Das Ablenkungsmanöver

Glosse zum Thema Hunger

von  loslosch

Miserum istuc verbum et pessumum (= pessimum) est "habuisse" et nihil habere (Plautus, ~254 v. Chr. bis ~184 v. Chr.; Rudens - Das Schiffstau). Es ist ein elendiges, verdammtes Wort: gehabt haben und (nun) nichts zu haben.

Plautus wirkt stets erstaunlich frisch, gegenwartsnah. Hier kann man ihm folgen, muss aber nicht. Ein längst verblichener Schulmeister, Jg. 1911, unterbrach einmal den sonst auf Effizienz getrimmten Unterricht und berichtete lebhaft, wortreich von seinen Erinnerungen an die russische Kriegsgefangenschaft, die seinerzeit kaum 15 Jahre zurücklag. Die darbenden Kriegskameraden hätten sich intensiv ausgetauscht über die allerköstlichsten Speisen im Angesicht einer trockenen Brotstulle. Hätten sodann den Verzehr der Notmahlzeit zelebriert, krümelweise das Gebackene aufgenommen, mit Speichel umringt und in der Mundhöhle langsam und genüsslich kreisen und zergehen lassen. Dass man die Prozedur im Verein von Mittel- und Zeigefinger reproduzierbar gestalten kann, davon berichtete er nicht - oder verschwieg es den Zwanzigjährigen.

So wird das Wort des Plautus vom Gehabthaben hintergründig wahr - und zu einem wahrhaft elendigen und verdammten.

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Kommentare zu diesem Text

AronManfeld (43)
(05.12.12)
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 loslosch meinte dazu am 05.12.12:
du legst mir ein vermintes feld.

der pauker war übrigens ein altnazi. in dieser szene zeigte er menschliche züge. der kerl war mir zuwider. dass er in dem monolog soviel sensibilität zeigte, wundert mich heute noch. lo
AronManfeld (43) antwortete darauf am 05.12.12:
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 loslosch schrieb daraufhin am 05.12.12:
den hatte er doch.

was findest du an meinem text so dolle, aron? vermutlich den ausdruck, dessen ich mich befleißigte ...
AronManfeld (43) äußerte darauf am 05.12.12:
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