen.
„Ich habe mir ein dunkles Hardcover vorgestellt. Mit dem Buchtitel als Relief. Und starkes Papier. Es wird einiges aushalten müssen in der kalten Jahreszeit.“
Ungläubig und mitleidig sieht Sandra in meine müden Augen, bittet mich um einen Augenblick geduld und verschwindet im Hinterzimmer des kleinen Ladens. Vermutlich kommt sie mit dem Geschäftsführer zurück, der mich auffordern wird, zu gehen. Ich kann es ihnen kaum verübeln, den Menschen um mich herum. Ablehnung ist in meinem Fall eine natürliche Reaktion und ich würde genauso handeln. Entmutigt und misstrauisch schnappe ich mir meine Geschichte und stapfe in Richtung Ausgang, als Sandra mich zu sich ruft.
„Sir, ein einzelner Druck ihres Werks wird an ihrer Situation wohl kaum etwas ändern. Aber unser Geschäft steht in Kontakt mit dem Besitzer eines großen Verlags, hier in Detroit. Wenden Sie sich an diese Adresse. Wenn Sie möchten, sage ich Mister Carson gleich bescheid, dass Sie auf dem Weg zu ihm sind. Ich denke, eine kurze Dusche wäre für Sie ebenfalls von Vorteil.“
Keine Skepsis mehr in der Stimme dieser jungen Frau. Sie vertraut mir und ich habe es nicht verdient. Nichts von alledem. Eine Gravur auf der Innenseite des Platinrings hatte den Preis gedrückt. Für Michael. Nur diese zwei Worte, sonst nichts. Ich würde alles tun, um es rückgängig machen zu können. Diesen Mann zu retten und ihn nach Michael zu fragen. Ihn kennenzulernen. Ihn mein Buch lesen zu lassen. Ihn Freund nennen zu dürfen. Doch nichts davon wird jemals geschehen.
„Ich danke Ihnen, Sandra. Werde mich sofort auf den Weg machen.“
Ein Lächeln. Wie lange ist es her, dass irgendjemand mir ein Lächeln schenkte? Sie vertraut mir und ich habe es nicht verdient.