Teil 2
Roman zum Thema Arbeit und Beruf
von NormanM.
Nervös trat ich morgens dort an. Eine junge hübsche Bewerberin saß bereits im Empfangbereich und wartete ebenso nervös wie ich. Sie war so vertieft in ihren Gedanken, dass sie mich erst bemerkte, als ich grüßte.
„Guten Morgen“, sprach ich. Sie zuckte zusammen.
„Hallo. Hab gar nicht gehört, dass jemand hereingekommen ist“, meinte sie.
Gern hätte ich mich ein wenig mit ihr unterhalten, aber ich war gerade nicht in der Lage, ein einziges Wort herauszubekommen. Ich spürte nur so einen ungeheuren Druck, aber nicht dort wie Sie jetzt vielleicht vermuten, sondern einen psychischen Druck. Es war meine erste Einladung zu einem Vorstellungsgespräch und ich wusste nicht, ob ich woanders noch eine bekommen würde. Es war also zumindest vorläufig meine einzige Chance und ich musste es schaffen. Ich wollte nicht ein Jahr lang nichts tuend zu Hause herum sitzen.
„Frau Weber?“, ertönte eine Stimme von oben. Wir beide sahen auf. Ein Mann sah vom oberen Ende der Treppe herab. Das musste wohl der Personalchef oder Ausbildungsleiter sein. Anscheinend war es ihm zu weit, die Treppe eben herunter zu kommen und die Bewerberin von unten abzuholen. Freundlich sah er auch nicht gerade aus. Das könnte ja heiter werden.
Hastig stand sie auf.
„Viel Glück“, sprach ich ihr hinterher.
„Danke“, gab sie nervös lachend zurück und ging mit schnellen Schritten die Treppe herauf. Der Mann war schon nicht mehr zu sehen.
Obwohl winterliche Temperaturen herrschten und der Empfangsbereich auch nicht richtig beheizt wurde, falls dort überhaupt geheizt wurde, schwitzte ich. Nicht, weil ich so dick angezogen war, sondern weil ich nervös war und Angst hatte. Was sollte ich machen, wenn ich das Gespräch verhauen würde. Natürlich hatte ich mich auf Fragen vorbereitet, die im Gespräch kommen könnten, aber es kommt ja immer anders als man denkt.
Ich war tief in meinen Gedanken versunken, als ich Schritte auf der Treppe hörte. Die andere Bewerberin kam zurück, ich wusste nicht, wie lange ihr Gespräch gedauert hatte. Sie wirkte zufrieden und lachte. Das Gespräch schien bei ihr gut gelaufen zu sein.
„Tschüss und dir auch viel Glück“, verabschiedete sie sich. Ich bedankte mich.
„Herr Meier!“ Der Herr stand wieder oben an der Treppe. Ich erhob mich und ging hinauf, während er schon wieder einige Schritte weiter ging. Er war etwa 35, hatte dunkle Haare, trug eine Brille und war etwa so groß wie ich, vielleicht etwas größer. Kurz vor der Bürotür wartete er dann und reichte mir die Hand. Seinen Namen nannte er aber nicht.
„Dann bitte hier herein.“ Er ging voran, setzte sich und deutete auf den Stuhl gegenüber.
„Setzen Sie sich.“ Ich nahm dankend Platz. Ich hatte damit gerechnete, dass noch wenigstens eine weitere Person mit vor Ort sein würde, aber außer uns befand sich niemand im Raum. Als könnte er meine Gedanken lesen, nahm er kurz Stellung.
„Normalerweise würden hier noch die Personalleitung und der Betriebsrat sitzen, allerdings sind die Parteien heute verhindert, so dass nur ich die Gespräche führe.“
„Sie haben sich ja als Azubi zum Industriekaufmann beworben“, begann er dann das Gespräch. „Warum haben Sie sich für diesen Beruf entschieden.“
Ich nannte ihm meine Gründe, die nur halb der Wahrheit entsprachen. Aber dass ich es letztendlich nur machte, weil ich keinen Studienplatz bekommen hatte, erzählte ich natürlich nicht. Ich war sehr aufgeregt, während ich redete, was auch mein Gesprächspartner, dessen Namen ich immer noch nicht kannte, merkte.
„Ruhig bleiben, es ist nur ein Gespräch“, meinte er zu mir.
„Ich weiß, tut mir leid. Es ist mein erstes Vorstellungsgespräch, ich bin daher nervös“, entschuldigte ich mich. Nun lachte er zum ersten Mal, nicht etwa über mich, sondern es war ein freundliches Lachen. Von da an blieb sein Blick auch freundlicher.
Das war auch die einzige Frage, die mir während des Gesprächs gestellt wurde, während des restlichen Gesprächs redete er nur. Er erzählte, wie hoch das Ausbildungsgehalt ist und wo sich die Berufsschule befindet, welche Abteilungen ich durchlaufen würde.
Daheim musste ich erst einmal alles erzählen. Ich konnte nicht sagen, wie mein Eindruck war, seltsam war es schon, dass nur eine Frage gestellt wurde, ich ging eher von einer Absage aus. Thorsten, mein Nachbar, sagte mir, dass er vielleicht etwas herauskriegen könne. Einer seiner Kollegen sei der Neffe eines Betriebsratmitglieds. Vielleicht würde dieser ja etwas sagen, auch wenn er es nicht darf.
Innerhalb der nächsten Tage trafen die Absagen zu den restlichen Bewerbungen ein. Letztendlich stand immer dasselbe drin. Wie bedauerlich es doch sei, mir absagen zu müssen, dass die Entscheidung wirklich nicht leicht gefallen sei. Klar. Und man wünsche mir sehr, dass ich einen Ausbildungsplatz finde. Ich verlor den Mut. Inzwischen begann ich mich um ein Jahrespraktikum zu bemühen. Zwar würde ich da kein Geld verdienen, aber vielleicht würde ich ja im nächsten Jahr schon einen Studienplatz bekommen. Ständig fragten Verwandte nach, ob ich denn jetzt eine Lehrstelle habe. Nein, ich hatte noch keine. Und ich hatte inzwischen keine Lust mehr, darauf zu antworten.
Eine Woche später teilte mir Thorsten die gute Nachricht mit, dass ich die Stelle kriegen werde. Er hatte bei seinem Kollegen ein gutes Wort für mich eingelegt, der dann wiederum bei seinem Onkel im Betriebsrat ein gutes Wort für mich eingelegt hatte, damit dieser sich für mich einsetzt. Und es hatte geklappt.
Außer mir vor Freude erzählte ich es meinen Eltern, woraufhin meine Mutter mir erst einmal um den Hals fiel. Ich war nicht nur um mich froh, sondern auch um meine Eltern, da diese sich nun keine Sorgen mehr machen mussten.
Zwei Wochen später erhielt ich einen Brief von der CDTS. Das musste die Zusage sein. Obwohl ich ja schon wusste, was drin stand, riss ich ihn hastig auf, um die gute Nachricht nun auch schriftlich zu erfahren.
„Sehr geehrter Herr Meier,
vielen Dank für das am … geführte Gespräch. Gerne laden wir Sie hiermit zu einem weiteren Vorstellungsgespräch ein…()“
„HÄH? WAT SOLL DAT DENN JETZ?“, rief ich laut außer mir vor Wut her. Sofort klingelte ich bei Thorsten, der auch direkt öffnete. Ich hielt ihm den Brief vor die Nase.
„Oh“, meinte er ganz überrascht.
„Du hast mir doch gesagt, ich kriege die Stelle.“
„Ja, so wurde es mir auch gesagt.“
„Weißt du irgendetwas?“
„Nein.“
„Ob du was weißt?“, fragte ich lauter, da ich ihm irgendwie nicht wirklich glaubte.
„Nein, wirklich nicht. Ich habe danach auch nichts gehört. Ich frage meinen Kollegen noch mal.“
„Wenn ich die Stelle doch nicht kriege, dann zahlst du mir die Bier, die ich dir ausgegeben habe, zurück.“
Als Danke Schön, dass er sich für mich eingesetzt hatte, hatte ich ihm einen ausgegeben und noch eine Schachtel Pralinen geschenkt.
Zwei Tage später kam Thorsten bei mir vorbei. Er hatte inzwischen Näheres erfahren. Er erklärte, dass eigentlich vorgesehen war, zwei kaufmännische Azubis einzustellen. Es wurde aber entschieden, drei einzustellen, der dritte Auszubildende, bei dem es sich um mich handelte, sollte allerdings über den Arbeitgeberverband eingestellt werden, würde aber natürlich genauso ausgebildet werden die anderen. In dem folgenden Gespräch wolle sich nur jemand vom Arbeitgeberverband mit mir unterhalten. Ich hätte aber nichts zu befürchten, es sei nur reine Formalität. Ich war also wieder beruhigt.
„Guten Morgen“, sprach ich. Sie zuckte zusammen.
„Hallo. Hab gar nicht gehört, dass jemand hereingekommen ist“, meinte sie.
Gern hätte ich mich ein wenig mit ihr unterhalten, aber ich war gerade nicht in der Lage, ein einziges Wort herauszubekommen. Ich spürte nur so einen ungeheuren Druck, aber nicht dort wie Sie jetzt vielleicht vermuten, sondern einen psychischen Druck. Es war meine erste Einladung zu einem Vorstellungsgespräch und ich wusste nicht, ob ich woanders noch eine bekommen würde. Es war also zumindest vorläufig meine einzige Chance und ich musste es schaffen. Ich wollte nicht ein Jahr lang nichts tuend zu Hause herum sitzen.
„Frau Weber?“, ertönte eine Stimme von oben. Wir beide sahen auf. Ein Mann sah vom oberen Ende der Treppe herab. Das musste wohl der Personalchef oder Ausbildungsleiter sein. Anscheinend war es ihm zu weit, die Treppe eben herunter zu kommen und die Bewerberin von unten abzuholen. Freundlich sah er auch nicht gerade aus. Das könnte ja heiter werden.
Hastig stand sie auf.
„Viel Glück“, sprach ich ihr hinterher.
„Danke“, gab sie nervös lachend zurück und ging mit schnellen Schritten die Treppe herauf. Der Mann war schon nicht mehr zu sehen.
Obwohl winterliche Temperaturen herrschten und der Empfangsbereich auch nicht richtig beheizt wurde, falls dort überhaupt geheizt wurde, schwitzte ich. Nicht, weil ich so dick angezogen war, sondern weil ich nervös war und Angst hatte. Was sollte ich machen, wenn ich das Gespräch verhauen würde. Natürlich hatte ich mich auf Fragen vorbereitet, die im Gespräch kommen könnten, aber es kommt ja immer anders als man denkt.
Ich war tief in meinen Gedanken versunken, als ich Schritte auf der Treppe hörte. Die andere Bewerberin kam zurück, ich wusste nicht, wie lange ihr Gespräch gedauert hatte. Sie wirkte zufrieden und lachte. Das Gespräch schien bei ihr gut gelaufen zu sein.
„Tschüss und dir auch viel Glück“, verabschiedete sie sich. Ich bedankte mich.
„Herr Meier!“ Der Herr stand wieder oben an der Treppe. Ich erhob mich und ging hinauf, während er schon wieder einige Schritte weiter ging. Er war etwa 35, hatte dunkle Haare, trug eine Brille und war etwa so groß wie ich, vielleicht etwas größer. Kurz vor der Bürotür wartete er dann und reichte mir die Hand. Seinen Namen nannte er aber nicht.
„Dann bitte hier herein.“ Er ging voran, setzte sich und deutete auf den Stuhl gegenüber.
„Setzen Sie sich.“ Ich nahm dankend Platz. Ich hatte damit gerechnete, dass noch wenigstens eine weitere Person mit vor Ort sein würde, aber außer uns befand sich niemand im Raum. Als könnte er meine Gedanken lesen, nahm er kurz Stellung.
„Normalerweise würden hier noch die Personalleitung und der Betriebsrat sitzen, allerdings sind die Parteien heute verhindert, so dass nur ich die Gespräche führe.“
„Sie haben sich ja als Azubi zum Industriekaufmann beworben“, begann er dann das Gespräch. „Warum haben Sie sich für diesen Beruf entschieden.“
Ich nannte ihm meine Gründe, die nur halb der Wahrheit entsprachen. Aber dass ich es letztendlich nur machte, weil ich keinen Studienplatz bekommen hatte, erzählte ich natürlich nicht. Ich war sehr aufgeregt, während ich redete, was auch mein Gesprächspartner, dessen Namen ich immer noch nicht kannte, merkte.
„Ruhig bleiben, es ist nur ein Gespräch“, meinte er zu mir.
„Ich weiß, tut mir leid. Es ist mein erstes Vorstellungsgespräch, ich bin daher nervös“, entschuldigte ich mich. Nun lachte er zum ersten Mal, nicht etwa über mich, sondern es war ein freundliches Lachen. Von da an blieb sein Blick auch freundlicher.
Das war auch die einzige Frage, die mir während des Gesprächs gestellt wurde, während des restlichen Gesprächs redete er nur. Er erzählte, wie hoch das Ausbildungsgehalt ist und wo sich die Berufsschule befindet, welche Abteilungen ich durchlaufen würde.
Daheim musste ich erst einmal alles erzählen. Ich konnte nicht sagen, wie mein Eindruck war, seltsam war es schon, dass nur eine Frage gestellt wurde, ich ging eher von einer Absage aus. Thorsten, mein Nachbar, sagte mir, dass er vielleicht etwas herauskriegen könne. Einer seiner Kollegen sei der Neffe eines Betriebsratmitglieds. Vielleicht würde dieser ja etwas sagen, auch wenn er es nicht darf.
Innerhalb der nächsten Tage trafen die Absagen zu den restlichen Bewerbungen ein. Letztendlich stand immer dasselbe drin. Wie bedauerlich es doch sei, mir absagen zu müssen, dass die Entscheidung wirklich nicht leicht gefallen sei. Klar. Und man wünsche mir sehr, dass ich einen Ausbildungsplatz finde. Ich verlor den Mut. Inzwischen begann ich mich um ein Jahrespraktikum zu bemühen. Zwar würde ich da kein Geld verdienen, aber vielleicht würde ich ja im nächsten Jahr schon einen Studienplatz bekommen. Ständig fragten Verwandte nach, ob ich denn jetzt eine Lehrstelle habe. Nein, ich hatte noch keine. Und ich hatte inzwischen keine Lust mehr, darauf zu antworten.
Eine Woche später teilte mir Thorsten die gute Nachricht mit, dass ich die Stelle kriegen werde. Er hatte bei seinem Kollegen ein gutes Wort für mich eingelegt, der dann wiederum bei seinem Onkel im Betriebsrat ein gutes Wort für mich eingelegt hatte, damit dieser sich für mich einsetzt. Und es hatte geklappt.
Außer mir vor Freude erzählte ich es meinen Eltern, woraufhin meine Mutter mir erst einmal um den Hals fiel. Ich war nicht nur um mich froh, sondern auch um meine Eltern, da diese sich nun keine Sorgen mehr machen mussten.
Zwei Wochen später erhielt ich einen Brief von der CDTS. Das musste die Zusage sein. Obwohl ich ja schon wusste, was drin stand, riss ich ihn hastig auf, um die gute Nachricht nun auch schriftlich zu erfahren.
„Sehr geehrter Herr Meier,
vielen Dank für das am … geführte Gespräch. Gerne laden wir Sie hiermit zu einem weiteren Vorstellungsgespräch ein…()“
„HÄH? WAT SOLL DAT DENN JETZ?“, rief ich laut außer mir vor Wut her. Sofort klingelte ich bei Thorsten, der auch direkt öffnete. Ich hielt ihm den Brief vor die Nase.
„Oh“, meinte er ganz überrascht.
„Du hast mir doch gesagt, ich kriege die Stelle.“
„Ja, so wurde es mir auch gesagt.“
„Weißt du irgendetwas?“
„Nein.“
„Ob du was weißt?“, fragte ich lauter, da ich ihm irgendwie nicht wirklich glaubte.
„Nein, wirklich nicht. Ich habe danach auch nichts gehört. Ich frage meinen Kollegen noch mal.“
„Wenn ich die Stelle doch nicht kriege, dann zahlst du mir die Bier, die ich dir ausgegeben habe, zurück.“
Als Danke Schön, dass er sich für mich eingesetzt hatte, hatte ich ihm einen ausgegeben und noch eine Schachtel Pralinen geschenkt.
Zwei Tage später kam Thorsten bei mir vorbei. Er hatte inzwischen Näheres erfahren. Er erklärte, dass eigentlich vorgesehen war, zwei kaufmännische Azubis einzustellen. Es wurde aber entschieden, drei einzustellen, der dritte Auszubildende, bei dem es sich um mich handelte, sollte allerdings über den Arbeitgeberverband eingestellt werden, würde aber natürlich genauso ausgebildet werden die anderen. In dem folgenden Gespräch wolle sich nur jemand vom Arbeitgeberverband mit mir unterhalten. Ich hätte aber nichts zu befürchten, es sei nur reine Formalität. Ich war also wieder beruhigt.