Teil 4
Roman zum Thema Arbeit und Beruf
von NormanM.
Da war ich erst einmal still. Ich war angenommen? Ich lass das Schreiben nochmals. Auch der Vertrag war beigefügt. Mir fiel ein Stein vom Herzen, trotzdem benötigte ich noch einige Sekunden, um es erst einmal zu realisieren, dann konnte ich mich endlich freuen.
„JAA“, rief ich laut aus und schlug mit mir selbst ein. Das muss gefeiert werden, dachte ich. Heute Abend erst mal einen saufen. Ach was, jetzt schon. Ich nahm mir von meinem Vater eine Flasche Bier und öffnete sie direkt. Scheiß egal, wenn meine Eltern mich so sehen.
Zuerst kam meine Mutter nach Hause. Ich hatte inzwischen schon die zweite Flasche geöffnet und saß ganz entspannt im Wohnzimmer.
„ Mahlzeit“, sagte ich einfach nur.
„Was ist denn hier los? Fängst du hier jetzt schon mitten am Tag an zu trinken?“
„Ist doch nur ausnahmsweise. Heute gibt es Grund dazu.“ Ich zeigte ihr den Ausbildungsvertrag. Da war die Freude groß, auch als mein Vater nach Hause kam. Zur Feier des Tages wurde eine Flasche Sekt geöffnet und abends gingen wir Pizza essen. Ursprünglich hatte ich es geplant, wieder in den Wald zu gehen und mit meinen Leuten einen trinken, aber die sah ich ja noch oft genug.
***
„Wo waren wir stehen geblieben“, fragt er dann.
„Dass nichts über eine Tasse Kaffee gehe“, antworte ich.
„Das meinte ich nicht. Ich meine davor.“
Ich muss überlegen, heute bin ich nicht so ganz mit meinen Gedanken bei der Sache. Eigentlich höre ich ihm auch sonst nicht richtig zu, das heißt, ich höre zwar zu, aber es geht bei mir nur am anderen Ohr wieder raus und vergesse kurz darauf wieder, was er gesagt hat. Heute ist es ganz extrem. Es tut mir auch irgendwie immer leid, ich mache es nicht aus Boshaftigkeit, aber es interessiert mich einfach nicht, was er sagt. Es ist für mich einfach nur Zeitverschwendung mit ihm. Ich bin immer froh, wenn er wieder weg ist. Das einzige Positive an ihm ist, dass er nie lange bleibt und ich mich darauf verlassen kann, dass er auch wirklich dann geht, wenn er sagt, dass er geht. Im Gegensatz zu anderen wird man ihn auch immer wieder los. Nett ist er auch, aber er liegt einfach nicht auf meiner Wellenlänge. Und ich kann ihn nie lange um mich herum haben. Aber ich bringe es auch nicht übers Herz, es ihm zu sagen.
***
Die Ausbildung begann am 1. September 1998 in der Firma. Die Berufschule startete schon einen Monat eher.
Ich kam mir in der Berufschulklasse schon etwas blöd vor, denn wenn ich mir meine Mitschüler ansah, schien ich der Älteste der Klasse zu sein. Ich war gerade 22 geworden, eigentlich auch recht spät, um eine Ausbildung zu beginnen. Ich war mit sieben Jahren eingeschult worden, in die neunte Klasse durfte ich wiederholen, da ich in der Zeit mit allen möglichen Sachen beschäftigt war, nur nicht mit der Schule. Nach dem Abitur kam dann noch ein Jahr Zivildienst hinzu und schon hatte ich die 22 erreicht. Obwohl ich ja eigentlich nur ein Jahr verschenkt hatte, vom Geburtsmonat abhängig werden manche Kinder eben mit sieben Jahren eingeschult und nicht mit sechs. Und Zivildienst oder Wehrdienst müssen ja alle Männer leisten, sofern sie nicht ausgemustert werden. Vielleicht hatten die anderen in meiner Klasse auch die Schule nicht bis zum Abitur besucht, aber trotzdem fand ich es immer blöd, der Älteste zu sein.
Wie die Vorstellungsrunde, die wir in der ersten Stunde machten, bestätigte, waren die meisten aus der Klasse 19, einige waren 18, einige auch 20, aber außer mir war niemand älter als 20.
Diese Vorstellungsrunde durften wir bei jedem Lehrer wiederholen. Beim dritten Mal begann es mich zu nerven. Jedes Mal mussten wir dasselbe erzählen: Wie alt wir sind, was wir vorher gemacht haben, bei welchem Unternehmen wir die Ausbildung machen wollen und was für Erwartungen wir an die Ausbildung haben.
Am ersten Tag hatten je eine Doppelstunde Wirtschaftsinformatik, Rechnungswesen und Deutsch. Deutsch und Rechnungswesen hatten wir bei derselben Lehrerin. Rechnungswesen war definitiv nicht mein Fach, vielleicht war es das doch, aber die Lehrerin war schrecklich. Den Unterricht zog sie so monoton und trocken durch, es fiel mir schwer, aufzupassen. Ich hoffte, dass sie den Deutschunterricht besser gestalten würde. Allerdings war ihr Buch noch nicht da, wie sie sagte, so dass sie dann stattdessen noch eine schöne Doppelstunde Rechnungswesen mit uns machte. Auch in der folgenden Deutschstunde war ihr Buch noch nicht da und auch nicht in der übernächsten Stunde. Und jedes Mal hatten wir stattdessen Rechnungswesen. Es fiel mir wirklich schwer zu glauben, dass sie drei Wochen auf das Deutschbuch warten musste und ohne dieses nicht dazu in der Lage war, das Fach zu unterrichten. Meiner Meinung nach war sie einfach süchtig nach Rechnungswesen und wollte eben nichts anderes unterrichten. Rechnungswesen, ich konnte das Wort nicht mehr hören.
Am 1. September hatte ich schließlich meinen ersten Arbeitstag. Ich begann meine Ausbildung in der Abteilung Einkauf, wo ich die folgenden drei Monate verbleiben sollte.
Dort fühlte ich mich wohl. Die beiden Mitarbeiter, in deren Büro ich saß, waren sehr freundlich und witzig. Auch der Gruppenleiter war sehr sympathisch. Die Mitarbeiter zeigten und erklärten mir alles sehr systematisch. Auf meine Fragen wurde immer ausführlich eingegangen. Die Arbeit machte mir großen Spaß. An das Tragen von normaler und ordentlicher Kleidung gewöhnte ich mich auch und mit meinen kurzen Haaren hatte ich mich inzwischen richtig angefreundet, ich verspürte gar kein Bedürfnis mehr, sie wieder lang wachsen zu lassen.
Nach drei Monaten wechselte ich die Abteilung. Ich befand mich zwar noch immer im Einkauf, aber nun im chemischen Einkauf, wo ich mit anderen Mitarbeitern zu tun hatte. Die erste Aufgabe, die mir die Dame dort gab, war eine Kopie zu machen. Von einer Seite. Dann zeigte sie mir ein Fax, das sie am vergangenen Arbeitstag herausgeschickt hatte. Ich sollte die Faxnummer, die auf dem Sendebericht stand mit der Faxnummer vergleichen, die auf dem Schreiben stand. Ich wusste nicht, wieso sie mich dafür brauchte. Ihr Kollege kam kurz darauf. Ich hoffte, dass er mir mal etwas zeigte oder über die Arbeit erklärte. Doch er gab mir auch erst mal etwas zum Kopieren. Auf den Dokumenten hatte er jeweils drauf geschrieben, wie viele Kopien er jeweils braucht.
„Ich habe hier eine Mappe“, zeigte er mir. „Diese lege ich dann immer auf ihren Schreibtisch. Wenn Sie dann morgens kommen, finden Sie darin immer Dokumente, die Sie für mich kopieren.“
Na toll, soll ich jetzt hier den ganzen Tag nur Kopien machen, dachte ich nur. Aber ich sagte nichts. Schließlich kam der Gruppenleiter. Er wirkte wie der andere Einkaufsleiter sehr nett. Allerdings war es der totale Hektiker.
„Sie sollen nicht einfach nur kopieren, Sie sollen sehen, was Sie da kopieren“, sagte er immer. Ich sah mir die Dokumente auch an, dabei handelte es sich z. B. um Verträge. Nur nützte mir das Ansehen nichts, wenn ich den Hintergrund nicht kannte. Sinnvoller hätte ich es gefunden, wenn er mir dazu vorher etwas gesagt hätte. Ich fragte natürlich danach, es war ja nicht so, dass ich nicht interessiert war, nur hatte er ja nie Zeit, etwas zu erklären. Manchmal fing er zwar an, aber brach dann mitten im Satz ab und meinte nur: „Müssen Se sich einfach mal ansehen.“
In dieser Abteilung gefiel es mir gar nicht. Unterhalten konnte man sich auch mit niemand. Die Kollegin sagte sowieso nichts den ganzen Tag über – außer: „Können Sie das mal kopieren?“ Und der andere Kollege erzählte auch nicht besonders viel. Er kam aus dem Ruhrgebiet, manchmal ließ er, wenn er telefonierte den Dialekt richtig durch, das konnte manchmal ganz witzig sein. Aber ansonsten NICHTS. Mein Lerneffekt war Null. Irgendwann gab ich auf Fragen zu stellen, Zeit nahm sich keiner, dort herrschte nur Hektik. Aber wenigstens erging es nicht nur mir so, wie ich von anderen Azubis und ehemaligen Auszubildenden erfuhr, war es ihnen dort ähnlich ergangen. Freiwillig wollte dort niemand arbeiten. Mein Problem war nur: Was schreibe ich in mein Berichtsheft? Ich konnte ja schlecht rein schreiben, dass ich nur Kopien gemacht hatte. Über meine Tätigkeiten in der anderen Einkaufsabteilung konnte ich eine Menge schreiben, aber über diese Abteilung? Aus den knappen und dürftigen Informationen, die ich von den Mitarbeitern und dem Gruppenleiter, bekommen konnte, gelang es mir schließlich, doch noch etwas aus den Fingern zu saugen und das Berichtsheft damit zu befüllen, damit ich es meinem Ausbilder vorlegen konnte.
Nachdem er fast zwei Monate gebraucht hatte, um es zu kontrollieren, bekam ich es zurück mit der Aufforderung, alles noch mal zu überarbeiten. Die Informationen dort seien nicht ausreichend genug.
„Sie müssen immer daran denken, je mehr Informationen im Berichtsheft stehen, desto weniger überraschende Fragen kommen bei der mündlichen Prüfung vor“, sagte er. Damit hatte er schon Recht, aber ich wusste nur nicht, wie ich die Leute in der Abteilung dazu bringen sollte, mir mehr zu erzählen.
„JAA“, rief ich laut aus und schlug mit mir selbst ein. Das muss gefeiert werden, dachte ich. Heute Abend erst mal einen saufen. Ach was, jetzt schon. Ich nahm mir von meinem Vater eine Flasche Bier und öffnete sie direkt. Scheiß egal, wenn meine Eltern mich so sehen.
Zuerst kam meine Mutter nach Hause. Ich hatte inzwischen schon die zweite Flasche geöffnet und saß ganz entspannt im Wohnzimmer.
„ Mahlzeit“, sagte ich einfach nur.
„Was ist denn hier los? Fängst du hier jetzt schon mitten am Tag an zu trinken?“
„Ist doch nur ausnahmsweise. Heute gibt es Grund dazu.“ Ich zeigte ihr den Ausbildungsvertrag. Da war die Freude groß, auch als mein Vater nach Hause kam. Zur Feier des Tages wurde eine Flasche Sekt geöffnet und abends gingen wir Pizza essen. Ursprünglich hatte ich es geplant, wieder in den Wald zu gehen und mit meinen Leuten einen trinken, aber die sah ich ja noch oft genug.
***
„Wo waren wir stehen geblieben“, fragt er dann.
„Dass nichts über eine Tasse Kaffee gehe“, antworte ich.
„Das meinte ich nicht. Ich meine davor.“
Ich muss überlegen, heute bin ich nicht so ganz mit meinen Gedanken bei der Sache. Eigentlich höre ich ihm auch sonst nicht richtig zu, das heißt, ich höre zwar zu, aber es geht bei mir nur am anderen Ohr wieder raus und vergesse kurz darauf wieder, was er gesagt hat. Heute ist es ganz extrem. Es tut mir auch irgendwie immer leid, ich mache es nicht aus Boshaftigkeit, aber es interessiert mich einfach nicht, was er sagt. Es ist für mich einfach nur Zeitverschwendung mit ihm. Ich bin immer froh, wenn er wieder weg ist. Das einzige Positive an ihm ist, dass er nie lange bleibt und ich mich darauf verlassen kann, dass er auch wirklich dann geht, wenn er sagt, dass er geht. Im Gegensatz zu anderen wird man ihn auch immer wieder los. Nett ist er auch, aber er liegt einfach nicht auf meiner Wellenlänge. Und ich kann ihn nie lange um mich herum haben. Aber ich bringe es auch nicht übers Herz, es ihm zu sagen.
***
Die Ausbildung begann am 1. September 1998 in der Firma. Die Berufschule startete schon einen Monat eher.
Ich kam mir in der Berufschulklasse schon etwas blöd vor, denn wenn ich mir meine Mitschüler ansah, schien ich der Älteste der Klasse zu sein. Ich war gerade 22 geworden, eigentlich auch recht spät, um eine Ausbildung zu beginnen. Ich war mit sieben Jahren eingeschult worden, in die neunte Klasse durfte ich wiederholen, da ich in der Zeit mit allen möglichen Sachen beschäftigt war, nur nicht mit der Schule. Nach dem Abitur kam dann noch ein Jahr Zivildienst hinzu und schon hatte ich die 22 erreicht. Obwohl ich ja eigentlich nur ein Jahr verschenkt hatte, vom Geburtsmonat abhängig werden manche Kinder eben mit sieben Jahren eingeschult und nicht mit sechs. Und Zivildienst oder Wehrdienst müssen ja alle Männer leisten, sofern sie nicht ausgemustert werden. Vielleicht hatten die anderen in meiner Klasse auch die Schule nicht bis zum Abitur besucht, aber trotzdem fand ich es immer blöd, der Älteste zu sein.
Wie die Vorstellungsrunde, die wir in der ersten Stunde machten, bestätigte, waren die meisten aus der Klasse 19, einige waren 18, einige auch 20, aber außer mir war niemand älter als 20.
Diese Vorstellungsrunde durften wir bei jedem Lehrer wiederholen. Beim dritten Mal begann es mich zu nerven. Jedes Mal mussten wir dasselbe erzählen: Wie alt wir sind, was wir vorher gemacht haben, bei welchem Unternehmen wir die Ausbildung machen wollen und was für Erwartungen wir an die Ausbildung haben.
Am ersten Tag hatten je eine Doppelstunde Wirtschaftsinformatik, Rechnungswesen und Deutsch. Deutsch und Rechnungswesen hatten wir bei derselben Lehrerin. Rechnungswesen war definitiv nicht mein Fach, vielleicht war es das doch, aber die Lehrerin war schrecklich. Den Unterricht zog sie so monoton und trocken durch, es fiel mir schwer, aufzupassen. Ich hoffte, dass sie den Deutschunterricht besser gestalten würde. Allerdings war ihr Buch noch nicht da, wie sie sagte, so dass sie dann stattdessen noch eine schöne Doppelstunde Rechnungswesen mit uns machte. Auch in der folgenden Deutschstunde war ihr Buch noch nicht da und auch nicht in der übernächsten Stunde. Und jedes Mal hatten wir stattdessen Rechnungswesen. Es fiel mir wirklich schwer zu glauben, dass sie drei Wochen auf das Deutschbuch warten musste und ohne dieses nicht dazu in der Lage war, das Fach zu unterrichten. Meiner Meinung nach war sie einfach süchtig nach Rechnungswesen und wollte eben nichts anderes unterrichten. Rechnungswesen, ich konnte das Wort nicht mehr hören.
Am 1. September hatte ich schließlich meinen ersten Arbeitstag. Ich begann meine Ausbildung in der Abteilung Einkauf, wo ich die folgenden drei Monate verbleiben sollte.
Dort fühlte ich mich wohl. Die beiden Mitarbeiter, in deren Büro ich saß, waren sehr freundlich und witzig. Auch der Gruppenleiter war sehr sympathisch. Die Mitarbeiter zeigten und erklärten mir alles sehr systematisch. Auf meine Fragen wurde immer ausführlich eingegangen. Die Arbeit machte mir großen Spaß. An das Tragen von normaler und ordentlicher Kleidung gewöhnte ich mich auch und mit meinen kurzen Haaren hatte ich mich inzwischen richtig angefreundet, ich verspürte gar kein Bedürfnis mehr, sie wieder lang wachsen zu lassen.
Nach drei Monaten wechselte ich die Abteilung. Ich befand mich zwar noch immer im Einkauf, aber nun im chemischen Einkauf, wo ich mit anderen Mitarbeitern zu tun hatte. Die erste Aufgabe, die mir die Dame dort gab, war eine Kopie zu machen. Von einer Seite. Dann zeigte sie mir ein Fax, das sie am vergangenen Arbeitstag herausgeschickt hatte. Ich sollte die Faxnummer, die auf dem Sendebericht stand mit der Faxnummer vergleichen, die auf dem Schreiben stand. Ich wusste nicht, wieso sie mich dafür brauchte. Ihr Kollege kam kurz darauf. Ich hoffte, dass er mir mal etwas zeigte oder über die Arbeit erklärte. Doch er gab mir auch erst mal etwas zum Kopieren. Auf den Dokumenten hatte er jeweils drauf geschrieben, wie viele Kopien er jeweils braucht.
„Ich habe hier eine Mappe“, zeigte er mir. „Diese lege ich dann immer auf ihren Schreibtisch. Wenn Sie dann morgens kommen, finden Sie darin immer Dokumente, die Sie für mich kopieren.“
Na toll, soll ich jetzt hier den ganzen Tag nur Kopien machen, dachte ich nur. Aber ich sagte nichts. Schließlich kam der Gruppenleiter. Er wirkte wie der andere Einkaufsleiter sehr nett. Allerdings war es der totale Hektiker.
„Sie sollen nicht einfach nur kopieren, Sie sollen sehen, was Sie da kopieren“, sagte er immer. Ich sah mir die Dokumente auch an, dabei handelte es sich z. B. um Verträge. Nur nützte mir das Ansehen nichts, wenn ich den Hintergrund nicht kannte. Sinnvoller hätte ich es gefunden, wenn er mir dazu vorher etwas gesagt hätte. Ich fragte natürlich danach, es war ja nicht so, dass ich nicht interessiert war, nur hatte er ja nie Zeit, etwas zu erklären. Manchmal fing er zwar an, aber brach dann mitten im Satz ab und meinte nur: „Müssen Se sich einfach mal ansehen.“
In dieser Abteilung gefiel es mir gar nicht. Unterhalten konnte man sich auch mit niemand. Die Kollegin sagte sowieso nichts den ganzen Tag über – außer: „Können Sie das mal kopieren?“ Und der andere Kollege erzählte auch nicht besonders viel. Er kam aus dem Ruhrgebiet, manchmal ließ er, wenn er telefonierte den Dialekt richtig durch, das konnte manchmal ganz witzig sein. Aber ansonsten NICHTS. Mein Lerneffekt war Null. Irgendwann gab ich auf Fragen zu stellen, Zeit nahm sich keiner, dort herrschte nur Hektik. Aber wenigstens erging es nicht nur mir so, wie ich von anderen Azubis und ehemaligen Auszubildenden erfuhr, war es ihnen dort ähnlich ergangen. Freiwillig wollte dort niemand arbeiten. Mein Problem war nur: Was schreibe ich in mein Berichtsheft? Ich konnte ja schlecht rein schreiben, dass ich nur Kopien gemacht hatte. Über meine Tätigkeiten in der anderen Einkaufsabteilung konnte ich eine Menge schreiben, aber über diese Abteilung? Aus den knappen und dürftigen Informationen, die ich von den Mitarbeitern und dem Gruppenleiter, bekommen konnte, gelang es mir schließlich, doch noch etwas aus den Fingern zu saugen und das Berichtsheft damit zu befüllen, damit ich es meinem Ausbilder vorlegen konnte.
Nachdem er fast zwei Monate gebraucht hatte, um es zu kontrollieren, bekam ich es zurück mit der Aufforderung, alles noch mal zu überarbeiten. Die Informationen dort seien nicht ausreichend genug.
„Sie müssen immer daran denken, je mehr Informationen im Berichtsheft stehen, desto weniger überraschende Fragen kommen bei der mündlichen Prüfung vor“, sagte er. Damit hatte er schon Recht, aber ich wusste nur nicht, wie ich die Leute in der Abteilung dazu bringen sollte, mir mehr zu erzählen.