Kaspar, zwischen Alltag, Leben und Smartphone

Bild zum Thema Momente

von  Fuchsiberlin

Unrasiert, mit einem Fünfeinhalb-Tage-Bart, kauft Kaspar frühmorgens Brötchen beim Bäcker. Was ein anderer denken könnte, ist ihm in diesem Augenblick egal. Irgendjemand denkt so oder so genau das, was er denken will. Das Äußere ist nur Hülle, doch unter der Hülle im Körper, da toben für viele Menschen die entscheidenden Kämpfe. Gesundheit bedeutet auch Glück. Doch weiß dies jeder Gesunde auch wertzuschätzen, oder erst dann, wenn er erkrankte?

Zuhause angekommen, starrt er minutenlang auf die schwarze Mattscheibe des Fernsehers im Off-Modus. Er wendet sich ab vom schlafenden TV. Das Leben ist kein TV und die Mattscheibe lebt nicht.

Kaspar nimmt nun seine tägliche Dosis Medikamente zu sich. Ob verordnete Medikamente jedem Menschen auf dieser Welt immer helfen? Wer weiß dies schon immer vorher so genau. Ärzte können oft nur Prognosen stellen, Wissen folgt manchmal erst später.

Er geht zum Spiegel. Schaut in das stumme Echo seines Wesens hinein. Blass, mit schimmernden Ringen um den Augen. Ringe sollen verbinden, doch diese wirken trennend. Kaspar schaltet sein Handy ab. Verschließt die Tür. Isoliert sich nach außen hin. "Wer nimmt noch so einiges um sich herum wahr, in einer Gesellschaft, in der manche mehr auf ihr Handy achten als auf ihre Umgebung?" Eine stille Frage, die Kaspar seinem Spiegelbild stellt. Smartphones bedeuten leider heutzutage manch einem mehr, als ein face-to-face-Gespräch, ohne dabei vom handy abgelenkt zu sein.

Auf dem Tisch wartet eine Entspannung vorgaukelnde Zigarettenpackung mitsamt Inhalt auf ihren Einsatz. Kaspar zündet sich eine Zigarette an. Schaut aus dem Fenster, während der Zigarettenqualm das Weite sucht. Er fragt sich, welches Leben sich hinter den Menschen, die er sieht, verbirgt.

Die Brötchen blieben auf dem Tisch. Unberührt.
Sie dürfen „leben“.
Welch ein abstrakter und irrwitziger Gedanke.
Es gibt viele Kaspar in dieser Welt.

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Kommentare zu diesem Text

Sätzer (77)
(21.08.16)
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 Fuchsiberlin meinte dazu am 21.08.16:
Freut mich, ich danke Dir :)
LG Fuchsi

 JohndeGraph (21.08.16)
Ein schöner Text um das eigene Verhalten mal wieder zu überdenken. Gegenüber sich selbst und gegenüber seinen Mitmenschen. Deshalb finde ich ihn gut.

Grüße J.d.G.

 Fuchsiberlin antwortete darauf am 21.08.16:
Danke John. Ja, da bin ich ganz Deiner Meinung: Von Zeit zu Zeit ist es nicht verkehrt, sein eigenes Verhalten gegenüber sich selbst und seiner Umwelt zu reflektieren, zu überdenken.
LG Fuchsi
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