Wir gehen fort

Gedicht zum Thema Zuversicht

von  GastIltis

Wenn erst im Wald nur Sein und Haben stehen,
vergeht den Bäumen, ach, ihr mildes Wehen.

Wenn auch die Wiesenblumen nicht mehr sprießen,
die Bäche träg und widerstrebend fließen,

dann werden uns die Träume bald verlassen,
die Freunde fremd uns sein und Fremdes hassen.

Die Welt wird sich die Schönheit abgewöhnen,
zu lieben und zu sein wird man verhöhnen.

Gefühle werden das, was man verschwendet.
Das Dasein zeigt verächtlich, wie es endet,

die Erde wird uns schwer sein. Unerträglich.
Wir gehen fort. Ab morgen. Kläglich täglich.


Anmerkung von GastIltis:

Empfohlen von: EkkehartMittelberg, franky, Sätzer, Sanchina, TassoTuwas, tulpenrot, tueichler, wa Bash.     
Lieblingstext von: tueichler.
Vielen Dank!

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Kommentare zu diesem Text


 tulpenrot (19.07.17)
Lieber GIltis,

ein traurig machender Text - ein Abschiednehmen von den schönen, auch romantischen Seiten des Lebens.
Die knappe Darstellung in Zweizeilern gibt den Inhalt pointiert wieder.
Darunter gefallen mir besonders Passagen wie die der widerstrebend fließenden Bäche; die Welt, die sich die Schönheit abgewöhnt; das Dasein, das verächtlich das Ende zeigt; und vor allem die beiden Schlusszeilen.

Ein wenig stolpere ich über die Grammatik in der zweiten Zeile der 3. Strophe:
die Freunde fremd uns sein und Fremdes hassen.

Ein inhaltlicher Widerspruch fällt mir auf zwischen der 1. Zeile und der 8. Zeile.
Wenn erst im Wald nur Sein und Haben stehen,
zu lieben und zu sein wird man verhöhnen.

Sind die sich dreimal wiederholenden Satzkonstruktionen absichtlich so, also gewollt?

dann werden uns die Träume bald verlassen,
die Freunde fremd uns sein und Fremdes hassen.

Die Welt wird sich die Schönheit abgewöhnen,
zu lieben und zu sein wird man verhöhnen.

-.-

die Erde wird uns schwer sein. Unerträglich.
Wir gehen fort. Ab morgen. Kläglich täglich.

Wir gehen fort, nicht heute, aber spätestens morgen - wir kneifen? oder haben keine andere Wahl? - und beweisen damit unser klägliches Versagen.
Der LyrBeobachter besingt dies mit bitterer Ironie.

LG und einen schönen Tag
Angelika
Graeculus (69) meinte dazu am 19.07.17:
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 tulpenrot antwortete darauf am 19.07.17:
O ja, natürlich! So stimmt’s! Ich war heute morgen wohl doch noch nicht richtig wach.
P.S. Und ich sollte am besten doch bei meinem Vorhaben bleiben, keine Textarbeit mehr zu machen.
(Antwort korrigiert am 19.07.2017)

 GastIltis schrieb daraufhin am 23.07.17:
Liebe Angelika, dein Postskriptum nehme ich gar nicht zur Kenntnis. Textarbeit muss nicht absolut ins Schwarze treffen; sie ist für alle, in diesem Fall besonders für den Autor, von entscheidender Bedeutung. Warum? Weil es darum geht, sich eindeutiger, klarer, präziser auszudrücken und Missverständnisse von vornherein auszuschließen. Mir sind in dem Gedicht einige unterlaufen. Ein gravierendes z.B. schon in der ersten Zeile. Statt des Titels Soll und Haben, das Buch war ein Geschenk mit Widmung meines Großvaters an meinen Vater zum Weihnachtsfest 1918 (wahrscheinlich das einzige Zeugnis, das ich von meinem Großvater besitze), schrieb ich Sein und Haben. Übrigens eine kurzfristige Änderung, bevor ich den Text ins Netz gestellt habe. Dazu hatte ich weitere Korrekturen vorgenommen, die ich leider nicht mehr nachvollziehen kann, da ich entgegen meiner sonstigen Gewohnheiten das handgeschriebene Manuskript schon entsorgt habe. Kurz: ich hatte mir zu wenig Zeit genommen und darüber bist du, feinfühlig wie ich dich kenne, gestolpert. Sieh es bitte wie Tasso mit dem Fokus auf das Thema Zuversicht.
Das macht es leichter. Danke und liebe Grüße von Giltis.
Hallo Graeculus, danke für deine Unterstützung. Es ist schön, jemand zu haben, der sich kümmert. LG G.

 TassoTuwas (19.07.17)
Lieber Giltis,
ich schätze dich sehr als kritischen Beobachter und ironischen Schilderer des Zeitgeistes und seiner Menschen.
Dieses Gedicht kommt sehr ernst daher, doch bevor ich in sentimentaler Zustimmung versinke, fällt mein Blick auf das Thema und ich atme tief durch und auf!
Du bleibst deiner Mission treu
Herzliche Grüße
TT

 GastIltis äußerte darauf am 23.07.17:
Lieber Tasso, danke für deinen wunderbaren Kommentar. Er hat mich sehr gefreut. Viele herzliche Grüße gehen an dich zurück. Giltis.

 EkkehartMittelberg (19.07.17)
Wir solten den romantisierenden Blick nicht verlieren. Die Wirklichkeit ist das, wofür wir sie halten.
LG
Ekki

 GastIltis ergänzte dazu am 23.07.17:
Hallo Ekki, natürlich ist das eine Schwachstelle von mir! Und die hast du genau erkannt. Wer, wenn nicht du? Danke dafür. Liebe Grüße von Giltis.

 Didi.Costaire (19.07.17)
Ich hör die Ärsche an der Börse geigen,
weil ihre Kurse ganz erklecklich steigen.

Nichtsdestotrotz ein gutes Gedicht!

Liebe Grüße, Dirk

 GastIltis meinte dazu am 23.07.17:
Ja Dirk, und das ist kaum überspitzt. Aber noch deutlicher, und dann will es ohnehin niemand mehr verstehen! Die kV-Leserschaft natürlich ausgenommen.
Danke + LG von Giltis.
Gerhard-W. (78)
(19.07.17)
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 GastIltis meinte dazu am 23.07.17:
Lieber Gerhard, wenn du meine Antwort an tulpenrot gelesen hast, wirst du erkennen, dass meinen Zeilen einige Unzulänglichkeiten, nicht inhaltlich, sondern formell, anhaften. Dass die Bandbreite von Gustav Freytag bis zu Erich Fromm reicht, ist sehr erstaunlich. Widersprüchlich hingegen weniger. Für die Grüße und deinen Kommentar danke ich dir sehr herzlich. Giltis.
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