Neptunisches Delirium

Kurzprosa zum Thema Fasching/Karneval

von  Regina

Bunt, ja, bunt durch die Luft wirbeln heute die vormals weißen, kalten Flocken. Ein blaues Pferd, hat man sowas schon gesehen, tanzt mit einem roten Tiger. Auf leisen Tatzen schleicht eine bucklige schwarze Katze an die Bar, um mit einer grünen Giraffe zu scherzen, während ein weißer Hase ein Sektglas füllt und gleich wieder leert und dabei Tiger und Pferd bei ihren Verrenkungen zuschaut. Die Tanzfläche füllt sich, die Musik dröhnt. In der Ecke blitzen gierig Gespensteraugen. Neptunisch fließt der Alkohol durch die vernebelten Gehirne. Elegante Damen sind erschienen. Sie tragen venezianische Masken zu Kunstseidenkleidern, die sie mit Blumen verziert haben. Fettgebackenes wippt und nippt im Sonderangebot, hochgeschlitzt oben und unten. Fastnacht geht fast nackt. Käufliche beider Geschlechter wittern Gewinne. Jetzt bittet der Discjockey zur Polonaise, und alle stellen sich auf. Sie schwenken die Fächer und klappern mit Kastagnetten. Aufruf zur Maskenprämierung. Gnome kichern hinterhältig. Clowns hüpfen auf und nieder. Rote, grüne, gelbe und weiße Röckchen schwingen zu karierten, dunkelblauen oder lila Blusen. Sinnliche Abenteuer werden in Aussicht gestellt. Ein kriegerisch aussehender Indianer trifft das blaue Pferd, sie kaufen sich Krapfen, heiße Würstchen und Rotwein. Der Kartoffelsalat stürzt zu Boden. Übelkeit wird gratis mitgeliefert, wo Teufelchen ihre Fratzen zeigen. Schweiß trieft und durchnässt das selbst bemalte T-Shirt. Der Tänzerin Nase wendet sich angeekelt ab. Der Saal ist überheizt. Wangen röten sich. „Ich will dich lieben für drei tolle Tage“ schmettert der Sänger gerade. Der Song ist alt, heute dauert es nicht mal mehr so lang, selbst Ältere lechzen nach einem One-Night-Stand. Mitsingen und grölen. Eine Faschingsschlange kichert und hält nicht, was sie verspricht. Der Lautsprecher rumpelt. Hinter der Maske nicht nur der gewollte Rosenfrohsinn zum Montag. Was soll der Umtrieb? Irgendeiner fährt schließlich die Eisprinzessin an der Promillekontrolle vorbei nach Hause,  besoffene Umarmung zum Lohn fordernd. Letzte Scherze beim Umzug am Dienstag. Draußen klirrt eisiger Wind durch die dünnen Stoffe der Kostüme. Die Kinder werden sich erkälten, aber sie rennen in den Bonbonregen und erhaschen die süßen Wurfgeschosse. Ein Cowboy zielt mit seiner Pistole. Nur ein Spiel. Am Mittwoch bieten sie dem Aschenkreuz die Stirn, zu Schmerzen im Kreuz. Die Girlanden werden weggepackt. Wer würde schon heute noch fasten? Die Spaßgesellschaft feiert ganzjährig Fastnacht. Fast nackt.

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Kommentare zu diesem Text

Sätzer (77)
(31.01.15)
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 Regina meinte dazu am 31.01.15:
Danke dir fürs Lesen, habe den Fehler ausgebessert.
Graeculus (69)
(31.01.15)
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 harzgebirgler (01.06.23, 08:59)
leibeslust für eine nacht
dann ist wieder schicht im schacht!

 Regina antwortete darauf am 01.06.23 um 09:13:
Wer weiß das schon so genau.
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