Vom kontinuierlichen Verschwinden des Schöpferischen seit 1781

Beschreibung zum Thema Vergangenheit und Zukunft

von  LotharAtzert

1. Was ist Erscheinung? - Von der Wortbedeutung her der Schein einer Lichtquelle, nicht aber diese selbst. So ist es mit allen Erscheinungen: Emanationen oder Verkörperungen eines Körperlosen. Wasser, zum Beispiel, ist der Körper als Erscheinung des niemals erscheinenden Neptuns - des Prinzips allen Daseins ...
Aller Schein kommt von Unscheinbarem.

2. Am 13. März 1781 gegen 22:30 Uhr schaute ein Musiker und "Hobbyastronom" an seinem Wohnort im englischen Bath durch ein selbstgebautes Fernrohr und entdeckte am Nachthimmel im Sternbild der Zwillinge einen bis dahin unbekannten Planeten. Zunächst nannte er ihn Georgsstern, seinem König zuehren, aber heute spricht man allgemein vom URANUS.
(In Oxford wacht ein Gremium darüber, daß neuentdeckte Himmelskörper unseres  Sonnensystems mit Namen aus der römischen Mythologie bedacht werden.)

3. Friedrich Wilhelm Herschel, so der Name des Entdeckers, wurde am 15. November 1738 in Hannover geboren, das er später Richtung England verließ, um einer drohenden Verhaftung zu entgehen. Dort, in Bath, begann er, einer Neigung folgend, mit der Fertigung seines ersten eigenen Spiegelteleskops.
1781, also im Jahr der Entdeckung, schreibt Immanuel Kant seine "Kritik der reinen Vernunft." Und knapp ein Jahr später wird Goethe geadelt, während in Frankreich die Revolution erste Schatten voraus wirft.

4. Was ist Erscheinung? - Von der Wortbedeutung her der Schein einer Lichtquelle, nicht aber diese selbst - man kann es nicht oft genug wiederholen. Das Sichtbare befindet sich in Abhängigkeit zum Scheinwurf, je wie der Schatten eines Objektes durch seine Form auf den Lichtspender hinweist.

5.  Erscheinung, so läßt sich auch sagen, ist LOGOS, dessen Ursprung  MYTHOS ist.
Mit "Rückbindung an den Ursprung" übersetzt der Lateiner das Wort "religio", also nicht etwa mit blindem Glaube an einen wie immer gearteten Gott, sondern mit dem, was stattfindet, sobald man nach der Ursache von Erscheinung sucht.

6. Nach dem griechischen Mythos wird Uranos von Gäas Sohn Kronos auf die Bitte seiner Mutter hin mit einer Sichel entmannt und aus dem ins Meer geworfenen Glied bzw. Sperma oder "Schaum" entsteht Aphrodite, die Göttin der Fruchtbarkeit, welche darum auch "die Schaumgeborene" heißt.
Uranus ist nach Neptun der 2. Zustand des Prinzips, seine Ur-Potenz, noch jenseits der Zeit, aber diese vollständig in sich bergend. Indem das verborgene Schöpferische sich zum 3. Zustand des Saturn wandelt, "zieht" es als sogenannte "Zeit" das Verborgene heraus, dh. teilt es ins Gegensatzpaar Ewig und Endlich, gleich Zeit und Raum, wobei das Endliche nach seiner Bestimmung einem schrittweise Werden und Vergehen zum Zwecke der bewußten Erfahrung ausgesetzt wird, während das Ewige unberührt zeitlos verbleibt.

7. Hat Herschel nach dem Ursprung von Erscheinung gesucht? - Wir wissen es nicht, dürfen aber aus vielerlei Gründen das Gegenteil vermuten. Jede Erscheinung ist genaugenommen Vergangenheit. Unsere körperliche Erscheinung zeigt, wie wir die letzten Jahre gelebt haben, nicht jedoch die gegenwärtige Situation, die ... Zeit braucht, bis sie erscheint. Beim Baum erkennt man das Alter an der Zahl der Ringe. Und je weiter hinaus wir mittelst hochtechnischen Instrumenten blicken, umso mehr geht der Blick in vergangene Weltzeiten. Irgendwann sehen wir Sterne, die schon lange nicht mehr existieren.
Beim sogenannten Teleskop handelt es sich um ein Rohr, in dem sich konkav und konvex geschliffene "Linsen" bzw. "Okulare" so abwechseln, daß sie das, was der natürlichen Sehweite der Augen vorenthalten ist, um ein Vielfaches heranholen und damit sichtbar machen. Ihre Anfänge reichen in die Zeit von Galilei (15.02, 1564) und Kepler (27.12. 1587) zurück. Beim modernen Spiegelteleskop wird das Glas durch Metallspiegel ersetzt.


8. Die Erscheinung des Zeitlosen in der Zeit.
84 Erdenjahre dauert es, bis der Uranus einmal die Sonne umrundet hat. Das sind gerade mal zwei Umrundungen seit seiner Entdeckung auf 26° Zwillinge ... im 8. Haus.
7 Jahre pro Zeichen. Im dritten Zeichen des achten Hauses ... entsprechend Merkur-Pluto, da wurde er entdeckt.

9. Weit schaut der Mensch hinaus, um den "Kosmos" zu nutzen, verstrebt und verstrebt ihn und forscht nach immer kleineren Teilchen und verliert sich darin. In Zeit und Raum, verliert sich beim Forschen nach erklärbaren Ursachen.
Kant war der erste der Denktitanen. Ich nenne ihn so, weil er die Erkenntnis mit Vernunft auf vollkommen verblüffende Weise gleichsetzte und die Elite der Denker seiner Zeit "über-zeugte". Philosophie und Vernunft: "Die Kritik der Reinen Vernunft".
Reine Vernunft ist ein Widerspruch in sich. Das Reine ist rein, also stofflich unauffindbar. Reines Wasser läßt auf den Grund sehen, aber nicht in sich selbst. Vernunft jedoch passt sich an und wenn es sein muß, auch an Skrupellosigkeit. Zwischen diesem und jenem bettet sie sich so ein, daß sie in Gefahr überlebt. Alles andere wäre ja auch unvernünftig. Die Vernunft passt die Subjektivität an vorliegende Gegebenheiten an, so daß der "Vernunftbegabte" auch in extremen Situationen überleben kann.
Kant, als Stiergeborener verdrängte er die Schöpferkraft auf Stierweise: "Handle so ... usw"... daß du ... - Nach dem edlen Indianer des Franzosen Rousseau hatten die deutschen Moralisten den edlen Philosophen, den perfekten Humanisten. Sie machten ihn zu ihrem Idol, zum "Vorbild" und lehrten die Jugend danach. Dafür steht das Jahr 1781 - das Jahr der Entdeckung des Uranus.

10. Was als Aufklärung gedacht war, ist die Aufhebung des dreifachen Daseinsprinzips, um es durch Vernunftkalkül zu ersetzen.
Kant - die Königsberger sollen ihre Uhr nach seinem Erscheinen - seinen Spaziergängen - gestellt haben - das drückt es wunderbar aus: Ein Vorbild darin, was ein Mensch zu tun hat, der mit reinem Gewissen das Gute will, ganz im Sinne vom Kollegen Goethe: "Edel sei der Mensch, hilfreich und gut." - so jener: "Habe Mut, dich deines Verstandes zu bedienen." - der Verstand in der Vorstellung menschlicher Dienstbarkeit. Gemeint ist jedoch nur die von Vernehmen kommende Vernunft: "So habe ich es gehört."
Ein Mensch kann noch so hilfreich sein, edel ist das nur in der Vorstellung ...vielleicht - und gut, das bleibt auch immer fragwürdig. Fraglos ist nichts Lebendiges, das seinen Fuß auf Gäa setzt. Auch der Humanist muß essen und damit töten und versündigt sich am Tod des Gegessenen, das seinen Tod nicht freiwillig anbot. Und je mehr gegessen wird, umso mehr beginnt die Käfig - und Containerhaltung, die inhumane Züchtung derer, denen man das Leben vorenthält, die man vertreiben muß, um sich auszudehnen ...

Ende Teil 1

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Kommentare zu diesem Text


 Regina (23.12.14)
Mit "Rückbindung an den Ursprung" übersetzt der Lateiner das Wort "religio", also nicht etwa mit blindem Glaube an einen wie immer gearteten Gott, sondern mit dem, was stattfindet, sobald man nach der Ursache von Erscheinung sucht.
Diese Übersetzung des Wortes "Religion" zitiere ich hier nochmals, um sie herauszustreichen.

 LotharAtzert meinte dazu am 23.12.14:
.
Danke.
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