Ewiger Wechsel?

Erörterung zum Thema Sein

von  loslosch

Omnia mutantur, nihil interit (Ovid, 43 v. Chr. bis ~17 n. Chr.; Metamorphosen). Alles unterliegt einem Wechsel, nichts geht zugrunde.

Ein allseits beliebter Ausspruch. Nichts geht - im physikalischen Sinne - verloren. Umformung von Substanzen eben. Materie verwandelt sich in Energie. Energieerhaltung in abgeschlossenen Systemen, so sagen die Physiker. Theologen schätzen diese Sentenz ebenfalls. Eigentlich ist das nicht verwunderlich; denn die Seele ist kein naturwissenschaftlich fassbarer Begriff und sprachwissenschaftlich ein unerklärtes Tabuwort. Keine empirische Überprüfung oder Widerlegung der Seelenerhaltung ist also zu befürchten.

Während der großen weltweiten Finanzkrise 2008/09 mit gigantischen Wertverlusten an den Aktienbörsen kam der alte Börsianerspruch zu neuen Ehren: Du hast kein Geld verloren, es ist jetzt nur in anderen Händen. Eine andere Art von Wechsel. Was dabei stets zu bedenken ist: Verluste des einen sind Gewinne des anderen auf der realwirtschaftlichen Ebene erst dann, wenn Buchgewinne und -verluste herausgerechnet werden. Schon diese beträchtlichen Vermögensverschiebungen reichen aus, zukünftige Motivationen und Verhaltensweisen oftmals nachhaltig zu verändern. Das fängt Ovids Spruch nicht ein. Allerdings sind Menschen vergesslich und gierig.

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Kommentare zu diesem Text


 TrekanBelluvitsh (30.05.14)
Auch kannte Ovid die FDP noch nicht.

 loslosch meinte dazu am 30.05.14:
und nicht die F.D.P.

 niemand (30.05.14)
Bei folgendem Gedanken könnte man [kulturell betrachtet]
zugrunde gehen ))

Immer wenn ein Darm sich leert,
lehrt auch die Erfahrung:
Was der Mensch da grad entbehrt,
ist für Pflanzen Nahrung.

Wenn ich, denkt der Mensch am Topfe,
ins Gemüse hungrig beiße,
ist das, was ich in mich stopfe,
vielleicht meine eigne Scheiße.


mit Herzlichen, Irene )))

 loslosch antwortete darauf am 30.05.14:
gereimt hört sich das appetitlicher an. früher recycelten die bauern die jauche aus der eigenen klärgrube. wir kinder sprachen: die jauchzen wieder. aber es war zum mäusemelken.
Graeculus (69)
(30.05.14)
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 loslosch schrieb daraufhin am 30.05.14:
ohne zu googeln: stell dir vor, alle börsennotierten unternehmen hätten an einem stichtag den gesamtwert (kurs x stückzahl im Dax, MDax, Tech-Dax, S-Dax) von 5 mrd. $. nach einem kurssturz von 20% wären sie 1 mrd. $ weniger wert. genau so ist das mit deinem häuschen. lässt du dich 2012 scheiden und übernimmst eine haushälfte, zahlst du den gutachter-schätzwert zur hälfte, zb. 100.000 €. ein jahr später hättest du womöglich, wegen um 20% gestiegener immobilienpreise, statt 100.000 € sogar 120.000 € zahlen müssen.

wohnst du ein leben lang im selben haus, spielen kursschwankungen keine rolle. frau susanne klatten mit ihrer aktienmehrheit an bmw, an der sie per erbschaft seit ewigen zeiten festhält, sollte dir das mal erklären.
Graeculus (69) äußerte darauf am 30.05.14:
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 loslosch ergänzte dazu am 30.05.14:
nur REALISIERTE gewinne oder verluste zählen in deiner bilanz. wenn du ein aktienpaket vererben willst, betrifft das nicht deinen standard, den des erben vllt. schon!

 hier.

ich fürchte, das ist zu knapp erklärt.

 EkkehartMittelberg (30.05.14)
Eine interessante Frage wärenoch, ob und wie sich Ovids Spruch auf die Liebe anwenden lässt.
Wenn Liebe in Hass umschlägt, geht wohl an psychischer Energie nichts zugrunde, was aber, wenn sie sich in Gleichgültigkeit wandelt?

 loslosch meinte dazu am 30.05.14:
ein anspruchsvolles gespräch unter uns obergurus! sprechen wir vom gesetz der psychischen (seelischen) energieerhaltung. ich glaube, die seelenenergie zur hinwendung an die bisher geliebte hat ein neues "objekt" gefunden. von der seelenenergie geht also nichts verloren.

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 30.05.14:
Ja, die Erklärung ist akzeptabel.

 Augustus meinte dazu am 30.05.14:
sehr interessant, allein wenn man in den Zustand der Gleichgültigkeit hinübergeht, so geht durchaus Seelenenergie verloren, wie durch Feuer ein Blatt verbrennt, jedoch im Umkehrschluß kann ein neues Blatt wieder heranwachsen, wenn bestimmte Voraussetzungen gegeben sind; diese Voraussetzungen können durchaus das neue "Objekt" sein, jedoch sollte man nicht übersehen, wenn es dieses neue Objekt nicht gibt, oder nicht zur Verfügung liegt, wo verliert sich die Seelenenergie dann? Eben, sie entweder sie geht veloren oder sie zieht sich zurück, und wir müssen sie als eine dehnbare Energie annehmen, die sich vor- und zurückziehen kann.

Gruß,
Augustus

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 31.05.14:
Der Gedanke von der dehnbaren Energie führt aus der Bredouille.
Gruß
Ekki
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