Dezenter antiker Fluch

Persiflage zum Thema Bewusstsein

von  loslosch

Naviget Anticyram (Horaz, 65 v. Chr. bis 8 v. Chr.; Sermones). Er soll nach Antikyra segeln.

Schimpfworte, gemünzt auf den Geisteszustand des Beleidigungsopfers, gibt es offenbar seit Urzeiten. Im Großraum Koblenz hieß es noch in den 1950er Jahren, wenn jemand etwas aus der Spur geraten schien: Ab mit dir nach Andernach (Anstalt für geistig Behinderte). Oder: Du kommst nach Hadamar. (Dort hatten sich die Nazis einen üblen Ruf erworben.)

Da lobe ich mir die alten Römer: Ab nach Antikyra! Dort beschränkte sich die "Behandlung" von sogenannten Geisteskrankheiten auf den Verzehr eines Sudes von schwarzer Nieswurz (helleborus niger; Christ- oder Schneerose). Ihr wurden nämlich heilende Kräfte gegen Wahnsinn und Epilepsie nachgesagt. In den Gebirgsgegenden von Antikyra am Golf von Korinth soll diese Bodenpflanze sehr verbreitet gewesen sein.

Bei dem Komödiendichter Plautus (~254 v. Chr. bis ~184 v. Chr.) antwortet der Patient seinem Arzt, der ihm ein Gebräu aus Nieswurz verabreichen will: "Neque ego insanio." Aber ich bin doch nicht verrückt.

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Kommentare zu diesem Text


 EkkehartMittelberg (11.10.12)
Ein Philosoph hätte vielleicht für wenige Nachdenkliche dem Beleidiger geantwortet: "Er soll in Rom bleiben."

 loslosch meinte dazu am 11.10.12:
eine riposte über ecken, ekki. t.t. lo

 ViktorVanHynthersin (11.10.12)
Ach, in Antikyra wächst der Pfeffer ) Danke fürs Dazulernendürfen.
Herzliche Grüße
Viktor

 loslosch antwortete darauf am 11.10.12:
ich hab ja doch auch.

mein lat. lieblingsspruch ab sofort: neque ego insanio. lo
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