(R)eingezogen

Gedankengedicht zum Thema Krieg/Krieger

von  Martina

Er würde ziehen müssen, wie so viele vor ihm.
Es war keine Frage von Wollen, er MUSSTE,
wie ebenfalls Millionen vor ihm.
Auch Menschen wie er, mit einem Herz aus Gold, kamen nicht daran vorbei,
denn das Land erwartete, dass man sein Leben einsetzte, jederzeit,
sobald sie mit dem Finger schnippsten.

Reine Verzweiflung machte sich bereit.
Er war kein Typ, der anderen nach dem Leben trachtete,
der einfach Lichter auslöschte, Menschen vernichtete,
mit denen er nie im Leben etwas zu tun hatte,
dessen Familien und Träume er nicht kannte,
dessen Mütter, Ehefrauen, Kinder, Geschwister
daran zerbrechen würden....
Ein Toter zieht viele nach sich, all jene, für die ebenfalls das Leben ohne dieses Menschen
keinen Sinn mehr hatte, die zwar existieren mussten, aber nur noch als lebende Hülle.
Er wollte diese Schuld nicht auf sich laden,
für soviel Leid und Schmerz verantwortlich sein.

In sein altes Leben wollte er zurück,
jeden Tag genießen,
an dem noch kein Blut an seinen Händen klebte
und niemand ihn am anderen Ende der Erde verfluchte,
für das Unglück, welches er über sie gebracht hatte,
und welches über Generationen hinweg, Schatten werfen würde....

Lieber wollte er mit seinen ANGEBLICHEN Feinden
beim Bier sitzen, genütlich plaudern über ihre Kinder,
ihren Alltag, ihr Leben...ihr Probleme.
Wollte ihnen einen Rat geben, sofern er es konnte,
wollte ihr Freund sein....

Und da kommt irgendso eine Macht, ein Land,
eine Politik daher
und verlangt, fraglos zu schießen, alles zu töten,
was diesen Traum wahr werden hätte lassen könnte.
Menschen, die auch nicht kämpfen wollten,
die wie er nicht zum Töten geboren waren.
Menschen, die danach an ihrer Tat zerbrachen.

Und wenn man für das Land nicht siegte, starb man halt als Held,
hatte sich als Opfer zur Verfügung gestellt,
als Zielscheibe, Kanonenfutter....für sein Land!

Aber die Erde war SEIN Land...die ganze Welt!

Jeder Mensch darauf besaß das Potenzial sein bester Kumpel zu werden....

Nichts wollte er sein, weder Verlierer noch Sieger!

Nur Freund!

© M.Brandt


Anmerkung von Martina:

Gerade beim Kaffee geschrieben, während Nachrichten im Hintergrund liefen...im Hintergrund laufen auch all jene, mit schwerem Herzen und Munition bepackt. Aus gegebenen Anlass heute mal ein Text, der nachdenklich stimmen sollte,
der uns die Augen öffnen sollte, für Menschen,
deren Alltag nicht im warmen Büro usw. anfängt....

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Kommentare zu diesem Text


 AZU20 (06.12.12)
Tiefe, stimmige Gedanken. LG

 Martina meinte dazu am 06.12.12:
Danke Armin.....ja, die hatte ich huete Morgen, auch nachdem ein Mailfreund mir sagte, dass er in den Krieg muss.... =((
KoKa (44)
(06.12.12)
Dieser Kommentar ist nur für eingeloggte Benutzer lesbar.

 Martina antwortete darauf am 06.12.12:
Menno, der Fehler schleicht sich immer wieder ein. Danke dir Koka!

 Nachtpoet (30.01.13)
Genau diese Gedanken habe ich bei dem Thema auch immer! Das ist soo toll geschrieben und soo wahr ! Menschen wollen sich gar nicht töten, sie folgen nur falschen Idealen ! "Wenn es zum Maschieren geht, wissen viele nicht, dass der Feind hinter ihnen maschiert" schrieb Brecht einst. Das gilt auch heute noch! Danke für's Lesen! Ralf
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