Christbäumchen am Bahnsteig.

Erzählung zum Thema Alltag

von  franky

Was soll’s! Den ganzen Text verloren, versuche ihn zu Rekonstruieren. 

 

Am Bahnsteig in Lins werden Christbäume angeboten.

Ein Mann kauft sich ein kleines Bäumchen und steigt damit in den wartenden Zug nach Salzburg. Sein reservierter Platz war: „Abteil 3 Sitznummer 35 am Fenster.“  

Er setzt sich auf den reservierten Sitz 35und platziert seinen Tannenbaum vor sich zwischen den Knien. Die Spitze des Bäumchens reichte bis ans Dach des Wagons. Andere Äste gehen im Wirr Warr am Kopf des Mannes und Körper vorbei.

Ein weiterer Fahrgast steht vor dem Abteil 3 und sucht den Platz 36 gegenüber am Fenster. Er trägt auch einen Tannenbaum, den er kurz vor Abfahrt des Zuges am Bahnsteig gekauft hatte. Grüßend nahm er Platz auf Sitznummer 36. Seinen Tannenbaum hält er mit ausgestreckter Hand Richtung Türe. Trotzdem war es nicht zu verhindern, dass sich die Äste der beiden Bäume    in die Quere kamen und sich ineinander verhedderten. Das aktuelle Bild war statisch, nur die Augen blinzelten nervös durch die Zweige. Ein so eine spitze Tannennadel könnte einem schon ein Auge ausstechen. Mit solchen Gedanken beschäftigt, merkten die Beiden nicht, dass ein dritter Fahrgast mit Tannenbaum zu ihnen in das Abteil kommen wollte. Das kann ja gut werden! Fahrgast A und Fahrgast B schielten unschlüssig zu Fahrgast C. Dieser hatte Sitznummer 34 aus seinem Ticket. Fahrgast C versuchte ziemlich erfolglos störende Zweige des Bäumchens von Fahrgast a von sich abzuwehren.

Etwas konsterniert streckte Fahrgast C sein kleines Tannenbäumchen dann Richtung Eingangstüre.

Nun saßen die Drei, Auge im Auge mit den Tannenbäumen und spitzigen Tannennadeln zusammengepfercht in ein Abteil des Zuges nach Salzburg.

So lange der Zug die Gerade Strecke zwischen Lins Wels nach Schwanenstadt fuhr, war nichts zu befürchten. Aber als nach Vöcklerbruch der Zug eine starke Kurve nach links nahm, schwankten die Drei Männer mit Christbäumen in Händen synchron nach links. Kondukteur schob in dem Moment die Abteiltüre auf und verlangte die Fahrscheine. Durch die starke Neigung des Zuges nach links, zog die Schwerkraft dem Mann ins Abteil, wo er die Spitze des Christbaums von Fahrgast C ins Gesicht bekam. Derartig verärgert zog er die Türe wieder zu und die Drei mussten nicht noch zu ihrer anstrengenden Arbeit die Tickets hervorkramen, was ihnen ein leichtes Lächeln aufs ihr sonst so ernstes Gesicht zauberte. Aber dieser Friede dauerte nicht lange.  

Bei einem unbeschrankten Bahnübergang wurde die Geschwindigkeit des Zuges abrupt  verringert, das Tannenbaum von Fahrgast A im Gesicht von Fahrgast B landete.  

Der Rief: „Können sie nicht besser aufpassen! Sie könnten mir ja mit den spitzen Tannennadeln ein Auge ausstechen.“ 

Wie zur Abwehr schlug er beide Hände vors Gesicht und ließ seinen vorher so vorsichtig gehüteten Tannenbaum los, der wieder knallte Fahrgast C an den Kopf. Der vermochte sich gerade beherrschen, um nicht seinerseits einen saftigen Fluch loszulassen.

In dem Ganzen Dohuwa Bohu drang die Stimme durch den Lautsprecher: „Nächster Halt Frankenmarkt.“

Fahrgast A erhob sich, ergriff seinen etwas ramponierten Tannenbaum und stürzte zur Türe. Die Christbäume waren derartig ineinander verstrickt, dass sie unfreiwillig den Weg zum Ausgang folgten. „Halt! Halt! Halt!“ riefen Fahrgast B von Sitznummer 36 und Fahrgast C von Sitzplatz 34.

Als nach einem starken Ruck der Zug zum Stehen kam, ließ Fahrgast a einen kurzen Moment seinen Tannenbaum los, um die Türklinke zum Öffnen zu drücken. Dieser Augenblick genügte, Die drei Bäumchen nun fröhlich und frei, kollerten zur Seite, wo sie Fahrgast B und C einfingen und damit ins Abteil 3 verschwanden.

Fahrgast A drehte sich noch auf der Treppe um und rief: Häi! Ihr Banditen! Dann aber pfiff schon der Fahrdienstleiter den Zug zur Weiterfahrt ab.   

Ohne Tannenbaum stand nun der Fahrgast A am Bahnsteig in Frankenmarkt, wo niemand zur Stelle war, um Tannenbäumchen zu verkaufen. 

 

An der Endstation in Basel in der Schweiz kontrollierte ein Junger Angestellte, die leere Zugsgarnitur und machte einen Blick in Abteil 3 mit Sitznummern 33 bis 38. Dort fand er einen gar nicht üblen Tannenbaum am Boden, den er vorsichtig hochhob und betrachtete.

„Damit kann ich meinen zwei Kindern zu Weihnachten eine große Freude machen.“  



Hinweis: Du kannst diesen Text leider nicht kommentieren, da der Verfasser keine Kommentare von nicht angemeldeten Nutzern erlaubt.

Kommentare zu diesem Text

Taina (39)
(25.12.22, 12:25)
Dieser Kommentar ist nur für eingeloggte Benutzer lesbar.
Jarina (33)
(25.12.22, 14:04)
Dieser Kommentar ist nur für eingeloggte Benutzer lesbar.

 Regina (26.12.22, 09:34)
In Zukunft braucht dann jeder Tannenbaum einen extra Fahrschein. Dann kann ein Sitzplatz beansprucht werden.

 Naja (26.12.22, 11:21)
Ein starker Text, mit Feingefühl, Humor und Tiefsinn geschrieben. Ein Feuerwerk der Bilder, mal ein Gedanke von vielen, die ich während des Lesens hatte: "Die Friedlosen wollen Frieden feiern und bringen mit aufopfernder Mühe einen ganzen Wald zu Fall."
Ein starker Text, Franky!
Liebe Grüße von Naja
Zur Zeit online:
keinVerlag.de auf Facebook keinVerlag.de auf Twitter keinVerlag.de auf Instagram