Gedanken kreisen auf immer gleichen Bahnen

Erzählung zum Thema Gedanken

von  Seelensprache

Gedanken kreisen auf immer gleichen Bahnen. Wärst du doch hier. Ich sitze mit unruhigen Beinen und schreibe ein paar Worte - ein paar Worte an dich. Gedanken schweifen auf immer gleichen, immer gleichen Bahnen. Ich wollte mich doch konzentrieren. Doch du ziehst an ihnen, wie eine gierige Hand, hast dich fest gekrallt. Und so liegen sie dort, diese unglücklichen Gefährten grübelnder Nächte, liegen dort, neben dir und halten eine Erinnerung fest, einen Duft, eine Berührung, einen süßen, kurzen Augenblick. Ich wollt, ich wär bei dir. Ich weiß dann etwas von einem Glück, weißt du?
Ich kneife meine Augen zusammen - ganz fest, ganz, ganz fest. Ich wünsche mir was, ich wünsch mir was, ich wünsch mir was. Klopf doch noch einmal. Ich liege wach. Ich warte. Ich habe noch einen Duft von dir. Ich will dir aufmachen und dich hereinbitten und so echt, so verletzlich, so brennend und verlangend vor dir stehen, wie es mir nicht anders, nicht besser, nicht richtiger gelingen mag. Es ist still. Tatenlose Gedanken zerreiben mir das Gesicht und rauben meinen Schlaf. Ich sollte etwas tun, machen, mich in meine Angelegenheiten einmischen. Doch nicht jetzt, lieber nicht, wann anders, irgendwann, dann, in Zukunft einmal. Und auf den Gleisen, die in ein Morgen reichen, fahren diese und jene Totgeburten einer ungelebten Zukunft. Und anstatt ihrer Gast zu sein und sie zu meinem Zuhause, einer schönen Gegenwart zu machen, bleibe ich, Wünscher und Denker, auf dem Bahnsteig stehen und bin Wächter ausgekühlter Sehnsüchte. Und ich schaue und führe Schrift über dies "hätte doch" und "wäre schön gewesen", wie es nach einer Weile, blass, schon irgendwo dort in den Zipfeln ferner Baumkronen verweht.
Mit einem schweren Atem kehre ich zurück. Meine Blicke treten nach außen, in ein ödes Hier- und Jetzt. Ich starre in das warme Licht einer alten Lampe und darunter, Tintenflecke unnützer Gedanken.Es ist still. Es ist leer. Ich lehne mich zurück, zereibe mit Händen ein ermüdetes Gesicht und lösche das Licht.

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Kommentare zu diesem Text

AronManfeld (43)
(20.01.13)
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 Seelensprache meinte dazu am 20.01.13:
Hallo Aron,
Danke für deinen Kommentar. Formatiert ist er nun, viel. kürze ich auch noch ein wenig. Dem Lesefluss, da gebe ich dir Recht, wäre es bestimmt zuträglich.
Anne (56)
(20.01.13)
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 Seelensprache antwortete darauf am 20.01.13:
Liebe Anne,
danke auch für deinen Kommentar. Es freut mich, dass der Text dich berührt hat!
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