Das etwas andere Vorstellungsgespräch

Kurzprosa zum Thema Arbeit und Beruf

von  NormanM.

Wochenlang hatte ich mich auf dieses Bewerbungsgespräch vorbereitet, schon als ich meine Bewerbung abgeschickt hatte und noch gar nicht wusste, ob ich überhaupt eine Einladung erhalten würde. Aber mir war diese Stelle so wichtig, dass ich mich lieber umsonst vorbereitete als zu wenig. Dieser Herr Meinert, der Personalchef galt als knallhart, er war bekannt dafür, seine Bewerber bis zum Geht nicht Mehr auseinander zu nehmen und nur den allerwenigsten eine Chance zu geben. Doch ich wollte mich der Herausforderung stellen, ich musste es schaffen.
Ich nahm an Retorikkursen teil, machte mir eine Liste mit allen möglichen Fragen, die mir gestellt werden könnten und dachte mir Antworten und Argumente aus, warum ich geeignet für diesen Job war. Ich machte Atemübungen, damit ich nicht zu nervös herüberkam und machte Jogaübungen.
Schließlich kam der große Tag, ich hatte eine Einladung bekommen, dass Herr Meinert mich kennen lernen wollte. Ich war bestens vorbereitet, sollte ich keinen Arbeitsvertrag bekommen, wusste ich, dass ich mir nichts vorwerfen konnte.
Dieser Herr Meinert war ca 45 Jahre alt, wirkte auf dem ersten Blick auf eine gewisse Art nett und gar nicht so schlimm, wie er von anderen immer geschildert wurde, aber schon nach den ersten Sätzen Konversation merkte ich, er war so schlimm, wie von anderen beschrieben. Fragen über Fragen, die wirklich fies waren, folgten und eigentlich gar nichts mit der ausgeschriebenen Stelle zu tun hatten. Egal wie ich argumentierte, er drehte mir jedes Wort im Mund um.
„Nun, welchen Grund sollte ich haben, Sie einzustellen? Ein gutes Gewissen?“, fragte er zum Schluss. „Da Sie sicherlich an einer schnellen Entscheidung interessiert sind, die Antwort lautet „NEIN“, wir haben kein Interesse an Ihnen. Ich wünsche Ihnen einen schönen Tag.“
Für einen Moment war ich fassungslos wegen dieser Worte.
„Ich bin sicher, Sie verstehen das“, fügte er noch hinzu.
Na ja, dachte ich, wenn ich den Job eh nicht kriege, dann könnte ich mich ja nochmal richtig daneben benehmen.
„Ja, aber sicher verstehe ich es. Ich kann ja gut mit so etwas umgehen, ich schon. Aber es gibt ja auch Leute, die mit so etwas nicht so leicht umgehen können, da können Sie froh sein, dass ich nicht so einer bin, nicht wahr? Es ist nicht immer leicht, jemandem so klare Worte sagen zu müssen, oder? Man muss wahrscheinlich immer vorsichtig sein, ich könnte ja so´n Geiseskranker sein, der plötzlich durchdreht und seine Maschinenpistole rausholt. Auf solche Leute muss man vorbereitet sein, da müsste Ihr Pförtner etwas genauer sein und vorher die Taschen kontrollieren“
Herr Meinert und seine Assistenten waren inzwischen kreidebleich.
„Ich hoffe, Sie werden das jetzt mal anordnen. Sie wollen schließlich auch noch etwas länger leben, nicht wahr?“
„Ja ja, natürlich“, antwortete Herr Meinert.
„Sagen Sie mal, wieso sagen Sie mir nicht einfach mal genau, warum ich den Job nicht kriege?“
„Nun ja, eigentlich haben wir ja im Moment keine Stelle frei?“, fasselte er nervös.
„WIESO LADEN SIE MICH DENN DANN ÜBERHAUPT EIN?“

„Ok, ok, mir fällt gerade etwas ein. Ich könnte Ihnen einen SAP-Kurs anbieten, der geht zwei Monate lang. Er kostet zehntausend Euro, die Kosten tragen natürlich wir, ich nenne Ihnen nur die Kosten, damit Sie wissen, dass es ein sehr guter Kurs ist. Und natürlich werden wir Sie in der Zeit auch schon bezahlen, ich denke da an ein Bruttogehalt von 4000 Euro, wenn Sie damit einverstanden sind?“
„Das klingt doch schon mal sehr gut, wie gut, dass wir uns noch ein wenig Zeit genommen haben. Es wäre ja sicherlich ärgerlich sonst gewesen.“

Der Kurs lohnte sich wirklich, ich lernte eine Menge, zum Abschluss bekam ich noch ein Zertifikat, was meine Chancen auf dem Arbeitsmarkt deutlich verbessern würde.
Nach dem letzten Kurstag ging ich zu Herrn Meinert.
„Wissen Sie, Sie hatten recht, irgendwie hätten Sie keinen Vorteil, mich einzustellen. Ich glaub, ich lass es doch besser.“
Nicht nur, dass er nun 10.000 Euro aus dem Fenster geschmissen hatte, er hatte mir auch zwei Gehälter für nichts gezahlt. Bei so einem Arschloch tat es mir kein bisschen leid.

Zwei Wochen später rief mich sein Assistent an, der inzwischen dort gekündigt hatte und in einem anderen Unternehmens selbst Personalchef geworden war. Er hatte gemerkt, dass mein Auftreten nur Show war und war davon so beeindruckt, dass er mir bei sich einen Job anbot.

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Kommentare zu diesem Text

chichi† (80)
(14.06.09)
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 Lala (14.06.09)
Hallo NormanM,

Deine Geschichte überzeugt mich nicht. Eigentlich hast Du alle Zutaten, um eine erfolgreiche Geschichte zu schreiben. Einen Bösen (Meinert), einen Guten (Erzähler) und den klassischen Comeback Kid Plot, der in jedem zweiten Hollywoodfilm erzählt wird: die Vollniete ist, dank irgendetwas ganz, ganz Tollem und Bewunderungswürdigen, am Ende der umjubelte Held und das Kino weint oder lacht vor Glück wahlweise ins Taschentuch oder ins Fäustchen.rnrn Nur, was fehlt bei Deiner kleinen Story, um diesen Taschentuch-Fäustchen-Effekt zu erzielen? Eindeutig ein Held.
Der Erzähler, der Held, droht im Vorstellungsgespräch wie ein wirrer Knallkopf mit Mord und Totschlag, entwickelt so dümmliche Mord- und Rachefantasien, dass es mir beim Lesen schon peinlich wurde. Am Ende bekommt er aber kein buntes Auto mit geräumiger Jacke bestellt, nein, sondern: alles, was er will. Nicht nur das, am Ende darf er dem vermeintlichen Fiesling den Stinkefinger zeigen. Super Sache. rnVielleicht solltest Du einen komplizierteren Plot wählen, weil es Dir immerhin gelungen ist alle Figuren (drei) als charakterlose Kretins darzustellen, die anscheinend allesamt: „Mein Haus, mein Auto, meine Sandburg“ spielen und sich daran ergötzen, sich gegenseitig anzuschmieren. Das eigentliche Vorstellungsgespräch, das den Fiesling Meinert hätte charakterisieren können, ja müssen, dass aber erzählt der Erzähler nicht und deswegen wirkt, sein Aufzählung mit was, und wie er sich auf das Gespräch vorbereitet hätte, auf mich wie billige Schaumschlägerei.

Wenn ich nicht die positiven wie negativen Fähigkeiten des Guten wie des Bösen präsentiert bekomme, wie soll ich Sympathie entwickeln? Der böse Meinert ist fies, weil er am Ende eines Gespräches, was ich nicht kenne, den Bewerber brüsk und mit einem üblen Nachtritt vor die Tür befördern will, der Held wehrt sich, in dem er Drohungen ausstößt, die einem pubertierenden Amokläufer gut zu Gesicht stünden. Meine Meinung? Beide einsperren.rnrnMein Eindruck ist, dass Du eine sehr unausgegorene Geschichte abgeliefert hast. Wenn Du alle beteiligten Personen als mafiöse Gestalten darstellen wolltest, die sich gegenseitig nicht das schwarze unter den Fingernägeln gönnen, ist es mir zu plump, aber wahrscheinlich noch eher zu retten, als wenn Du mit diesem Text versucht haben solltest, Sympathie für Deinen Helden und ein Finale zu bekommen, wo der Leser wie der Held sich daran erfreuen, dass der ausgemachte Bösewicht am Boden liegt. So, wie es hier steht, funktioniert es in keiner Richtung, ist überraschungsarm und unglaubwürdig. Für eine Satire hat es keinen Witz sondern ist verbissen und uncharmant.rnrn Du solltest die Charaktere und den Spannungsbogen noch mal gründlich überdenken.

Gruß

lala

 Omnahmashivaya (16.06.09)
Gesprochen hört sich der Text noch besser an! Danke noch einmal für die tolle Lesung letzen Freitag. LG Sabine
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