Meine längste Nacht.

Erzählung zum Thema Unfall

von  franky

Franz Puschnik:

Meine längste Nacht


Wir schrieben den 13. April 1945. Es war am Morgen des Freitags vor dem Palmsonntag. Ich saß auf der linken Seite der drei Stufen, die in unser Haus führten. Das Wetter war unfreundlich, feucht und kalt. Ich trug keine Schuhe, da es die Tage vorher für die Jahreszeit sehr heiß gewesen war. Gerade hatte ich gefrühstückt, Türkensterz (Polenta) und Kaffee. Das Türkenmehl stammte aus Mamas Garten. Wir Kinder waren nicht gerade scharf darauf.
Meine Augen wanderten nach oben zum Waldrand oberhalb des Murtals, der offen und seltsam ruhig in meinem Blickfeld lag. Grüngraue Nebel hingen an den bewaldeten Berghängen. Ich prägte mir alles ganz bewusst ein, als hätte ich schon eine Vorahnung gehabt, was die folgenden Stunden für mein Leben Gravierendes bringen würden.
Herr Pohl, ein volksdeutscher Flüchtling aus dem schon von Tito besetzten Jugoslawien, der mit seiner Frau seit einem Jahr in einer kleinen Kammer in unserem Haus lebte, versuchte, seine zwei Pferde vor einem beladenen Wagen halbwegs zu zügeln. Die Tiere waren sich fremd und nicht gewillt, miteinander das ihnen angehängte Gefährt zu ziehen. Da  setzte  der Mann hemmungslos die Peitsche ein, was die Tiere nur noch scheuer machte. Der Pferdewagen war mit dem spärlichen Hausrat der zwei alten Menschen vollgeladen. Da die Russen nun Jugoslawien wieder befreit hatten, nahm Herr Pohl irrtümlicherweise an, er könnte wieder in seine alte Heimat zurück. Das kam aber dann ganz anders, als er gedacht hatte.
Unterhalb unseres Hauses in dem dichten Fichtenwald hatten ungarische Soldaten auf der Flucht vor den russischen Eroberern einen großen Lagerplatz eingerichtet. In den vergangenen Wochen hatten diese Menschen mit allem Hab und Gut in diesem Wald gelebt, der sie vor den so gefürchteten Tieffliegerangriffen schützte. Da die russische Armee nun schon sehr nahe herangekommen war, nahmen die Flüchtenden einen Weitermarsch vor. Alles, was Räder hatte, wurde mit ihren Habseligkeiten beladen. Ich sah von unserem höher gelegenen Haus aus nur mehr die verlassenen, rauchenden Feuerstellen. Der riesige Tross hatte das Lager schon vor Morgengrauen verlassen. In meinem Kopf ging ein unbändiger Gedanke um: ,Dort findet man bestimmt viel Interessantes. Da will ich unbedingt hin.’ Dafür benutzte ich die Ausrede, meine beiden Schwestern Franziska und Poldi, die sich gerade bereit machten, bei unserem Kreisler (Tante-Emma-Laden) Solat im Schweizerhof einzukaufen, begleiten zu wollen. Die letzten Wochen hatten wir nämlich keinen Unterricht, da das Schulhaus als Unterkunft für das deutsche Militär benutzt wurde. Hier wurden in letzter Minute vor Kriegsende die ältesten und kränksten Männer zum  Kriegführen ausgebildet.
Wir gingen zu dritt das erste Stück des Weges bis zu einem offen stehenden Umzäunungstor. Hier sah ich meine Geschwister zum letzten Mal in meinem Leben. Franziska nahm einen Fichtenzapfen und stellte ihn senkrecht zum Tor: „Wenn wir vor dir hier ankommen“, sagte sie, „lege ich den Zapfen um, damit du nicht unnötig warten musst.“ Als ich mich von meinen Schwestern getrennt hatte, bog ich nach rechts ab und die beiden nach links. Ein Cousin kam ebenfalls des Weges. Wie ich nahm er Kurs auf den verlassenen Lagerplatz. Ein Schulkollege war bei ihm, Hauser Ernst, der zog schon einige Patronen aus seinem Hosensack.
Es überkam mich ein ganz eigenartiges Gefühl von Fieber und freudiger Erwartung, was ich dort alles erleben würde. Der schmale Weg, rechts und links eingeklemmt zwischen Zäunen, packte mich und führte mich unausweichlich in eine ungewisse Zukunft.
Wir gingen kurz vor dem Wald nochmals durch ein Umzäunungstor wie vorher. An der ersten verlassenen Feuerstelle trafen wir auf Plaschko, einen vierzehnjährigen Mitschüler mit Hühnerbrust. Der hatte einen Geburtsfehler, wie man sagte. Sein Kopf saß wie zusammengestaucht zwischen den Schultern auf einem extrem gekrümmten Brustkorb. Plaschko stand vor dieser Feuerstelle und stocherte, tief in Gedanken versunken, mit einem Ast  in der Asche, wo noch ganz unten Glut zum Vorschein kam und wie ein letztes Aufbäumen aufblinkte. Sein jüngerer Bruder lief vorbei. Freudig schwang er einen wunderbar verzierten Säbel. Er machte sich auf den Heimweg. Für ihn hatte sich das kurze Stöbern schon gelohnt; mehr gab es dort nicht zu finden.
Mein Cousin Gernot, Hauser Ernst, Plaschko und ich gingen tiefer in den Wald. Da kam uns eine bekannte Frau mit einem großen Bündel alter Kleider entgegen. Unter anderem hatte sie auch eine Handgranate aufgesammelt. Die nahm Hauser als Ältester von uns dreien ganz selbstverständlich an sich. Ich hätte dieses Ding auch gerne gehabt. , "Na ja" dachte ich, wir  werden schon noch etwas finden.’
Tiefer im Wald hörten wir viele Kinderstimmen, die aufgeregt durcheinander schrieen. Jeder hatte irgendetwas Wertvolles gefunden, das er gegen anderes mit seinen Mitschülern eintauschen wollte. Helli, die Tochter unseres Dorfwirtes, war das einzige Mädchen in diesem Haufen. Ich sah, dass sie einen Stahlhelm in den Händen hielt, und versuchte, ihn ihr zu entwenden, was mir schließlich auch gelang. Ich klemmte ihn fest unter meinen rechten Arm. Helli versuchte, ihr Fundstück zurück zu erobern, sie schaffte es jedoch nicht.
Es war vielleicht eine halbe Stunde vergangen, da kam Plaschko mit einer Schachtel voll Gewehrmunition. Zwischen den Fingern der rechten Hand hielt er zwei Handgranaten eingeklemmt. Ich war neidisch und bot ihm für einige Gewehrpatronen den Stahlhelm an. Wir hockten uns auf den Boden, um den Deal auszuhandeln.
Helli versuchte noch immer, mir von hinten den Helm wegzunehmen. Plaschko hockte halb rechts von mir. Nicht weit entfernt lag links ein Handgranatenkopf ohne Stiel. Ich sah, wie Helli sich bückte, ihn aufhob und an ihr Ohr hielt. Da hörte man so ein Surren; ich hatte es kurz vorher auch festgestellt. Sie warf den Granatenkopf aber wieder von sich, ohne Stiel hatte er keinen Reiz. Plaschko zählte einige Patronen aus seiner Schachtel ab. Die zwei Handgranaten legte er dicht neben sich, damit sie ihm ja keiner stehlen konnte.

Plötzlich war da ein durchdringender, greller Pfeifton, und ich empfand einen unheimlichen, unvorstellbar heftigen Druck auf den Ohren. Dabei konnte ich überhaupt nicht sehen, was unmittelbar neben mir passierte. Vor meinen Augen war es dunkel, meine Ohren schmerzten, und ich bekam keine Luft mehr. Ich riss die Hände vor mein Gesicht. Für einen Moment herrschte ein Vakuum. Dann folgte noch eine zweite Druckwelle, die mich nach hinten warf. In panischer Angst dachte ich: "Jetzt muss ich ersticken." Dann verlor ich für einige Zeit das Bewusstsein.
Als ich wieder erwachte, lag ich auf dem Bauch. Was war passiert? Das musste eine Explosion gewesen sein. Ich hörte, wie die anderen Kinder schreiend fortrannten. Ihre Stimmen wurden immer leiser, und plötzlich war es ganz still.
Im Unterbewusstsein hörte ich ein leises Stöhnen. Das kam wohl von Helli, die musste nahe bei mir am Boden liegen. Auf allen vieren versuchte ich zu flüchten. Ich wollte aufstehen. Warum ging das nicht? Ich betastete mein linkes Bein. Da bekam ich einen weiteren Schock. Das fühlte sich an wie ein Igel. Die Wucht der Explosion hatte die spitzen, dürren Nadeln der Bäume in mein Fleisch gedrückt. Dass mein Fuß über dem Knöchel fast total abgetrennt war und nur mehr an einer Sehne baumelte, wusste ich zu dem Zeitpunkt nicht. Schmerzen spürte ich keine, der Schock hatte alle normalen Empfindungen im Hirn ausgeschaltet.
Vor meinen Augen war es gänzlich dunkel. Es wurde mir nicht bewusst, dass ich das Augenlicht verloren haben könnte. Aber mir kamen plötzlich Bilder in den Sinn - von Phosphor-Brandbomben. Solche Fotos sah man damals täglich in den Zeitungen. Zu Weihnachten hatte ich als Geschenk ein Buch mit solchen Bildern von den Heldentaten der Nazisoldaten geschenkt bekommen. Dort sah man in den schönsten Farben, wie Bomben in ein Spital einschlugen und die verwundeten Menschen schließlich verbrannten. Voller Angst begann ich mein Sakko auszuziehen, damit ich es etwas leichter hatte, und immer wieder versuchte ich aufzustehen, um wegzulaufen, fiel aber jedes Mal mit voller Wucht wieder auf den Waldboden nieder. Ich wollte fliehen. Auf allen vieren versuchte ich mich weiterzubewegen. kam aber kaum von der Stelle.
Ein Gefühl von unaussprechlicher Angst erfüllte mich: "Muss ich jetzt sterben?" Wie lange wird es noch dauern? So lange, bis das Feuer mein Herz erreicht hat? Ich will aber noch nicht sterben! Wer straft mich derartig? Habe ich etwas Schlimmes getan?’ Ich wehrte mich mit allen Kräften meiner Psyche. Plötzlich aber überkam mich ein wohliges Gefühl. Auf einmal war ich bereit zu sterben. "Jetzt kommt Gott mich holen, mein Leben ist hier in einigen Minuten zu Ende.’ In mir wehrte sich nichts mehr, ich war bereit, mein Leben als Kind auf dem dunklen Waldboden zu beenden. Mein Körper war durch die immense Wucht der Explosionen - vier Handgranaten waren es gewesen, wie ich später erfuhr - voll mit Walderde bedeckt. Die Granatsplitter und die Holzstücke waren tief in mein Fleisch hineingepresst worden. Ich fühlte aber immer noch keinen Schmerz.
Wie lange ich mich im Dreck wälzte und schließlich liegen blieb, weiß ich nicht. Meine Kräfte gingen zu Ende. Plötzlich näherten sich Stimmen. Ich konnte einige vom Klang her erkennen, den Lehrer Schmid und den Gutsverwalter Pirka. , Die kommen alle und wollen nachsehen, was da passiert ist", dachte ich. Meine Geschwister waren sicher schon längst zu Hause. Als eine Folge von heftigen Explosionen durch das Tal donnerte, hatten sie sicher nichts Besonderes dabei gedacht, weil man so etwas in diesen Tagen oft an allen Ecken und Enden hörte. Erst viel später konnten sie die Knallerei mit mir in Verbindung bringen.

Ich hörte die Stimme der Rotkreuzschwester Kos in meiner Nähe, sie legte eine Decke über meinen Körper. Dann hörte ich Windischmutter, eine Großtante, die nicht weit von dem Unglücksort entfernt an der Straße wohnte, näher kommen. Sie sprach mich weinend an: „Franzi, was ist passiert? Möchtest du etwas?“ Ich sagte: „Ich habe Durst.“ Sie ging weg und kam nach langer Zeit mit einer blauen Blechschale Wasser wieder. Ich kannte das Geschirr von meinen fast täglichen Besuchen bei ihr. Ein Mann brach einen Ast ab und legte ihn als Schiene an mein linkes Bein. Dann wurde es verbunden. Als sie unten zu dem lose baumelnden Fuß kamen, sagte eine Stimme: „Den können wir gleich abreißen“. Ich schrie laut: „Nein! Nicht abreißen“! Die Herumstehenden hatten wohl geglaubt, ich wäre wieder bewusstlos geworden. und schienen jetzt überrascht und schockiert über mein Schreien.  Ich hatte aber sämtliche Gespräche mitverfolgen können.
Eine Frau, deren Namen ich jetzt nicht mehr weiß, rief die weite Strecke zu unserem Haus am Waldrand hinauf: „Frau Puschnik!“ Sie formte mit ihren beiden Händen einen Trichter, um den Schall zu verstärken. Nach einiger Zeit hörte ich die Stimme von Mama. Sie weinte und rief von weitem meinen Namen: „Franzi, Franzi, was ist mit dir?“ Ihre Stimme klang so verzweifelt und herzzerreißend; es ging mir tief in die Seele. „Franzi, mein Burli! Was ist dir passiert?” Sie kam aber nicht näher heran. Später erfuhr ich, dass man sie nicht zu mir gelassen hatte, damit ihr der schlimme Anblick nicht schadete; sie war ja mit meinem jüngsten Bruder schwanger. Man musste sie mit Gewalt von mir fern halten. Ich hörte sie noch lange weinen und rufen. Es klang so verzweifelt und angstvoll, wie ich es von ihr noch nie im Leben vorher gehört hatte.
Nun war ich, so weit es die Verhältnisse erlaubten, versorgt. Aber Helli, das zweite Opfer, hatte es noch viel schlimmer erwischt als mich. Sie hatte die Explosion voll in den Bauch und die Beine bekommen. Hinter mir stehend, war sie der vollen Wucht ausgeliefert gewesen. Ihre Eingeweide lagen frei, die Bauchdecke war total zerfetzt. Ihre Mutter schleppte sie aus fassungsloser Verzweiflung mit sich nach Hause. Das war wohl für Helli furchtbar. Sie rief immer, dass sie zu trinken haben wollte. Ihr Körper war durch die offene Bauchhöhle rasch ausgetrocknet, und der Verdauungstrakt war gänzlich zerstört worden. Das Einzige, was bei ihr noch funktionierte, war das starke Herz.
Die Rotkreuzschwester Kos beriet mit den anderen, in welches Spital wir gebracht werden sollten. Nach Graz war es unmöglich, das war schon Kriegsgebiet. Diese Stadt wurde täglich von den Alliierten bombardiert. Das nächste Spital war in Bruck an der Mur. Es gab jedoch keinen Krankenwagen. Wir wurden an den Straßenrand gebracht, und die Rotkreuzschwester versuchte die Autos aufzuhalten, die zu dieser Zeit aber nur spärlich unterwegs waren. Ein Lastwagen, der in die falsche Richtung unterwegs war, blieb schließlich stehen. Der Fahrer ließ sich überreden, umzukehren und uns nach Bruck ins Spital zu bringen. Helli und ich wurden in provisorischen Tragen zwischen Kisten und anderen Geräten auf die Ladefläche gepackt. Der Fahrtwind zog  mir unangenehm kalt durch meine spärlichen Kleider, die Decke konnte nicht viel vom kalten Fahrtwind abhalten. Helli stöhnte unentwegt und verlangte flehentlich nach Wasser. Sie durfte aber nichts trinken wegen ihrer zerstörten Bauchhöhle.
Diese Reise schien mir eine Ewigkeit zu dauern. In Bruck wurden wir sofort in den OP gebracht, zuerst Helli, die ja schlimmer dran war als ich. Ich hörte sie zählen, als sie den mit Äther getränkten Wattebausch auf die Nase bekam. Ich begann auch zu zählen, hörte aber auf, als eine weibliche Stimme mir sagte, dass ich noch nicht an der Reihe wäre. Hatte kein Gefühl dafür, wie lange ich warten musste. Dann bekam auch ich den Wattebausch auf die Nase gedrückt. Primar Dr. Züper fragte mich gar nicht und trennte wortlos mit einem heftigen Ruck meinen linken Fuß ab. Ich stieß einen kurzen Schrei aus, dann war es schon geschehen. Der Äther stank bestialisch. Ich zählte nur bis drei, dann war ich weggetreten. Als ich wach wurde, war mir unsäglich übel. Ich erbrach mein Frühstück, Türkensterz und Kaffee, seitlich auf das Bett.
Mein Bein war ganz oben über dem Knie abgenommen worden. Ich fühlte weiterhin keinen Schmerz; denn ich hatte eine Spritze bekommen, eine starke Dosis Morphium. Danach schlief ich mit einem wohligen Gefühl  ein. Noch immer fehlte mir jeder Zeitbegriff. Es war dunkel vor meinen Augen, ich sah aber innerlich noch immer das Bild des braunen Waldbodens und der grünen Bäume. Es war, als hätte man einen laufenden Film abrupt abgestellt. Irgendwann hörte ich die weinende Stimme meiner Mama neben dem Bett. Als ich sie erkannte, schlug ich mit lachendem Gesicht die Decke zurück und zeigte ihr mein amputiertes linkes Bein. Ich höre nur einen fürchterlichen, geschockten Aufschrei meiner Mutter. Sie war anscheinend unbemerkt in mein Zimmer gekommen und hatte keine Ahnung, dass man mir das Bein abgenommen hatte. Dass ich nicht mehr sehen konnte, sagte ich ihr noch nicht, es war mir in diesem Moment nicht so wichtig.
In den Tagen meines Krankenhausaufenthaltes gab es keine Zugverbindung von Frohnleiten nach Bruck, die Züge wurden permanent von Tieffliegern beschossen. Aus diesem Grund hatte sich meine Mama, als sie ausfindig gemacht hatte, in welchem Spital ich lag, entschlossen, die 30 km zu Fuß zu gehen. Ich weiß nicht wie lange sie unterwegs war. Diesen Weg machte sie später noch des Öfteren.
Der erste helle Wachzustand hielt bei mir nicht lange an. Ich bekam rasch wieder eine Dosis Morphium gespritzt. Das reichte wieder für einige Stunden ruhigen Schlaf. Im Dahindämmern hörte ich Helli im Nebenzimmer laut stöhnen und rufen. Dieses lebenslustige Mädchen kämpfte volle drei Tage mit dem Tod, bis sie endlich von ihren unheilbaren Verletzungen erlöst wurde. Ein gütiger Gott hatte Erbarmen mit ihr. In den folgenden Tagen hatte er noch sehr oft Gelegenheit, solche junge Menschen zu sich zu rufen. Helli und ich waren nur der Anfang.

Bald wurde ich mit meinem Bett in die Hauskapelle geschoben. Der Pfarrer verabreichte mir die Letzte Ölung. Ich kannte den Vorgang aus der Religionslehre in der Kirche. Das bedeutete für mich, dass es aussichtslos war und dass ich in Kürze auch den Weg in den Himmel antreten musste. Mir wurde die Beichte abgenommen. Ich kannte die 10 Gebote ziemlich auswendig. Beim sechsten Gebot begann ich leicht zu stocken. Es überkam mich ein leiser Schauer. Ich hatte doch mit meinen Cousinen gerne „Dökterle“ gespielt. War das eine Sünde? Ich verschwieg diese Tatsache, kehrte sie einfach unter den Tisch und erstickte trotzdem nicht an der Hostie.
Nach diesem Ausflug in die Kapelle ging es mir kurze Zeit  besser. Ich bekam außer Morphium kein weiteres Medikament. Antibiotika waren noch nicht so verbreitet, und wenn, dann wurden sie woanders benötigt, nicht für ein unwichtiges, achtjähriges Kind, bei dem so ziemlich alle Hoffnungen, wieder gesund zu werden, aussichtslos schienen.
Ich war nur auf mein starkes Herz und meine gesunde Natur angewiesen. Meine Augen wurden von einer breiten Binde bedeckt. Ich lag meist auf dem Rücken, und es floss links und rechts wie ein kleines Bächlein eine Flüssigkeit aus den Augenhöhlen auf das Kopfkissen. Anfangs konnte ich noch ein wenig sehen. Ich erkannte, dass ich gegenüber einer Fensterfront lag. Dieser letzte Schimmer erlosch jedoch bald auch. Es gab keinen Augenarzt, der sich um meine verletzten Augen gekümmert hätte. Sie schwollen von der starken Entzündung bis zu Übergröße an, bis im Laufe der folgenden Tage sämtliche Flüssigkeit ausgeronnen war. Täglich wurden sie mit Borwasser ausgespült.
Den Verband an meinem Stumpf klebte man anfänglich mit einem Klebstoff fest. Beim Verbandwechsel wurde dieser immer mit brutalem Ruck entfernt. Dabei wurden mir die feinen Härchen an der Hautoberfläche ausgerissen, was sehr wehtat. Deshalb ließ ich diese Prozedur immer mit größtem Bangen über mich ergehen.
Im Schlaf, der durch das Morphium stark geprägt war, sang ich nationalistische Lieder. Ich sprach auch mit all den Personen, die in meinem Leben bis dahin vorgekommen waren. Die übrigen Zimmergenossen, alles alte Männer, erzählten mir später meine wilden, bewegten Träume und Phantasien.

Jeden Tag gab es Bombenangriffe auf den Bahnhof von Bruck, der nur wenige Kilometer vom Spital entfernt war. In den Vollmondnächten war er ein beliebtes Ziel der Amerikanischen B 52-Bomber. Die Angriffe. wurden aber auch im hellen Tageslicht fortgesetzt. Dann wurden alle Patienten in Windeseile in den Luftschutzkeller gebracht, doch mich ließ man alleine im Zimmer zurück. Man dachte wohl, dass sich der Aufwand eines Transportes in den Keller nicht mehr lohnte, weil ich in Kürze an meinen Verletzungen sterben würde. Ich stand unbeschreibliche panische Angst aus, als ich hörte, wie die einzelnen Staffeln der Bomber mit lautem Geheule in die Tiefe stürzten und ihre Bombenladung über den Bahnhof ausbreiteten. Ich wusste, wenn ein falscher Wind oder ein Navigationsfehler aufgetreten wäre, würde das Spital ein Trümmerhaufen sein. Bei jedem Einschlag zuckte ich zusammen, denn die Fensterscheiben klirrten und die Erde wurde erschüttert wie bei einem Erdbeben.
Zweimal geschah es, dass Mama und meine Schwester Franziska bei mir auf Besuch waren, als die Sirenen losheulten. Die beiden packten mich auf eine Trage und rannten so schnell sie konnten mit mir in den Keller. Nach der Entwarnung machten sich alle wieder auf den Weg in ihre Zimmer, und wir landeten wieder unbeschadet in Nummer 7, es war noch in Ordnung. Ein einziger Volltreffer hätte genügt, um das Gebäude in Schutt und Asche zu legen. Einerseits wäre dadurch vielen ein längeres Leiden erspart geblieben, andererseits hätte bei den Überlebenden ein noch größeres Leid  begonnen.   

Mein Vater wurde im Herbst 1944 zur Fliegerabwehr einberufen. Nach längerer Ausbildung kam er als Kanonier einer Flak 808 nach Hafendorf bei Kapfenberg in Stellung. Diese riesige Kanone wurde zum Schutz der Böhlerwerke in Kapfenberg gegen die täglichen Fliegerangriffe eingesetzt. Diese Stadt war nur wenige Kilometer von meinem Spital entfernt. Einmal hörte ich Vaters vertraute Stimme an meinem Ohr. Er grüßte beim Betreten des Zimmers mit „Heil Hitler“. Bestimmt trug er die blaugraue Uniform seiner Flak-Einheit. Ich hatte ihn vor meinem Unfall einige Male darin gesehen, als er auf Urlaub nach Hause kam. Bei so einer Gelegenheit hat er wohl Mama gegen ihren Willen zum fünften Mal geschwängert.
Ich konnte mit ihm kein Gespräch führen und auch keine Antwort geben, weil ich durch das Morphium wie auf Wolken schwebte und regungslos, aber ganz zufrieden im Bett lag. Den Abschied kann ich nicht mehr beschreiben, da ich total weggetreten war. Ich bekam nur im Unterbewusstsein mit, dass man mein Bett ein zweites Mal auf den fahrbaren Untersatz packte und mich in die Hauskapelle transportierte zur überletzten Ölung. Es lief wieder dasselbe Prozedere ab, man ölte mich an der Stirn und schließlich auch an der Fußsohle, was mich etwas kitzelte. Bei der Beichte stockte ich wieder am sechsten Gebot, sonst war alles okay. Ich wurde wieder zurück in mein Zimmer Nummer 7 geschoben.

Mein Zustand hatte sich nach diesem Zwischenspiel noch verschlechtert. Es müssen einige Tage vergangen sein, da stellte mein Stoffwechsel gänzlich seine Funktion ein. Erst bekam ich einen Einlauf mit Wasser. Ich kannte das von Mama, die hatte auch so einen kleinen Kübel mit Gummischlauch und hartem, glattem Einführstück. Sie benötigte dieses Hilfsmittel gegen stärkere Verstopfungen für Kinder und auch Erwachsene. Der Pfleger Franz führte den Einlauf durch und machte dabei seine üblichen Späße. Als die Kanne Wasser in meinen Darm verschwunden war, zog er das harte Endstück heraus und sagte, ich müsste die Flüssigkeit so lange wie möglich zurückhalten. Das war leichter gesagt als getan. Kaum war der Schlauch entfernt, schoss das eingefüllte Wasser wie ein Springbrunnen aus meinem Körper. Von einer Leibschüssel war weit und breit noch keine Spur. Da verbreitete sich die auslaufende dünne Brühe in meinem Bett, so dass es neu überzogen werden musste. Das war wieder eine sehr unbequeme Prozedur, weil es mir noch unmöglich war, alleine auf einem Stuhl zu sitzen, sie mussten mich auf ein Reservebett legen. Ich kann mich übrigens nicht daran erinnern, dass ich irgendwann etwas gegessen hätte. So wird der Verdauungsapparat nicht viel zu tun gehabt haben.
Die nächste Rosskur musste ich dann mit einer Handvoll Tabletten Tierkohle über mich ergehen lassen. Der Pfleger öffnete meinen Mund und füllte ihn dann mit diesen grässlichen Tabletten. Ich sollte sie schlucken, hatte jedoch nicht einen Tropfen Speichel im Mund. Nun sollte ich etwas trinken, um diesen steinigen Schrott besser durch meine Speiseröhre zu transportieren, was ein Erbrechen zur Folge hatte. So ging auch diese Aktion daneben.
Eines Nachts fühlte ich mit der Hand an mein Nachttischchen aus kaltem Blech und fand die Lade leicht geöffnet. Meine Fingerspitzen ertasteten einen Apfel. Ich nahm ihn und aß ihn mit Genuss. Ich weiß nicht, ob es für die Schlafenden im Zimmer störend gewesen ist, dieses Schmatzen und Knirschen. Meine Zähne waren wohl damals noch ziemlich intakt. 
Mama brachte der Tagesschwester von den Hühnern aus ihrem eigenen Stall frische Eier, damit sie mir nach Möglichkeit weiche Eier zubereiten sollte, das würde mich etwas rascher wieder auf die Beine, nein, „auf das Bein“ bringen. Ich bekam tatsächlich öfter eins weichgekocht in einem Glas serviert, so dass ich es trinken konnte.
Die Verpflegung im Spital bestand hauptsächlich aus Pferdefleisch. Wir bekamen es in einer Suppe mit wenig Würze, da auch Salz Mangelware war. So schmeckte das alles etwas süßlich. Manche Patienten äußerten scherzhaft den Verdacht, es sei Menschenfleisch, was meinem Appetit nicht besonders förderlich war. Statt Kaffee hatte man schon längst alles Mögliche als Ersatz genommen, Hafer, Feigen und weiß nicht, was noch alles. Im Vergleich zu meiner Familie in Laufnitzdorf ging es mir im Spital viel schlechter. Zu Hause hatte Mama einen großen Gemüsegarten und zusätzlich noch einen kleinen Acker mit Kartoffeln, Mais, Stangenbohnen und schließlich sogar Getreide für Mehl, außerdem riesige Mengen von Kürbissen. Die verwendete Mama als Schweinefutter, und die Kerne werden herausgelöst und getrocknet. Dann fuhr man diese zu einer Mühle, wo pures Kernöl herausgepresst wurde, was heute noch als eine besondere Spezialität aus der Steiermark gilt.

Die Patienten im Zimmer 7 lasen täglich die Zeitung; es gab nur eine einzige, die wurde von den Nazis kontrolliert. Eines Tages vernahm ich die Nachricht, Adolf Hitler habe Selbstmord begangen. Für mich war das ein unheimlicher Schock. In unserer Familie väterlicherseits dienten alle männlichen Familienmitglieder in der Waffen-SS. Sie waren durch und durch fanatische Anhänger der Nazis, was auch auf uns Kinder abfärbte. Als Mama mich nach diesem 26. April 1945 besuchte, bestürmte ich sie mit der Frage, ob das wirklich wahr sei, dass Hitler tot ist. Sie sagte, es stimmt. Ich fragte, ob dann der Himmler das Deutsche Reich weiterführen würde im Kampf gegen den Rest der Welt. Sie antwortete, es stimmt gewisser Maßen. Das beruhigte mich. Im Zimmer 7 kam aber langsam eine gewisse Unruhe auf. Nun hörte man schon Stimmen, die getrauten sich, ihre Meinung gegen die Nazis zu äußern. Das wäre vor kurzen gleichgekommen mit einem Todesurteil.
Tage danach wurde ich in ein Kinderbett gepfercht. Das Spital brauchte wohl das große Bett für erwachsene Patienten. Das Stöhnen und die Schmerzensschreie wurden täglich lauter. Ich hatte mir ein ekelhaftes, leises Jammern beim Ausatmen angewohnt. In der Nacht, wenn ich Stunden lang wach lag, wurde dieses Gejammer für die anderen unerträglich. Meist klingelt ein genervter Patient dann nach der Nachtschwester. Die kam und versuchte mir in der Dunkelheit eine Schlaftablette in den Mund zu schieben. Ich nahm sie nur mit Widerwillen und spuckte sie mit dem Schluck Wasser, wenn die Schwester aus dem Zimmer gegangen war, wieder aus. Am nächsten Tag fand man diese eingetrocknete Tablette meist seitlich an meinem Leintuch klebend. Das passierte mehrmals, aber ohne schlimmere Folgen.
Als die Morphiumspritzen eingestellt wurden, bekam ich Panik, die vom Entzug hervorgerufen wurden. Ich schrie aus Leibeskräften ohne erkennbaren Grund, bis ich vor Erschöpfung zusammenbrach. Es waren bestimmt die üblichen Entzugserscheinungen. Ich glaube, ich hatte unbeschreibliches Glück, dass man nicht Dr. Züper holte und er mit dem Skalpell in meinem Inneren nach der Ursache zu suchen begann. Das hätte ich nicht überlebt. Mit der Mehrzahl der Insassen von Zimmer 7 ist das so ähnlich passiert. Ich habe aber diese natürliche Entzugserscheinung des Morphiums heil überstanden.
In meinem ursprünglichen Bett lag ein alter Mann. Den höre ich eines Nachts so eigenartig röcheln. Es war wie Schnarchen, aber mit kürzeren Aussetzern, die allmählich immer länger wurden. Schließlich war es totenstill. Ich erlebte zum ersten Mal, wie ein Mensch starb. Das wurde mir aber erst am nächsten Morgen bewusst. Der Pfleger Franz ging zu ihm ans Bett und sprach ihn an, stellte aber sehr bald den Tod des Mannes fest. Dann begann ein sehr eingespieltes, kurzes Prozedere. Der Verstorbene wurde seiner Kleider entledigt und mit einem Leintuch zugedeckt. Nach kürzester Zeit fuhr man den Leichnam mit dem Bett aus dem Zimmer. Eine Stunde später lag an dieser Stelle schon wieder ein anderer Patient im halbwegs gesäuberten Bett.
In diesen Tagen ging alles drunter und drüber. Es kamen so viele Kinder, die mit den verschiedensten Sprengkörpern gespielt und sie unbewusst zur Explosion gebracht hatten. Davon erlagen fast alle ihren schweren Verletzungen. Nur ich und ein zweiter Junge, Baumgartner Fritz, haben diese Verletzungen überstanden.
Bald wurde ich wieder in ein normales Bett gelegt, das diesmal  an der Fensterfront stand. Nun hatte ich rechts einen Mann mit eitriger Brustfellentzündung. Der war so gut wie tot, es gab für ihn keine Medikamente, die ihn hätten heilen können.
An meiner Amputationswunde hatte sich eine Entzündung breitgemacht. Sie war sicher durch ungenügende Hygiene und Bakterien hervorgerufen worden. Das Verbandsmaterial hätte nach jedem Gebrauch ausgekocht werden müssen, aber das wird wohl nicht immer so genau genommen worden sein. Man kann sich vorstellen, wie durch so einen Wäschetopf, in den man Binden mit Eiter und sonstigen Wundsekreten stopfte, üble Gerüche verbreitet wurden!  Anschließend wurde dieser Stoff in der Sonne getrocknet. Zum Zeitvertreib oder aus sonst einem Grund bekam ich so ein Bündel gewaschenes Verbandsmaterial zum Aufwickeln auf mein Bett gelegt. Es stank teilweise noch nach der tranigen Borsalbe die sich wahrscheinlich nicht so leicht auskochen ließ. Es kostete mich ziemlich Überwindung, dieses verwickelte Bündel zu entwirren und säuberlich aufzurollen.   
Der Eiterfluss aus meiner Wunde war so stark, dass er nach kürzester Zeit durch den Verband tropfte und auf mein Leintuch lief. Wenn ich meine Decke hob, stieg stets eine süßlich stinkende Wolke hervor. Meine Mama sagte, sie könnte den Geruch schon wahrnehmen, wenn sie nur in die Nähe von Zimmer 7 käme. Der Pfleger Franz brachte mich manchmal in eine Badewanne und ließ die Wunde vom Badewasser auswaschen. Ich getraute mich nicht meinen Stumpf anzufassen, davor hatte ich panische Angst. Franz sah plötzlich genauer auf meine Wunde und zupfte dann mit einem jähen Ruck ein kleines Stück Knochen vom Stumpf. Er wusch es ab und gab es mir dann in die Hand. Es war ein Ring vom hohlen Oberschenkelknochen. Ich trug ihn später ziemlich lange in meinem Sakko als makabres Souvenir und Relikt.
Der Pfleger hatte seine Freude an mir. Eines Morgens nach dem Bettmachen stellte er mich probeweise auf mein halbwegs gesundes rechtes Bein. Ich schrie vor Angst. Das Gefühl, nur auf einem Bein zu stehen, war mir schrecklich ungewohnt, ich hatte den Eindruck von einer furchtbaren Haltlosigkeit. Das Blut schoss in mein Bein, es kribbelte bis in die Zehenspitzen. Franz gab aber nicht auf, er versuchte es immer wieder. Eines Tages brachte er zwei Krücken mit, um mir das Laufen mit diesen komischen Hilfsmitteln beizubringen. Da ich nichts sehen konnte, war das alles besonders schwierig, weil ich ja nicht erkennen konnte, wohin der nächste Schritt führte. Um mir sicheren Halt zu geben, schlang er ein Tuch unter meine Arme und hielt es an meinem Rücken fest. Mit dieser Hilfe machte ich ein paar zögerliche Schritte, war aber froh, als diese Übung zu Ende war. Im Laufe der Zeit gewöhnte ich es mir an, mich mit einer Hand am Ende meines Bettes festzuhalten und mit der anderen nach dem Bett des Nachbarn zu greifen. So hüpfte ich auf einem Bein einige Betten weiter, bis ich es durch das ganze Zimmer schaffte. Auf diese Weise machte ich meine täglichen Runden. Nach kurzer Zeit konnte ich sogar die Toilette am Gang vor Zimmer 7 erreichen.
Eines Abends saß ich am rechten Bettrand und sang alle möglichen Lieder in bunter Folge durcheinander, von Weihnachtsliedern bis zur Nazihymne. Mein Bettnachbar, der mit der Rippenfellentzündung, bat mich, leicht genervt, den Gesang für heute einzustellen, ich könnte ja am nächsten Morgen weitersingen. Ich unterbrach also mein Unterhaltungskonzert und legte mich etwas später schlafen.
Nachts wurde ich von einem Geräusch geweckt, das ich schon vor Tagen bei dem alten Mann gehört hatte. Ich spitzte meine Ohren und stellte fest, dass es von meinem Bettnachbarn zur Rechten kam. Ich wurde hellwach, konnte aber nichts unternehmen, weil man keine Glocke über meinem Bett installiert hatte, aus Sorge, ich würde damit das Pflegepersonal terrorisieren und meine Späßchen treiben. Irgendwie fühlte ich, dass mein Nachbar sterben und sein unglückliches Leben ein Enden nehmen würde, ein Mensch, der von niemandem vermisst wurde, weil er keine Verwandten und Bekannten hatte! Tatsächlich begannen seine letzten Atemzüge im unrhythmischen Folgen. Die Pausen wurden immer länger, bis der letzte lange Atemzug kam. Dann war es plötzlich unheimlich still. Ich dachte noch eine Weile an den toten Mann, dann schlief ich wieder ein. Am Morgen lief das gewohnte Prozedere ab. Nachdem der Leichnam aus dem Zimmer geschoben worden war, wurde sein Nachttisch ausgeräumt, es kamen keinerlei wertvolle Gegenstände zum Vorschein. Wenn es etwas gegeben hätte, dann hätte man es im Zimmer 7 aufgeteilt. Wer sein Nachfolger war, das weiß ich nicht mehr.

In der Zeit meines Spitalaufenthaltes kamen einmal zwei junge Mädchen zu mir auf Besuch. Sie stellten sich auch mit Puschnik vor. Es waren Verwandte meines Vaters, die in Bruck wohnten. Das war mir vorher nicht bekannt. Die zwei Mädchen setzten mich bei schönem Wetter auf eine Trage und stellten mich vor dem Krankenhaus in den Park. Die Züge fuhren mit Gestank und großem Lärm sehr nahe an mir vorbei. Die Dampfloks stampften und keuchten, besonders, wenn sie einen Lastzug ziehen mussten. Die Personenzüge kamen etwas flotter voran.
Inzwischen hatten die Russen die Steiermark erobert und waren auch in Bruck an der Mur  eingetroffen. Das Spital kam jetzt mit kranken russischen Soldaten in Berührung. In der Nähe des Krankenhauses hatten sie eine Spiritusfabrik gestürmt. Den Schnaps, den sie dort vorfanden, hielten sie für Wodka. Sie tranken diesen hochprozentigen Alkohol und gingen jämmerlich daran zugrunde. Ich hörte die Männer auf Liegen im Gang vor unserem Zimmer stöhnen. Sie  mussten innerlich verbrennen, das Gift entzog ihnen alle Flüssigkeit. Die einheimische Bevölkerung hatte mit diesen Eroberern nicht das geringste Mitleid; sie waren froh, wenn wieder einer von denen „abkratzte“. Helfen konnte man diesen Männern mit den damaligen medizinischen Erkenntnissen sowieso nicht. Die russische Besatzungsmacht führte sich der Zivilbevölkerung gegenüber auch nicht gerade wohlwollend auf. Misshandlungen, Vergewaltigungen und willkürliche Erschießungen standen auf der Tagesordnung.

Das Pflegepersonal brachte mich auch öfters mal in den Park vor das Spitalsgebäude. Hier gingen die verschiedensten Passanten an meinem Bett vorbei. Eine alte Frau blieb mir deutlich in Erinnerung. Sie fragte mich: „Wenn du nichts sehen kannst und keine Augen hast, kannst du da schlafen? Dazu braucht man doch Augen.“ Das war sogar für mich als Kind eine saudumme Frage. Ich musste öfters den Hergang meines Unfalls erzählen, wie ich mein Bein und das Augenlicht verloren habe. Anfangs spann ich einige phantastische Geschichten zusammen, die mit der Realität überhaupt nicht übereinstimmten. Meine Erinnerungen des realistischen Ablaufs der Ereignisse musste ich erst nach und nach zusammensetzen. So war ich zuerst der Meinung, der Granatenkopf an meiner linken Seite hätte die Explosion ausgelöst. Die Aussagen meines Cousins und die letzten Worte von Helli stimmten aber darin überein, das der Ernst sie verursacht hatte. Ich hatte es ja selbst nichts gesehen, darum kann ich nur die Aussagen meiner Mitschüler wiedergeben.
Es kam einige Male vor, dass mich der Pfleger Franz oder eine Krankenschwester in den Park in die Sonne stellte und dann vergaß, mich wieder hineinzubringen. Wenn die Sonne verschwunden war und ich nur mit Nachthemd und dünnem Leintuch im Freien lag, bekam ich Angst und begann zu weinen. Einmal fanden mich die zwei jungen Mädchen, die Verwandten Puschnik, und brachten mich auf der Trage in mein Zimmer zurück. Ich hatte nicht mal eine normale Decke, und das kurze Nachthemd verhüllte nur notdürftig meine Intimsphäre. Die Mädels lachten, sie nahmen das nicht so streng und deckten mich im Zimmer dann recht zu. Ich bin heute neugierig und möchte gerne wissen, was die beiden jetzt machen, ob sie überhaupt noch leben. Es wäre sicher sehr schwer, sie ausfindig zu machen.

Der Nachfolger im Bett des alten Mannes in der Bettreihe gegenüber war ein junger verheirateter Mann Anfang 30. Er hatte sich durch einen Verkehrsunfall einen offenen Unterschenkelbruch zugezogen. Auf meinen Rundreisen durch das Zimmer musste ich vorsichtig an diesem Bett vorbei, da hing nämlich unten ein Gewicht zur Stabilisierung seines Beines. Der Mann bekam täglich Besuch von seiner jungen, sehr netten Frau.
Die Wunde an seinem Bein wollte und wollte nicht verheilen. Eines Nachts hatte der Mann solche Schmerzen, dass die Schwester sich genötigt sah, Herrn Dr. Züper zu rufen. Der kam mit seinem Operationskasten in das Zimmer und begann ohne Narkose an der Wunde zu schneiden. Das war eine fürchterliche Metzelei. Der Mann schrie das Krankenhaus zusammen! So was hatte ich in meinem kurzen Leben noch nie vorher gehört. Mich erinnerte das an das jährliche Schlachten von Mamas gemästetem Schwein. Der Mensch brüllte bestimmt eine halbe Stunde ununterbrochen, uns allen lief die Gänsehaut über den Rücken. Wir hatten eine unglaubliche Wut auf den Doktor, dass er dem armen Mann keine Schmerzmittel gab. Aber vielleicht gab es kein Morphium mehr im ganzen Spital, oder es wurde für andere Zwecke gebraucht.
Nach einigen Tagen war es tatsächlich etwas besser. Als es eines Tages dem Mann außergewöhnlich gut ging, bekam er von seiner Frau frische Erdbeeren und Wurst. Bei Wurst war diese Frische nicht so garantiert. Der Kranke freute sich, dass es ihm nach langer Zeit wieder mal gut ging und dass das Essen schmeckte. In der Nacht bekam er aber eine Magenkolik und begann laut zu schreien. Die Erdbeeren und die Wurst vertrugen sich wohl nicht zusammen. Die Nachtwache sah sich genötigt, ein zweites Mal den Arzt aus seiner Nachtruhe zu rufen. Der Mann wurde in den Operationssaal geschoben. Wir haben das als sein Todesurteil angesehen. Wie konnte ein offensichtlich unqualifizierter Arzt mit ungenügender Ausrüstung so eine komplizierte Operation durchführen? Nach einigen Stunden brachten sie den Mann wieder ins Zimmer. Er stöhnte pausenlos. Es ging tatsächlich nur noch einige Tage, dann starb er.

Zu dieser Zeit hatte man uns Patienten mit Aussichten auf vollständige Genesung wegen Platzmangel auf eine Sonnenterrasse verlegt. Das Wetter im Juni war damals so heiß, die Fenster ließen die Sonne mit voller Kraft durchscheinen, da keine Vorhänge vorhanden waren. Bei Tage standen alle Fenster offen, damit etwas Durchzug war. In der Nacht deckten wir uns nur mit Leintüchern zu. Die Fliegenplage war entsetzlich. Mir wurde das eines Nachts zu bunt, und ich zog mir das Leintuch über den Kopf. Da kam am folgenden Morgen ein Patient ganz erschrocken an mein Bett und hob das Tuch hoch; er dachte, ich wäre in der Nacht unbemerkt plötzlich gestorben. Ich lachte über diesen Vorfall. Dabei hatten die Mitpatienten mich lieb gewonnen und gewissermaßen als ihr Maskottchen angesehen.
Die Klosterschwester nahm mich jeden Sonntag mit zur Messe. Sie zog mir die einzige schöne Hose an und trug mich auf ihren Armen in die Kirche. Ich schlang meinen Arm um ihren Hals und merkte eine etwas steife Kappe; darunter müssen die Haare versteckt gewesen sein. Den Namen des Ordens kann ich nicht mehr sagen.
Baumgartner Fritz lag noch im Zimmer 7, zu ihm kam regelmäßig ein Augenarzt. Ein Auge war bei ihm verloren, das zweite jedoch wäre noch zu retten, hieß es. Durch irgendwelche Umstände hat Fritz aber dann auch das zweite verloren. Später erfuhr ich, das wäre dadurch gekommen, dass das kranke Auge zu spät entfernt wurde. So entsteht die symmetrische Augenkrankheit, die den Verlust des gesunden Auges zur Folge hatte.
Wir auf unserer Sonnenterrasse waren fröhlich, und es wurden die wildesten Witze erzählt. Ich war ja nicht dumm und merkte sie mir, ohne die Pointen nur annähernd zu verstehen. Ich erzählte sie später, als ich zu Hause war, weiter und löste die größten Lachorgien bei den Erwachsenen aus. Es ist sicher sehr ungewohnt, dass ein Kind schmutzige Witze erzählt, die stellenweise sehr unter der Gürtellinie angesiedelt waren!

Inzwischen war schon längst der 8. Mai vorüber. Österreich war von den vier Alliierten besetzt oder befreit worden. Was genau zutraf, darüber waren sich die vier Großmächte noch nicht einig. Später wurde unser Land als besetzt eingeordnet und blieb es bis zum Jahre 1955.
Es muss Mitte Juli gewesen sein, als man im Spital zu der Ansicht kam, man könnte mich als geheilt entlassen. Die Zugverbindung zwischen Bruck und Frohnleiten hatte man wieder so gut wie möglich eingerichtet. Personenwagen mit Holzsitzen und teilweise kaputten Fenstern und ausgeleierten Rädern hatten zwischen Graz und Bruck ihren Dienst aufgenommen. Nun musste nur noch der Transport meiner Person zum Bahnhof organisiert werden. Dazu bot sich Frau Grassecker an, unsere Nachbarin in Laufnitzdorf. Die hatte eine kräftige Statur und zwei Arme, die zupacken konnten. An einem warmen Julitag kam sie bei mir an, hob mich ohne zu zögern hoch und machte sich mit meinen 20 kg Körpergewicht auf den Weg zum Bahnhof. Ich erinnere mich noch gut daran. Nach einiger Zeit begann die gute Frau immer schwerer zu atmen, und der Schweiß rann ihr in Bächen über Gesicht und Körper. Wir mussten immer öfter Pause machen. Schließlich erreichten wir den total zerbombten Bahnhof. Der Schalter und Wartesaal waren in notdürftigen Baracken untergebracht. Nach der Fahrt mit dem klapprigem Zuggefährt kamen wir im Bahnhof  Frohnleiten an. Dort wurden wir von Mama und den vier Geschwistern empfangen. Trudi und Resi sahen mich in diesem beschädigten Zustand zum ersten Mal. Mama setzte mich in den kleinen Leiterwagen, den ich ja noch gut von früher kannte. Ich war beim Bau dieses Gefährtes tatkräftig beteiligt gewesen, -  nicht immer zur Freude von Papa. Die kleinen Schwestern Resi und Trudi gingen erst wortlos hinter dem Leiterwagen her. Dann kamen sie beide näher und hielten sich an der Rückseite des Leiterwagens fest. Ich merkte, wie ihre Blicke neugierig über meinen lädierten Körper glitten. Zu sprechen trauten sie sich noch nicht, ich war für sie wie ein Außerirdischer. Erstmals fühlte ich mich in einer Sonderrolle; Vorher war ich ein normaler Lausbub gewesen, der ständig mal einen Klaps und auch schon mal Prügel eingeheimst hatte. Dieser Status in der Familie wurde durch meinen Unfall total umgekrempelt. Der Sonderstatus war mir gar nicht so unangenehm. Von der Rute wurde in Zukunft nur mehr in den seltensten Fällen Gebrauch bemacht.

Das Haus und die Umgebung, wovon ich ja noch eine sehr deutliche Erinnerung hatte, musste  ich dennoch gänzlich neu erforschen. Ich fürchtete mich anfangs vor allem. Jeden Meter der  Umgebung musste ich mir neu erobern. Es hatte sich eine Angst, in einen endlosen Abgrund zu fallen, in meinem Kopf festgesetzt. Das war bestimmt eine Folge der Explosion, bei der ich dann ja auch in ein bewusstloses Nichts stürzte. Ich war gezwungen, mein seelisches Trauma selbst zu verarbeiten. Der Tinnitus in meinen Ohren war ein ekelhaftes, unsichtbares Leiden, das mir viele schlaflose Nächte verursachte. Diese Geräusche haben mich in den vergangenen Jahrzehnten nie verlassen. In den schlaflosen Nächten steigerte sich dieses grillenähnliche Gezirpe zu einem unheimlichen Geräuschpegel an, um dann wieder langsam abzufallen. In der Sommerzeit war ich stets froh, wenn ich die Hähne morgens draußen krähen hörte. Ich dachte immer: "Jetzt muss es um drei Uhr sein, dann ist es nicht mehr so lange bis zum Morgen."
Um 6 Uhr hörte man dann das nebelhornähnliche Pfeifen der Papierfabrik. Dieser Ton wurde durch den riesigen Schornstein gedrückt. Man sah deutlich eine starke Dampfwolke aufsteigen, - ein Zeichen, dass eine neue Schicht begann. Öfter schlief ich dann doch wieder aus Erschöpfung ein.

An meinen zehnten Geburtstag, am 10. 9. 1946, begann mein zweites Leben, als ich nämlich in das Ottilien-Blindenheim  in Graz kam. Dort absolvierte ich die Schule in vier Jahren und lernte das Lesen und Schreiben der Blindenschrift. Anfänglich war es sehr mühsam, die Punkte mit den Fingern zu ertasten und auch einzuordnen.
Zur selben Zeit begann ich auch ein Instrument zu erlernen, erst die Flöte, die ich als sehr „langweilig“ empfand, danach das Klavier und dann die Kirchenorgel. Als Zwölfjähriger spielte ich schon täglich um halb sieben Uhr morgens in der Hauskapelle die Messe.
Mit 14 Jahren schloss ich die Schulausbildung mit den besten Noten ab, mit lauter Einsern. Ich hatte das große Glück, dass ich einen sehr guten Musiklehrer hatte. Er war Organist und Chorleiter in einer der größten Kirchen in Graz. Durch seine Initiative machte ich dann mit 15 Jahren am Grazer Dom mein Diplom als Kirchenorganist und studierte privat Musik weiter, um Komponist und Dirigent zu werden; das habe ich allerdings nicht zum Abschluss gebracht.
Meinen Lebensunterhalt habe ich mir als Berufsmusiker verdient, wobei ich mit zwei Kollegen zusammenarbeitete. Ich spielte anfangs Akkordeon, später Klavier und noch später die Hammondorgel.  Übrigens schrieb ich auch die Arrangements für uns drei. 35 Jahre lang war ich so beruflich tätig, bis meine Finger es nicht mehr mitmachten.
Ich bin zum zweiten Male verheiratet und ein glücklicher Mensch.
An die sichtbare Welt und die Farben habe ich noch deutliche Erinnerungen, da ich als Kind schon immer alles sehr intensiv aufgenommen, ja, wie ein Schwamm in mich aufgesogen habe. Dadurch wirke ich auch heute noch auf meine Mitmenschen wie ein Sehender.

Franz Puschnik
© F. J. Puschnik


Anmerkung von franky:

So habe ich heute meinen 68. Geburtstag.

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Kommentare zu diesem Text


 Sanchina (13.04.13)
HERZLICHEN GLÜCKWUNSCH ZUM GEBURTSTAG!
Gruß, Barbara

 franky meinte dazu am 13.04.13:
Hi liebe Barbara,

Diesen Wunsch nehme ich gerne entgegen. Danke auch für Empfehlung.

Liebe Grüße

Franky
chichi† (80)
(13.04.13)
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 franky antwortete darauf am 13.04.13:
Hi liebe Gerda,

Vielen, vielen Dank für die Wünsche und Doppelklick.

Herzliche Grüße

Franky

 AZU20 schrieb daraufhin am 13.04.13:
Diesen Wünschen schließe ich mich gern an. LG

 princess (13.04.13)
Lieber Franky,

ich habe sie gelesen, deine längste Nacht. Dann habe ich sie ein zweites Mal gelesen. Jetzt sitze ich seit einer ganzen Weile vor der Geschichte und versuche, sie zu kommentieren. Und stelle fest, dass ich das nicht kann. Wenigstens das wollte ich dir hier lassen.

Liebe Grüße, Ira

 franky äußerte darauf am 13.04.13:
Hallo liebe Ira,

Schon das Lesen ist einen dicken Dank wert:-)

Alles liebe

von Franky

 Martina (13.04.13)
Danke Franky...dass ich nun mehr über dich weiß....
Happy Birthday...und alles Liebe für dich,
Tina.
FriedaRuna (37)
(13.04.13)
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 franky ergänzte dazu am 13.04.13:
Hallo liebe Frieda,

Danke für deinen Besuch und guten Wünsche.
Ist eine bemerkenswerte Leistung, so einen langen Text zu lesen.

Liebe Grüße

Franky

 Omnahmashivaya (13.04.13)
Eine bewegende, ergreifende Erzählung. Es hat sicherlich viel Kraft und Mut benötigt, deine vielen, emotionalen Erfahrungen nieder zu schreiben und auch zu verarbeiten.
Vielen Dank, dass du uns Lesern an deinem Leben teilhaben lässt.
Viele Grüße
Sabine
michaelkoehn (76)
(14.04.13)
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Inelmo (74)
(15.04.13)
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 NormanM. (18.04.13)
Hallo Franky,

ich kann mich noch daran erinnern, als du vor einigen Jahren in einem Kommentar zu einem meiner Texte kurz von deinem Unfall erzählt hast. Ich finde es schön, dass du die ganze Geschichte hier nun gepostet hast. Sie ist sehr lebendig geschrieben,es ist sehr hart, was damals passiert ist, der Unfall, dann die vielen Menschen, die im Krankenhaus gestorben sind und dieser Dr. Züper und sein Umgang mit den Patienten. Ich konnte mich gut hineinversetzen, aber richtig hineinversetzen kann man sich wahrscheinlich nur, wenn man es wirklich mit erlebt hat.

LG Norman
holzköpfchen (31)
(31.10.13)
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