Whisper - der digitale Beichtstuhl

Bericht zum Thema Gesellschaft/ Soziales

von  modernwoman

Illustration zum Text
(von Das Foto ist von User clivjb und steht unter CC-Lizenz)
Es gibt einen neuen Hype in USA. Menschen können online beichten. Das Programm dazu nennt sich "Whisper", soll total anonym und vor allem sicher sein! Ich lach mich tot. Sicher? Menschen, die unter Paranoia leiden, könnten zu dem Schluss kommen, Whisper sei eine Unterabteilung der NSA und bekomme nun viel detailliertere Daten über ihre Bürger, als durch das blosse Abhören der Telefone, bzw. das Schnorcheln im Internet.

Vor allem junge Menschen scheinen diesen neuen Dienst im Übermass in Anspruch zu nehmen. Whisper - der digitale Beichtstuhl - und die NSA sitzt daneben.

Eigentlich gibt es in den USA zwei Dienste, die beide ihren User/innen Verschwiegenheit und Anonymität anbieten - Whisper und Secret. Secret verlangt von seinen Anwendern allerdings jede Menge vertrauliche Daten, wie zum Beispiel den vollen Namen, Anschrift, Geburtsdatum ect. Bei Whisper hingegen können die User/innen, nachdem sie App auf ihr Smartphone geladen haben, sofort loslegen, ohne private Daten als Anmeldung preis zu geben. Natürlich ist das letztendlich egal, denn für einen Dienst, wie den NSA ist es ein Leichtes, den Besitzer des Smartphones zu ermitteln. Von daher ist die versprochene Anonymität lediglich eine Schein-Anonymität.

Bei Whisper kann man sich also mit einem Phantasienamen anmelden und bekommt einen vierstelligen(!) Code. Für den vierstelligen Code brauchen Organisationen wie NSA & Co maximal eine tausendstel Sekunde mit ihrem Highterch-Equipment.

Stellen wir uns folgendes Szenario vor: eine leitende Angestellte einer ausländischen Firma, deren Produkte für die Amerikaner interessant sind, loggt sich bei Whisper ein und beichtet dort, dass sie als verheiratete Frau ein Verhältnis mit einem ebenfalls verheirateten Vorgesetzten aus ihrer Firma hat. Für den NSA ist es nun ein Leichtes, sowohl ihren Namen, Anschrift, als auch die Firma zu erfahren. Damit könnte - muss nicht zwingend - die Frau erpresst werden, um zum Beispiel Firmengeheimnisse an die Amerikaner zu verraten. Selbst Barack Obama hat in einer seiner Reden zugegeben, dass Wirtschaftsspionage bei ausländischen Firmen ein ganz alltägliches Geschäft der Geheimdienste ist.

Experten warnen nun auch davor, dass diese Apps Cyber-Mobbing begünstigen könnten. Es ist recht einfach, diskreditierende Postings zu schreiben, ohne dabei Namen zu nennen, aber gleichzeitig die Postings so mit Bildern und Schlagwörtern zu verknüpfen, dass der Gemobbte eben doch erkannt wird.

Aus all dem ergibt sich, dass es weder Anonymität noch Schutz gibt, wenn User/innen bei Whisper und Secret ihre kleinen und grossen Geheimnisse beichten.

Whisper können sich die User/innen kostenfrei als App auf ihr Smartphone laden und ab geht die Lucy ...

NSA: "Ihr Kinderlein kommet zu mir und beichtet!"
Gemeinde: "Oh ja, wir haben gesündigt!" Dürfen wir Dir, grosser Horchbruder unsere Geheimnisse anvertrauen?"
NSA: "Aber natürlich, meine Kinder! Sagt mir nur alles, auch die schlimmen Sachen. Ich erteile Euch Absolution und nehme alle Eure Geheimnisse in mein allerheiligstes Archiv auf."
Gemeinde: "Oh danke, du grossherziger, du Gütiger!"

Na dann viel Spass bei Pastor NSA!

Cornelia Warnke

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Kommentare zu diesem Text


 ViktorVanHynthersin (19.02.14)
Auch BR gehört?
Ich vermisse bei whisper die Absolutions-Funktion bzw. die Auferlegung der Buße je nach Schwere der Verfehlung unter der Berücksichtigung von Geschlecht und Alter. (Für katholische Priester ist diese App-Idee kostenpflichtig.) )
Herzliche Grüße
Viktor

 modernwoman meinte dazu am 19.02.14:
Hallo Victor,

Dank für Lesen und Kommentieren. Vielleicht solltest Du diesen Vorschlag der katholischen Kirche unterbreiten :)

Da werden Erinnerungen wach an die Fuggers. Da stand also dieser Kasten, rechts und links ein Bewaffneter mit Hellebarde und über allem der Spruch: "Wenn der Taler im Kasten klingt, die Seele aus dem Feuer springt."

Dann verkaufst Du die Idee aber nicht, sondern vergibst eine Lizenz. Dann hast Du für immer ausgesorgt lach.

Fröhliche Abendgrüsse
conny
Graeculus (69) antwortete darauf am 19.02.14:
Diese Antwort ist nur für eingeloggte Benutzer lesbar.

 modernwoman schrieb daraufhin am 21.02.14:
Hallo Graeculus,
es ist wahr, Luther war gegen die Ablassprediger, aber vor allem dagegen, dass ein Mensch sich mit Geld seinen Seelenfrieden kaufen konnte.

Der Spruch diente dazu, dass sich die Truhen der Fugger schneller füllten, denn die Adligen und die Kirche hatten ja bei den Fuggers immense Schulden. Im Grunde wurden hier Menschen betrogen, aber das ist ja eigentlich etwas Alltägliches :)

Liebe Grüsse
conny

 Regina (19.02.14)
Wäre das nicht eine Geschäftsidee für den KV?

 modernwoman äußerte darauf am 20.02.14:
Hallo Regina,

Danke für Lesen, Kommentieren und das Sternchen ;)
Kannst Malik ja mal fragen *smile*
Liebe Grüsse
conny
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