in die maserung des tages

Gedicht zum Thema Betrachtung

von  monalisa

zeichnen wir blaupausen
dann und wann
herzaugen und geflügelte lippen –
astknoten malen wir weich
in die transparente stille
über der maserung unseres tages
gleiten stimmen hin
zum abend  –  zur nacht
erzählen noch ungesagtes
verstummen an unerhörtem
und verschweigen den
unendlichen rest

an der maserung des tages
fühlen fingerkuppen noch
jahre später den puls
lesen höhen und tiefen ab
spuren verlorener seiten
vergessener schwüre
vernarbter träume
und mehr

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Kommentare zu diesem Text


 unangepasste (29.12.15)
Wunderschön poetisch. Ich mag dieses Abtasten der Tage wie das Holz eines Baumes - mit all den Jahresringen, Spuren, Astknoten. Besonders gefällt mir die zweite Strophe in ihrem Zusammenhang. Der Puls des Holzes, das Leben darin, das auch Jahre später noch nicht erloschen ist, spricht mich emotional besonders an.

 monalisa meinte dazu am 30.12.15:
Vielen Dank für deinen Kommi und die Empfehlung, es freut mich sehr, dass du den Puls des Lebens spüren konntest.

Liebe Grüße
mona
Sätzer (77)
(29.12.15)
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 monalisa antwortete darauf am 30.12.15:
Auch dir ein herzliches Danke, Uwe, und viele interessante, abwechslungsreich gemasterte Tage.

Liebe Grüße
mona

 Inlines (29.12.15)
Hallo monalisa! Ein guter, stimmungsvoller Text, wobei der 2. Abschnitt mMn deutlich besser ist wie der erste Teil (Worte wie unendlich). Der "Vorgang" ist hier deutlich nachspürbar. Eine schöne, weiche, für manchen Geschmack, vielleicht zu weiche Sprache. Gerne gelesen! FG El B.

 monalisa schrieb daraufhin am 30.12.15:
Ja, ich glaube, du hast ganz Recht, El_Bocón, sowohl was den zweiten Teil betrifft, als auch die 'weiche Sprache'. Ganz verstehe ich nicht, was du mit 'Vorgang' meinst und mit 'Worte wie unendlich' in Klammern verdeutlichen möchtest.
Vielen Dank und liebe Grüße
mona

 Inlines äußerte darauf am 30.12.15:
Hi ML! Mit Vorgang meinte ich, dass man beim Lesen des 2. Teils wirklich das Gefühl hat, als würde man über die einzelnen aufgezählten Teile mit der Fingerkuppe gleiten. Sozusagen jede einzelne Rille oder Furche wahrnehmen, und ihr nachspüren. Und das ist toll.

Worte sind natürlich immer Geschmackssache, und ich kann auch verstehen, warum du dieses "unendlich" verwendet hast, weil es im Zusammenhang mit den vorherstehenden Begriffen gut passt. Was ich meinte ist, dass Unendlichkeit nichts greifbares ist, mit dem man sich leicht identifiziert, was natürlich, wie schon gesagt, auch durchaus an meinem begrenzten Vorstellungsvermögen liegen mag. Das ist eine Kritik auf ziemlich hohem Niveau, die ich äußere, weil ich vermute, dass sich ein Autor solche Hinweise wünscht, die aber je nach Belieben und Geschmackssache natürlich auch außer acht gelassen werden kann. No offence. FG El B.

 monalisa ergänzte dazu am 30.12.15:
Ich nehme Kritik 'auf zeimlich hohem Niveau' sehr gern an und ernst auch auf nicht so hohem Niveau ! danke, dass du dich erneut gemeldet hast, jetzt verstehe ich, denke ich wenigstens, deutlich besser.
'unendlich'
Eigentlich sind auch 'ungesagtes' und 'unerhörtes' nicht direkt vorstellbar, sondern erst über die Verneinung von Gesagtem und Erhörtem. So sehe ich auch in diesem 'unendlich' ein Auflösen der Schranke am Ende der Endlichkeit. Verdeutlichen wollte ich, dass dieser Rest gar kein Rest ist, sondern uns vielmehr nur ein Bruchteil des Möglichen zugänglich oder auch nur vorstellbar ist. Würde dir hier etwas wie grenzenlos oder maßlos oder übermäßig ... mehr (zu)sagen?
Auch denke ich, dass dieses 'und mehr' am Ende genauso unvorstellbar ist und ein Pendant zum unendlichen Rest darstellt.
Was meinst du?

Je länger ich überlege, trage ich mich jetzt auch mit dem Gedanken, auf den ganzen ersten Teil zu verzichten. Ich bin natürlich über den ersten zum zweiten gelangt (als Schreibende), aber möglicherweise genügt der LeserIn dieser zweite Abschnitt und kann für sich stehen?

Danke nochmal für deine Geduld und dein freundliches Eingehen auf meine Rückfragen.
Liebe Grüße
mona

 HarryStraight (29.12.15)
Schöne Idee, sehr feinfühlig geschrieben. Ja, die verlorenen Seiten...und mehr!

 monalisa meinte dazu am 30.12.15:
Dankeschön für 's feine Loben :),
liebe Grüße
mona

 EkkehartMittelberg (29.12.15)
Liebe Mona,
wer das gelesen hat, weiß, was geschieht, wenn er sich in die Maserung des Tages einträgt.
Ich wünschte mir, dieses bezaubernde Gedicht würde zum Motto für Einträge voller Poesie.
Liebe Grüße
Ekki

 monalisa meinte dazu am 30.12.15:
'... Motto für Einträge voller Poesie' - das wünschte ich mir auch, lieber Ekki. Herzlichen Dank für deine Wortmeldung und Empfehlung.

Liebe Grüße
mona
Gerhard-W. (78)
(29.12.15)
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 monalisa meinte dazu am 30.12.15:
Freut mich, lieber Gerhard, wenn 's gefällt.
Dankeschön und liebe Grüße
mona
Festil (59)
(26.01.16)
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 monalisa meinte dazu am 26.01.16:
Lieber Festil, danke für das große Lob und die beiden Sternchen.
Ja, ich bastle meistens länger an einem Gedicht, von der Grundidee bis zur 'Reife' können manchmal Monate vergehen und bevor ich einen Text hier poste, lass ich ihn immer ein wenig liegen, um zu sehen, ob 's nich nur eine Eintagsfliege ist.

Liebe Grüße
mona

 tueichler (26.01.16)
mit Respekt, es liest sich ein wenig wie W-M, aber eben nicht ganz. Mir gefällt Dein Gedicht, ich würde mir aber wünschen, es wäre dichter, besonders im zwoten Vers. Vielleicht bräuchte es diesen auch nicht😳

Viele Grüsse,
Tom
(Kommentar korrigiert am 26.01.2016)

 tueichler meinte dazu am 26.01.16:
Zur Korrektur möchte ich einwenden, nicht der ganze zwote Teil, sondern wahlweise einige Zeilen sind zu viel. Mich berührt das Bild, wird mir aber zu sehr erklärt.

ok, persönliche Meinung, persönliches Bild

.....

 monalisa meinte dazu am 26.01.16:
Hallo Tueichler,
meinst du, es ist stilistisch an W-M angelehnt, oder gibts da ein konkretes Gedicht, das Parallelen aufweist?

Ich muss gerade ein wenig schmunzeln, es gab schon Stimmen, die gern den ersten Abschnitt weggekürzt oder verkürzt hätten . So gehen halt die Meinungen auseinander.
Was konkret, denkst du, könnte/sollte ich hier weglassen?
an der maserung des tages
fühlen fingerkuppen noch
jahre später den puls
lesen höhen und tiefen ab
spuren verlorener seiten
vergessener schwüre
vernarbter träume
und mehr

Die Höhen und Tiefen (?), die verlorenen Seiten (?), die Schwüre (?) ... Träume (?). Wenn ich da eins oder zwei rausnehme, kommt es mir nicht mehr rund vor. Ganz weglassen? Wie würdest du das lösen?

Vielen Dank fürs Gedankenmachen und dein Feedback!
Liebe Grüße
mona

 tueichler meinte dazu am 26.01.16:
Also gut, vielleicht würde ich "vergessener schwüre
vernarbter träume" lieber weglassen, das trägt dick auf. Aber das ist ja Ansichtskarte.

T.

 monalisa meinte dazu am 26.01.16:
Meinst du so?
an der maserung des tages
fühlen fingerkuppen noch
jahre später den puls
lesen höhen und tiefen ab
spuren verlorener seiten
und mehr
Gerade auf die vernarbten Träume mag ich auf keinen Fall verzichten.
Wie ist das mit Nähe zu W-M? Kannst du mir da auf die Sprünge helfen?

Danke nochmal, lg mona
(Antwort korrigiert am 26.01.2016)

 tueichler meinte dazu am 26.01.16:
Genauer kann ich das leider nicht sagen, das war mehr so ein Gefühl beim ersten Lesen.

T.
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