Wehemir und Zerfahrenheit Ohnmacht und Befreiung.

Erzählung zum Thema Abenteuer

von  franky

Baxl und Buxl waren wieder von der Fenstersimse herunter gestiegen. Da kam Buxl in den Sinn: „Desiree muss ja noch in ihrer Kammer schlafen!“ Als er in der Küche bei dem am Boden kauernden Bexl vorbei kam, stellte er mit Schrecken fest, dass das am Feuer kochende Pech wild über den Rand des Topfes blubberte und sich ins offene Feuer ergoss. Den kochenden Topf vom Feuer zu bekommen, scheiterte an der übergroßen Hitze und an den Flammen, die aus dem offenen Feuer wie glühende Schwerter zur Küchendecke empor schossen.

Wehemir und Weheline wurden brutal von den wilden Gestalten zu Boden gestoßen. Ihnen wurden wieder Hand- und Fußfesseln angelegt.

Aus dem mit Efeu und Lianen verwachsenem Urwald vernahm man ein dumpfes Brummen und Schnauben. Die wilden Männer griffen erschrocken nach ihren Speeren und spähten alle angestrengt in dieselbe Richtung, von der aus diese seltsamen Geräusche auf die kleine Waldlichtung zukamen. Ein mächtiges Tier, ein Bär an die zwei Meter groß, anscheinend der Anführer der fünf Bären, ging zielstrebig zum ersten Mann und schlug ihm mit der Pranke auf den Kopf, sodass ihm der Speer aus der Hand glitt, Blut aus Mund und Nase quoll, er tot zu Boden sank. Die andern Vier mischten sich kampfeslustig unter die wilden Räuber, schlugen kräftig auf die Köpfe und Leiber der Männer ein. In kurzer Zeit hatten sie fünf der Räuber zu Boden gestreckt.
Die übrigen rannten entsetzt und kopflos den Pfad zurück, den sie vor Stunden gekommen waren.

Baxl, Bexl, Bixl, Boxl und Buxl standen nun hoffnungslos dem starken Rauch ausgesetzt hustend und keuchend an dem verrammelten Tor, welches sie vor Stunden doch selber verbarrikadiert hatten.
Baxl kam nun wieder in den Sinn, dass er doch vorhin zu Desiree schauen wollte. Jetzt musste er sie unbedingt rasch aus ihrem Bett holen. „Ihr dürft aber auf keinen Fall irgendwo anders hingehen! Das müsst ihr mir fest versprechen“, mahnte er seine Brüder.
Der Weg von Baxl führte an der Küche vorbei, wo das Pech wie eine riesige Fackel am Herd loderte. Die enorme Hitze, die aus der Küche strömte, brannte Baxl auf der nackten Haut. Er hatte sein Oberkleid ausgezogen und über Gesicht und Haare gebunden. Fast blind tastete er sich durch den Gang bis zur Kammer, in der Desiree schlief. Baxl spürte eine starke Nervosität in seiner Brust, nähert sich vorsichtig, um Desiree nicht zu erschrecken. Heftiges Husten und Weinen von der verzweifelten kleinen Desiree drang an seine Ohren. „Wo sind Mutter und Vater?“, fragte die aufgeregte kleine Schwester.
“Vater sucht verschwundene Mutter im Wald, wird aber bald zurückkommen.“ Baxl versuchte möglichst ruhig zu wirken, um die Schwester nicht zusätzlich zu verunsichern.
„Ich wickle dich nun in deine Schlafdecke und trage dich bis zum Eingangstor.“
Ein ohrenbetäubender Knall drang aus der Küche. Brennendes Pech flog auf den Gang, sodass den Beiden der Rückweg versperrt war.
Der Suppentopf mit dem kochendem Pech hatte der ständigen großen Hitze nicht länger standgehalten, explodierte mit fürchterlichem Krach und den schrecklichen Folgen.
Baxl lehnte an der Mauer und konnte ein leises, heimliches Weinen nicht unterdrücken. Desiree in seinen Armen fragte: „Lieber Baxl warum gehst du nicht weiter?“
Baxl drückte seine kleine Schwester fest an sich und flüstert mit weinerlicher Stimme: „Es wird alles gut.“ „Wir finden einen Weg.“ Apropo Weg!
Vater war doch vor ein paar Stunden durch eine kleine Seitentür ins Freie gelangt, aber wo befand sich diese Türe?

Wehemir und Weheline lagen noch wortlos am Waldboden bis sicher keine Männer und Bären mehr in der Nähe waren. Die fünf kampfesfreudigen Bären waren erst noch den Männern gefolgt, hatten aber dann anscheinend den Spaß an der Sache verloren. Stapften dann einmütig durchs Dickicht davon.
Nicht weit weg von Weheline lag einer der toten Kämpfer am Boden. Wehemir dreht sich mit den Händen am Rücken gefesselt zur Seite, versuchte mit Schlangenbewegungen des Körpers sich dem Mann zu nähern, vielleicht trug der irgend ein scharfes oder spitzes Messer an seiner Kleidung. Es dauerte mühsame Minuten, bis er nur ein kleines Stück näher kam. Auch Weheline versuchte in gleicher Weise sich dem Mann zu nähern. Sie hatte bald einen leichten Vorsprung auf Wehemir. Wehemir sagte zu Weheline: „Warte, ich lege mich mit dem Rücken an deinen Rücken und versuche mit meinen Fingern deine Fesseln zu lösen.“
„Ja wenn das gelingt, wäre das eine gute Sache.“

Mit zitternden Knien begann Baxl mit Desiree in den Armen einige Stufen nach unten zu steigen. Mit jedem Tritt nach unten wurde der Rauch weniger, die Luft freier zum Atmen.
Noch einige Stufen tiefer, dann gelangten sie in ein dunkles Gewölbe. Große Weinfässer standen säuberlich aufgereiht an der Wand.
Aber wo gab es da eine Möglichkeit nach außen zu kommen?
Suchend ging Baxl das ganze große Gewölbe ab, konnte jedoch nirgends einen Ausstieg erkennen. Mit seinen Händen fuhr er die Wände entlang bis er einen wackeligen Stein an der Wand entdeckte. Der Stein ließ sich mit einigen starken Handgriffen herauslösen, es öffnete sich sogar eine Türe.“Wir sind gerettet!“ rief er zu Desiree, die auf einem Weinfass sitzend auf ihn wartete.

Wehemir versucht nun mit seinen kräftigen Fingern die Handfessel von Weheline zu öffnen. „Das ist ein ganz kniffliger Knoten, den man da dir an deine Hände geknüpft hat.“
Mit viel Geduld und Ausdauer kann Wehemir die Fessel von Weheline schließlich öffnen. Weheline ihrerseits stützt sich nun auf ihre befreiten Hände und richtet sich auf. Sofort macht sie sich an das Öffnen von Wehemirs Handfesseln. Als auch Wehemir seine Hände wieder frei bewegen kann, umarmt er glücklich seine Weheline.
“Ich liebe dich, meine wunderschöne, mutige Frau!“ Auch die Fußfesseln wurden rasch abgenommen, beide machten sich sofort auf den Weg nach Hause. Am Waldrand angekommen schlugen Wehemir und Weheline entsetzt die Hände vors Gesicht, als sie ihre Burg von Rauchschwaden umgeben erblickten. Ohne Zögern rannten sie in Richtung Burg.

Desiree und Baxl sahen ihre Mutter und ihren Vater, wie diese eilig zur Burg strebten. Sie rannten, flogen richtig vor Angst davor, was sie Schlimmes erwarten würde.
Baxl winkte mit seinem verrußten Oberkleid, auch Desiree winkte mit beiden Händen ihren Eltern zu.
Gänzlich ausgepumpt und verschwitzt trafen Weheline und Wehemir an der Burg ein. Baxl erzählte in kurzen Worten, was sich zugetragen hatte.
Weheline und Wehemir umarmten Desiree und Baxl: „Hoffentlich können wir eure Brüder aus der selbst gestellten Falle unbeschadet retten!“

© by F. J. Puschnik

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Kommentare zu diesem Text

Hilde (62)
(06.05.17)
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