All along the watchtower

Kurzgeschichte

von  Hartmut

Damals waren es die Fittings, Passstücke, heute sind es Teile für die Autoindustrie, die weltweit verkauft werden. Das Unternehmen gehört einer Familie. Er ist ihr langjähriger Geschäftsführer und sitzt noch zu später Stunde an seinem Schreibtisch, um das abzuarbeiten, was tagsüber durch Gespräche zu kurz gekommen ist. Eine Kündigung und eine Abmahnung liegen zur Unterschrift auf seinem Schreibtisch. Im ersten Fall geht es um die Kündigung einer jungen Frau. Die neue Personalsoftware hat den Namen der Frau ausgespuckt, da sie eine programmierte Fehlquote überschritten hat. Im zweiten Fall ist ein Mitarbeiter, Automateneinrichter, mit Alkohol erwischt worden. Stundenlang sitzt er an der Präzisionspresse, um bei Störungen einzugreifen. Natürlich könnte man das auch automatisch regeln, aber diese Einrichtung wäre weitaus anfälliger und kostenintensiver. 

Das erste Mal trifft er sie in der Toilette. Sofort hört sie mit der Reinigung auf.
Ein zweites Mal treffen sie sich im obersten Stockwerk. Sie reinigt die Fensterbänke, schaut manchmal nach draußen. Tief unten erhellen Scheinwerfer die menschenleere Straße. Er geht zu ihr hin und überreicht ihr eine Tasse Kaffee.
„Es muss doch einen Weg geben, um hier rauszukommen“, sagt er. „Hier, da unten.“ „Kein Grund, sich aufzuregen“, antwortet sie und lächelt. „Sie und ich wissen, dass das nicht das wahre Leben ist und nicht zu unserem Schicksal werden darf.“
„Wie können wir die Invasion der Barbaren aufhalten?“, bricht es aus ihm heraus. „Zu spät, sagt sie ernst. Sie sind schon hier, da unten, überall. Die Menschheit wir sich selbst auslöschen, das Arsenal der Atomwaffen ist groß genug. Morgen, Übermorgen, Überübermorgen. Irgendwann kommt sie wieder zurück, ein neuer Anfang, Evolution, und wieder Untergang.

Ein drittes Mal treffen sie sich im Fahrstuhl nach unten. In den Produktionshallen beginnt die Nachtschicht. Arbeiter in grauen Anzügen kommen und gehen. Es regnet. Sie spannt ihren Schirm auf und gemeinsam verlassen sie das Gelände, verschwinden in der Dunkelheit des Parkplatzes. Eine Sirene ertönt.
Two riders are approaching, the wind begins to howl.

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Kommentare zu diesem Text

Graeculus (69)
(14.02.15)
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 Hartmut meinte dazu am 15.02.15:
Es ist nicht die Musik sondern der Text, der mich berührt! Und das schon lange. Verdammt, der Kerl war gerade 26! The time is getting late …. Das gilt für uns Beide! Alles GUTE!
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