Die Zeit rennt. Ich sehe sie immer nur rennen. Die Frage ist, wann sie denn jetzt endlich ankommt. Irgendwann müsste sie doch ihr Ziel erreichen. Was will sie? Will sie ankommen? Und wenn ja, wo?
Oder will sie sich verplempern, überall ein bisschen schauen, sich vergießen und versprühen, überall für jeden etwas hinterlassen? Und was ist das dann? Ein bisschen Zeit für jeden, die er gierig ergreift und die ihm doch durch die Finger rinnt wie Wasser in einem Becken ohne Seitenwände?
Ist die Zeit sportlich? Und wenn ja, was ist ihre Bestzeit? Wo kauft sie ihre Laufschuhe? Bei Nike? Bei Adidas? Und hält sie ihr Gewicht? Oder ufert sie auch mal aus? Schlägt sie nie beim Essen zu? Ist sie nie zu füllig, voller Minuten? Trinkt sie nie zuviel? Beginnt sie nie zu wanken? Ist sie immer fit? Oder kennt sie auch ein Ausruhen? Und steht das Wasser in dem Becken dann still? Und wenn ja, verliert dieser Mensch hier dann seine Zeit? Oder der andere dort? Steht er still ? Ist er tot? Wo bekommt er jetzt sein bisschen Zeit her? Kann er das Wasser zum Fließen bringen? Kann er die Zeit bewegen? Sich seine Zeit einteilen? Und kann er seine Restzeit weitergeben? Verkaufen an den Nächstbesten, der ihm die Zeit nimmt und eine Fratze zieht? Oder gibt ein Mensch seine Zeit nur an Auserwählte, denen er auch mit lächelndem Gesicht seine Patek Philippe vererben würde?
Und steht die Uhr mit dem Wasser still? Und muss sie neu aufgezogen werden? Kann man die Zeit aufziehen? Lässt sich ein Mensch aufziehen? Als Roboter seiner Minuten und Sekunden? Ein Mensch auf Zeit, vorher und nachher nur Zeit, danach wieder Mensch, aufgezogen auf das Samsara, auf dem er endlos rollt, immer hin und her, hin und her...
Anmerkung von blauefrau:
Schreiben im Cafe April 2013
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