Volkssport Nummer 1

Satire zum Thema Mobbing

von  Alias

>>>>>... und da es sich um ein relativ neues Hobby handelt, das aber stark im Kommen ist, geben wir für diesen vergnüglichen Volkssport ein kleines Brevier heraus, damit alle Beteiligten auch richtig Spaß daran haben, denn stümperhaftes Mobben ist geistlos, leicht durchschaubar und vor allem LAAANGWEILIG.
Fürs erste nehmen wir uns den Arbeitsplatz vor, dieser ist geradezu ideal zum Mobben.
Dort solltest du Folgendes beachten:

1.) Geschlechtsspezifigkeiten:
Du bist eine Frau? Das ist gut, denn Frauen sind grandios perfide und unbarmherzig beim Mobben. Du bist ein Mann? Vergiss deine Beißhemmung! Weiter: Es kann jeder gemobbt werden, aber bei gewissen Leuten macht es mehr Spaß. Es sollte sich um eine Person handeln, die intelligent genug ist, um Minderwertigkeitskomplexe zu verspüren, sie sollte gut erzogen und höflich sein, denn dann wird sie sich nicht groß wehren.

2.) Bevor du mit dem Mobben anfängst, solltest du dir der Unterstützung deiner Vorgesetzt(inn)en sicher sein. Am besten durch ein paar Bemerkungen antesten, wes Geistes Kind sie oder er ist. Die Unterstützung der restlichen Belegschaft kommt von alleine. Man nennt das den Mitzieh-Effekt.

3.) Dann guckst du dir ein Opfer aus und gehst dabei nach folgenden Kriterien vor:
Jemand ist zu dick, zu dünn, zu groß, zu klein, zu schwarz, zu extravagant, zu bieder, zu faul, zu fleißig, hat falsche Nationalität, Religion, Eltern, Geschwister, Antworten, Kleider, ist schwul, lesbisch, bi oder hetero, hat zuviel/zuwenig Sex, kann etwas besser als du - oder einfach nur, weil seine Nase dir nicht passt.

Du hast also das Opfer ausgesucht. Nun fehlt nur noch das Konzept:

1.) Die berufliche Demontage:
Wenn das Opfer in seinem Wirkungskreis gut ist und unentbehrlich erscheint, kannst du seine Arbeit madig machen, sie als künstlich erzeugte Arbeitsbeschaffungs-Maßnahme bezeichnen, die vollkommen überflüssig wäre. Deine eigene Arbeit hingegen musst du als firmenerhaltend und konstruktiv hinstellen und dieses auch immer wieder dem (der) Chef(in), (Abteilungsleiter(in) u.s.w. einflüstern.

2.) Die private Zermürbung. Kleines Beispiel:
Wenn eine Mitarbeiterin nicht mindestens dreimal am Tag mit ihrem Mann innige und vor allem lange Telefonate führt, dann ist das ein sicherer Hinweis auf eine zerrüttete Ehe - und vielversprechend. Falls aber Arbeit und Privatleben überhaupt nichts hergeben, dann kannst du dem Opfer als letzte Möglichkeit Drogensucht vorwerfen, oder eine Affäre mit dem hinterletzten Schmierlappen aus der Firma. Das klappt immer!

Tipps:
Es ist besser, vorher mit dem Opfer Brüderschaft getrunken zu haben, denn dann kannst du es duzen. Beim Siezen ist die Hemmschwelle zu hoch, um gute Gemeinheiten zu produzieren.

„Sie sind ein abartiges Wesen!" (Schwach, absolut nicht überzeugend!)
„Du bist ein perverses Schwein!" (Viel besser!)

Du solltest auch nicht permanent auf dem Opfer herumhacken, dadurch könnten Mitleidsgefühle (das soll tatsächlich vorkommen, ist aber selten) bei den anderen entstehen. Besser ist es, ab und zu das Opfer um Rat zu fragen und sich bei ihm über andere auszulassen. Das Opfer wird dadurch eingelullt, es ist froh, einen Augenblick lang Ruhe zu haben und wird einen Tag (eine Stunde, eine Minute) später umso härter durch eine unverfrorene Bemerkung von dir frontal getroffen.
Das ist die hohe Kunst des Mobbens!

Ferner darfst du dich ruhig bestechen lassen von dem Opfer. Du kannst von diesem minderwertigen Kroppzeug gerne Süßigkeiten, Bücher, kleine und größere Gefälligkeiten annehmen, natürlich nur wenn kein anderer dabei ist. Falls das Opfer umgekehrt dir in Gesellschaft eine Gefälligkeit anbietet (weil du ihm just gestern das angeboten hast), dann weise dieses unverschämte Ansinnen empört von dir. Das Gesicht des Opfers wird es wert sein.

Feinheiten:
Du solltest nicht zwei Leute auf einmal mobben, es könnte zu Fraktionsbildungen bei den Opfern kommen, und das wollen wir ja nicht. Allerdings ist die Wahrscheinlichkeit der Fraktionsbildung verschwindend gering, denn eines von beiden Opfern wird sich nicht so stark gemobbt fühlen wie das andere, und dieses eine möchte mit dem anderen Loser nichts zu tun haben. Unglück steckt an... Besser ist es, dir nach und nach neue Opfer herauszupicken. Das alte Opfer wird ein enormes Gefühl der Erleichterung verspüren, wenn dein erbarmungsloser Druck nicht mehr auf ihm lastet, es wird dein williges Werkzeug werden, und es wird auf dem neuen Opfer mit Hingabe herumhacken. Tja, so sind die Menschen halt...

Das war natürlich nur eine kleine Einführung in die Hohe Schule des Mobbens. Bald wirst du selber alle Tricks und Kniffe beherrschen. Natürlich sind diese Feinheiten deiner Fantasie überlassen. Du musst nur einen Blick für die Opfer und ihre Empfindlichkeiten haben, denn Mobben ist reine Psychologie. Und wir wollen das Mobben doch auf keinen Fall stümperhaft betreiben, wir wollen dem Opfer nicht nur die reine Kindergartenzeit, die Schulzeit und die Arbeitszeit vermiesen, nein, wir wollen ihm auch die Zeit zwischendurch vermiesen. Es soll immer an uns denken, immer an die Attacken denken, die da noch kommen werden und von denen es sich keinerlei Vorstellung macht. Und auch wenn es sich davon Vorstellungen macht, so werden seine Erwartungen immer übertroffen werden. Natürlich im negativen Sinne.

Also dann, wir wünschen viel Erfolg beim Mobben! <<<<<

--------------------

Berta Elzebupp legte das kleine Büchlein kurz beiseite und musste heftig grinsen. Wieder mal was dazu gelernt...
Sie drehte sich auf ihrem Stuhl herum und rief: "Hey Claudia, Sie abartiges Wesen, kommen Sie doch mal her, ich will mit Ihnen Brüderschaft trinken!" Sie nahm das kleine Büchlein wieder in die Hand, um auch noch das Nachwort zu lesen. Aus den Augenwinkeln heraus sah sie, wie Claudia angedackelt kam.
Leider bemerkte sie nicht, dass Claudia eine dieser portablen Gartenäxte in ihren Händen hielt, sie sah nur noch, wie ein scharfer Schatten auf ihren Schädel zuraste, irgendetwas knackte laut, und dann konnte sie auf einmal gar nichts mehr sehen, geschweige denn denken.

Claudia atmete auf, zu ihren Füßen lag Berta Elzebupp, blutüberströmt und anscheinend ziemlich tot. Auch im Tode hielt sie immer noch das kleine Buch fest.
Claudia bückte sich und nahm es an sich. Nachdenklich wog sie es in ihrer Hand. Dann schlug sie zielsicher die letzte Seite auf und las laut:

NACHSATZ: Für die Opfer.

Leider kann der Verfasser dieses Breviers euch keinen guten Tipp geben außer:
Wenn Ihr dem Mobber in den Hintern kriecht, verlängert das nur Eure Leiden, denn so werdet Ihr ihn NIE los.
Also hört auf damit, bei anderen Leuten Hilfe zu erflehen, denn es wird euch sowieso keiner helfen.
Fangt an, euch zu wehren denn was habt ihr schon groß zu verlieren! Wehrt euch mit allen Mitteln - und diese Mittel bleiben nun EURER Kreativität überlassen...


Anmerkung von Alias:

Ich erwarte keine Kommentare, denn:
Entweder hat eine(r) keine Ahnung, um was es geht.
Oder eine(r) ist Opfer und schämt sich deswegen.
Oder eine(r) ist Täter und hält sich da vornehm raus.
Ist so ähnlich wie bei 'ner Vergewaltigung.

Hinweis: Du kannst diesen Text leider nicht kommentieren, da der Verfasser keine Kommentare von nicht angemeldeten Nutzern erlaubt.

Kommentare zu diesem Text

Agneta (62)
(05.03.15)
Dieser Kommentar ist nur für eingeloggte Benutzer lesbar.

 Alias meinte dazu am 06.03.15:
man kann einiges vom gesellschaftssystem ableiten, da wird verkorkst, was noch nicht verkorkst ist, auch schon im elternhaus. mir ist die menschliche natur rätselhaft, da stimmt vieles nicht. soviel an grausamkeit, die einige ausleben müssen. einfach so. ohne rücksicht. ohne erbarmen. es ist, als ob ein furchtbares unvorstellbares verbrechen begangen wird, jenseits der menschlichen vorstellungskraft - und ein polizist fragt: "wir suchen noch nach dem motiv..." pfff... motiv!
ich bin frustriert.
was ich eigentlich sagen wollte: danke schön für deinen kommentar!
Zur Zeit online:
keinVerlag.de auf Facebook keinVerlag.de auf Twitter keinVerlag.de auf Instagram