fuck autonomy

Glosse zum Thema Zerstörung

von  toltec-head

Ficken statt Sartre, Swingerclub statt Philosophenseminar, diffuses "Houellebecqsches Unbehagen" - als Literatur doch eher alles ein wenig dürftig. So fasst Raddatz in seinen Tagebüchern seine Lektüre des einzig verbleibenden europäischen Schriftstellers von Bedeutung zusammen. Hätte er doch zweimal hingeschaut!

In "Karte und Gebiet" spielte Sexualität kaum eine Rolle, dafür um so mehr eine schweizerische Organisation namens Humanitas, bei der sich Raddatz wie der Vater des Ich-Erzählers bei klarem Bewusstsein, wie es so schön heißt, nun hat umbringen lassen. Er habe sich, so die Zeitungen, zuvor noch stilvoll (sic!) in das Hotel Baur au Lac einquartiert. Am nächsten Tag im Taxi auf dem Weg zu seinen Mördern trug er dann englischen Tweed, Cashmere-Rolli und gelbe Strümpfe, oder wie?

Fuck autonomy - als wenn der Massenmord an 6 Millionen aufgrund der "Mein Bauch gehört mir" Ideologie, der dazu führt, dass ich, wenn überhaupt, nur noch Migranten zum Ficken finde, nicht schon genügte. Nun bringt sich auch noch der einzige Mensch in Deutschland, der zwar kein bedeutender Schriftsteller war, aber, was vielleicht sogar wichtiger ist, mich amüsieren konnte, aufgrund der nicht unähnlichen "in Würde sterben" Ideologie selbst um.

Wenn ein Küng keine Lust hat, sich von polnischen Pflegerinnen den Arsch abputzen zu lassen, gut, O.K., soll er meinetwegen, wie er gelebt hat, autonom und medienwirksam sterben; ein weiteres Buch von ihm wird niemand missen. Dass aber der einzige, der mir auf Deutsch etwas Plaisir bereiten konnte, sich zwar stilvoll gekleidet aber total stillos den Cocktail verabreichen lässt, das nehm ich ihm persönlich übel. Dass ich irgendwann nichts mehr zum Ficken finde, liegt in der Natur der Dinge und sehe ich ein. Aber nichts mehr zum Lesen zu haben, jedenfalls nicht in der Sprache, in der meine Mutter zu mir als kleinem Scheißhaufen bar jeder Autonomie sprach, das ist bitter.

Ach, hätte er doch beizeiten seine Scheiß-Feinheit abgelegt, den englischen Tweed samt Autonomie und Aufklärung an den Nagel gehängt und gegen einen Houellebecqschen Parka eingetauscht. Dann hätte er sich vielleicht noch rechtzeitig der kleinen Stücke Scheiße und dem Urin entsonnen, von denen die aneinandergereihten Fickifick-Geschichten aus einem Swinger-Club kosmologischen Ausmaßes, auch Altes Testament genannt, sprechen. Inter faeces et urinam - dort und nur dort, zeigt sich ob letztendlich jemand Stil hat.

Fritz, du hast versagt! Soll ich jetzt etwa den neuen Roman von Martin Suter lesen? Asche auf dein Haupt.

Möchtest Du einen Kommentar abgeben?
Diesen Text kommentieren

Kommentare zu diesem Text

oK0 (37)
(01.03.15)
Dieser Kommentar ist nur für eingeloggte Benutzer lesbar.
Jack (33)
(04.03.15)
Dieser Kommentar ist nur für eingeloggte Benutzer lesbar.
Möchtest Du einen Kommentar abgeben?
Diesen Text kommentieren
Zur Zeit online:
keinVerlag.de auf Facebook keinVerlag.de auf Twitter keinVerlag.de auf Instagram