Uiguren - von Han-Chinesen verdrängt

Essay zum Thema Andere Kulturen

von  modernwoman

Da gibt es das Volk der Uiguren, die in der Mehrzahl muslimisch sind. Nachdem China das dünnbesiedelte Land Ostturkistan - das Land der Uiguren - seit 1949 besetzt hat, ging es mit rasanter Geschwindigkeit an die Vertreibung und Ausgrenzung der Uiguren. China siedelte dort Han-Chinesen an, die mittlerweile im Land der Uiguren die Mehrheit bilden. Irgendwie erinnert mich das an Amerika. Die Indianer dort wurden abgeschlachtet und die Überlebenden in Reservate gezwängt, die nach Meinung der Weissen minderwertiges Land darstellten. Das ging so lange, bis festgestellt wurde, dass in den Reservaten Gold und andere Bodenschätze zu finden waren. Wieder wurden die Indianer zum Teil massakriert und der Rest umgesiedelt. In den Jahren nach dem zweiten Weltkrieg bis zum heutigen Tage hält sich in der weissen amerikanischen Bevölkerung die krude Legende vom faulen, alkoholtrinkenden Indianer, der auf Kosten amerikanischer Steuerzahler lebt.

Im Land der Uiguren gelten nach chinesischem Massstab uigurische Menschen, die gegen die soziale Ausgrenzung und Vertreibung aus ihren Heimatorten protestieren, als Terroristen. Han-Chinesen haben dort das Sagen. In diesem Zusammenhang vielleicht ganz interessant der Einmarsch Chinas in Tibet im Jahre 1950. So wie das Land der Uiguren nun zur chinesischen Provinz Xinjiang mit chinesischen Gesetzen und ausschliesslich chinesischen Beamten und Polizisten wurde, hat China auch den eigenständigen Staat Tibet seinem Imperium angegliedert und dort seine chinesischen Statthalter installiert. Sowohl in Tibet, als auch in der Provinz Xinjiang werden die Einheimischen als Menschen zweiter Klasse behandelt, was uns wieder dazu verleitet, einen kleinen Gedankenausflug in die USA zu unternehmen, wo selbst im Jahre 2014 noch extreme Rassendiskriminierungen gegenüber ethnischen Minderheiten wie Indianer, Afroamerikaner und Hispano-Amerikaner existieren und ihren vorläufigen Höhepunkt von Rassismus in Ferguson erreichten.

Doch kehren wir zurück ins Land der Uiguren, nunmehr chinesische Provinz - die dort angesiedelten Han-Chinesen haben keinerlei kulturellen Bezug zur Urbevölkerung. Von daher war abzusehen, dass es über kurz oder lang zu Problemen zwischen den beiden ethnischen Gruppen kommen würde. Schnell war klar, worauf das hinaus lief. Die Unterdrückung der Uiguren war in vollem Gange und besteht bis zum heutigen Tage fort. Friedliche Proteste der Uiguren gelten bereits als terroristische Akte, die man gewaltsam unterdrücken muss. So kommt es, dass bei diesen Demonstrationen immer wieder viele Uiguren getötet werden. Erheben sich einige und werden gewalttätig, weil sie dem Druck der Chinesen nicht mehr psychisch gewachsen sind, wird das gesamte Volk der Uiguren in Generalhaft genommen, was die Stimmung gegen die chinesischen Okkupanten weiter anheizt.

Neben den traditionellen muslimischen Familien existieren in friedlicher Coexistenz auch moderne Familien. Die gebildete Schicht der Uiguren richtet sich überwiegend an der westlichen Welt aus. Es gibt viele uigurische Künstler, die an westlichen Universitäten studiert haben und zum Beispiel als Maler und Bildhauer in vielen westlich orientierten Staaten (USA, Kanada, ganz Europa) ihre Kunstwerke ausstellen.

Es bleibt zu hoffen, dass China die restriktive Politik gegen die Uiguren beendet und versucht, den Uiguren ihre Identität zu bewahren.

Cornelia Warnke


Anmerkung von modernwoman:

Nijat Hushue - Uigure. Seine Werke hängen in einigen Museen in USA und Europa. Ich bin mit ihm seit vielen Jahren befreundet und konnte so einen kleinen Einblick in die Welt der Uiguren erhalten.
 Nijat Hushur

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Kommentare zu diesem Text

Graeculus (69)
(25.08.14)
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 modernwoman meinte dazu am 25.08.14:
Hi Graeculus,
mir ging es darum, in dem ganzen Getöse, was die Medien im Moment anderen Orten veranstalten, daran zu erinnern, dass im Schatten all dieser Ungerechtigkeiten auf der Welt auch noch Völker betroffen sind, von denen viele Deutsche nicht einmal wissen, dass es die überhaupt gibt.

Ich kann nicht sagen, ob es bei KV ankommt. Ich denke einfach, ich sollte alle mir zurverfügung stehenden Internetplattformen nutzen, um derartige Fälle publik zu machen und den einen oder anderen Menschen doch zu erreichen.

Natürlich könnte ich - meinem Alter entsprechend - auch in einen Schaukelstuhl setzen und gemütlich vor mir hinschlummernd mein eigenes und vielleicht auch das Ende einer Welt, wie man sie bisher gekannt hatte, abzuwarten und dann stumm von dannen gehen. Das aber liegt mir nicht!

Ich bedanke mich für dein Interesse an meinem Text und auch für dein Kommentieren.
lg conny
Graeculus (69) antwortete darauf am 25.08.14:
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 modernwoman schrieb daraufhin am 25.08.14:
das hört sich sehr interessant an und ich werde mir das mal im fs ansehen.
bemerken möchte ich noch, dass alle diese gebote natürlich nicht schlecht sind, wenn man sie denn auch befolgt. schauen wir uns unsere 10 gebote an. diejenigen, die das wort gottes meist lautstark verkünden, sind meist auch diejenigen, die als erste gegen diese gebote verstossen. da muss man also aufpassen.

ich glaube es war in den 70ern, da entdeckten forscher einen bisher unbekannten stamm (kann am amazonas gewesen sei, aber ich weiss es nicht mehr). in erinnerung geblieben ist mir, dass dieser stamm das, was der kommunismus den leuten versprochen hatte, lebte. alles geörte allen gemeinsam. männer, die nicht zur jagd geeignet waren, wurden sammler oder baumeister. es gab keine privilegierten schichten. wurde ein stammesangehöriger krank und konnte seine arbeit innerhalb der gemeinde nicht verrichten, dann bekam er trotzdem seinen vollen anteil an nahrungsmitteln und anderen, zum leben wichtigen artikeln. das hatte mich damals beeindruckt, weil es gezeigt hat, dass es wirklich funktionieren kann, dass menschen in einem kollektiven miteinander auf augenhöhe zusammenleben. leider habe ich den namen des stammes vergessen und beim suchen über google habe ich auch nichts gefunden.

lg conny
Graeculus (69) äußerte darauf am 25.08.14:
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 modernwoman ergänzte dazu am 25.08.14:
Das Kennzeichen der "Neolithischen Revolution" ist das Sesshaft werden der Stämme, was Ackerbau und Viehzucht einschliesst. Da sich dieser Prozess aber über viele Jahrtausende hinweg gebildet hat, spricht man hier eher von einer "Neolithischen Evolution". Allerdings sagt diese Evolution noch nichts aus über die damaligen sozialen Strukturen.
Graeculus (69) meinte dazu am 25.08.14:
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 modernwoman meinte dazu am 25.08.14:
Du scheinst davon auszugehen, dass bereits in der Frühzeit der Sesshaftigkeit Eigentum Einzelner existierte. Ich denke eher, es war so, dass alles dem Stamm gehörte. Somit gab es eine - wenn wir so wollen - gesellschaftliche Teilhabe am Stammesvermögen. Ich kann natürlich keine direkten Belege dafür finden, aber das würde Sinn machen. Erst viel später - so meine Einschätzung - gab es dann aus den verschiedensten Gründen so etwas wie Privatvermögen.

Wenn ich nicht irre, wurde auch zwischen den verschiedenen Stämmen nicht ge- und verkauft, sondern getauscht. Das hat natürlich eine völlig andere Wertung.
Graeculus (69) meinte dazu am 25.08.14:
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 modernwoman meinte dazu am 26.08.14:
hallo graeculus,
ich habe zu diesem thema einen sehr interessanten artikel gefunden, den ich dir nicht vorenthalten wollte:

 Frauen schufen "neolithische Revolution" - Ackerbau und Matriarchat

lg conny
Graeculus (69) meinte dazu am 26.08.14:
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 modernwoman meinte dazu am 26.08.14:
wenn du das buch haben möchtest, ich kann es dir auf e-mail als e-book schicken ;)
ich könnte es auch konvertieren als pdf.

Der Ursprung der Familie, des Privateigenthums und des Staats [Friedrich Engels] Erscheinungsjahr 1884 - E-Book

lg conny
Graeculus (69) meinte dazu am 27.08.14:
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 LotharAtzert (25.08.14)
So sind sie, die Chinesen. In Tibet haben sie Klöster mit Jagdflugzeugen angegriffen, aus goldenen Buddhastatuen ganz bewußt Aschenbecher gemacht und Lhasa ist heute voller Spielkasinos.
Aber die Wüste Gobi, die Armee der Sandkörner, marschiert unaufhaltsam auf Peking zu. Jedes Jahr um soundsoviele Zentimeter ... und nur noch 70 km.
Den Uiguren nutzt das nichts, ich weiß ...
Gruß
Lothar

 modernwoman meinte dazu am 25.08.14:
Lieber Lothar,
nicht nur die Chinesen produzieren riesige Wüstengebiete. Auch wir in Europa tragen mit unserer intensiven Bewirtschaftung der Felder, auf denen meist Monokulturen zu finden sind, mit dazu bei, dass die Böden versanden und letztendlich irgendwann einmal zur Wüste werden. Grosse Felder beispielsweise sind ideal für Landwirtschaftsmaschinen, aber der Tod für die fruchtbare Ackerkrume!

Du hast recht, den Uiguren nutzt dieses Wissen wenig, aber wenigstens wissen sie jetzt, dass China ein Wüstenproblem hat ;)
Danke für deinen Kommentar
lg conny
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