Rolling Stones.

Erzählung zum Thema Abenteuer

von  franky

Im Winter 64 - 65 spielten wir in der Taverne im Hotel Post in Leermoos in Außerfern in Tirol. Da besuchten uns zwei blutjunge Musiker, Mike Jagger und sein Drummer Charlie Watts. Die Rolling Stones waren uns schon ein Begriff, aber nicht, dass es in uns ein Lampenfieber ausgelöst hätte. Die zwei Mitglieder der Rolling Stones saßen friedlich an der Bar und tranken einen Whisky. Die Zwei waren auf der Durchreise nach Deutschland. 
In einer Pause kam Mike Jagger auf uns zu und fragte, ob Charlie Watts nicht ein Schlagzeugsolo mit uns spielen dürfe?
Ich fragte Mike Jagger, ob er nicht auch mit uns singen wolle? 
Er gab vor, an einer Angina zu leiden und deshalb nicht singen könne.
Als ich unseren Schlagzeuger Fritz mit langem Zureden so weit brachte, seinen Platz mit Charlie zu tauschen, nahm Mike Jagger das Mikrofon zur Hand und kündigte mit überschwänglichen Worten an, Dass sein Drummer Charlie Watts nun ein Schlagzeugsolo zu Gehör bringen wird. 
Ich stimmte einen Blues an und ließ dann Watts drauf los hämmern.
Mit Staunen stellte ich fest, „Das ist gar kein over-Drummer!“ nur ein normaler durchschnitt. 
Das wurde mir von Minute zu Minute immer klarer.
Nach etwa zehn Minuten versuchte ich einen sechzehntakt Chorus mit Finale zu spielen, um anzudeuten dass es genug sei des wilden Herumhämmerns. Mein unterschwelliges Bitten fand jedoch bei Watts kein Gehör.
Dazu kam, dass Fritz selbstgebastelte Sticks verwendete, die sich bei der Spielweise von Watts in kurzer Zeit in Holzspäne verwandelten. Nichts desto Trotz trommelte Charlie
Unverdrossen weiter. Das hatte zur Folge, dass diese Spieße sich durch die Trommelfälle bohrten und nach einer viertel Stunde nur mehr Schlagstöcke-Stümpfe vorhanden waren.
Charlie Watts hatte bei den Stones bestimmt Sticks aus Eisen in Verwendung.
An den Fellen der Bongos zeigten sich lange Risse, hatten keine Spannung mehr, hingen total schlaff durch.
Als wir dann doch gemeinsam nach etwa 20 Minuten zu einem Ende fanden, war ich heil froh und ziemlich geschlaucht. Die Besucher in der Taverne konnten dem wilden Gepolter auch nichts Ersprießliches abgewinnen.
Fritz war stock sauer, weil er nun mit dem schwer ramponierten Schlagzeug die halbe Nacht weiterspielen musste.

Nach Feierabend stellte Fritz eine Rechnung der beschädigten Schlagzeugteile auf, die er dann in der Resektion des Hotels Post abgab. Sie sollen bei Abreise der Herren die Sachen in Rechnung stellen.
Wir saßen um zwölf Uhr beim Mittagessen in der Taverne, da schlichen Mike Jagger und Charlie Watts um die Ecke und behaupteten kleinlaut, dass die Rechnung überzogen sei und sie nicht gewillt seien etwas zu zahlen.
Fritz regte sich wieder maßlos auf, weil das eine Frechheit sei, den angerichteten Schaden nicht restlos zu begleichen. Wir einigten uns dann, dass Carl Watson nur die Felle von den zerschlagenen Bongos zu ersetzen hätte. 
Fritz setzte sich wieder zu uns an den Tisch, der Hunger war ihm jedoch leidlich vergangen.
Im Inneren wurmte das unsern Fritz dermaßen, dass er im Vorbeigehen den Aufkleber: „Rolling Stones“ von dem vor dem Hotel geparkten Hillman herunterriss und schadenfroh zerknüllte. Mit Fritz war in solchen Sachen nicht gut Kirschenessen.


Anmerkung von franky:

Das hat sich Ehrenwort so zugetragen.

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Kommentare zu diesem Text

Sätzer (77)
(17.07.20)
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 LotharAtzert (17.07.20)
Charly Watts heißt der Mann (- ein Zwilling, ich will's mir jetzt nicht mit einem Zwölftel der Menschheit verderben ...), lst aber trotzdem eine wunderschöne Geschichte, lieber franky.

LG
Lothar

 Graeculus meinte dazu am 17.07.20:
Muß ich Lothar zustimmen: Charlie Watts heißt der Mann, trommelt bis heute bei den Stones.

Aber die Hauptsache: Ist das tatsächlich so passiert? Eine tolle Geschichte!

 FrankReich antwortete darauf am 17.07.20:
Das dürfte passen und Watts ist tatsächlich kein sonderlich begnadeter Drummer, die Band zuvor verließ er, weil er dort überfordert war, allerdings listete ihn der 'Rolling Stone' als zwölftbesten Drummer aller Zeiten. 🤔

 LotharAtzert schrieb daraufhin am 17.07.20:
Interessant. Und auf welchem Platz steht (bzw. stand, er ist ja verstorben) Ginger Baker?

 FrankReich äußerte darauf am 17.07.20:
Auf dem 3.

 LotharAtzert ergänzte dazu am 17.07.20:
Danke.

 FRP (17.07.20)
1962 waren die Rolling Stones ein Embryo, der noch im Finden begriffen war, und Mick und Brian und Keith lebten in der Edith Grove 102 in Chelsea, während Charlie (der in seinem ganzen Leben nie auch nur ein Schlagzeugsolo gespielt hat) noch brav als Werbegraphiker arbeitete, und für den das Trommeln ein Wochenend-Hobby war, bis er 1963 zu den Stones stieß. In Deutschland waren sie zum ersten Mal 1965 während der Bravo-Blitz-Tournee. Trotzdem hat mit der Text gefallen.
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